Neue Bahnsteige und Zugänge in Gerolstein

jojo54
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Neue Bahnsteige und Zugänge in Gerolstein

Beitrag von jojo54 »

Nach einem Beitrag im Trierischen Volksfreund, Teilausgabe Gerolstein, haben die Bauarbeiten für die Neugestaltung der Bahnsteige und der Zugänge im Bahnhof Gerolstein begonnen. Leider ist dieser nur gegen Bezahlung lesbar.

Im Link noch Informationen der DB AG

https://gerolstein.org/de/projekte/umba ... hnhof.html

Vielleicht kann jemand aus dem Forum, der in der Region wohnt, hiervon mal berichten.

Hier noch eine Aufnahme, die in Gerolstein im Oktober 2017 mit den alten Bahnsteigen entstanden ist.

Bild

MfG
jojo54
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Dieselpower
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Re: Neue Bahnsteige und Zugänge in Gerolstein

Beitrag von Dieselpower »

Dann bin ich mal gespannt, wie schrecklich unharmonisch die neue Reisendenverladeanlage hier wird...
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Heiner Neumann
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Re: Neue Bahnsteige und Zugänge in Gerolstein

Beitrag von Heiner Neumann »

Ich habe den Artikel mal rauskopiert.

Quelle: Trierischer Volksfreund, Ausgabe Vulkaneifel

Infrastruktur : Bahnhof: Umbau geht los, und keiner guckt hin

Von Mario Hübner
2014, 2016, Herbst 2017, Frühjahr 2018, 2019 und nun wirklich Frühjahr 2020: Der Start für den Umbau des Bahnhofs Gerolstein wurde mehrfach von Seiten der Bahn verschoben, jetzt aber ist es so weit. Und kaum einer nimmt Notiz davon, da sich aktuell jeder und so gut wie alles um die Corona-Krise kümmert.
Die übereinandergestapelten gelben Baucontainer auf dem Vorplatz sowie die gut ein Dutzend Arbeiter in orangefarbenen Warnwesten, die sich gerade auf den Bahnsteigen tummeln, sind ein untrügliches Zeichen: Der seit Jahren geplante, immer wieder verschobene und von den Reisenden und Stadtverantwortlichen lange herbeigesehnte Umbau des Bahnhofs in Gerolstein hat begonnen. Stadtbürgermeister Uwe Schneider (SPD) sagt: „Kaum zu glauben, aber es ist tatsächlich so. Und das Beste ist, dass wir nun auch von der Kommunalaufsicht die Zusage haben, mit dem zweiten Abschnitt des Kyll-Umbaus beginnen zu dürfen. Dadurch werden beide Projekte, die ja ineinander übergehen, Hand in Hand erledigt.“
Bauleiter  Henning Gröne von der Firma Albert Fischer aus Hildesheim erläutert das Vorgehen: „Momentan sind wir dabei, die Fundamente für die Stützen zu bauen, die die künftige Personenüberführung über die Gleise tragen.“ Die Überführung wird rund 60 Meter lang sein und vom Aufzugsturm auf der einen Seite (zwischen Bahnhofsgebäude und Stellwerk) bis zum Widerlager Kasselburger Weg auf der anderen Seite reichen.  Auf den einzelnen Bahnsteigen wird es Auf- und Abgänge geben: auf den Bahnsteigen eins und zwei (mit den Gleisen eins bis drei), wo so gut wie der gesamte Verkehr verläuft, werden Aufzüge und Treppen installiert, auf dem Bahnsteig drei (an den Gleisen vier und fünf) nur Treppenauf- und -abgänge.
Bereits fertiggestellt haben die Arbeiter die anderthalb Meter hohen Beton-Fundamente für die Stützen: Nachdem die Löcher hergerichtet und die Bewehrung eingebaut wurde, ist dieser Tage betoniert worden. Zudem haben die Arbeiter auf Bahnsteig drei bereits die alte Überdachung zurückgebaut.
Zunächst wird laut Bauleiter Gröne im Bereich der kaum befahrenen Gleise vier und fünf gearbeitet. Ab Ende April geht es dann in den Bereich der viel befahrenen Gleise zwei und drei, „was stressiger werden wird, da der Bahnsteig deutlich länger ist, wir mehr zu tun haben und wir es innerhalb der vereinbarten Sperrzeiten hinbekommen müssen, da sonst Vertragsstrafen drohen.“
Gröne muss einen peniblen Zeitplan einhalten. Er sagt: „Bis Ende April sind Bahnsteig drei sowie die Gleise vier und fünf fertig. Anfang Juli werden für notwendige Arbeiten alle Gleise für eine Woche gesperrt, Anfang August soll die Personen-Überführung in Betrieb gehen. Ab September packen wir in zwei Bauabschnitten zu jeweils 90 Metern Bahnsteig eins an.“
Der Bahnsteig erhält neue Überdachungen, zudem wird die Bahnsteigkante von jetzt 38 auf 76 Zentimeter erhöht, um einen barrierefreien Einstieg in die Züge zu ermöglichen. Gleiches passiert im Anschluss auf den Bahnsteigen zwei und drei.
Und dann ist da ja noch die derzeitige Unterführung, die dem Reisenden regelmäßig und buchstäblich aufstößt. Die wird, nachdem die neue Überführung über die Gleise betriebsbereit ist, zurückgebaut. Gröne erzählt, wie: „Während der Sperrzeit wird auf das jeweilige Stück Gleis zurückgebaut, der Tunnel von oben freigelegt und zum Teil zurückgebaut, dann verfüllt und verdichtet und anschließend das Gleis wieder geschlossen“, so der Bauleiter. Gestartet wird auf Gleis eins.
Auch steht bereits fest, dass die Stadt Gerolstein eine Videoanlage zur Überwachung des Bahnhofs auf eigene Kosten installieren lassen wird.
Die Gesamtkosten des Bahnhofsumbaus sollen sich laut Schneider nun auf rund 6 Millionen Euro beziffern, davon tragen die Stadt 1,3 Millionen Euro, die Deutsche Bahn 2,1 Millionen Euro und das Land Rheinland-Pfalz 2,5 Millionen Euro.
Wenn Du ein Licht am Ende des Tunnels siehst, bete, dass es kein Zug ist :shock: !!!

