Aus für IC im Rheintal

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Torsten R.
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Aus für IC im Rheintal

Beitrag von Torsten R. »

Unter dem Motto "Mehr Bahn für Metropolen und Regionen: Die größte Kundenoffensive in der Geschichte des DB Fernverkehrs" hat die Bahn ihr neues Fernverkehrskonzept vorgestellt.

Für das Rheintal bedeutet das aber eher weniger Verkehr, auch wenn das Angebot für Bonn & Koblenz in etwa gleich bleiben soll.
Denn die IC-Linie 32 soll ebenso wie der IC "Bodensee" eingestellt werden und die IC-Linie 35 würde nur dann zwischen Köln und Trier verkehren, wenn diese vom Land bezuschusst wird und das frühestens ab Dezember 2030.

Im Dezember 2018 sollen dann die bisherigen IC-Linien 30 und 31 auf ICE umgestellt werden.

Remagen, Andernach, Boppard und Bingen haben derzeit aber keine ausreichend langen 76 cm-Bahnsteige. In Andernach soll der 76 cm-Bereich bis Dezember 2016 ausgeweitet werden, gleichzeitig aber auch die Bahnsteige eingekürzt.
Aufgrund der Einbindung in die Knoten Köln und Mainz käme dort nur ein Halt in Tagesrandlage in Frage.

Für Remagen würde sich dann das Fernverkehrsangebot auf ein IC-Zugpaar (IC 2205/2206) am Tag reduzieren, in Boppard und Bingen würde gar nichts mehr halten.
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Markus Göttert
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Re: Aus für IC im Rheintal

Beitrag von Markus Göttert »

Ich hab da kein gutes Gefühl bei.

Wenn die Umsetzung so ein Erfolg wird, wie die Umgestaltung des Wagenladungsverkehrs, seh ich den BUS weiter stark auf dem Vormarsch.

:cry:
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Kilowatt
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Re: Aus für IC im Rheintal

Beitrag von Kilowatt »

Hallo allseits,

nun ja - bei der "Umgestaltung des Wagenladungsverkehrs" (MORA-C) wurde ja von Anfang an gesagt, dass DB Cargo sich nicht mehr mit Einzelwagen abgeben, sondern nur noch "Großkunden" bedienen möchte. Angeblich sei das Herankarren von einzelnen oder wenigen Wagen aus der "Fläche" bis zum nächsten Rangierbahnhof schon teuer als die gesamten Frachteinnahmen für ebendiese Wagen. Ob das stimmt oder "unschöngerechnet" ist, kann ich nicht beurteilen. Für Mainz - Alzey (im Jahr 2000 noch alle 2 Wochen 2 Kesselwagen für Nieder-Olm und alle paar Monate etwas Dünger ebenda, sonst weit und breit kein Güterkunde mehr) könnte ich mir noch vorstellen, dass das eher ein Zuschussgeschäft war, für die Nahestrecke mit ihren bis zum Schluss täglich 10-20 Wagen zählenden Übergabezügen kommt mir das schon ziemlich komisch vor. Wobei die Waldhof'schen Rettungsversuche dort scheiterten, keine Ahnung, warum.

Dass sich in den 15 Jahren nach MORA-C ganze Staaten wie Frankreich und Holland komplett vom Einzelwagenverkehr verabschieden würden, hätte ich mir damals noch nicht träumen lassen. Ich bewundere die "Einzelwagenfraktion" bei DB Schenker, wie sie immer noch tapfer versucht (inzwischen auf einige EU-Länder ausgedehnt), den europäischen Einzelwagenverkehr am Leben zu erhalten, ohne dabei von Subventionen wie z.B. die SBB zehren zu können, und selbst dort sieht man immer mehr Gleisanschlüsse, die offenbar nicht mehr bedient werden.

