Ahrtalbahn [Sammel]: Schäden, SEV, Wiederaufbau

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Lochris
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Re: Ahrtalbahn: Schäden, SEV, Wiederaufbau

Beitrag von Lochris »

Danke für diesen nachdenklich stimmenden Bildbericht. Der Blick von der Brücke in Mayschoß sagt alles: Die Bahn ist verschwunden und es ist sogar schon Gras drüber gewachsen. Bleibt zu hoffen, dass sie bald und bestenfalls moderner (elektrisch?) zurückkommt.

Der eingesperrte Triebzug soll offenbar in drei Teilen per Tieflader abtransportiert werden. Dazu wurde am 29. Juni mit einem Zweiwegebagger Richtung Ahrbrück geschleppt - wohl die letzte Fahrzeugbewegung auf der "alten" Ahrtalbahn.

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hochwald
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Re: Ahrtalbahn: Schäden, SEV, Wiederaufbau

Beitrag von hochwald »

Vielen Dank, Interessante Bilder. Ich bin und bleibe nach wie vor erschüttert von der Blauäugigkeit der Behörden hinsichtlich Katastrophenschutz und Risikomanagement und damit beim Kern, der vielen Todesopfern. Materiell ist es ein Wahnsinn, tut weh, wird mindestesn eine Generation bis zum Ende belasten... Wir wissen dass die Extremereignisse häufiger werden, wir wissen auch dass es Dutzenden Talraumsituation wie an der Ahr in ganz Deutschland gibt, also ist nur eine Frage der Zeit bis es wieder kracht. Ich leb ja seit fast 30 Jahren weg von der "alten Heimat" im alpinen Raum und dort in Österreich und der Schweiz haben sie natürlich eine ganz andere Tradition um solche Ereignisse irgendwie zu meistern. Na jedenfalls das tut mir am meisten weh, der Fluss selber der da natürlich über die letzen beiden Jahrhunderte immer mehr eingezwickt wurde hat alles was da nicht hingehört weggeblasen. Alleine dass man das "womöglich vergleichbare" Monsterhochwasser von vor 200 Jahren dort für die Risikobewertung völlig ausgeblendet hat (und nur Pegeldaten ab 1945 verwendet hat) ist eine unverständliche Planungssünde, schlimm all jene "Neubaugebiete" und "Wertansammlungen" im Überflutungsraum die in den letzten Jahrzehnten wider besseren Wissens geplant, genehmigt und gebaut wurden. Das betrifft aber nur die krassen Beispiel, natürlich hat es auch ganz alte Gebäude erwischt.

Ja, für die Bahn gibt es ja wie auch im Kylltal Hoffnung auf einen "großen" Neuanfang, Wiederaufbau - wo es denn geht und Sinn macht- ist eine absolute Notwendigkeit, aber bitte mit zukunftsfesteren Hochwasserschutzplanungen ("graue Infrastruktur" wo es absolut notwendig ist - "grüne Infrastruktur" dazwischen soweit wie es nur irgendwie geht, das predige ich in meinem Beruf seit 40 Jahren!), aber vor allen Dingen einem besseren Warn- und Katastrophenschutz um Leben zu retten.
exAartaler
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Re: Ahrtalbahn: Schäden, SEV, Wiederaufbau

Beitrag von exAartaler »

Hallo zusammen,
der beschädigte Triebzug aus Kreuzberg (bzw. dann nach Ahrbrück geschleppt) ist am Mittwoch, 07.09.2022 pünktlich in Meckenheim (Rhld.) angekommen und auf das Umsetzgleis für Großtransformator-An- bzw. Ablieferungen (für die UA Meckenheim) gestellt worden. Anschließend ist der wieder zusammengekoppelte Triebzug am Freitag, 09.09.2022 per Lok-Abschleppung abgefahren worden. Leider sind meine Bilder von der Speichergröße her weit über die hier erlaubten 200KB groß, sonst hätte ich Euch hier was gepostet.

Sonnige Grüße aus dem Rheinland
Markus
eta176
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Kampfmittelsondierungen: Nächtliche Zugausfälle und SEV ab 3.10.