Vertraue nur Deinem eigenen Hintern - denn nur er steht immer hinter dir!
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Re: Neue Bahnsteige und Zugänge in Gerolstein

Beitrag von eta176 »

Hallo Heiner,
warum den Artikel kopieren, wenn er als Link verfügbar und lesbar ist (ggf. mal wieder Cookies löschen :wink: )
https://www.volksfreund.de/region/vulka ... d-49985949
Die Fotos sind sogar in recht hoher Auflösung eingestellt.

Auch in Gerolstein werden die alten, massiven Bahnsteigüberdachungen beseitigt, wohl weil man - wie in Oberwinter -
einem solchen Bahnhof / kaum frequentierten Bahnsteig 3 doch keine solch unnötigen Dächer "spendieren" kann ...

Wie leider in den meisten Kommunen in Rheinland-Pfalz stehen in den Denkmallisten der Landkreise nur Minimalangaben:
Zwei Beispiele aus dem "Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler" Kreis Vulkaneifel (Stand 19. Okt. 2019):
Gerolstein
Bahnhofstraße 4
neugotischer Bahnhof, 1870, nach dem 2. Weltkrieg erweitert

Gerolstein - Müllenborn
Amselweg 9
ehem. Bahnhof der Strecke Gerolstein-Pronsfeld, Bruchsteinbau, angeblich 1883
https://www.volksfreund.de/region/vulka ... id-6285157
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Dieselpower
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Re: Neue Bahnsteige und Zugänge in Gerolstein

Beitrag von Dieselpower »

Ja genau...wieder mit dem Zentimetermaß am derzeit eingesetzten Gerümpel abgemessene Bahnsteige, damit man auf gar keinen Fall eines Tages einmal längere Züge fahren kann, anstatt einmal voraus zu denken. Aber was solls, dann werden in die nächste Generation LINT (oder beim - warum auch immer - alle paar Jahre erforderlichen Redesign) auf der gleichen Wagenkastenlänge eben noch mehr Transportgestelle (Sitze genannt) reingequetscht - kann man an der RSX-Hamsterbacke prima sehen, wie man sowas macht...hmmmmm…das ist Reisekultur vom Feinsten!
Und weg mit den Dächern, wenn doch zwei Glaswartebuden (Mit einer Halbwertzeit von wenigen Wochen) für 300 Leute auch reichen - Corona freut sich über die kurzen Wege....


