Zum Streckenverkauf Erdorf - Bitburg

jojo54
Präsident der Deutschen Bundesbahn B11
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Zum Streckenverkauf Erdorf - Bitburg

Beitrag von jojo54 »

Aus dem Trierischen Volksfreund, Teilausgabe Bitburg, vom 06.01.2015

http://www.volksfreund.de/nachrichten/r ... 52,4097082

MfG
jojo54
Westeifelbahner

Re: Zum Streckenverkauf Erdorf - Bitburg

Beitrag von Westeifelbahner »

Mit dem "juristischen Detail" ist wohl die Genehmigung der Stilllegung des öffentlichen Infrastrukturbetriebs gemeint... :(
Gruß Westeifelbahner
hochwald
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Re: Zum Streckenverkauf Erdorf - Bitburg

Beitrag von hochwald »

Puh ... ja das ist leider schon wieder so einen miese Geschichte, so ein großes Kaff wie Bitburg, dazu die Brauerei und es gibt keinen einzigen Bahninteressierten Betrieb. Soweit ist es also gekommen, da muss man die Stadt fast "verstehen", zwingen kann man halt keinen auf die Bahn umzusteigen, trauriges Restkapitel bleibt für die Trafos (s. Ruwertalstrecke) ...
Horst Heinrich
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Re: Zum Streckenverkauf Erdorf - Bitburg

Beitrag von Horst Heinrich »

hochwald hat geschrieben:Puh ... ja das ist leider schon wieder so einen miese Geschichte, so ein großes Kaff wie Bitburg, dazu die Brauerei und es gibt keinen einzigen Bahninteressierten Betrieb. Soweit ist es also gekommen, da muss man die Stadt fast "verstehen", zwingen kann man halt keinen auf die Bahn umzusteigen, trauriges Restkapitel bleibt für die Trafos (s. Ruwertalstrecke) ...
Nachdem, was unsere Volksvertreter in den letzten 20 Jahren getan haben, um die Güterlogistik im Bereich unter 300 Kilometer auf Lkw umzustellen, darf man den Betrieben keinen Vorwurf machen.
Noch in den 1980er und 1990er Jahren gab es -auch in Bitburg- recht passable Frachtmengen für die Bahn.
Für den Hunsrück-/Naheraum hätte ich 10 Betriebe zu nennen, die hat man systematisch von der Schiene weggemobbt hat, hier gäbe es heute noch Interesse.
Im Raum Bitburg ist es ähnlich.

Aber ohne eine Neuausrichtung des bundesdeutschen bzw. europäischen Güterverkehrs -und dazu muß es eine Änderung der politischen Rahmenbedingungen geben- wird sich nichts mehr tun, weder in Eifel, Hunsrück, Westerwald noch im Taunus oder der Pfalz.

Ich habe es an einer anderen Stelle hier im Forum schon einmal erwähnt:
25 Tonnen Fracht von Rheinland-Pfalz nach Österreich per Lkw für 500 Euro - ich habe entsprechende Angebote selbst gelesen.
Das bedeutet für den 1-Mann-Speditions-Unternehmer einen Nettostundenlohn von lediglich unter vier Euro, aber es gibt genug entsprechende Offerten.
An dieser Stelle wird übrigens auch deutlich, daß der sogenannte Mindestlohn ein Etikettenschwindel ist, denn er gilt nicht für Selbstständige und die sind in der Transportbranche nicht gerade selten anzutreffen.
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
Westeifelbahner

Re: Zum Streckenverkauf Erdorf - Bitburg

Beitrag von Westeifelbahner »

hochwald hat geschrieben:Soweit ist es also gekommen, da muss man die Stadt fast "verstehen"
Wir Prümer haben es mit den Bitburgern eh nicht so, aber mein Verständnis für die Stadt liegt bei exakt 0,0 unter Berücksichtigung eines Engagements der Stadt von 0,0 für eine Wiederbelebung der Bahnstrecke. Man hat die Bahn damals gekauft, als noch bissl Betrieb war, um die Stadtplanung im Bahnhofsareal voranzutreiben. Als es soweit war, wurde die Strecke erst mal lange Zeit betrieblich gesperrt, um den neuen BÜ zu bauen.
Und danach? Man hat ruhen lassen, man hat über Kosten geklagt, man hat ein Verfahren nach § 11 AEG eingeleitet, man will verkaufen,...
Und so sind sich die Prümer und die Bitburger zumindest im Rathaus doch gar nicht so uneins, wenn es um Schienenpolitik geht...
Gruß Westeifelbahner
Knipser1
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Re: Zum Streckenverkauf Erdorf - Bitburg

