[CA] Mit Viarail durch Ostkanada II: Niagara, London, Windsor (m.v.B.)

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kcp
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[CA] Mit Viarail durch Ostkanada II: Niagara, London, Windsor (m.v.B.)

Beitrag von kcp »

Hiho,

für den 2. Teil eine kleine Sammlung von Bildern aus Niagara Fall, London und Windsor.

Niagara Falls

Da Niagara Falls mit dem Zug nur rund 2 Stunden von Toronto entfernt ist, habe ich den Trip dahin als Tagesausflug gemacht. Via Rail bietet ein Zugpaar nach Niagara Falls - den in Zusammenarbeit mit Amtrak betriebenen "Maple Leaf", der weiter nach NYC fährt. Im Sommer bietet Go Transit wochenends Züge nach Niagara Falls. Ich hätte auch mit einer Kombination aus Go-Zug und dann Go-Bus fahren können. Abends kam mir beim Warten auf den "Maple Leaf" ein Go-Bus vor die Linse.

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In Toronto hieß es hier anstellen zum Boarding für den Zug. Man ließ uns etwas 15min vor der Abfahrt auf den Bahnsteig. In der Schlange wurden die Tickets kontrolliert und wer großes Gepäck hat, mußt es wiegen lassen, um zu überprüfen, ob man nicht die Freigrenze überschreitet. Übergepäck kostet extra.

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Im Zug wurden dann nochmal die Tickets kontrolliert und natürlich waren alle Ansagen (weil Kanada zweisprachig ist) in Englisch und Französisch.

Der "Maple Leaf" besteht aus Rollmaterial von Amtrak. Morgens nach der Ankunft kann sich die GE Genesis mit ihren Armfleet-Wagen eine Stunde sonnen, während die Reisenden die US-Einreisebürokratie erledigen. Dazu müssen alle mitsamt Gepäck aussteigen (so mach grenzüberschreitendes Bahnfahren Spaß). Die sogenannten Landingcards wurden schon im Zug verteilt, damit man die vorher ausfüllen konnte. Ich war froh, daß ich mir den Heckmeck ersparen konnte, weil ich auf der kanadischen Seite geblieben bin.

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Der Zug bestand aus 5 Wagen, wovon nur der Business Class und ein Economy Class Wagen überhaupt zugänglich waren. In der Economy saßen etwa 10 Leute (abends auf der Rückfahrt waren es mehr). Kurz vor der Ankunft kam die Durchsage, daß wir zweimal halten: Einmal direkt am Anfang des Bahnhofs um das Amtrakpersonal an Board zu nehmen und dann ein paar Meter weiter für uns zum Aussteigen - warum man das nicht auf einmal machen kann, muß man nicht verstehen.

Armfleet Car von Innen.

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Sowohl bei Amtrak als auch bei Via gibt Sicherheistkarten wie im Flugzeug, damit man weiiß wo die Notausgänge sind. Sitzt man an einem Platz mit eine Nothammer für die Scheibe, bekommt man nochmal eine Extraeinweisung, daß man im Notfall mit dem Hammer bitte die Scheibe einschlagen solle (per über den Sitz geklebeten Zettel wird dokumentiert, daß die Einweisung erfolgt ist)

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Bahnfahren hat da drüben eh was von betreutem Wohnen: Türen öffenen die Zugbegleiter (weil die je nach Bahnsteigshöhe Abeckplatten zu oder wegklappen müssen). Man soll - zur eigenen Sicherheit - so lange sitzen bis der Zug im Bahnhof zum Halten gekommen ist. Wenn wir mal rechts ranfahren müßten um eine anderen Zug vorbei zu lassen, kam gleich eine Durchsage à la "this is normal procedure". Das Via-Äquivalent zu "Verzögerung im Betriebsablauf" ist: "We are following a freight train". Da Via nur ca. 2% des Netzes auf dem die Fahren besitzt und sonst "Gast" bei den Frachtgesellschaften CN und CP ist, muß Via deren Güterzügen oft den Vortritt lassen. Wir mußten das letzte Stück nach Niagara auch hinter einem herzuckeln. Daher hatten wir am Ende 30min Verspätung.

