Das "Saufbähnchen"...auch Ahrtalbahn genannt

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reinout
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Re: Das "Saufbähnchen"...auch Ahrtalbahn genannt

Beitrag von reinout »

Da stimme ich fast völlig zu. Eine Ergänzung:
1910 und 1804 war das mit dem sperrigen Treibgut in der heutigen Form sicher nicht der Fall
In 1910 teilsweise doch: gerade war die Strecke Dümpelfeld-Ahrdorf im Bau und eine große Menge Bauholz, Kantinen, usw wurde weggespühlt. Gerade dadurch wurden weiter stromabwärts viele Brücken zerstört.

Ich arbeite selber (als Programierer) in eine Holländische Firma die sich mit Wasser beschäftigt. Gerade solche Berechnungen wie Überflutungen bei Starkregen machen wir auch. Ein Problem ist das man dann manchmal nicht sehr erst genommen wird: "so eine Wassermenge, das ist doch etwas Übertrieben?!?" Oft hat der Fachmann dann am Ende doch recht :)

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Rolf
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Re: Das "Saufbähnchen"...auch Ahrtalbahn genannt

Beitrag von Rolf »

reinout hat geschrieben: Do 12. Aug 2021, 12:35 Da stimme ich fast völlig zu. Eine Ergänzung:
1910 und 1804 war das mit dem sperrigen Treibgut in der heutigen Form sicher nicht der Fall
In 1910 teilsweise doch: gerade war die Strecke Dümpelfeld-Ahrdorf im Bau und eine große Menge Bauholz, Kantinen, usw wurde weggespühlt. Gerade dadurch wurden weiter stromabwärts viele Brücken zerstört.
Vielen Dank für die Ergänzung! Das würde auch die hohe Zahl von Toten bei vergleichsweise "niedrigem" Hochwasser und deutlich geringerer Bebauung und Bevölkerungsdichte erklären. Wenn so eine Baracke weggespült wird, kann das natürlich verheerende Folgen haben. Im Buch von Klaus Kemp über die Zerstörungen an der Bahnstrecke 1910 kann ich auf den Fotos allerdings deutlich weniger großformatiges Treibgut erkennen als ich es mit eigenen Augen in Ahrweiler gesehen habe. Dort war alles übersät mit zahllosen Autowracks, Wohnwagen, Containern usw.
reinout hat geschrieben: Do 12. Aug 2021, 12:35 Gerade solche Berechnungen wie Überflutungen bei Starkregen machen wir auch. Ein Problem ist, dass man dann manchmal nicht sehr erst genommen wird: "so eine Wassermenge, das ist doch etwas Übertrieben?!?" Oft hat der Fachmann dann am Ende doch recht :)
Den Holländern mit ihrer ganzen Erfahrung mit Hochwasser wären bestimmte Fehler vermutlich nicht unterlaufen. Die Fehleinschätzung der Gefahrenlage im Kreis Ahrweiler scheint auch der Grund zu sein, warum so schrecklich viele Menschen umgekommen sind. Wenn man sich den Bericht der NZZ anschaut, dann war die Wetterprognose des DWD ziemlich eindeutig und die Warnung von der Einsatzleitung im Kreis Ahrweiler kam dagegen viel zu spät (oder es kam gar nichts an, wie ich in Ahrweiler von Betroffenen belehrt wurde):

https://www.facebook.com/nzz/videos/1193524441116271
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Re: Das "Saufbähnchen"...auch Ahrtalbahn genannt

