Hallo,
heute will ich mal wieder etwas aus unserer Region zeigen. Über die Strecke von Westerburg nach Rennerod hatte ich zwar bereits vor mehr als 15 Jahren einmal kurz berichtet, aber der Beitrag ist aus heutiger Sicht stark ergänzungs- und verbesserungswürdig geworden.
Spätestens 1979 war uns Eisenbahnfreunden klar, dass die DB baldmöglichst den Reisezugverkehr auf der mit VT 795 bedienten Strecke von Westerburg nach Rennerod einstellen wollte. Noch dringlicher erschien mir dann der Besuch, als ich von der geplanten Abstellung aller VT 795 hörte.
Nach dem letzten Krieg wurde die Strecke der RBD/BD Mainz zugeordnet. Der folgende Ausschnitt aus einer Streckenkarte der BD Mainz vom Juli 1951 zeigt das damals noch vollständige benachbarte Bahnnetz.
Streckenkarte der BD Mainz – Stand: 1. Juli 1951
Aus der Fahrplanperiode des letzten Einsatzes der 795 stammt auch der folgende Ausschnitt aus einer Frankfurter Karte. Besonders auffällig: Die Gleislücken zwischen Fehl-Ritzhausen und Erbach sowie hinter Rennerod.
Streckenkarte der BD Frankfurt (M) – Stand: September 1979
Hier ist nun der letzte Fahrplan für die VT 795:
Fahrplantabelle 425, Montabaur – Westerburg – Rennerod, Kursbuch Winter 1979/80
Bild 1:
Beginnen wir in Westerburg an der heute unter Denkmalschutz stehenden Hülsbachtalbrücke (257,2 m). Am 12. Mai 1980 begab ich mich kurz vor Mittag zum Westerburger Schloss, wo ich mit Blickrichtung Westen das komplette Bauwerk aufnehmen konnte. Gegen 11.40 Uhr rollte dann – von links nach rechts – ein ziemlich verloren wirkender 795 636 als 6485 über die Brücke.
Bild 2:
Mehr von diesem 795 636 gab es von einem südwestlich der Brücke gelegenen Hang zu sehen, als er gegen 17.35 Uhr als 6488 von Rennerod kam.
Bild 3:
Einen Augenblick später gelang mir noch diese weitere Aufnahme hoch über den Häusern von Westerburg.
Bild 4:
6 Jahre nach der Einstellung des Reisezugverkehrs nach Rennerod konnte man am 12. September 1987 wieder eine Schienenbusgarnitur, bestehend aus 798 637, 998 152 sowie 998 777, als Sonderzug (von Rennerod kommend) auf der Westerburger Brücke erleben. Der Fotostandort war derselbe wie bei Bild 2 und 3.
Bild 5:
Am 20. Februar nahm ich gegen 11.40 Uhr den 795 429 als 6485 im Bahnhof Hergenroth auf; im Hintergrund einige Häuser aus Halbs.
Bild 6:
Am 12. Mai 1980 fand ich dieses romantische Eckchen nördlich von Hergenroth, wo gegen 12.45 Uhr der 795 636 als 6484 Richtung Westerburg unterwegs war.
Bild 7:
Vom Bahnhof Höhn besitze ich lediglich ein Bild der Einfahrt des Sonderzuges (siehe Bild 4) am 12. September 1987.
Bild 8:
Der ehemalige Abzweigbahnhof Fehl-Ritzhausen strahlte nach dem radikalen Rückbau einen morbiden Charme aus. Hier der Blick von Südwesten auf das Empfangsgebäude am 30. August 1979.
Bild 9:
Dann die Perspektive aus Südosten mit einem Flachwagen.
Bild 10:
Aber es herrschte ein bisschen Leben, wenn ein 795 hereinrollte. Wie hier am 30. August 1979 der 795 639 als 6485 nach Rennerod.
Bild 11:
Lediglich ein Fahrgast war ausgestiegen – und dann ging es weiter.
Bild 12:
Der 795 639 in Fehl-Ritzhausen aus der Nähe.
Bild 13:
Ein halbes Jahr später – am 20. Februar 1980 – nahm ich die Tristesse in Fehl-Ritzhausen nochmals auf; nun mit einem demolierten Dreiachser-Pärchen.