Abends überquert der "Maple Leaf" die Grenze zwischen den USA und Kanada (auf der unteren Ebene der Brücke verkehren Autos)

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Und wieder heißt es sonnen, bis die Grenkontrollen vorbei sind (und ich bin nur ein Schatten meiner selbst ;-)). Ich durfte auch nicht einsteigen, weil der Zug Sperrzone ist, bis er vom Zoll freigeben wird.

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Auf der Rückfahrt kam dann auch die Durchsage, daß für einige Unterwegsbahnhöfe keine Fahrgäste vorgemeldet seien, weswegen wir da ohne Halt durchfahren. M.a.W.: Spontan an einem Provinzbahnhof auftauchen und mitfahren wollen, birgt ein gewisses Risiko. Im Endeffekt haben wir dann doch überall gehalten, aber kaum standen wir, ging es schon wieder weiter.

Auf der Hinfahrt gelang dieser Schnappschuß auf ein paar abstellte Güterwagen

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Der Bahnhof liegt ein paar Kilometer von den Wasserfällen weg, wird aber von den Wego-Touri-Buslinien angefahren, die auf verschienden Routen die Sehenswürdigkeiten und Hotels abfahren

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Die American Falls

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Und die Horse Shoe Falls

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Regenbögen gibt es ständig

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Jenseits der Fälle "bietet" Niagara Kitsch und Kommerz

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Mit der Standseilbahn kommt man zu den Hoteltürmen

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Mein Fazit: Für einen Tagesausflug ganz nett, aber mehr als einen Tag muß man da nicht verbringen.

London

Mein erster Eindruck zu London, Ontario? Die Stadt besteht nur aus Pubs. Woher kommt mir dieses Logo bekannt vor?

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Dieses farbenfrohe Graffiti hat was

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Oder lieber einen großten Tintenfisch?

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Ganz schön viel Lok, für ganz schön wenig Wagen

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Morgens fahren kurz hintereinander zwei Züge nach Toronto. Einer kommt aus Windsor, der andere aus Sarnia.

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In London gab es auch den ersten Schnee. Stimmungsbild mit Dämmerung, Schnee und Signalen

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Was für Güterzugfreunde: Ein Blick in einen Rangierbahnhof

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Geisterzüge am Werk

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Die (katholische) Kathedrale von Außen und Innen

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Schicker Turm auf dem Uni-Gelände

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London war schön zum Entspannen nach dem Großstadttrubel von Toronto.

Windsor

Nach Windsor ging es als Tagesausflug von London aus. Dort konnte ich zum ersten Mal erleben, was das Hobby von Via zu sein scheint: Drehfahrten. Windsor ist ein Sackbahnhof, sodaß die Garnitur nach dem Ausstieg der Fahrgäste rückwärts aus dem Bahnhof geschoben wurde um eine halbe Stunde später dann ebenfalls rückwärts für die Rückfahrt hingeschoben wurde. Selbst wenn Via weitere Lokomotiven hätte, könnten sie sich die Dreherei nicht ersparen, weil die Wagen (bezogen auf die Sitzanordnung) auch eher nur für Einrichtungsbetrieb gebaut sind. Es gibt fast keine Sitze gegen die Fahrtrichtung. Ein LRC Wagen von Innen

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Gleich wird gedreht

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Das sehenswerteste an Windsor ist der Blick auf die Skyline von Destroid äh Detroit.