Und zum Thema "Strenger Zeitplan": Wie viele Monate stand in Siegen "Hauptbahnhof" die neue Überführung aus unerklärlichen Gründen fertiggestellt herum, bevor sie freigegeben wurde (War nicht anfangs als extralustiger Schildbürgerstreich der Aufzug auf der Bw-Seite nur über Stufen erreichbar???) ?

Bitte entschuldigt die ständig destruktiven Worte - aber mit der Zeit ist man geimpft, und wenn "Modernisierung" immer nur "Verschlimmbessern" heißt, und Blenderkram wie Aufzüge, die die halbe Zeit defekt sind, und nicht instandgesetzt werden, und "schicke" zugige Hüttchen, die ein funktionales Dach ersetzen sollen, als "innovativ" und "attraktiv" verkauft werden, kann ich nur herzhaft lachen - und leider ist es bisher bei so ziemlich allen mir bekannten "Modernisierungen" - zumindest in Deutschland - so gelaufen. Gesichts- und personalfreie Selbstverladestationen für Reisende! Station ohne Service - oder wie heißt der Geschäftsbereich noch gleich?
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Carsten Frank
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Re: Neue Bahnsteige und Zugänge in Gerolstein

Beitrag von Carsten Frank »

Dann hoffen wir mal dass die Überführung wenigstens gleich für eine Elektrifizierung hoch genug gebaut wird?
Deutlich mehr Treppenstufen als bei einer Unterführung sind es ja ohnehin immer.
TroubadixRhenus
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Re: Neue Bahnsteige und Zugänge in Gerolstein

Beitrag von TroubadixRhenus »

Ich bin verwundert, dass man das Projekt nach Jahren des Verschiebens ausgerechnet jetzt durchprügelt.

Ist der Umbau irgendwie "systemrelevant"? Wir werden die nächsten Jahre jedwede öffentliche Gelder dafür brauchen, um den derzeitigen Shutdown abzubezahlen, sowie die nun zutage tretenden Mängel im Gesundheitssystem und anderswo zu beseitigen. Vermutlich weis man das auch. Ich überlege, ob man nicht gerade deshalb das Projekt nun eilig angeht, bevor die Gelder in andere (deutlich sinnvollere) Projekte umgeleitet werden. Das fände ich allerdings ziemlich töricht und dumm angesichts der Aufgaben, die nun unzweifelhaft in allen Bereichen auf uns zukommen. Dabei sind wir ja auch noch mitten drin, ggf. erst am Anfang der Katastrophe und wissen noch garnicht wie die Sache ausgeht. Die Sache erscheint mir fast so, als wenn jemand bei einem brennenden Haus noch schnell das Dach erneuert - weil der Dachdecker ist ja nun mal bestellt...

Sechs Millionen... Hat Gerolstein eigentlich noch ein Krankenhaus mit Intensivbetten und entsprechendem Personal? Ich fände es ziemlich unsolidarisch im Anbetracht der Situation öffentliche Gelder für Projekte auszugeben, die nicht wirklich systemrelevant sind. Oder, wie Marko schon geschrieben hat, das System sogar verschlechtern (Bahnsteiglängen spitz auf Kante, nur noch Alibi-Regenschutzhäuschen).
Rolf
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Re: Neue Bahnsteige und Zugänge in Gerolstein

Beitrag von Rolf »

TroubadixRhenus hat geschrieben:Ich bin verwundert, dass man das Projekt nach Jahren des Verschiebens ausgerechnet jetzt durchprügelt.
In Deutschland dauert alles sehr lange, wenn es um Aufträge der öffentlichen Hand geht. Erst wird diskutiert, geprüft, entschieden, dann werden die Gelder in den Haushalt eingestellt, dann erfolgt die Ausschreibung, Bauantrag etc. etc. Wenn die Ausschreibung abgeschlossen ist, gibt es kein Zurück mehr, dann ist ein Unternehmer beauftragt worden, ein Vertrag unterschrieben und es wird gebaut, denn andernfalls gibt es Konventionalstrafen oder gar einen Prozess. Darüber vergehen Jahre. Durchprügeln gibt es da nicht. Und der "Point of no Return" liegt sicher schon sehr viel länger zurück als das Wissen um Corona.
TroubadixRhenus
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Re: Neue Bahnsteige und Zugänge in Gerolstein

