Vennbahn - Radweg 2012

Rolf
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Vennbahn - Radweg 2012

Beitrag von Rolf »

Am 3.10.2012 habe ich den neuen Vennbahnradweg zwischen Monschau und Kalterherberg getestet. Meine Eindrücke:

Der Bahnhof Monschau steht zum Verkauf. Innen liegen noch alte Flyer mit der Überschrift "Mit der Bahn zum Weihnachtsmarkt nach Monschau". Da kommt Wehmut auf, auch wenn der neue Fahrradweg begeistert. Den Bahnhof habe ich noch mit zwei Gleisen und der französischen Aufschrift Montjoie" in Erinnerung. Da scheint jetzt das Schild "a vendre" drüber zu hängen:
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Obwohl das Wetter schlecht ist (immer wieder Regenschauer, die später in Dauerregen übergehen), sind zahlreiche Radfahrer unterwegs. Einerseits freue ich mich über den schönen, gut gemachten Radweg, andererseits bin ich traurig, dass die schöne Strecke für immer verschwunden ist. Zuletzt war ich hier mit der Vennbahn-Dampflok:
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Von der alten Bahnhofsausstattung ist nicht mehr viel übrig; lediglich eine umgesetzte Lichtzeichenanlage und der alte Güterschuppen. Immerhin...
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Der Fahrradweg selbst hat eine tolle Oberfläche, die auch für Skater ideal ist. Der Weg ist breiter als üblich, ich schätze mal 3 Meter. Das gibt mehr Sicherheit, um den zahlreichen Radlern auszuweichen. Obwohl das Wetter gruselig ist und wir immer wieder Schutz vor den Regenschauern suchen müssen, kommen uns zahlreiche Radler entgegen. Es ist richtig was los.
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In dem von uns befahrenen Abschnitt sind alle Viadukte erhalten geblieben, so dass der Fahrradweg keine gefährlichen "Brüche" aufweist und auch für Familien mit Kindern genutzt werden kann. Hier hat man offenbar dazu gelernt. Der (obere) Ahrtalradweg (und auch der Maare-Mosel-Radweg) beispielsweise hat stark abschüssige Abschnitte, wo Brücken entfernt wurden. Diese Schwachstellen sind sehr gefährlich und für Kinder ungeeignet. Inzwischen scheint die Erkenntnis Oberhand zu gewinnen, dass, wenn schon Fahrradwege auf Bahntrassen angelegt werden, diese auch ohne Brüche/Gefahrenstellen, familienfreundlich realisiert werden sollten.
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In Kalterherberg endet der Fahrradweg abrupt. Hier beginnt am alten Bahnhof die Draisinenstrecke, und zwei alte Waggons stehen auf dem Gleisrest. An ihnen wurde gerade gearbeitet. Die Umfahrung haben wir nicht getestet. 2013 soll der Fahrradweg durchgängig bis Luxemburg befahrbar sein. Wir freuen uns drauf.
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Fazit: Der Fahrradweg ist, so weit ich die Strecke befahren habe, absolut vorbildlich angelegt und somit ein echter Knüller. Obwohl ich die wunderschöne Strecke noch mehrfach mit der Vennbahn bereist habe, entdecke ich die Schönheit der umgebenden Landschaft erst jetzt so richtig. Insofern ist der Fahrradweg ein Gewinn. Mich schmerzt es allerdings, dass die schöne Bahnstecke endgültig Geschichte ist, und so fährt auch immer ein Stück Wehmut mit, wenn ich auf solchen Bahntrassen unterwegs bin. Aber die Vennbahn war wohl chancenlos. Ich erinnere mich noch gut an ein langes Gespräch mit dem Stadtdirektor von Eupen Ende der 90er Jahre. Ich wollte ihn von der Vennbahn überzeugen, aber am Ende hatte er mich überzeugt, dass eine Sanierung der Vennbahn für die deutschsprachige Gemeinschaft nicht zu finanzieren und ein Sprengsatz für den viel zu kleinen Haushalt wäre. Schade, trotz schönem Fahrradweg.
jojo54
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Re: Vennbahn - Radweg 2012

Beitrag von jojo54 »

Hallo zusammen,

so bitter das für mich als Eisenbahnfreund und Fan der Westeifelbahnen auch ist. Genau das ist es, was die Leute heutzutage wollen. Optimal ausgebaute Radwege auf stillgelegten Bahntrassen. Davon wird die Strecke Gerolstein - Prüm nicht verschont bleiben.