Beitrag von Rolf »

reinout hat geschrieben: Do 12. Aug 2021, 12:35 Da stimme ich fast völlig zu. Eine Ergänzung:
1910 und 1804 war das mit dem sperrigen Treibgut in der heutigen Form sicher nicht der Fall
In 1910 teilsweise doch: gerade war die Strecke Dümpelfeld-Ahrdorf im Bau und eine große Menge Bauholz, Kantinen, usw wurde weggespühlt. Gerade dadurch wurden weiter stromabwärts viele Brücken zerstört.
Vielen Dank für die Ergänzung! Das würde auch die hohe Zahl von Toten bei vergleichsweise "niedrigem" Hochwasser und deutlich geringerer Bebauung und Bevölkerungsdichte erklären. Wenn so eine Baracke weggespült wird, kann das natürlich verheerende Folgen haben. Im Buch von Klaus Kemp über die Zerstörungen an der Bahnstrecke 1910 kann ich auf den Fotos allerdings deutlich weniger großformatiges Treibgut erkennen als ich es mit eigenen Augen in Ahrweiler gesehen habe. Dort war alles übersät mit zahllosen Autowracks, Wohnwagen, Containern usw.
reinout hat geschrieben: Do 12. Aug 2021, 12:35 Gerade solche Berechnungen wie Überflutungen bei Starkregen machen wir auch. Ein Problem ist, dass man dann manchmal nicht sehr erst genommen wird: "so eine Wassermenge, das ist doch etwas Übertrieben?!?" Oft hat der Fachmann dann am Ende doch recht :)
Den Holländern mit ihrer ganzen Erfahrung mit Hochwasser wären bestimmte Fehler vermutlich nicht unterlaufen. Die Fehleinschätzung der Gefahrenlage im Kreis Ahrweiler scheint auch der Grund zu sein, warum so schrecklich viele Menschen umgekommen sind. Wenn man sich den Bericht der NZZ anschaut, dann war die Wetterprognose des DWD ziemlich eindeutig und die Warnung von der Einsatzleitung im Kreis Ahrweiler kam dagegen viel zu spät (oder es kam gar nichts an, wie ich in Ahrweiler von Betroffenen belehrt wurde):

https://www.facebook.com/nzz/videos/1193524441116271

Man erkennt im Film bei Minute 4:35 ziemlich gut, dass zahllose Wohnwagen vor der Bahnbrücke in Kreuzberg hängen geblieben sind und einen Staudamm gebildet haben.
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Re: Das "Saufbähnchen"...auch Ahrtalbahn genannt

Beitrag von reinout »

Na, es war hier bei uns in Limburg (also: etwa westlich von Aachen) weniger schlimm. Viel Niederschlag, aber nicht soviel wie im Eifel. Und es ist etwas sanfthügeliger, also die Wassermengen sind weniger extrem. Aber dennoch, Problemen gab es (https://youtu.be/1jR3wGMQ-_M zum Beispiel). Aber alles ist eher "es steht ein halbes Meter Wasser in mein Hotel" statt "mein Hotel ist eingestürzt".

Das Riesenunterschied scheint mir aber die Warnung der Bevölkerung. Flachendeckendes Luftalarmsirenensystem das jede erste Montag der Monat um 12:00 getestet wird, das hier auch benutzt worden ist. Jeder in die Nähe wird mittels Händy gewarnt (mittels https://de.wikipedia.org/wiki/NL-Alert, reichweite 94% der Bevölkerung). Polizei und Feuerwehr war vor Ort. Alles gut regional koordiniert mittels eine "Sicherheitsregion" (https://de.wikipedia.org/wiki/Veiligheidsregio).

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Re: Das "Saufbähnchen"...auch Ahrtalbahn genannt

Beitrag von Rolf »

reinout hat geschrieben: Do 12. Aug 2021, 16:01 Das Riesenunterschied scheint mir aber die Warnung der Bevölkerung. Flachendeckendes Luftalarmsirenensystem das jede erste Montag der Monat um 12:00 getestet wird, das hier auch benutzt worden ist. Jeder in die Nähe wird mittels Händy gewarnt (mittels https://de.wikipedia.org/wiki/NL-Alert, reichweite 94% der Bevölkerung). Polizei und Feuerwehr war vor Ort. Alles gut regional koordiniert mittels eine "Sicherheitsregion" (https://de.wikipedia.org/wiki/Veiligheidsregio).