Beitrag von Knipser1 »

Horst Heinrich hat geschrieben:
hochwald hat geschrieben:Puh ... ja das ist leider schon wieder so einen miese Geschichte, so ein großes Kaff wie Bitburg, dazu die Brauerei und es gibt keinen einzigen Bahninteressierten Betrieb. Soweit ist es also gekommen, da muss man die Stadt fast "verstehen", zwingen kann man halt keinen auf die Bahn umzusteigen, trauriges Restkapitel bleibt für die Trafos (s. Ruwertalstrecke) ...
Nachdem, was unsere Volksvertreter in den letzten 20 Jahren getan haben, um die Güterlogistik im Bereich unter 300 Kilometer auf Lkw umzustellen, darf man den Betrieben keinen Vorwurf machen.
Noch in den 1980er und 1990er Jahren gab es -auch in Bitburg- recht passable Frachtmengen für die Bahn.
Für den Hunsrück-/Naheraum hätte ich 10 Betriebe zu nennen, die hat man systematisch von der Schiene weggemobbt hat, hier gäbe es heute noch Interesse.
Im Raum Bitburg ist es ähnlich.

Aber ohne eine Neuausrichtung des bundesdeutschen bzw. europäischen Güterverkehrs -und dazu muß es eine Änderung der politischen Rahmenbedingungen geben- wird sich nichts mehr tun, weder in Eifel, Hunsrück, Westerwald noch im Taunus oder der Pfalz.

Ich habe es an einer anderen Stelle hier im Forum schon einmal erwähnt:
25 Tonnen Fracht von Rheinland-Pfalz nach Österreich per Lkw für 500 Euro - ich habe entsprechende Angebote selbst gelesen.
Das bedeutet für den 1-Mann-Speditions-Unternehmer einen Nettostundenlohn von lediglich unter vier Euro, aber es gibt genug entsprechende Offerten.
An dieser Stelle wird übrigens auch deutlich, daß der sogenannte Mindestlohn ein Etikettenschwindel ist, denn er gilt nicht für Selbstständige und die sind in der Transportbranche nicht gerade selten anzutreffen.

Hallo Horst,

das kann ich auch für den Raum Mayen so bestätigen.

Um 1985 gab es noch umfangreichen und regelmäßigen Güterverkehr.

- Bundeswehr; Mayen: Fahrzeuge für den Standort Mayen
- Weig-Karton, Mayen: Altpapier und Zellstoff
- Rathscheck Schiefer, Mayen: Dachschiefer aus Spanien
- Mayen-Kottenheimer Steinwerke: Basaltschotter
- TUBAG, Kruft: Zementsilowagen
- diverse Betriebe in Plaidt: Bims und Bimssteine

Also durchaus "Massengüter" deren Transport über die Schiene noch immer machbar wäre, sofern man nicht seit 1990 massiv Infrastruktur (Ausweich - und Ladegleise, Verladerampen) zurückgebaut hätte und MORA-C in den Schubladen der Planer geblieben wäre.

Das Güterverkehr von der Schiene auf die Straße kommt war und ist politisch so gewollt, das ist nun mal Fakt.
Eventuell ist das wieder umkehrbar (Interesse gibt es seitens der Firmen ja durchaus), aber nur mit entsprechendem politischen Willen und Geldmitteln für Wieder-Aufbau der Infrastruktur.
Und ich sehe das derzeit so, dass weder das eine noch das andere vorhanden ist.