Im September war ich auf der Trasse von Korbach nach Buhlen (Bad Wildungen) unterwegs. Was da selbst an Wochentagen abgeht, kaum zu glauben........

MfG

jojo54
Rolf
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Re: Vennbahn - Radweg 2012

Beitrag von Rolf »

Aha! Der echte Eisenbahnfan meidet bzw. verteufelt also Fahrradwege, die früher mal Eisenbahnstrecken waren. So so! Das erinnert mich an einen guten Bekannten, der war 1990 gegen die deutsche Einheit und weigert sich seither konsequent, in die „Ostzone“ zu fahren, wie er sagt. Und er schimpft weiter verbissen auf die Einheit. Das hat er schon 22 Jahre durchgehalten. Echte Prinzipientreue nennt man das dann wohl, oder? Allerdings wird er dafür rundum belächelt und nicht mehr ernst genommen. Er ist da ziemlich einsam geworden. Ich war 1990 übrigens auch gegen die Einheit und gegen die Verlegung der Hauptstadt; das hindert mich aber nicht daran, mit der Realität, wie ich sie ursprünglich nicht wollte, schon lange meinen Frieden gemacht zu haben und gerne nach Berlin oder in die neuen Länder zu fahren. Mir gefällt es dort sogar! Im Vergleich zu meinem Bekannten ist das m. E. der sinnvollere Umgang mit der Realität. Während der weiter griesgrämig gegen „Großdeutschland“ lamentiert, erfreue ich mich der neuen Möglichkeiten. So ist das auch mit den Fahrradstrecken, die früher einmal Bahnstrecken waren. Warum soll man sich nicht über etwas freuen, was man ursprünglich anders haben wollte?
JK
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Re: Vennbahn - Radweg 2012

Beitrag von JK »

Also, ich finde die Beiträge von Rolf immer sehr informativ, mit bedacht geschrieben und auch konstruktiv kritisch. Irgendwie habe ich hier den Eindruck dass Radfahrer den 'Eisenbahnfreunden' ein Dorn im Auge sind. Ich bin auch Eisenbahnfreund und Radfahrer und eine umgewidmete Strecke zum Radweg ist mir immer noch lieber als eine mit Neubaugebieten und Gewerbegebiete überbaute Strecke. Somit besteht immer noch die Möglichkeit einer hypothetischen Reaktivierung. Das 21 Jahrhundert ist nun mal nicht mehr das Jahrhundert der Eisenbahn und damit müssen wir uns abfinden. Es kann leider nicht jede Strecke gerettet werden....
Rolf
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Re: Vennbahn - Radweg 2012

Beitrag von Rolf »