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Zoom auf den Peoplermover der seine Kreise durch Downtown-Detroit zieht

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Time to start Wining ;-)

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CN Dampflok am Riverside Walk

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Wenn einen garnichts mehr einfällt, was man noch machen kann. Kirchen ansehen geht immer. Manchmal fragt man sich ja bei den Fenstern, was sie darstellen. In der St. Alphonsuch Church bekommt man eine Hilfestellung, weil am Fenster die zugehörige Bibelstelle steht (hier Gen 17,10)

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Faizt zu Windsor: Muß man nicht gesehen haben.

Das soll aus Niagara, London und Windsor gewesen sein.

Freue mich über Rückmeldungen aller Art.

Bye, bye
Charly
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Dieselpower
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Re: [CA] Mit Viarail durch Ostkanada II: Niagara, London, Windsor (m.v.B.)

Beitrag von Dieselpower »

Hallo Charly,

London (Canada) hat(te) für die Eisenbahn - sogar in unseren Breiten - noch eine andere Bedeutung...
Nach Verschmelzung der GM-Tochter "Electro Motive Division" (Lokbau, zeitweise Weltmarktführer, heute nach General Electric nur noch #2!) mit der GM Diesel Division of Canada 1988 wurde der ganze Lokbau nach London verlagert. Bis Anfang 2012 wurden hier die Class 66 (JT42CWR) gebaut. Inzwischen ist hier Schicht am Schacht, eine (aus Subventionsgründen) 2011 in Muncie/Indiana neu aus dem Boden gestampfte Lokfabrik teilte sich fortan mit einem mexikanischen Bombardier-Werk im Auftragsverfahren den Lokbau, London wurde dicht gemacht.

Auf dem Fabrikschild der ersten kontinentalen Class 66 ist das "Maple Leaf"-Logo noch neben dem blauen GM-Quadrat abgebildet.

Ansonsten sehr interessante Einblicke, die mich teilweise (Boarding, Evakuierungspläne...) an die britischen Bahnen erinnern. Natürlich nicht von der Fahrzeuggröße her... :wink:

Gruß aus (beruflich bedingt) Bielefeld!

PS: Sollte jemand "Electro Motive Division" googlen, wird er nicht auf Anhieb Erfolg haben. Nach Ausgliederung aus dem GM-Konzern 2005 nannten sie sich - die Initialen beibehaltend - "Electro Motive Diesel", wurden 2010 von einer Caterpillar-Tochter geschluckt, und nennen sich seit vergangenem Sommer nun "Progress Rail Locomotive".
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bigboy4015
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Re: [CA] Mit Viarail durch Ostkanada II: Niagara, London, Windsor (m.v.B.)

Beitrag von bigboy4015 »

Anmerkung zu den u.a. auch von der VIA RAil genutzten General Electric GE GENESIS P42AC. Die Drehgestelle sind eine Entwicklung von KRUPP-MaK.
Auf Basis des FlexiCoil Drehgestells der DB 218 entwickelte KRUPP-MaK für GE das Drehgestell für diese 177 km/h (110 mph) schnelle Lok mit einer Antriebsleistung von 4.200 hp.

Deutsche Drehgestellkonstruktionen sind im US Fernverkehr auch unter Wagen zu finden.
Die von Pullman-Standard gebaute erste Serie der SUPERLINER Doppelstock-Wagen der Amtrak hat eine Adaption des Minden-Deutz drunter.
Die bei Bombardier gebaute zweite SUPERLINER Serie hat Trucks von GSC.

Der Hersteller ist Progress Rail, die Loks werden weiterhin EMD als Marke haben.
EMD hat seit 2015 ein gigantisches Problem. Man kann keine Motoren liefern die die TIER4 Abgasvorschriften einhalten. Theoretisch wären CATERPILLAR Diesel mit Adblue Technik und der nötigen Leistung sogar vorhanden aber die US Bahnen wollen keine Adblue Technik.
GE hat schon seit 2016 einen Motor der die Vorgaben erfüllt und kann so liefern. Bei Progress Rail / EMD wird es mindestens Mitte 2017.
Ulrich Wolf
Ansonsten sind die Diesel größer: Die im Westen der USA
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