Beitrag von eta176 »

Meldung des SPNV-Nord vom 13.09.2022 | 08:45 Uhr:

RB 30, RB 39
Zug-/Teilausfälle und SEV zwischen Remagen und Walporzheim/Mayschoß
vom 3. Oktober 2022 und 12. November 2022, jeweils von 22 Uhr bis 1 Uhr

Herausgeber: Deutsche Bahn
Aufgrund von Kampfmittelsondierungen kann die Strecke zwischen Remagen und
Walporzheim nicht befahren werden. Deshalb kommt es im o. g. Zeitraum zu Teil-/
Zugausfällen. Hier wird ein Schienenersatzverkehr mit Bussen für Sie eingerichtet.
.
hapene
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Re: Ahrtalbahn: Schäden, SEV, Wiederaufbau

Beitrag von hapene »

exAartaler hat geschrieben: Sa 10. Sep 2022, 14:20 Hallo zusammen,
der beschädigte Triebzug aus Kreuzberg (bzw. dann nach Ahrbrück geschleppt) ist am Mittwoch, 07.09.2022 pünktlich in Meckenheim (Rhld.) angekommen und auf das Umsetzgleis für Großtransformator-An- bzw. Ablieferungen (für die UA Meckenheim) gestellt worden. Anschließend ist der wieder zusammengekoppelte Triebzug am Freitag, 09.09.2022 per Lok-Abschleppung abgefahren worden. Leider sind meine Bilder von der Speichergröße her weit über die hier erlaubten 200KB groß, sonst hätte ich Euch hier was gepostet.

Sonnige Grüße aus dem Rheinland
Markus
Hallo Markus ,

mit dem kostenlosen Bildbearbeitungsprogramm Vallen Jpegger kannst Du u.a. Bilder verkleinern. Geht wirklich ganz easy. Die Software kann ich nur empfehlen. https://vallen-jpegger.de.softonic.com/ Dann können wir uns auch über Deine Bilder freuen.
Grüße vom regenerischen Km 4,2 an der Brex.
H.-P.
VallenJpegger.jpg
Einziges Brexbachtalbahnmitglied mit eigenem Bahnsteig. :)
eta176
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Durchgängiger SEV von Ahrweiler bis Ahrbrück (ab 01.10.)

Beitrag von eta176 »

Der SPNV-Nord hat am 30.09.2022 eine neue Meldung zur Ahrtalbahn veröffentlicht:

Neuer Fahrplan im Schienenersatzverkehr (SEV) ab 1. Oktober:
Durchgängiger SEV mit Bussen von Ahrweiler bis Ahrbrück

Nächtliche Streckensperrung und SEV vom 3. Oktober bis 12. November
(s. a. Meldung "Kampfmittelsondierungen" vom 13.09.)


Die parallel zur zerstörten Ahrtalbahn verlaufende Bundesstraße (B 267) ist seit kurzem wieder
über Mayschoß hinaus in beiden Richtungen befahrbar. Dies macht einen durchgängigen, Ahr-
parallelen SEV mit Bussen von Ahrweiler bis Ahrbrück erstmals möglich.

Deshalb wird ab Samstag, 1. Oktober bis Samstag, 10. Dezember (bis Fahrplanwechsel) ein
neuer SEV-Fahrplan für den hinteren Teil der Ahrtalbahn eingeführt, der nur noch aus einer Buslinie
(Bad Neuenahr –) Ahrweiler – Dernau – Ahrbrück besteht. Diese ist in Ahrweiler mit der zwischen
Remagen und Walporzheim befahrenen Ahrtalbahn verknüpft und berücksichtigt besonders die Be-
lange des Schülerverkehrs.

Zudem wird der Zugbetrieb auf der Ahrtalbahn im Abschnitt Remagen – Walporzheim in der Zeit vom
3. Oktober bis 12. November, täglich von 22 bis 1 Uhr, wegen Sondierungen an der Strecke reduziert.
Die ausfallenden Fahrten werden durch einen SEV mit Bussen ersetzt, was aus der verlinkten Kunden-
information genauer hervorgeht.

Der SPNV-Nord weist besonders darauf hin, dass der aktuelle Stand des SEV-Fahrplans voraussichtlich
erst ab 07.10.2022 über die digitalen Fahrplanauskünfte verfügbar ist.