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Das hört sich wirklich sehr gut an. So muss es sein! In Griechenland, wo derzeit verheerende Waldbrände toben, wird auch per SMS gewarnt und das funktioniert dem Vernehmen nach auch sehr gut. Bei uns dagegen...
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Re: Das "Saufbähnchen"...auch Ahrtalbahn genannt

Beitrag von reinout »

Technisch ist es nicht normales SMS. SMS hat Kapazitäts-Einschränkungen. Und man soll die Telefonnummern wissen.
Es ist "cell broadcast", sms-cb, https://de.wikipedia.org/wiki/Cell_Broadcast . Einfach alle Händys in die Nähe eines Mastes bekommen die kurze Textnachricht. Es ist integriert in die Mobilfunkstandarts.

Nur ein kleines handvoll Europäische Länder benutzen es, siehe die Beispiele auf die Wikipediaseite. Das von dir genannte Griechenland ist auch aufgelistet, das wird also auch diese SMS-CB Technik wolh benutzen.
Es soll EU-weit ausgebaut werden. Logisch: es funktioniert ziemlich gut. Deutschland wird auch aufspringen.

(Inzwischen ist es eines kleines bisschen off-topic ohne viel Bahnbezug... :D Na gut)

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Re: Das "Saufbähnchen"...auch Ahrtalbahn genannt

Beitrag von Rolf »

reinout hat geschrieben: Do 12. Aug 2021, 21:58 (Inzwischen ist es eines kleines bisschen off-topic ohne viel Bahnbezug... :D Na gut)
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Das finde ich gar nicht. Das Thema Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Ahrtals und damit der Ahrtalbahn hängt massiv vom Wasser ab, wie den armen Bewohnern und uns allen jüngst schmerzlich in Erinnerung gerufen wurde. Wir haben es nur alle verdrängt, und die Anwohner, die ich befragt habe, ebenfalls. Und das Thema Hochwasser bestimmt auch den Wiederaufbau der Ahrtalbahn. Nach zahlreichen Gesprächen, auch mit Helfern, die oberhalb Walporzheim im Einsatz sind und waren, wird immer deutlicher, dass gerade die hübschen, gemauerten, kleinbogigen Bahnviadukte Hindernisse waren, an denen angeschwemmtes, großvolumiges Treibgut (Wohnwagen etc.) hängen geblieben sind, was den Abfluss behindert und in der Folge einen Staueffekt ausgelöst und in den davor liegenden Gebieten einen zusätzlichen Anstieg des Wasserstandes und damit eine Vergrößerung der Schäden verursacht hat. Um zum Ursprung des Threads zu kommen, die schönen Perspektiven und Fotos, die wir gerne irgendwann wieder sehen wollen: Der Wiederaufbau kleinbogiger Brücken und damit der Bahnstrecke 1:1 verbietet sich eigentlich, wenn man die Flutprophylaxe und den Schutz der Bewohnerinnen und Bewohner des Ahrtals verbessern will, was meines Erachtens zwingend notwendig ist, da die Vergangenheit eben zeigt, dass es in großen Abständen immer wieder verheerende Überschwemmungen im Ahrtal gab und die Erderwärmung solche "Jahrhunderthochwasser" zunehmend wahrscheinlicher machen soll. Die Ahrtalbahn müsste man daher anders wiederaufbauen, insbesondere die Brücken (breitere, hindernisfreie Durchlässe), was den malerischen Charakter der Eifelbahn und ihre Qualität als Fotoobjekt sicher negativ beeinträchtigen wird. Leider, aber es muss sein, finde ich. Ob das geschieht, und wie sich das auf den optischen Eindruck auswirken wird, ist für mich eine spannende Frage, die überhaupt nicht OT ist.