Viele Grüße

Guido
Horst Heinrich
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Re: Zum Streckenverkauf Erdorf - Bitburg

Beitrag von Horst Heinrich »

Danke, @Guido und @Westeifelbahner für die Ergänzungen.
Ich habe auch noch eine.
Zur Zeit krabbeln die Vertreter einer einst einflußreichen Partei durch ihre politischen Trümmer, lecken ihre Wunden und sind auf der Suche nach einem neuen, politischen Profil.
Wie wäre es z.B. mit einer neuen (Güterverkehrs-)Eisenbahnpolitik?
Stattdessen läßt man es zu, daß ausgerechnet unter grüner Regierungsbeteiligung mehr Schienenstrecken im Land in ihrem Bestand gefährdet sind, als je zuvor.
Liberale (Schienenverkehrs-) Politik ist auch für mich der Gradmesser dafür,mich in meiner alten politischen Heimat noch einmal zu engagieren oder nicht.
Z.Zt. gibt es keine maßgebliche Partei mit einer vernünftigen Eisenbahnpolitik.
Das ist traurig.
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Re: Zum Streckenverkauf Erdorf - Bitburg

Beitrag von EuropasBahnen »

Hallo!

Es mag vielleicht sehr abwegig klingen, jedoch bestimmt umsetzbar.
Ich kenne mich in dem Gebiet nicht aus, aber vielleicht jemand von Euch!?

Es wäre doch denkbar, eine Partei für den Ausbau des deutschen Streckennetzes (inklusive Reaktivierung des Güter bzw. Stückgutverkehres) und gegen den Transport von Gütern auf der Straße zu gründen. Mit Unterschriftenaktionen, ist es meines Wissens möglich eine Partei zu gründen. Wie schon gesagt, dass ist jetzt eine "Wilde Spinnerei", denn ich kenn mich in der Politik wenig aus, aber wäre doch denkbar. Die Grünen könnten evtl. mit ins Boot steigen (wenn es gut läuft) und wenn es wirklich so viele Firmen gibt, die darauf nur warten wieder einen Gleisanschluss mit Rampe etc. zu bekommen, dann hätte man schon die ersten Stimmen. Wenn man dann noch Umfragen in Ex-Eisenbahn-Regionen startet, könnte das doch klappen. Natürlich ist das mit nem hohen Aufwand und Risiko verbunden, dennoch möglich.

Was ich mir halt sehr kompliziert vorstelle ist als Partei (egal welcher Grüße) gegen den "Konzern" Deutsche Bahn zu spielen. Die Bahn wird schwer zu überzeugen sein, aber wenn die Mehrheit der Parteien, des Volkes, der Abgeordneten für den Ausbau der Strecken ist, könnte man dennoch überzeugen und den Bahn-Konzern etwas in die Enge treiben.....



Was sagt ihr dazu? Ist das jetzt sehr weit hergeholt?


Nachdenklich grüßt
Elias Wingenfeld
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Re: Zum Streckenverkauf Erdorf - Bitburg

Beitrag von Lochris »

Ohne komplette Rück-Verstaatlichung der Bahn hätte das keinen Zweck. Solange sie privatwirtschaftlich betrieben wird, ist erstes Ziel der Profit und nicht das Allgemeinwohl. Und solange die deutsche Politik - mit allem was dranhängt - von Konzernen der jeweiligen Interessensgebiete (Bildung, Transport etc) bezahlt wird, wird sich daran nichts ändern. Das sind numal derzeit eher die Autokonzerne als die Bahn...
Das führt jetzt vom konkreten Thema weg, aber irgendwie kommt man bei jedem Stilllegungs- oder Abbau-Thema wieder auf diese Grundlage, vermutlich nicht ohne Grund...
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EuropasBahnen
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Re: Zum Streckenverkauf Erdorf - Bitburg

Beitrag von EuropasBahnen »

Da hast du, meiner Meinung nach, zu 95% recht.
Jedoch stellt sich mir die Frage, ist es möglich,dass eine Partei bei der sich, sagen wir mal, 3 weitere Parteien anschließen und einen Mehrheits-Erfolg bei den Wählern hat, in der Lage wäre, genau dieses Gebilde, welches du beschrieben hast, aushebelt.