SEV-Fahrplan für RB 30, RB 39 als pdf: https://www.spnv-nord.de/fileadmin/user ... 1.2022.pdf
SEV-Fahrplan für Ahrweiler - Ahrbrück als pdf: https://www.spnv-nord.de/fileadmin/user ... ck_Ve2.pdf
.
Querbahner
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Re: Ahrtalbahn [Sammel]: Schäden, SEV, Wiederaufbau

Beitrag von Querbahner »

Hallo zusammen,
hoffentlich hat man wenigstens hier auch daran gedacht, Gespräche betreffend der Busanschlüsse zu führen.
Wenn der SEV-Ahrtalbahn zur Minute 22 in Ahrbrück ankommt, ist "nicht ganz ideal", wenn der planmäßige "Schienenersatzverkehr" Ahrbrück - Adenau weiterhin zur Minute 00 fährt...
Viele Grüße

Andreas
TroubadixRhenus
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Re: Ahrtalbahn [Sammel]: Schäden, SEV, Wiederaufbau

Beitrag von TroubadixRhenus »

Die B267 ist wieder durchgängig befahrbar, richtig. Sie war ja unterhalb des östlichen Portals des Engelsleytunnels extremst zerstört und bestimmt 15 bis 20 Meter unterspült und weggerissen. Das Bild des Lochs am Tunnel waren wohl die weltweit meistgezeigte Ansicht der Katastrophe. Ich beschränke mich daher auf den istzustand - auch weil ich letzte Woche das erste mal wieder dort war - denn zuvor war die Stelle offiziell bis dahin nicht zugänglich.

Bild

Immerhin erspart der "Lückenschluss" den Menschen zwischen Reimerzhoven und Ahrweiler einen Umweg von etwa 20 Kilometer!

Auf der anderen Seite des Tunnels sieht es aber noch verheerend aus:

Bild

Durch den linken Tunnel führen bis zum 14.07.2021 regelmässig Züge:

Bild

Und mal so zum Verständnis, warum die Schäden dort so extrem verheerend waren: Die Ahr macht ab hier normalerweise eine etwa 3 Kilometer lange Schleife. Allerdings hat sie am 14./15.07.2021 die Abkürzung durch die kurzen Tunnel genommen, die direkte Verbindungen durch die Engelsley darstellen. Somit hat sich die Ahr durch die kurze Einschnürung ihrer Schleife gepresst, und dabei auf wenigen Metern einen Höhenunterschied überwunden, der sich sonst auf die 3 Kilometer in der Flußschleife verteilt. Das ergab einen gigantischen Wasserfall von 15 bis 20 Metern Fallhöhe hinter dem Tunnel, der alles weggerissen und tief ausgespült hatte:

Bild

In Resch steht noch die halbe St. Nepomuk-Brücke. Die massiven Bögen haben dafür gesorgt, dass sich das Wasser den Weg durch die benachbarten Häuser gefressen hat. Auch die jenseitige Brückenrampe wurde weggespült. Die eigentlich denkmalgeschützte Brück soll nicht renoviert sondern abgerissen werden:

Bild

Erste Hoffung für die Ahrtalbahn kann man eventuell am Bahnhof Maischoß haben, immerhin wird dort gerade das Gleisbett anscheinend für neuen Oberbau vorbereitet:

Bild

Insbesondere in den Ortschaften Marienthal, Dernau, Rech, Maischoß, Laach, Reimerzhoven, Altenahr, Ahrburg und Kreuzberg ist man augenscheinlich aber noch Jahre von so etwas wie "Normalität" entfernt.
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Re: Ahrtalbahn [Sammel]: Schäden, SEV, Wiederaufbau

Beitrag von TroubadixRhenus »

Auch in Altenahr wurde zumindest schonmal der Oberbau planiert, wobei ich garnicht mehr so genau weis, wo das Gleis hier lag::

Bild


150 Meter weiter endet die Trasse allerdings abrupt:

Bild


Noch ein vorher-nachher-Vergleich. Wo man früher mit 80km/h durch die Weinberge, über Brücken und Bahndämme flitzen konnte (gleich wird die Ahr überquert, und dann geht es in den Tunnel kurz vor Maischoß)...