Abschließend noch ein gut recherchierter Bericht in der FAZ zum Thema Hochwasser:
https://www.faz.net/aktuell/wissen/erde ... 5MboEeGU_o

Fotos aus der guten alten Zeit der Ahrtalbahn wären hier im Thread sicher weiter gut aufgehoben. Ich bin zwar kein Eisenbahnfotograf, aber das eine oder andere Foto von der Ahrtalbahn habe ich vereinzelt auch gemacht, ich werde mal danach suchen und schauen, ob es vorzeigbare gibt ist. Aber vielleicht hat ja noch jemand anderes schöne Fotos aus der Zeit vor der Katastrophe?! Zum Thema Hochwasser gibt's ja mittlerweile einen anderen Thread.
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Re: Das "Saufbähnchen"...auch Ahrtalbahn genannt

Beitrag von Rolf »

reinout hat geschrieben: Do 12. Aug 2021, 21:58 (Inzwischen ist es eines kleines bisschen off-topic ohne viel Bahnbezug... :D Na gut)
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Das finde ich gar nicht. Das Thema Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Ahrtals und damit der Ahrtalbahn hängt massiv vom Wasser ab, wie den armen Bewohnern und uns allen jüngst schmerzlich in Erinnerung gerufen wurde. Wir haben es nur alle verdrängt, und die Anwohner, die ich befragt habe, ebenfalls. Und das Thema Hochwasser bestimmt auch den Wiederaufbau der Ahrtalbahn. Nach zahlreichen Gesprächen, auch mit Helfern, die oberhalb Walporzheim im Einsatz sind und waren, wird immer deutlicher, dass gerade die hübschen, gemauerten, kleinbogigen Bahnviadukte Hindernisse waren, an denen angeschwemmtes, großvolumiges Treibgut (Wohnwagen etc.) hängen geblieben sind, was den Abfluss behindert und in der Folge einen Staueffekt ausgelöst und in den davor liegenden Gebieten einen zusätzlichen Anstieg des Wasserstandes und damit eine Vergrößerung der Schäden verursacht hat. Um zum Ursprung des Threads zu kommen, die schönen Perspektiven und Fotos, die wir gerne irgendwann wieder sehen wollen: Der Wiederaufbau kleinbogiger Brücken und damit der Bahnstrecke 1:1 verbietet sich eigentlich, wenn man die Flutprophylaxe und den Schutz der Bewohner des Ahrtals verbessern will, was meines Erachtens zwingend notwendig ist, da die Vergangenheit eben zeigt, dass es in großen Abständen immer wieder verheerende Überschwemmungen im Ahrtal gab und die Erderwärmung solche "Jahrhunderthochwasser" zunehmend wahrscheinlicher machen soll. Die Ahrtalbahn müsste man daher anders wiederaufbauen, insbesondere die Brücken (breitere, hindernisfreie Durchlässe), was den malerischen Charakter der Eifelbahn und ihre Qualität als Fotoobjekt sicher erheblich beeinträchtigen wird. Leider, aber es muss wohl sein, um die Menschen im Tal besser zu schützen, finde ich. Ob das geschieht, und wie sich das auf den optischen Eindruck der Ahrtalbahn auswirken wird, ist für mich eine spannende Frage, die überhaupt nicht OT ist.

Abschließend noch ein gut recherchierter Bericht in der FAZ zum Thema Hochwasser:
https://www.faz.net/aktuell/wissen/erde ... 5MboEeGU_o

Fotos aus der guten alten Zeit der Ahrtalbahn wären hier im Thread sicher weiter gut aufgehoben. Ich bin zwar kein Eisenbahnfotograf, aber das eine oder andere Foto von der Ahrtalbahn habe ich vereinzelt auch gemacht, ich werde mal danach suchen und schauen, ob es darunter vorzeigbare gibt. Aber vielleicht hat ja noch jemand anderes schöne Fotos aus der Zeit vor der Katastrophe?! Zum Thema Hochwasser gibt's ja mittlerweile einen anderen Thread.
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Re: Das "Saufbähnchen"...auch Ahrtalbahn genannt

Beitrag von reinout »

(Als off-topic meinte ich das Warnungen+Händy Teil :) )

Bilder der Ahrstrecke, dann denke ich selber an meine schöne Fahrradferien in 2015:

Bild

Kreuzberg mit schöne Bogenbrücke:

Bild Bild

Damals war es auch nass in Schuld:

Bild

Auch ab Dumpelfeld ist es schön radeln:

Bild Bild

(Der Fuss rechtsunten im letzten Bild: ich hab ein Liegerad :D )

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Re: Das "Saufbähnchen"...auch Ahrtalbahn genannt

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Rolf hat geschrieben: Mo 16. Aug 2021, 09:14 Abschließend noch ein gut recherchierter Bericht in der FAZ zum Thema Hochwasser:
https://www.faz.net/aktuell/wissen/erde ... 5MboEeGU_o
Neu darin ist das die Abfluss in 2021 nicht als 1910-ähnlich, aber als das zweimal höhere 1804-ähnlich eingeschätzt wird.