Bild 14:
Den 795 636 als 6485 erwischten wir am 12. Mai 1980 gegen 12 Uhr auch noch in Niederroßbach-Neustadt.
Bild 15:
Niederroßbach-Neustadt in anderer Blickrichtung am 12. September 1987 mit dem Sonderzug (siehe Bild 4).
Bild 16:
Westlich von Rennerod ist 795 636 am 12. Mai 1980 gegen 13.30 Uhr als 6486 auf der Rückfahrt nach Westerburg.
Bild 17:
Gleiche Stelle ein Vierteljahr später (14. August 1980): Ab Anfang Juni haben 515 die Leistungen der 795 auf dieser Strecke übernommen. Dieses Mal der 515 127 als 6487.
Bild 18:
Am 3. Januar 1980 lag reichlich Schnee im Westerwald. Andreas und ich waren mit der Bahn von Wiesbaden über das Aartal und Limburg bis Westerburg gelangt und haben dann Fahrten mit 795 genossen. Unsere Tour ging damals weiter über Westerburg, Montabaur, Siershahn und Neuwied – heute fast alles weg!
In Rennerod dann dieser Schnappschuss, der wegen der Ausrichtung des Empfangsgebäudes nach Norden naturgemäß ohne Sonne auskommen musste.
Am 6. April 1980 wurde mal wieder eine sog. Sommerzeit mit dem Vorstellen der Uhren um eine Stunde eingeführt – das war die Chance für ein Foto in Rennerod! Für den Abendzug konnte dann die Sonne eine Stunde weiter Richtung Nordwesten wandern und das Empfangsgebäude besser ausleuchten.
Bild 19:
Und es klappte am 12. Mai 1980 wirklich! 795 636 stand in feinster Abendsonne in Rennerod. Er war gerade als 6491 hereingekommen. Der Triebfahrzeugführer steckte die roten Vorsatzscheiben um und bereitete sich auf die Rückfahrt des 6490 nach Westerburg vor.
Bild 20:
795 636 kurz vor der Abfahrt.
Bild 21:
Zum Schluss noch einmal der Sonderzug vom 12. September 1987 (siehe Bild 4) in Rennerod. Es war das letzte Mal für mich, dort einen Reisezug gesehen zu haben.
Die Strecke von Westerburg nach Rennerod wurde am 31. Mai 1981 für den Reisezugverkehr stillgelegt; für den Güterverkehr am 18. April 1995.
Gesamtstilllegung: 25. April 1998.
Bei Interesse kann man sich hier einen hochauflösenden Gleisplan des Bahnhofs Rennerod durch Klicken auf das Bild anschauen oder herunterladen:
https://imagizer.imageshack.com/img924/6998/2GkAWq.jpg
Es grüßt Euch
Günter
Schienenbusse zwischen Westerburg und Rennerod (1979-87, 21B)
Re: Schienenbusse zwischen Westerburg und Rennerod (1979-87, 21B)
Schöne Bilder, danke.
Was mich auffält: wie blitzesauber der Schienenbus zum Beispiel in Bild 20 ist! Als Modellbauer schaue ich mich gerne Alterungsvideos an und beschmudele meine Fahrzeugen selber auch. Aber Fahrzeugen wurden damals oft auch gut unterhalten: selbst fast ausgediente Schienenbusse auf fast ausgediente Strecken
Reinout
Was mich auffält: wie blitzesauber der Schienenbus zum Beispiel in Bild 20 ist! Als Modellbauer schaue ich mich gerne Alterungsvideos an und beschmudele meine Fahrzeugen selber auch. Aber Fahrzeugen wurden damals oft auch gut unterhalten: selbst fast ausgediente Schienenbusse auf fast ausgediente Strecken
Reinout
Reinout van Rees
Bau meiner Eifelquerbahn-orientierte Modellbahn: Eifelburgenbahn, eingleisige Nebenbahn in 1970
Erzählungen und Geschichten rund um meine Eifelburgenbahn
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Re: Schienenbusse zwischen Westerburg und Rennerod (1979-87, 21B)
Hallo Günter,
Auch von mir als (seit 15 Jahren) "zug'roaster" Wäller aus dem Rheinland herzlichen Dank für diese Heimatbilder. Eine Augenweide, wenn man die prachtvollen Gebäude sieht.