Bild


...da sieht es heute traurig aus. Die Ruine der Saffenburg mag da auch nicht aufmuntern, denn an Ruinen mangelt es dort auch sonst nicht mehr:

Bild


150 Meter weiter endet sogar der Bahndamm, und jenseits der Ahr sind nur noch die Brückenstümpfe zu sehen:

Bild


Wie lange der Wiederaufbau wirklich dauert? Keine Ahnung! Mir hat die Fotorunde dann zuletzt irgendwie den Tag versaut. Ja, die Landschaft ist ansonsten immer noch wunderschön, und die Natur strahlte im herrlichen Herbstwetter. Aber die zerstörte Infrastruktur wird ja auch so langsam Sinnbild für all das Schöne, was uns in den letzten zweieinhalb Jahren Stück für Stück abhanden gekommen ist - mit Corona, und nun auch der Krieg, der immer bedrohlicher wird. Aber das sind andere Themen.

Gerade frag ich mich wieder, warum ich mir das antue. Ich könnte doch einfach in Marienthal die Weinkisten einladen, oder was man sonst da zu tun hat, und mit Scheuklappen wieder heimwärts fahren. Aber irgendwie lässt einen das auch nicht los, und man hofft ja immer wieder etwas neues zu sehen, wo es wieder aufwärts geht. Leider läuft es aber ziemlich zäh...
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Dieselpower
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Re: Ahrtalbahn [Sammel]: Schäden, SEV, Wiederaufbau

Beitrag von Dieselpower »

Wir waren gestern auch zum ersten mal nach der Katastrophe im Ahrtal, und sahen beklemmende Bilder.
Wir hatten Besuch aus Berlin, und haben einen Blick ins Ahrtal mit einer kleinen Eifelrunde verbunden, und wollten ein paar Euro in die gastronomischen Kassen der gebeutelten Region spülen.
Allerdings waren wohl auch viele Andere auf diese Idee gekommen, so daß wir auch der chaotischen Verkehrs- und Parksituation ausweichend in Marienthal gelandet sind, und auf Flammkuchen und Rose eingekehrt sind.
Lieber hätte ich einen der überlebenden Gastronomen im Tal selbst unterstützt, aber wie gesagt - chaotische Platz- und Verkehrsverhältnisse.

Erstaunlich und beklemmend, welche Kräfte hier überall gewirkt haben, und welche Narben nach wie vor erkennbar sind.
„Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“
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Re: Ahrtalbahn [Sammel]: Schäden, SEV, Wiederaufbau

Beitrag von TroubadixRhenus »

In Marienthal wart ihr doch richtrig. Daher ist auch unser Winzer, oben im ehemaligen Kloster. Und einen leckeren Rose von dort habe ich mir tatsächlich auch gerade aufgemacht. Habe ja Urlaub.

Verkehrschaos am 03. Oktober ist bei schönem Herbstwetter allerdings in solchen Gegenden schon immer die Regel. Da muss man mit rechnen. Die Menschen dort freuen sich allerdings über jeden, der das Tal wieder besucht! Man kommt auch nach meiner Erfahrung sehr leicht mit den Leuten dort ins Gespräch, wenn man irgendwelche Fragen hat (ist der Weg wieder begehbar?).
Erstaunlich und beklemmend, welche Kräfte hier überall gewirkt haben, und welche Narben nach wie vor erkennbar sind.
...wobei es sich leider doch noch vielfach noch um offene Wunden handelt.
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Re: Ahrtalbahn [Sammel]: Schäden, SEV, Wiederaufbau

Beitrag von Dieselpower »

Ja, Du hast Recht, Narben ist der falsche Ausdruck....

Marienthal war auch schön, wir waren über den Weinbergsweg dorthin, der z.Zt. als Umleitung bis Grafschaft befahren werden darf, die Wanderwege scheinen auch wieder begehbar.
Bemerkenswert fand ich auch die Nutzung des alten Bahntunnels in Schuld für die Behelfsstraße der L73....

Wir werden wohl noch einmal an einem weniger tourilastigen Tag hin fahren, unser Berliner Besuch (ex.HGK-Lokführer) war auch von der zufällig uns im Brohltal entgegen kommenden Mini-V160 begeistert, daß wir schon heute eine Wiederholung planen.
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