JK hat geschrieben:... Irgendwie habe ich hier den Eindruck dass Radfahrer den 'Eisenbahnfreunden' ein Dorn im Auge sind....
Bei manchen scheint das tatsächlich der Fall zu sein. Zum Glück sind nicht alle so verbohrt. Bahn und Fahrradtourismus ergänzen sich doch gut. Und profitieren voneinander. Die VEB oder die BE beispielsweise erfüllen eine wichtige Zubringerfunktion, ebenso die DB. Alle gewinnen dadurch. Es ist doch prima, wenn die Bahn neue Kundensegmente erschließt und etwa Fahrradtouristen in die Eifel karrt. Gerade an den Wochenenden. Das trägt dazu bei, dass die Züge auch an den Wochenenden - ohne Berufspendler - gut ausgelastet sind. Und damit werden Reaktivierungen zusätzlich legitimiert, denn schließlich werden vorbildliche museale Betriebe wie die der Brohltalbahn oder der Eifelquerbahn doch vom Steuerzahler mitfinanziert! Und der Steuerzahler darf erwarten, dass sein Geld einer möglichst großen Zahl von Menschen zu Gute kommt. Nicht nur Eisenbahnfreaks. Daher wäre es doch dumm, eine ganze Gruppe (Fahrradfahrer) auszuschließen oder zu beschimpfen. Die Verantwortlichen haben das längst erkannt. Daher sind Fahrradfahrer bei den o. g. Bahnen auch gerne gesehen. Wie verbohrt muss man sein, um das nicht zu erkennen?
JK hat geschrieben:... Ich bin auch Eisenbahnfreund und Radfahrer und eine umgewidmete Strecke zum Radweg ist mir immer noch lieber als eine mit Neubaugebieten und Gewerbegebiete überbaute Strecke.....
Das geht mir genau so. Wenn eine Strecke einmal weg ist, ist ein durchgängiger Fahrradweg noch die beste Lösung. Man schaue sich nur den oberen Ahrtalradweg an: Der ist Stückwerk, weil man nicht rechtzeitig zugegriffen hat und die Filetstücke bereits von der Bahn verkauft waren. Verglichen damit ist das, was auf dem Vennbahnradweg erhalten bleibt, wesentlich besser.
JK hat geschrieben:... Somit besteht immer noch die Möglichkeit einer hypothetischen Reaktivierung....
Genau. Ich halte das zwar für unwahrscheinlich, aber mit dem durchgängigen Fahrradweg unter Konservierung aller Kunstbauwerke bleibt diese Option erhalten. Und das ist gut so.
JK hat geschrieben:... Das 21 Jahrhundert ist nun mal nicht mehr das Jahrhundert der Eisenbahn und damit müssen wir uns abfinden....
Genau das scheint aber einigen Leuten schwer zu fallen. Ich nenne das Realitätsverweigerung.
JK hat geschrieben:... Es kann leider nicht jede Strecke gerettet werden....
So ist es. Daher sollte man sich auf Strecken konzentrieren, für deren Erhaltung es einen breiten gesellschaftlichen Konsens gibt und wo es absehbar Sinn macht. Die Strecke zwischen den Kreisstädten Düren und Euskirchen zum Beispiel halte ich für eine Kandidatin, aus der man viel machen könnte - und sollte. Das Reststück Prüm-Gerolstein halte ich dagegen für eine hoffnungslose Kandidatin. Letzteres anzusprechen scheint Leute wie „Eifelschrat2“ offenbar auf die Palme zu bringen. Das tut mir Leid, aber diese Haltung entspricht einer Realitätsverweigerung. Und: Mit meiner Einschätzung spreche ich nur aus, was die meisten Leute außerhalb dieses Forums zu dem Thema sagen. In Prüm habe ich bisher nur Leute getroffen, die den Fahrradweg wünschen. Keiner interessiert sich dort für gelegentliche Schienenbusfahrten. Jetzt kann man auch darauf schimpfen, aber das macht ungefähr so viel Sinn, wie gegen die deutsche Einheit zu schimpfen (s. o.).
Zurück zur Vennbahn: Ich bedauere auch, dass die Züge dort nicht mehr fahren. Das war meine erste Priorität. Die Entscheidung, die Vennbahn abzubauen, ist aber nun mal gefallen. Ich habe mir eine andere Entscheidung gewünscht. Aber der Fahrradweg ist jetzt nun mal da (für mich die zweitbeste Lösung). Und der Fahrradweg ist ein sehr guter. Ob man will, oder nicht. Man kann jetzt den Kopf in den Sand stecken und darüber schimpfen, dadurch ändert sich aber nichts mehr. Ich habe lediglich über den Ist-Zustand in Sachen Vennbahn berichtet. Wenn man sich dieser Realität verschließen will, braucht man ja nicht weiterzulesen.

Es nutzt auch nichts, den Berichterstatter zu beschimpfen. Das erinnert mich an den persischen Großkönig Dareios: Der ließ einst den Boten von einer Niederlage gegen die Griechen umbringen. An der Niederlage hat das nichts geändert. Und der Bote konnte auch nichts dafür. Und Dareios wurde trotzdem von der Realität eingeholt.
Jörg Petry
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Re: Vennbahn - Radweg 2012

Beitrag von Jörg Petry »

Hallöchen zusammen,

ja, es gibt ganz tolle Radwege auf stillgelegten Bahnstrecken in der Eifel, daran zweifelt selbst in einem Eisenbahnforum niemand. Diese Radwege allerdings zum non plus ultra hoch zu glorifizieren schießt an der Realität vorbei und man verschließt bewusst die Augen vor der Selben. Mit jedem neu eröffneten Radweg verlagert sich die Klientel eines anderen Radweges dort hin und im Ergebnis sinken die Nutzerzahlen in der gesamten Region. Nicht umsonst beginnt der hiesige Landesbetrieb Mobilität Zählmschinen zu installieren. Es wird höchste Zeit, die Investitionen in Radwege einmal auf die Sinnhaftigkeit, sprich effektive Nutzerzahlen hin zu überprüfen!