Wer hätte nicht gern bei einem Wetter wie momentan Zuflucht hinter den eindrucksvollen Türen zu den Schalterhallen und Warteräumen gesucht?
Leider war ich bei meinen frühen Westerwaldexkursionen fotografisch oft einfach nicht reif genug, die Wartezeit in muckelig warmen Räumen mit dem typischen Geruch nach "altem Bahnhof" mit Einfangen der Atmosphäre zu verbringen.
Ein unvergleichliches Potpourri aus alten Büchern und Pappfahrkarten, dem Zigarettengestank aus dem kombinierten Schalter-/Stellwerksraum oder der sogar noch offenen Gaststätte und Unionbriketts im Bollerofen.
Ich glaube, gerade wieder beim Betrachten der Bilder und einem Schalten der Sinne über Kreuz einen Hauch dieses Duftes zu vernehmen. Gibt es evtl. auch fotografische Blicke hinter die zeitgenössischen, kunstvoll gestalteten Türen?
Ich könnte mich heute in den Allerwertesten beißen, wenn ich an die verplemperte Zeit in der gewaltigen Altenkirchener Schalterhalle oder dem Erbacher Warteraum denke...ja selbst der Rotenhainer Warteraum blieb ungewürdigt - heute gehört er zu 25% mir....hätte ich doch öfter draufgedrückt....
Auch von mir als (seit 15 Jahren) "zug'roaster" Wäller aus dem Rheinland herzlichen Dank für diese Heimatbilder. Eine Augenweide, wenn man die prachtvollen Gebäude sieht.
Wer hätte nicht gern bei einem Wetter wie momentan Zuflucht hinter den eindrucksvollen Türen zu den Schalterhallen und Warteräumen gesucht?
Leider war ich bei meinen frühen Westerwaldexkursionen fotografisch oft einfach nicht reif genug, die Wartezeit in muckelig warmen Räumen mit dem typischen Geruch nach "altem Bahnhof" mit Einfangen der Atmosphäre zu verbringen.
Ein unvergleichliches Potpourri aus alten Büchern und Pappfahrkarten, dem Zigarettengestank aus dem kombinierten Schalter-/Stellwerksraum oder der sogar noch offenen Gaststätte und Unionbriketts im Bollerofen.
Ich glaube, gerade wieder beim Betrachten der Bilder und einem Schalten der Sinne über Kreuz einen Hauch dieses Duftes zu vernehmen. Gibt es evtl. auch fotografische Blicke hinter die zeitgenössischen, kunstvoll gestalteten Türen?
Ich könnte mich heute in den Allerwertesten beißen, wenn ich an die verplemperte Zeit in der gewaltigen Altenkirchener Schalterhalle oder dem Erbacher Warteraum denke...ja selbst der Rotenhainer Warteraum blieb ungewürdigt - heute gehört er zu 25% mir....hätte ich doch öfter draufgedrückt....
„Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“
Albert Einstein
"Ich bin, wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich...!"
Konrad Adenauer
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Re: Schienenbusse zwischen Westerburg und Rennerod (1979-87, 21B)
Vielen Dank für die Fotos.
Die Strecke habe ich wenigstens einmalig bei einer Sonderfahrt im Frühjahr 1993 mit zwei damals flammneuen 628.4 kennen lernen dürfen. Erschreckend, dass das schon über 25 Jahre her ist! Die Tour ging damals über alle noch irgendwie offenen Westerwald-Strecken, inklusive Brex, Holzbachtal und dem Reststummel Montabaur - Wallmerod. Nur Bad Marienberg war nix mehr zu machen, aber selbst den Stummel haben wir noch ab Erbach ein paar Meter bis in die Kurve hinein befahren.
Was gerade bei den Maibildern weh tut ist auch der Anblick der kräftig satt-grünen Wälder - ohne tote Fichten, Buchen und Birken! Ein Anblick, den es seit zwei Jahren so kaum noch gibt.
Das mit den Gerüchen kenn ich auch, Marko. Liegt angeblich daran, dass das Geruchszentrum im Gehirn direkt mit dem Limbischen System verbunden ist, wodurch sich Gerüche und Erinnerung sehr stark verbinden! Ich finde das faszinierend, so dass ich mir neulich beim Rangieren einen heruntergefallenen Brikett auf die Lok geholt habe um ihn ein wenig anzukokeln. Sofort hatte ich wieder die alte gemütliche Küche mit Kohleofen meiner Großeltern vor mir! Klappt auch immer wieder, aber das nur am Rande.