Das waren jetzt etwas viele Kommas, jedoch muss es doch möglich sein, dass man sich gegen die Autoindustrie und dem staatlichen Gebilde was da anhängt entgegensetzt.
Das ist verdammt schwer, jedoch stell ich mir vor, dass eine "Partei gründen" nichts weiter ist als ein Verein zu gründen, der nach Freunden sucht, die mit anpacken.

Ich bin kein Politiker oder einer von der Autoindustrie; und will auch keiner werden! 8)
Vielleicht gibt es aber jemand, der sich in der Politik auskennt. Naja, sagen wir Sehr gut auskennt, und unsere Interessen vertreten kann. Mithilfe solch einer Person könnte man eine Partei gründen und würde bestimmt viele Anhänger finden...


Das war mal wieder so ein "Wilder Gedanke". Aber ich denke, dass es ohne "Wilde Gedanken" in der heutigen Welt nicht mehr geht.

Gruß!
Elias Wingenfeld
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Re: Zum Streckenverkauf Erdorf - Bitburg

Beitrag von Horst Heinrich »

EuropasBahnen hat geschrieben:Da hast du, meiner Meinung nach, zu 95% recht.
Jedoch stellt sich mir die Frage, ist es möglich,dass eine Partei bei der sich, sagen wir mal, 3 weitere Parteien anschließen und einen Mehrheits-Erfolg bei den Wählern hat, in der Lage wäre, genau dieses Gebilde, welches du beschrieben hast, aushebelt.

Das waren jetzt etwas viele Kommas, jedoch muss es doch möglich sein, dass man sich gegen die Autoindustrie und dem staatlichen Gebilde was da anhängt entgegensetzt.
Das ist verdammt schwer, jedoch stell ich mir vor, dass eine "Partei gründen" nichts weiter ist als ein Verein zu gründen, der nach Freunden sucht, die mit anpacken.

Ich bin kein Politiker oder einer von der Autoindustrie; und will auch keiner werden! 8)
Vielleicht gibt es aber jemand, der sich in der Politik auskennt. Naja, sagen wir Sehr gut auskennt, und unsere Interessen vertreten kann. Mithilfe solch einer Person könnte man eine Partei gründen und würde bestimmt viele Anhänger finden...


Das war mal wieder so ein "Wilder Gedanke". Aber ich denke, dass es ohne "Wilde Gedanken" in der heutigen Welt nicht mehr geht.

Gruß!
Elias Wingenfeld
Lieber Elias, zunächst einmal Kompliment für Deinen Mut, so unkonventionell aber eigentlich richtig zu denken.
Das, was Du da anschneidest, wäre gewiß zu schaffen, mehr als zwei Drittel aller Menschen in unserem Land sind damit, wie es z.Zt. läuft, nicht zufrieden und sehen die etablierten Parteien als nicht mehr geeignet, die anstehenden Herausforderungen zu meistern. Die Wahlbeteiligung in Bund und Ländern spricht Bände und selbst die, die noch regelmäßig wählen gehen, sind oft gefrustet. Man sieht es an der Schwierigkeit, Kandidaten zu finden - viel winken da ab, ihnen ist das politische Geschäft zu zerfahren.
Andere lassen sich nur nominieren, um von einem Mandat zu profitieren, ob es der Ortsbürgermeister ist, der mitreden will, um seinen Gewerbebetrieb ins Spiel zu bringen oder der Bundesminister, der nach 4 Jahren über eine lukrative Altersversorgung verfügt.
Die Wiederbelebung der deutschen Bahnen im Güter- und Personenverkehr wäre ein interessanter politischer Auftrag, mehr noch wäre es erst einmal ausreichend, das zu erhalten, was (noch) da ist.
Man müßte Deutschland verkehrspolitisch neu aufstellen und das dadurch, daß man z.B. Gelder vom Straßen- in den Schienenverkehr umschichtet.
Der Bürger, der das aber gar nicht gut fände, müßte durch gute ÖPNV-Konzepte überzeugt werden.
Mainz gibt z.B. mit großer Akzeptanz durch die Bürger gerade 90 Millionen für ein paar Kilometer Straßenbahn aus, 30 Millionen für 60 Kilometer Nebenbahn in der Eifel sind politisch nicht umzusetzen, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Eine nachhaltige, vorwiegend schienengestützte Personen- und Güterverkehrspolitik brächte einen langen Atem und gute Leute an vorderster Front.
Wenn sich Mitstreiter finden, ich wäre dabei.
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
hochwald
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Re: Zum Streckenverkauf Erdorf - Bitburg