Beitrag von TroubadixRhenus »

Das erschliesst sich mir nicht. Das Projekt wurde bereits mehrfach verschoben, aus welchen Gründen auch immer, aber eine seit Kriegsende beispiellose weltweite Notstandslage wie nun war vermutlich nicht dabei. Derzeit lassen wir alle reichlich Federn in jeder Beziehung - damit der Laden irgendwie im Restbetriebsmodus lauffähig bleibt, und nach der Krise neu anlaufen kann. Vertragsstrafen hin oder her, ich meine es gibt derzeit wesentlich Wichtigeres als solche Projekte. Ggf. brauchen wir sogar nicht nur die Finanzen dringend woanders sondern auch die Manpower - wenn es nämlich darum geht wirklich systemrelevante Infrastruktur am laufen zu halten. Man sieht doch auch woanders, was politisch alles möglich ist, und das im Eilverfahren von heute auf morgen. Und der Bürger zieht mit! Dann sollten alle anderen Bereiche aber auch mitziehen, auch wenn es (natürlich) Verluste bedeutet.

Wie gesagt: "Die Bude steht in Vollbrand, aber der Dachdecker ist "nun mal" bestellt". Das kann es doch nicht wirklich sein.

Deutschland hat keine Schutzmasken mehr, keine Schutzkleidung, keine Desinfektionsmittel (eigentlich alles Pfennigsartikel) ect. aber man leistet sich einen solchen Umbau für 6 Mio. (plus X).

Man wird sich ja wohl noch mal wundern dürfen. :wink:
jojo54
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Re: Neue Bahnsteige und Zugänge in Gerolstein

Beitrag von jojo54 »

Das ist sehr gut geschrieben. Vielen Dank.

Wir werden uns noch alle gewaltig umstellen- und auf viele Dinge verzichten müssen, wobei ich an dieser Stelle keinerlei Diskussionen wegen der Krise vom Zaun brechen möchte.

Dort wo ich wohne hat man schon anklingen lassen, dass Einschnitte auf die Bevölkerung zu kommen, welche Zuschüsse für die Vereine künftig wegfallen und wo Sponsoren nicht mehr bereit sind, bestimmte lieb gewonnene Veranstaltungen zu unterstützen. Gerade deshalb wäre es dringend angebracht, das ein- oder andere frühzeitig zu überdenken. So wie es die ganze Zeit gelaufen ist, wird es in Zukunft vermutlich nicht mehr sein.

Nachdenkliche Grüße und bleibt alle gesund.

MfG
jojo54
Rolf
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Re: Neue Bahnsteige und Zugänge in Gerolstein

Beitrag von Rolf »

TroubadixRhenus hat geschrieben:Man wird sich ja wohl noch mal wundern dürfen. :wink:
Zweifelsohne! Aber so läuft das nun mal in Deutschland (geltendes Recht). Paradebeispiel ist der Flughafen Berlin; wie lange murkst die öffentliche Hand schon daran rum - 24 Jahre seit der politischen Beschlussfassung! Ein weiteres Beispiel: An meiner damaligen Arbeitsstätte wurde um 1997 ein Neubau beantragt und 2000 beschlossen, 2001 wurde das Geld dafür vom Rat bewilligt (Bauherr war die Stadt Köln), am 31.1.2003 fand die Endauswahl des Architekten statt. Wenige Wochen später wurde der Vertrag mit dem Architektur-Büro unterschrieben, und zwar für ein Projekt in zweistelliger Millionenhöhe. Das Honorar in Höhe von 10% der Bausumme war damit praktisch zugesagt. Das war der Point of no return. Dann folgten noch endlose Verhandlungen über Details und zahlreiche Besprechungen. Baubeginn war dann 2007! Fertigstellung 2010. Das sind 10 Jahre zwischen Beschluss und Realisierung. In Bonn, wo ich jetzt tätig bin, läuft es übrigens nicht anders, nur noch sturer "nach Vorschrift" und ohne die Kölner Flexibilität, die ich in dem geschilderten Fall übrigens oft als vorteilhaft erfahren habe. Es ist wie ein Supertanker: Einmal angestoßen, bringt man ihn nur noch schwer und sehr langsam vom Kurs ab. So ist das nun mal, wenn die öffentliche Hand in Deutschland baut. Unser System krankt m. E. an den zu vielen Beteiligten, Vorschriften und Restriktionen, die jeden Entscheidungsprozess massiv verlangsamen. Als privater Bauherr hat man es in Deutschland auch nicht viel leichter. Was ich da erlebt habe, würde ein Buch füllen. Aber das würde hier alles zu weit führen.

