Ausbesserungswerk Trier-West: Abriss der Lokrichthalle
Verfasst: Sa 6. Feb 2021, 17:31
Der "Trierischer Volksfreund" berichtet am 06.02.2021 wie folgt:
"Bahnausbesserungswerk Trier-West: Die Lokrichthalle darf abgerissen werden
Trier-West. Die ehemalige Lokrichthalle des Bahnausbesserungswerks in Trier-West stand bislang unter Denkmalschutz. Jetzt darf sie abgerissen werden. Die Denkmalschutzbehörde hat dem neuen Investor die Genehmigung erteilt.
Es war das größte Baudenkmal in Trier. Nun wird die riesige ehemalige Lokrichthalle auf dem Gelände des Bahnausbesserungswerks abgerissen, zumindest der Großteil davon. Nach Angaben des Presseamts der Stadt hat die zuständige Untere Denkmalschutzbehörde dem neuen Besitzer die denkmalschutzrechtliche Genehmigung zum Rückbau des Gebäudes erteilt. Das Gebäude ist seit Monaten wegen akuter Einsturzgefahr gesperrt.
Überraschend kommt diese Entscheidung nicht. Denn ein von der luxemburgischen Investorengruppe von Antoine Feidt und seinen Partnern Steeve Simonetti und Maxime D’Hond in Auftrag gegebenes Gutachten hatte ergeben, dass sich die alte Lokrichthalle in einem desolaten Zustand befindet und nicht komplett erhalten werden kann. Dach und große Teile der Mauern sind derart kaputt, dass sie nicht mehr saniert werden können. Der Investor hatte daraufhin im Dezember 2020 einen Antrag auf denkmalschutzrechtliche Genehmigung zum Rückbau der Halle gestellt.
INFO - Chronologie des Ausbesserungswerks
In den 1950er Jahren arbeiten rund 1500 Menschen im Eisenbahn-Ausbesserungswerk in Trier-West.
1986 schließt die Bahn das Werk.
2003 kauft der Eifeler Bauunternehmer Erland Knaf das Areal.
Im Februar 2010 legt die Stadt einen Masterplan mit verbindlichen städtebaulichen Vorgaben vor.
2010 gründen Knaf und EGP die Grundstücksgesellschaft Trier-West. Ziel: Das Gesamtareal innerhalb von acht Jahren entwickeln.
Im Dezember 2018 werden die Verträge neu aufgelegt.
Im September 2020 übernehmen der Unternehmer Antoine Feidt und seine Partner mit der TW Projekt Bau und Management GmbH das Areal.
Nach Rücksprache mit der Landesdenkmalpflege ist diesem Antrag jetzt stattgegeben worden. Um Gefahrensituationen zu vermeiden, müssen die Rückbauarbeiten nach Angaben des städtischen Presseamts umgehend erfolgen und können bereits am 8. Februar beginnen.
Antoine Feidt und seine Partner hatten das Gelände im vergangenen Jahr erworben, um dort bis zu 700 Eigentums- und Mietwohnungen zu errichten. Im bislang einzigen Pressegespräch zu dem Projekt hatte er betont, zumindest einen Teil der 12.000 Quadratmeter großen Halle erhalten zu wollen. Vor allem die Giebelwände könnten demnach gerettet werden. Beim ehemaligen Eisenbahnausbesserungswerk Trier handelt es sich um ein geschütztes Kulturdenkmal. Es darf nach dem Denkmalschutzgesetz nur mit einer Genehmigung abgerissen werden.
„Es ist bedauerlich, dass dieses markante Denkmal der Industriegeschichte Triers nicht in Gänze erhalten werden kann“, sagte Baudezernent Andreas Ludwig, „sehr viele Trierer haben hier bis in die 80er Jahre gearbeitet und Lokomotiven und Waggons aus dem ganzen Land in Schuss gehalten, das Werk hat damals das Leben in Trier-West geprägt.“ Allerdings habe die fachtechnische Untersuchung ergeben, dass Teile des Daches und der Mauern stark einsturzgefährdet seien. Aus denkmalpflegerischer Sicht sei die Halle damit in großen Teilen in einem irreparablen Zustand.