Beitrag von hochwald »

Hat sich ja eine schöne Diskussion hier entwickelt ... hab vor ein paar Tagen mir den ersten "Ruwer" -Band kommen lassen, interessant was es dort damals für Betriebe gab und wer auf Mosel- und Ruwertalbahn transportiert hat. Aber das ist mindestens ein halbes Jahrhundert her. Das eigentlich schlimme ist dass von der Gütermenge heute sicher mehr transportiert wird jedenfalls aber viel mehr Transportvorgänge stattfinden (die kleinen flinken weißen Lieferwagen...).

Ich leb seit 1995 in Österreich, hier ist die Bahn bis auf den heutigen Tag ein 100%tiger Staatsbetrieb. Sehr lange hat man am Einzelwagenladungsverkehr festgehalten, eigentlich bis vor 2-3 Jahren, Ergebnis war ein stolzer GV Anteil von nahezu 30%, ich denke fast ein Topwert in der EU der nur durch die Schweiz übertroffen wird. Trotzdem nun hat man Dutzende Ladestellen offen gelassen, natürlich ist es teuer eine 25 km lange Nebenstrecke zu erhalten damit dort in der Woche 2-3 mal ein paar Holzwagen abgeholt werden können, es braucht einfach eine gewisse Masse und Bedienung, das wird nie anders sein. Ich hab mich intensivst mit der WLE befasst (Westf. Landesbahn) von Münster über Lippstadt nach Warstein ... ohne den intensiven Kalk-Klinker-Zement und Bier/Containerverkehr gäbs die Strecke längst nicht mehr- und sie ist wirklich eine Vorzeigestrecke, auch immer schon durch eine kleine schlagkräftige Verkehrsgesellschaft gemanaged (keine "unflexible" Staatsbahn) aber in Wirklichkeit war selbst sie immer vom "Land" abhängig in den 70ern solle sie dicht gemacht werden. Also wenn man dort über 10.000 T Fracht die Woche hat, dann spielt die Eisenbahn ganz besonders ihre Stärken aus -und natürlich ab gewissen Distanzen (die Amis /Russen/Chinesen transportieren bis zu 60%!!!! ihrere Güter (wir glaub ich so 23%) auf der Schiene).

Zurück zu Österreich zunächst: Die öffentlichen Debatten (und einschlägigen Parteien) werden hart geführt, Verschuldung, etliche Milliarden für den Tunnelbau... Das ist in der SChweiz anders, hier gibt es einen klaren "Volksauftrag" die Milliarden für die Bahn zu verbuddeln (allemale besser als sie über Landesbanken zu verzokken!). Trotzdem selbst im Eisnebahnwunderland Schweiz mit der mit Abstand besten Strecken- und Fahrplan- sowie Ortsgüterbedienung in Europa/Welt? gabs in den letzten Jahren Einschnitte im GV. Es zählen auch hier die Ganzzüge und der etwas lahmende Transit (die prognosen für Gotthard und Brenner sind/waren viel zu euphorisch).

Schade das -laut Euren Aussagen- in meinem Heimatland die Grünen offenbar so total auslassen, als ich dort etwa im VCD war in den späten 80ern war Aufbruchstimmung, durchaus auch das Wissen um die Negativentwicklung im Gütersegement. Aber .. etwa die Ruwertalstrecke... würde Sinn manchen für PV bis Waldrach, an Güterkunden gäbe es aber praktisch nix mehr, ausser vielleicht im großen Gewerbegebiet in Kell und Hermeskeil, bleibt der Blick zurück bis dahin als die Bahn noch praktisch konkurenzlos war, also bis etwa zum 1. WK.

Grüße
Antworten