Nach der Corona-Krise wird es ein Konjunkturprogramm geben, wie nach der Banken-Krise 2009, weil die Nachfrage am Bau, trotz immensen Bedarfs, jetzt schon eingebrochen ist. Plötzlich hat mein Dachdecker und sogar der Elektriker wieder kurzfristig Zeit für Aufträge; das war jahrelang ganz anders. Selbst im bisher boomenden Bausektor hat die Krise offensichtlich schon begonnen! Erfahrungsgemäß steuert der Staat mit einem massiven Konjunkturprogramm dagegen. Und da sind sich alle Parteien einig (von den Grünen lese ich beispielsweise gerade, dass sie ein Konjunkturprogramm in Höhe von 500 Mrd. Euro fordern). Dank der sehr lockeren Geld-Politik der EZB wird genug Geld da sein, da bin ich unbesorgt. Es wird nur bitter für die Sparer (niedrige Sparzinsen und Entwertung der Guthaben durch - vermutlich steigende - Inflation). Wer Schulden macht oder schon hat, darf sich darüber freuen. Da die Deutschen das aber schon seit Jahren überraschend klaglos hinnehmen, wird es so weiter gehen.

Die elektronischen Anzeigen an den Bahnhöfen wurden ja auch aus den Konjunkturpaketen nach der Krise 2009 finanziert. Dank der langen Entscheidungswege (s. o.) kamen sie zwar mit Jahren Verspätung, als der Aufschwung längst da war, aber es ist dennoch kein raus geschmissenes Geld (gewesen)! Im Gegenteil, es wird wieder solche Programme geben und dann sollten die Freunde der Bahn auch ganz laut "hier!" rufen und sich nicht kleinmütig wegducken. Andere kassier(t)en doch auch für (zweifelhafte) Abwrackprämien und ähnliches, was weitaus weniger sinnvoll ist als Investitionen in die Bahninfrastruktur.

Wenn also jetzt und demnächst Konjunkturprogrammgelder in Eisenbahninfrastruktur investiert werden, ist das in meinen Augen absolut sinnvoll, weil es nachhaltigen Nutzen produziert. Was derzeit in Gerolstein passiert, kann man daher auch als vorgezogenes Konjunkturprogramm sehen. Weitere werden mit Sicherheit folgen. Und ich hoffe, dass die Eifelquerbahn dann auch dabei ist.

Was die konkrete Umsetzung der Investitionen in Gerolstein betrifft, teile ich die kritische Sicht auf die anstehende "Sparversion" (s. o.) voll und ganz, insbesondere beim Bahnsteig 3. Es wird mal an der falschen Stelle gespart. Offenbar ist eine Reaktivierung der Eifelquerbahn noch gar nicht eingeplant (gewesen), denn dann wird der Bahnsteig wieder öfter gebraucht. Der Mangel wird sich noch rächen. Deutsches Supertanker-Syndrom eben ...
TroubadixRhenus
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Re: Neue Bahnsteige und Zugänge in Gerolstein

Beitrag von TroubadixRhenus »

Rolf hat geschrieben:
TroubadixRhenus hat geschrieben:Man wird sich ja wohl noch mal wundern dürfen. :wink:
Zweifelsohne! Aber so läuft das nun mal in Deutschland (geltendes Recht).
Sicher vieles Richtig, aber von den ganzen "so ist das nun mal in D" wird vermutlch wenig übrig bleiben. Diese "nun mals's" sind ja keine Naturgesetze, und ich denke der Bürger wird mit Argusaugen darauf achten, wofür seine Steuergelder verwendet werden, vor allem weil nun von jedem einzelnen Opfer gebracht werden müssen, die oft sogar an die Existenz gehen. Und wenn der Bürger sieht, dass nun irgendwo öffentliche Gelder für, sagen wir mal "weniger sinnvolle Dinge" im großen Maßstab ausgegeben werden, dann könnte das vielleicht sogar bedenkliche "Stimmungsschwankungen" in der Bevölkerung geben. Damit verspielt man ggf. das Vertrauen, dass die Bevölkerung derzeit für die einscheidenden Massnahmen aufbringt, denn versuchen wir einfach mal anhand der Fakten weiter zu denken:

Nach Lage der Dinge wird es kurzfristig, zumindest also noch in 2020, KEINEN Impfstoff und KEIN zuverlässiges anderes Medikament gegen Covid-19 geben. Vielleicht (!) in 2021 dann. Bis dahin gibt es offensichtlich leider nur die Möglichkeit die Ausbreitung des Virus im großen und ganzen mit Maßnahmen wie wir sie jetzt durchführen, in Schach zu halten, damit die Gesundheitssysteme nicht kollabieren. Es ist zu hoffen, dass diese Massnahmen mit fortschreitendem Wissen über das Virus und seiner Verbreitungswege künftig gezielter durchgeführt werden können, anstatt den "Breitbandschutz" mit dem wir uns derzeit die Wirtschaft still legen.

Das mit dem natürlichen Herdenschutz können wir in Deutschland wohl auch vergessen. Dazu müssten 60 bis 70 % der in Deutschland lebenden Menschen die Krankheit durchlaufen um immun zu werden, also etwa 50 Mio. Menschen. Davon werden nach Lage der Dinge um die 15% auf stationäre Behandlung im KH angewiesen sein - also etwa 7,5 Mio Menschen. Dabei haben wir aber gegenwärtig freundlich geschätzt allerhöchstens 50.000 Intensivbetten, von denen einige aber auch bereits durch "normale" Kranke belegt sind. Herdenschutz? Um den zu erreichen bräuchten wir (theoretiisch) sehr viel Zeit - um die 7,5 Mio nach und nach durch die Krankenhäuser bzw. Intensivbetten zu schleusen, oder es mündet in einer humanitären Katastrophe, wenn die Infektionen einen schnelleren Durchsatz machen als unsere Krankenhäuser verkraften. Zu allem Übel ist man sich auch noch garnicht sicher, für wie lange eine Infektion immun macht. Man liest von "möglicherweise 6 bis 18 Monaten".

Eine Hoffung wäre vielleicht noch, dass die Dunkelziffer der Infektionen möglichst hoch ist, denn mit einer höheren Anzahl infizierter als gedacht (und eingerechnet) sinkt der Anteil der schweren Fälle und die Todesrate in Bezug zur wirklichen Gesammtzahl der Infizierten.

Entschuldigung wenn es etwas abschweifend (und auch sonst wenig erheiternd) geworden ist, aber man hat oft ein wenig den Eindruck, dass viele Menschen denken, dass die Sache im kommenden Sommer oder spätestens im Herbst schon "irgendwie vorbei" sein wird. Die Bankenkriese in 2009 wird wahrscheinlich ein Klack gewesen sein gegen das was uns nun erwartet.

Zum Vergleich mit BER noch: das ist sicher kein guter Vergleich, denn dieses Projekt wurden in einer anderen Zeit gebaut. Und auch hier denke ich, dass sich die Inbetriebnahme nun endgültig auf den Sankt Nimmerleinstag verschieben wird. Und wer, bitte, braucht nun noch solch ein Flughafenmonstrum? Die Produktion von Großraumfliegern wurde bereits vor Corona zurück gefahren bis eingestellt. Nun springen die Fluggesellschaften sicherlich reihenweise über die Klinge. Den Anfang hat German Wings gemacht. Tausende Flieger sind derzeit abgestellt, das kann ich bereits bei mir am Flughafen Köln-Bonn selbst beobachten. Ein Teil davon wird vermutlich gar nicht mehr in Betrieb gehen sondern verschrottet. Dies nur als Beispiel (zum genannten Vergleich BER), was das Virus alles für Folgen hat...

Hoffentlich kommt es aus irgendeinem unvorhergesehenen Grund doch alles nicht so schlimm. Aber wenn man sich die Gesamtlage anschaut und sich versucht ein Bild draus zu machen, sieht es doch eher unschön aus. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.

Für Instandhaltung von Bahninfrastruktur bin ich auch. Auch und gerade jetzt! Aber lieber in dringende Maßnahmen investieren, damit Züge ungehindert fahren können, und damit das Netz vielleicht auch wieder mehr Redundanzen bekommt.
Zuletzt geändert von TroubadixRhenus am Mo 13. Apr 2020, 19:13, insgesamt 1-mal geändert.
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