„Das Gutachten führt aus, dass die großen Schäden an der Halle auf konstruktive Mängel, die Verwendung minderwertigen Materials, schwere Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg, anschließende fehlerhafte Reparaturen aber vor allem auf mangelnden Bauunterhalt und Witterungseinflüsse zurückzuführen sind“, erklärte der Baudezernent.
Ludwig betonte, dass der Investor zugesagt habe, so viel wie möglich der originalen Bausubstanz zu erhalten. „Dem Antrag zufolge ist geplant, die beiden Giebelwände zu erhalten, die östliche Traufwand wird entsprechend dem Schädigungsgrad zurückgebaut.“ Auch Teile der ehemaligen Kranbahn sollen in einen Neubau integriert werden.
Die Erlaubnis zum Abriss gilt allerdings nicht als Generalerlaubnis. Zu den denkmalschutzrechtlichen Auflagen der Genehmigung gehöre, dass der Investor den unter der Halle liegenden Luftschutzkeller und eine Splitterschutzzelle auf dem Gelände erhalten müsse, bestätigt das Presseamt. Bodeneingriffe in Kelleranlagen und Fundamente bedürfen demnach einer gesonderten denkmalschutzrechtlichen Genehmigung. Sollten bei den Abbrucharbeiten weitere historische Bauteile oder Funde entdeckt werden, muss also die Untere Denkmalschutzbehörde bei der Stadt umgehend darüber informiert werden."
Mein Kommentar: Es kommt so, wie es kommen musste: Die über 100jährige Industriebrache wurde Jahrzehnte lang sich selbst überlassen und zerfiel langsam aber sicher. Selbst als Lost Place bietet es mittlerweile zu wenig Authentisches. Es hatte zuletzt eher den Charakter einer Baustelle / Schrottplatz / Müllhalde. Wenn überhaupt, können nun, nachdem 35 Jahre nichts gemacht wurde, wohl kaum mehr als Fragmente "gerettet" werden. Aber genau das wird, wie so oft, schließlich damit bezweckt. Noch steht die alte Halle mit Anbauten und ist kaum im Stande, sich selbst zu tragen. Die Tage sind aber jetzt leider gezählt...
"Bahnausbesserungswerk Trier-West: Die Lokrichthalle darf abgerissen werden
Trier-West. Die ehemalige Lokrichthalle des Bahnausbesserungswerks in Trier-West stand bislang unter Denkmalschutz. Jetzt darf sie abgerissen werden. Die Denkmalschutzbehörde hat dem neuen Investor die Genehmigung erteilt.
Es war das größte Baudenkmal in Trier. Nun wird die riesige ehemalige Lokrichthalle auf dem Gelände des Bahnausbesserungswerks abgerissen, zumindest der Großteil davon. Nach Angaben des Presseamts der Stadt hat die zuständige Untere Denkmalschutzbehörde dem neuen Besitzer die denkmalschutzrechtliche Genehmigung zum Rückbau des Gebäudes erteilt. Das Gebäude ist seit Monaten wegen akuter Einsturzgefahr gesperrt.
Überraschend kommt diese Entscheidung nicht. Denn ein von der luxemburgischen Investorengruppe von Antoine Feidt und seinen Partnern Steeve Simonetti und Maxime D’Hond in Auftrag gegebenes Gutachten hatte ergeben, dass sich die alte Lokrichthalle in einem desolaten Zustand befindet und nicht komplett erhalten werden kann. Dach und große Teile der Mauern sind derart kaputt, dass sie nicht mehr saniert werden können. Der Investor hatte daraufhin im Dezember 2020 einen Antrag auf denkmalschutzrechtliche Genehmigung zum Rückbau der Halle gestellt.
INFO - Chronologie des Ausbesserungswerks
In den 1950er Jahren arbeiten rund 1500 Menschen im Eisenbahn-Ausbesserungswerk in Trier-West.
1986 schließt die Bahn das Werk.
2003 kauft der Eifeler Bauunternehmer Erland Knaf das Areal.
Im Februar 2010 legt die Stadt einen Masterplan mit verbindlichen städtebaulichen Vorgaben vor.