Den ganzen lieben langen Tag blicke ich aus meinem Bürofenster auf den Kylltalradweg, kann mir ein Bild von der Belegung dieses "Premium-Radweges" machen und komme subjektiv zu dem Ergebnis, dass die Nutzerzahlen rapide nach unten taumeln. Dies ist auch logisch, wie oben schon begründet. Klar gibt es die Higlights im Mai, Brückenwochenende, bestes Wetter, jede Menge Radler unterwegs - keine Frage. Aber was passiert im Winter, Herbst, bei Regen und sonstigem Eifel-Schmuddelwetter? Da kann man die Nutzer dieser Infrastruktur an einer Hand bequem abzählen!
In früheren Jahren bekam man am Wochenende, manchmal auch in der Woche, rund um den Bahnhof Daun kaum einen Parkplatz, alles war mit dem Rad auf dem Mosel-Maare-Radweg unterwegs - und heute? Parkplätze en masse, es verlieren sich ein paar wenige Autos auf dem Parkplatz. Die Tage, an denen es wirklich richtig voll ist, belaufen sich auf höchstens 15, vielleicht 20 im Jahr.
Ein guter Indikator dazu ist auch unsere Eifelquerbahn. In früheren Jahren haben wir locker 4.000 Radler in der Saison befördert, heute sind es vielleicht noch 2.000!

Ich würde mir wünschen, dass Investitionen in Radwege ähnlich kritisch, auch hier, wie in im Dornröschen-Schlaf befindliche Eisenbahnstrecken hinterfragt würden. Leider aber sind Radwege noch en vogue, jedes Kuhkaff glaubt an einen Fernradweg angeschlossen werden zu müssen und erhofft sich davon den großen touristischen Segen. Haha! Gerade hier unterliegt man einem klaren Irrtum. Die Langstreckenfahrer, für die diese Vernetzung wichtig ist, sind nicht das touristsische Hauptklientel, das sind Radler in einem einstelligen Prozentsatz. Familien mit Kindern, Einheimische, Tagesausflügler, die mal 10, 20 oder 30 Kilometer Rad fahren möchten, machen das Gros der Kunden eines Radwegs aus. Und da macht die Vernetzung der Radwege kaum Sinn. Wichtiger ist eine gute Infrastruktur entlang der Radwege: Gatstronomie, touristisch erlebbare Attraktionen, Spielplätze - alles das, was einen schönen Tag in der Eifel eben neben der Landschaft ausmacht.

Und nun komme ich zur Bahn und dem Reststück Schiene in die Westeifel.
Will man die Nutzerzahlen der Radwege signifikant nach oben treiben, muss das Gesamtpaket stimmen. Dazu benötigt es einerseits ein ordentliches Marketing in den urbanen Bereichen wie Rhein/Ruhr oder Rhein/Main und andererseits leistungsfähige Infrastrukturen auf der Schiene mit einer Zubringerfunktion für den Tagestouristen. Hier wäre zu nennen:
- die durchgehende Reaktivierung der Eifelquerbahn im Stundentakt
- ein radfahrerfreundliches Angebot auf der Eifelhauptstrecke
- ebenso eine Reaktivierung der Westeifelbahn Gerolstein - Prüm
Warum? Ganz einfach! Attraktiv wird es nur dort, wo alles stimmt. Bahn mit Kapazität vorhanden, Radweg hat genügend Attraktionen und wenn es Steigungen in eine Richtung gibt, muss zwingend eine Alternative wie die Bahn vorhanden sein, um Familien anzulocken. Bei Gerolstein - Prüm kommt erschwerend hinzu, dass der Radweg durchs Niemandsland führt. Hier wäre die parallele Bahn die Attraktion und aus meiner Sicht die einzige Begründung, überhaupt einen Radweg zu bauen. Der Radweg Prüm - Gerolstein alleine ist eine Kröte und wird nie eine ordentliche Nachfrage erfahren, die eine solche Investition rechtfertigen würde!
Es wäre schön, wenn Rad- und Eisenbahnfreunde hier an einem Strang ziehen würden. Meine Vision für die Eifel wäre eine Vorgehensweise wie bei der Vinschgerbahn in Südtirol. Ein Umwelt-Ticket mit dem ich den Zug beliebig nutzen kann und das Recht habe, mir an einigen Stationen Rad und Helm auszuleihen. Dazu leistungsfähige Bahnen an der Kyll, an den Rhein und in die Westeifel. Wir könnten damit ein Alleinstellungsmerkmal bilden, die Tagesgäste ohne Rad per Zug in die Eifel locken, die haben einen schönen und erlebnisreichen Tag, und fahren vergnügt wieder in die Städte zurück. Klingt einfach, ist es auch, kostet aber Geld. Informiert Euch mal im Internet über die besagte Bahn und das Vorgehen in Südtirol, es könnte beispielhaft für unsere Region sein. Da gab es anfangs massig Widerstände gegen die Bahnreaktivierung und die Verbindung mit Radausleihstationen - heute bekommt man kaum mehr den Betrieb bewältigt, weil die Nachfrage alle Erwartungen übertroffen hat.