Die Strecke habe ich wenigstens einmalig bei einer Sonderfahrt im Frühjahr 1993 mit zwei damals flammneuen 628.4 kennen lernen dürfen. Erschreckend, dass das schon über 25 Jahre her ist! Die Tour ging damals über alle noch irgendwie offenen Westerwald-Strecken, inklusive Brex, Holzbachtal und dem Reststummel Montabaur - Wallmerod. Nur Bad Marienberg war nix mehr zu machen, aber selbst den Stummel haben wir noch ab Erbach ein paar Meter bis in die Kurve hinein befahren.
Was gerade bei den Maibildern weh tut ist auch der Anblick der kräftig satt-grünen Wälder - ohne tote Fichten, Buchen und Birken! Ein Anblick, den es seit zwei Jahren so kaum noch gibt.
Das mit den Gerüchen kenn ich auch, Marko. Liegt angeblich daran, dass das Geruchszentrum im Gehirn direkt mit dem Limbischen System verbunden ist, wodurch sich Gerüche und Erinnerung sehr stark verbinden! Ich finde das faszinierend, so dass ich mir neulich beim Rangieren einen heruntergefallenen Brikett auf die Lok geholt habe um ihn ein wenig anzukokeln. Sofort hatte ich wieder die alte gemütliche Küche mit Kohleofen meiner Großeltern vor mir! Klappt auch immer wieder, aber das nur am Rande.
Re: Schienenbusse zwischen Westerburg und Rennerod (1979-87, 21B)
TroubadixRhenus hat geschrieben: ↑Mo 14. Dez 2020, 13:01 Vielen Dank für die Fotos.
Die Strecke habe ich wenigstens einmalig bei einer Sonderfahrt im Frühjahr 1993 mit zwei damals flammneuen 628.4 kennen lernen dürfen.
Hallo TroubadixRhenus,
dann müsstest Du hier im Zug gewesen sein...
628 471 und 628 409 am 24.04.1993
Gruß,
Carlo
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Re: Schienenbusse zwischen Westerburg und Rennerod (1979-87, 21B)
Ja! Das wird dann wohl so gewesen sein!
Die 628.4 verbinde ich eh am meisten mit der "Oberen Westerwaldbahn". Weniger als Fotograf, dafür mehr als Fahrgast. War ne schöne Zeit, damals Anfang der 90er sich einfach in die gemütlichen Sitze fallen zu lassen. Gerne auch mit "Walkman": Im Winter gerne mit Schuberts "Winterreise" im Ohr. Oder im Hochsommer mit Bruckners 4. Und dann später auf der Lahntalbahn Richtung Koblenz Beethovens Violinkonzert...
Sorry für die Schwelgerei, aber Eisenbahn und Musik gehören für mich untrennbar zusammen.
Und wie schön, dann später auch selbst die Strecke öfters fahren zu dürfen - wobei dann zumindest auf der SZB-Strecke Au/Sieg - Altenkirchen/WW mit Marko als Lotse. Leider alles längst vorbei und vermultich nicht wiederholbar! Tatsächlich irgendwie ein "verlorenes Paradies".
Die 628.4 verbinde ich eh am meisten mit der "Oberen Westerwaldbahn". Weniger als Fotograf, dafür mehr als Fahrgast. War ne schöne Zeit, damals Anfang der 90er sich einfach in die gemütlichen Sitze fallen zu lassen. Gerne auch mit "Walkman": Im Winter gerne mit Schuberts "Winterreise" im Ohr. Oder im Hochsommer mit Bruckners 4. Und dann später auf der Lahntalbahn Richtung Koblenz Beethovens Violinkonzert...
Sorry für die Schwelgerei, aber Eisenbahn und Musik gehören für mich untrennbar zusammen.
Und wie schön, dann später auch selbst die Strecke öfters fahren zu dürfen - wobei dann zumindest auf der SZB-Strecke Au/Sieg - Altenkirchen/WW mit Marko als Lotse. Leider alles längst vorbei und vermultich nicht wiederholbar! Tatsächlich irgendwie ein "verlorenes Paradies".