2010 gründen Knaf und EGP die Grundstücksgesellschaft Trier-West. Ziel: Das Gesamtareal innerhalb von acht Jahren entwickeln.
Im Dezember 2018 werden die Verträge neu aufgelegt.
Im September 2020 übernehmen der Unternehmer Antoine Feidt und seine Partner mit der TW Projekt Bau und Management GmbH das Areal.
Nach Rücksprache mit der Landesdenkmalpflege ist diesem Antrag jetzt stattgegeben worden. Um Gefahrensituationen zu vermeiden, müssen die Rückbauarbeiten nach Angaben des städtischen Presseamts umgehend erfolgen und können bereits am 8. Februar beginnen.
Antoine Feidt und seine Partner hatten das Gelände im vergangenen Jahr erworben, um dort bis zu 700 Eigentums- und Mietwohnungen zu errichten. Im bislang einzigen Pressegespräch zu dem Projekt hatte er betont, zumindest einen Teil der 12.000 Quadratmeter großen Halle erhalten zu wollen. Vor allem die Giebelwände könnten demnach gerettet werden. Beim ehemaligen Eisenbahnausbesserungswerk Trier handelt es sich um ein geschütztes Kulturdenkmal. Es darf nach dem Denkmalschutzgesetz nur mit einer Genehmigung abgerissen werden.
„Es ist bedauerlich, dass dieses markante Denkmal der Industriegeschichte Triers nicht in Gänze erhalten werden kann“, sagte Baudezernent Andreas Ludwig, „sehr viele Trierer haben hier bis in die 80er Jahre gearbeitet und Lokomotiven und Waggons aus dem ganzen Land in Schuss gehalten, das Werk hat damals das Leben in Trier-West geprägt.“ Allerdings habe die fachtechnische Untersuchung ergeben, dass Teile des Daches und der Mauern stark einsturzgefährdet seien. Aus denkmalpflegerischer Sicht sei die Halle damit in großen Teilen in einem irreparablen Zustand.
„Das Gutachten führt aus, dass die großen Schäden an der Halle auf konstruktive Mängel, die Verwendung minderwertigen Materials, schwere Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg, anschließende fehlerhafte Reparaturen aber vor allem auf mangelnden Bauunterhalt und Witterungseinflüsse zurückzuführen sind“, erklärte der Baudezernent.
Ludwig betonte, dass der Investor zugesagt habe, so viel wie möglich der originalen Bausubstanz zu erhalten. „Dem Antrag zufolge ist geplant, die beiden Giebelwände zu erhalten, die östliche Traufwand wird entsprechend dem Schädigungsgrad zurückgebaut.“ Auch Teile der ehemaligen Kranbahn sollen in einen Neubau integriert werden.
Die Erlaubnis zum Abriss gilt allerdings nicht als Generalerlaubnis. Zu den denkmalschutzrechtlichen Auflagen der Genehmigung gehöre, dass der Investor den unter der Halle liegenden Luftschutzkeller und eine Splitterschutzzelle auf dem Gelände erhalten müsse, bestätigt das Presseamt. Bodeneingriffe in Kelleranlagen und Fundamente bedürfen demnach einer gesonderten denkmalschutzrechtlichen Genehmigung. Sollten bei den Abbrucharbeiten weitere historische Bauteile oder Funde entdeckt werden, muss also die Untere Denkmalschutzbehörde bei der Stadt umgehend darüber informiert werden."
Mein Kommentar: Es kommt so, wie es kommen musste: Die über 100jährige Industriebrache wurde Jahrzehnte lang sich selbst überlassen und zerfiel langsam aber sicher. Selbst als Lost Place bietet es mittlerweile zu wenig Authentisches. Es hatte zuletzt eher den Charakter einer Baustelle / Schrottplatz / Müllhalde. Wenn überhaupt, können nun, nachdem 35 Jahre nichts gemacht wurde, wohl kaum mehr als Fragmente "gerettet" werden. Aber genau das wird, wie so oft, schließlich damit bezweckt. Noch steht die alte Halle mit Anbauten und ist kaum im Stande, sich selbst zu tragen. Die Tage sind aber jetzt leider gezählt...