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Re: Das "Saufbähnchen"...auch Ahrtalbahn genannt

Beitrag von TroubadixRhenus »

reinout hat geschrieben: Do 12. Aug 2021, 16:01 Das Riesenunterschied scheint mir aber die Warnung der Bevölkerung. Flachendeckendes Luftalarmsirenensystem das jede erste Montag der Monat um 12:00 getestet wird, das hier auch benutzt worden ist. Jeder in die Nähe wird mittels Händy gewarnt (mittels https://de.wikipedia.org/wiki/NL-Alert, reichweite 94% der Bevölkerung). Polizei und Feuerwehr war vor Ort. Alles gut regional koordiniert mittels eine "Sicherheitsregion" (https://de.wikipedia.org/wiki/Veiligheidsregio).
Da scheint insbesondere in AW Nachholbedarf zu sein. Insbesondere in solch einer gefährdeten Topographie muss es ein schlagkräftiges Warnsystem geben. Das gibt es ja sogar bei uns im Rhein-Sieg-Kreis (NRW), aber eben nicht im Landkreis Ahrweiler, wie mir ein ehemaliger Arbeitskollege, der dort beid er Feuerwehr ist, sagte. Die Sirenen dort können nur noch die Signale zur Alarmierung der Freiwilligen Feuerwehr. Das altbekannte Signal "Luftalarm", oder genauer "Warnung der Bevölkerung"...

Hörprobe: http://photosammlung.magix.net/album/al ... -83311857/

...können die Anlagen nicht mehr. Das hat folgenden Hintergrund: Bis Anfang der 90er hat der Bund die Sirenen unterhalten, und sie dienten in erster Linie der Warnung der Zivilbevölkerung im "Verteidigungsfall". Ausgelöst wurden sie von den Warnämtern über Postleitungen, welche die Signale Luftalarm, ABC-Alarm oder Entwarnung direkt schalten konnten. Bundesweit soll es damals etwa 100.000 Sirenen gegeben haben, die zentral von den Warnämtern ausgelöst werden konnten. Das wurde zwei mal jährlich auch geprobt. Natürlich konnte (und wurde) das System auch zur Warnung in Friedenszeiten genutzt. Gleichzeitig haben auch die Feuerwehren die Sirenen zur Alarmierung genutzt. Die Auslösung funktionierte (und funktioniert bis heute) dagegen über Funk. Die Funkauslösung konnte aber oft nur den "Feueralarm" auslösen.

Als die Warnämter Anfang der 90er geschlossen wurden fiel somit auch meist die Warnmöglichkeit der Bevölkerung weg, denn nur vergleichsweise wenige "Funkwirkempfänger" bzw. die nachgeschalteten Taktgeber konnten auch das Warnsignal über Funk auslösen. Warum auch, dafür war ja das Warnamt mit seiner Postleitung da. Nur das gab es dann nicht mehr. Und dieser Zustand scheint in den Gemeinden und Städten an der Ahr noch standart zu sein. Das war, wie sich jetzt herausgestellt hat, leider ein tragisches Versäumnis, denn auch wenn man mit Sirenen das Wasser nicht hätte aufhalten können, so hätte es wahrscheinlich doch nicht ganz so entsetzlich viele Tote gegeben. wobei es mit Sirenen alleine nicht getan ist. Es muss auch regelmässige Probealarme inklusive eindeutige Verhaltensanweisungen geben, die an die Bürger herangetragen werden. Früher wurden die Probealarme bundesweit in der Tagesschau verkündet, inklusive Hinweis auf die Bedeutung der Signale.
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