So, ich könnte noch so viel schreiben - wollte aber hier mal einen kleinen Denkanstoß geben und schließe daher nun....

In diesem Sinne - beste Grüße aus Gerolstein
Jörg
Zuletzt geändert von Jörg Petry am Mi 10. Okt 2012, 18:08, insgesamt 4-mal geändert.
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Hans.Dampf
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Re: Vennbahn - Radweg 2012

Beitrag von Hans.Dampf »

:| Kann Jörg nur zustimmen. Bei diesem Radweggejubel wird mir ständig übel. Gerade dieses Niemandsland zwischen Müllenborn und Prüm schreckt all die Radfahrer ab, die nicht mit Rennrad von A nach B in der Zeit X wollen. Familien mit Kindern (die oft von ihren Eltern zu öden Radtouren gezwungen werden) wären dankbar, irgendwo dazwischen nicht nur (gastronomische) Rast einlegen zu können sondern auch nach langer Strecke z. B. mit Zug zurückfahren zu können. Dies geht auch an der unteren Ahrtalbahn. Oft erlebt: Eltern mit Kindern haben große Strecke vor und überlegen dann zwischen drin (oft in Dernau erlebt), ob sie noch weiterfahren wollen oder doch zurück denn - eine Strecke hin will auch zurück bewältigt werden. Nun, im Ahrtal hilft der Zug. Der bringt bequem zurück.
Ach ja, Realtität hin oder her. Lieber Rolf, die Wirklichkeit ist gegeben. Doch muss man sie wirklich akzeptieren in dem man sie bejubelt? Ich finde nicht. Fortschritt um des Fortschritt willens bringt viel Verdruss. Doch da geraten wir auf (sozial-)politisches Terrain. Lassen wir es. Nur eines gilt für mich nicht: Leute, fresst "böses Wort". Millionen Fliegen können nicht irren.
Hans.Dampf
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Re: Vennbahn - Radweg 2012

Beitrag von Musseler »

Hallo zusammen,

auch auf die Gefahr hin, mich unbeliebt zu machen: Die Argumentation, dass es zu einem Radweg Zubringer geben muss, ist schlüssig. Nur wird vergessen, dass dies auch Busse mit entsprechenden Anhängern leisten können. Vermutlich billiger als eine Bahn das jemals könnte. Persönlich ist mir die Bahn zwar lieber, aber in Zeiten klammer Kassen wird nun mal nur das gemacht, was billig ist und nicht das was vielleicht vernünftig ist. Ich bin kein Kenner der Gesamtmaterie, daher nur meine "Einzelmeinung".

Gruß
Eric
JK
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Re: Vennbahn - Radweg 2012

Beitrag von JK »

Ich wage mal die aktuelle Radwegeeuphorie der Kommunen und Landkreise mit der BahnEuphorie des 19. Jahrhunderts gleichzusetzen. Damals war der Bahnanschluss inbegriff von Wohlstand und jede Milchkanne wollte einen haben. Und heute ? Heute will die Eifel die A1 mit Anschluss an jede Kanne...

Es ist noch gar nicht so lange her da waren Radwege und Radfahrer noch verpönnt, die Wege wurden um die Orte rumgeführt und Radfahrer nicht als gutsituierte Touristen wahrgenommen.

Neue Radwege haben erst mal den Reiz des Neuen und werden gut frequentiert, irgendwann pendelt sich das dann auf ein Mittelmass ein. Ich zb bin 3 mal den MMR von Daun nach Wittlich gefahren und habe jetzt kein Bedürfnis mehr dazu.

Aber ist es nicht das Gleiche mit Freizeitbahnen ? Irgendwann haben sie ihr grösstmögliches Potenzial ausgeschöpft und krebsen dann rum ausser sie finden den Weg innovativer Konzepte. In dem Sinne glaube ich dass das Vernetzungspotenzial Bahn/Rad innovativ sein kann. Nur fürchte ich dass im Rahmen der immer klammeren Kassen dies Utopien bleiben werden sowie andere reine Freizeitprojekte auch
Bernhard Reifenberg
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Re: Vennbahn - Radweg 2012

Beitrag von Bernhard Reifenberg »

Jetzt meld ich mich auch noch, aber nur um aufzuzeigen,
wie man Bahn und Rad ordentlich verknüpfen kann.

