Abbau von Bahnstrecken in Rheinland-Pfalz?

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Horst Heinrich
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Abbau von Bahnstrecken in Rheinland-Pfalz?

Beitrag von Horst Heinrich »

Der Kampf um Bundesmittel für den Regionalverkehr geht weiter.
Zum ersten Mal seit Jahren nimmt der rheinland-pfälzische Infrastrukturminister dabei auch wieder das Wort "Streckenabbau" in den Mund.
http://www.volksfreund.de/nachrichten/r ... 26,3951312
Rheinland-Pfalz ist aus vielen Gründen ein schienenverkehrsmäßig schwieriges Bundesland.
Zwar besitzt es Strecken mit guter Auslastung -vor allem die Verbindungen zwischen den Regionen Mainz-Koblenz-Trier-Kaiserslautern und Ludwigshafen, dazwischen gibt es aber viele strukturschwache Regionen, in denen Schienenstrecken chronisch defizitär sind.
Man muß sich mehr denn je die Frage stellen:
Ist SPNV eine Aufgabe der Daseinsvorsorge, ergo eine Verpflichtung des Staates zur Bereitstellung annähernd gleicher Existenzbedingungen im Land oder betrachtet man Bahnen und Busse vorwiegend mit ökonomischen Maßstäben?
Entscheidet man sich in Sachen ÖPNV für letzteres, haben angesichts Bevölkerungsrückgang, zurückgehender Kaufkraft, Überalterung und Konzentration der Erwerbsmöglichkeiten auf Mittel- und Oberzentren viele Regionen unseres Landes nahverkehrsmäßig verloren und ich prophezeihe für zahlreiche Schienenstrecken, auf denen jetzt noch Personenverkehr betrieben wird, in absehbarer Zeit Angebotsreduzierungen (2-Stunden-Takt statt Stundentakt, Ausweitung der Nachtruhe usw.) bis hin zu Stillegungen.
Schon jetzt verzeichnen wir bei einigen Strecken in den Zeiten zwischen 9 und 12, 14 bis 17 und ab 19 Uhr leere Züge und fast leere Busse.
Unsere Gesellschaft verändert sich zudem.
Die vielbeschworene Solidargemeinschaft bröckelt an allen Ecken, mehr denn je wird die Frage nach dem persönlichen Nutzen staatlicher Investitionen gestellt, auch in puncto Schienenverkehr.
Das Nachsehen habe dann Menschen und Regionen, deren ökonomische Gesamtbilanz schlecht ausfällt, ihnen wird man zunehmend die Berechtigung absprechen, Umverteilungsmittel zu begehren.
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
jojo54
Präsident der Deutschen Bundesbahn B11
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Registriert: Di 7. Aug 2012, 20:30

Re: Abbau von Bahnstrecken in Rheinland-Pfalz?

Beitrag von jojo54 »

Hallo !

Der Beitrag im TV ist nichts neues und sehr vage.

Bereits vor ca. drei Wochen wurde im SWR-3-Fernsehen, Landesschau RLP, über diesen Sachverhalt berichtet, ohne konkrete Angaben hierzu zu machen.

Ein wirkliches Urteil zur Auslastung der Züge oder anderer öffentlicher Verkehrsmittel auf bestimmten Verbindungen sollte man nur dann machen, wenn man diese auch nutzt. Alles andere ist Spekulation.

MfG
jojo54
Horst Heinrich
Oberrat A14
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Re: Abbau von Bahnstrecken in Rheinland-Pfalz?

Beitrag von Horst Heinrich »

jojo54 hat geschrieben:Ein wirkliches Urteil zur Auslastung der Züge oder anderer öffentlicher Verkehrsmittel auf bestimmten Verbindungen sollte man nur dann machen, wenn man diese auch nutzt. Alles andere ist Spekulation.

MfG
jojo54
Ich kenne zahlreiche rheinland-pfälzische Bahn- und Busstrecken aus eigenem Erleben und natürlich auch durch die Kommunikation mit Verkehrsunternehmen und ihrem Personal.
Mir fallen auf Anhieb ein Dutzend schwach ausgelastete Schienen- und noch mehr Busstrecken ein, auf denen ein höchst defizitärer Betrieb stattfindet und bei denen ohne gravierende steuerfinanzierte Zuwendungen -nichts anderes ist ja der "bestellte" ÖPNV- schon längst jeder Betreiber pleite gegangen wäre.
Man darf sich in Eifel, Hunsrück, Westerwald und Pfalz nichts vormachen:
Hier gibt es Regionen, in denen auch nicht annähernd eine Kostendeckung erzielbar wäre.
Es ist nun an dieser Gesellschaft, zu erklären, was ihr umweltfreundlicher ÖPNV und eine flächendeckende Grundversorgung der Bevölkerung wert ist.
Zu verdienen gibt es hier nichts - oft kommen nicht mal die Trassen- und Stationspreise durch Einnahmen herein!
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
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