Aber zum Thema "neue" (lach) IC-Strategie: Ein Blick auf die geplante Streckennetzkarte zeigt, dass der Fernverkehr quasi die Flucht nach vorn antritt und sich in der Frage, wo man denn Fahrgäste gewinnen könnte, an sein gutes altes IR-Netz erinnert hat. Warum flüchtet er? Wahrscheinlich, weil ein Vorstand erkannt hat, dass man immer weiter schrumpft, wenn man das Angebot immer nur der langsam zurückgehenden Nachfrage anpasst. Damit erreicht man letztlich keine Kostendeckung. Vielleicht hat man einfach beschlossen: Wenn wir sowieso nicht langfristig kostendeckend werden, können wir auch genausogut das Angebot wieder ausweiten. Natürlich gibt es dann irgendwelche Linien, die auf manchen Teilabschnitten, an manchen Wochentagen und in manchen Jahreszeiten einfach schlecht ausgelastet sind. Aber diese dann einzustellen (das Programm MORA brachte vor 15 Jahren das Ende der InterRegios), hat ja auch nichts geholfen.

Jetzt fragt sich nur, woher das fehlende Geld kommen soll, wenn man niemals kostendeckend wird, egal, ob man wächst oder schrumpft. Hier schielt der Fernverkehr offensichtlich auf "Kooperationen" mit den Bundesländern. Zwischen Emden und Bremen fahren bereits 2-stündliche IC's zum Nahverkehrspreis. Aber im Gegensatz zum Nahverkehr fahren sie weiter bis Berlin, Cottbus, Leipzig oder Dresden, und das finde ich sehr gut.

Vielleicht hat auch jemand erkannt, dass es ein Fehler war, die DB-Fahrplanauskunft so zu justieren, dass die (laut Plan) schnellsten Verbindungen so stark bevorzugt ausgegeben werden. Wer von Celle nach Heidelberg will, der ist mit dem durchgehenden IR/IC besser beraten als mit dem ICE, den er erst in Hannover besteigen und in Mannheim wieder verlassen muss, auch wenn das theoretisch 24 Minuten schneller gehen müsste. Wenn man die Reisendenströme durch die Fahrplanauskunft aufs ICE-Kernnetz lenkt, kann man damit zwar dessen Kostendeckung erhöhen, aber eben auf Kosten von IC- und Nahverkehrsnetz. Und man verliert Kunden an den Fernbus, der einen zwischen Celle und Heidelberg auch nicht zum Umsteigen zwingen würde.

Daher bitte:
- Umsteigearme Verbindungen in der Fahrplanauskunft höher priorisieren
- Bei Verbindungen über Nacht die Auskunft so optimieren, dass eine möglichst lange "Nachtstrecke" am Stück herauskommt (und man nicht um 4 Uhr umsteigen muss, um irgendeinen Früh-ICE zu erwischen, der einen 20 Minuten früher ans Ziel bringt)
- Tarifliche Gleichbehandlung in den "Regionen" (das hätte auch den Schwarzwaldbahn-Interregio retten können! Holland und die Schweiz kennen keine unterschiedlichen Preise für IC's und Regionalzüge.)
- Kostenloses WLAN und Handyempfang im Zug wie geplant (der Fernbus bietet hier heute Vorteile)
- Steuern und Abgaben der Bahn auf das Niveau von Fernbus und Flieger senken
- Alternativ dazu zumindest die Trassenpreise der DB Netz mal durchleuchten, ob das Verhältnis zwischen Schnellfahrstrecke, Mischverkehrsstrecke und "Bimmelbahn" realistisch gewählt ist
- Touristische Verlängerungen nach Dagebüll, Usedom, Konstanz, Garmisch und die Alpenländer bitte bestehen lassen
- ICE nach London (wie schon lange geplant)

Viele Grüße
kW
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Dieselpower
Direktor A15
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Re: Aus für IC im Rheintal

Beitrag von Dieselpower »

Den meisten Forderungen würde ich zustimmen, aber das mit dem ICE nach London sollte man sich angesichts des Konkurrenzangebotes besonders in Sachen Service lieber gut überlegen, da reicht ein Beutel Nüßchen für lau in der ersten Klasse nicht aus...
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