Wie viele wissen, mache ich gerne Urlaub auf Usedom.
Und auf Usedom sind viele Radler unterwegs, die auch die UBB nutzen.
Sehr oft sind es zu viele Radler, die im Zug mitmöchten. Egel, bei welchem Wetter.
Und nun hat man begonnen, ein komplettes Netz mit Verleihstationen aufzubauen.
Per Internet, mit Handy oder von zu hause (Feriendomizil) mieten und bezahlen
und an irgendeiner Station abholen und woanders wieder abgegeben.
Selbstverständlich auch an fast jedem Bahnhof / Haltepunkt.

Das ganze nennt sich UsedomRad und kann hier nachgeschaut werden: ==>> http://www.usedomrad.de/usedomrad_startseite.html
Rolf
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Re: Vennbahn - Radweg 2012

Beitrag von Rolf »

Einige Eisenbahnfreunde scheinen ja gleich rot zu sehen, wenn man einen Fahrradweg als „gut gemacht“ bezeichnet. Das ist der Vennbahnradweg aber ganz eindeutig; er ist, bezogen auf den von mir begutachteten Abschnitt, sogar sehr gut gemacht. Ob man will oder nicht. Das ist keine Hochjubelei, sondern eine nüchterne Bewertung der Qualität eines Fahrradweges. Sonst nichts. Damit habe ich noch absolut nichts ausgesagt über die Sinnhaftigkeit dieses Fahrradweges. Einer Beurteilung der Sinnhaftigkeit dieses Fahrradweges habe ich mich ganz bewusst enthalten, weil ich es eben nicht beurteilen kann, ob der Vennbahnradweg nachhaltig so viel Zulauf hat wie es am 3.10. trotz schlechten Wetters der Fall war. Ich möchte mich daher in dieser Hinsicht vollumfänglich der Bewertung von Jörg Petry anschließen: Auch Fahrradwege gehören ob ihrer Sinnhaftigkeit geprüft. Eine Nutzerzählung ist daher unerlässlich (ich bin auch schon in eine reingeraten), und belastbare (!) Prognosen sind zu fordern, bevor Geld für neue Fahrradwege ausgegeben wird. Wenn es so ist, dass immer mehr Fahrradkilometer gebaut werden, ohne dass die Zahl der Nutzer in entsprechendem Maße steigt, so ist dem genauso Einhalt zu gebieten wie einem Wildwuchs bei Freizeitbahnen, die sich gegenseitig die Fahrgäste wegnehmen. Im Hinblick auf den MMR beobachte ich als häufiger Nutzer (2-3x pro Jahr) keinen signifikanten Unterschied im Vergleich zu früheren Jahren. Vielleicht hat sich ja nur das Anreiseverhalten geändert. Ich persönlich reise zwar auch meistens mit der Bahn an, aber das muss ja nicht für alle Gäste gelten. Dass es bei Fahrradwegen einen Gewöhnungseffekt gibt, ist unstrittig. Den gibt es aber auch bei Freizeitbahnen. Mir scheint, dass die Eifelquerbahn in den letzten Jahren ebenfalls Fahrgäste verloren hat. Das ist aber in der Tat nur subjektive Wahrnehmung. Hier müssen in der Tat belastbare Zahlen her, und deswegen begrüße ich es ausdrücklich, dass künftig besser gezählt werden soll. Auch wenn ich in einigen Detail weiter eine etwas andere Sicht habe, so möchte ich die Strategie des Herrn Petry ausdrücklich begrüßen, ein touristisches Gesamtangebot für Bahn- und Fahrradfahrer zu entwickeln. Es kann auch aus meiner Sicht nur gemeinsam gelingen, mehr Touristen/Gäste in die wunderschöne Eifel zu locken. Vielleicht ist ja Letzteres ein Konsens, auf den wir uns alle verständigen können.
jojo54
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Re: Vennbahn - Radweg 2012

Beitrag von jojo54 »

Hallo zusammen,

hier ein Hinweis aus dem Trierischen Volksfreund (Prümer Zeitung) zum Vennbahn-Radweg,
der am 02.07.2013 in St. Vith offiziell eröffnet werden soll.

http://www.volksfreund.de/nachrichten/r ... 12,3565835


MfG
jojo54
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