Eine (fast) wahre Geschichte....

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216
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Eine (fast) wahre Geschichte....

Beitrag von 216 »

Gestern habe ich zufällig Lokbi a.D. Helmuth Minimann getroffen, der mir einige seiner alten Lokführergeschichten von damals erzählte.
(Helmuth Jahrgang 1923) war einst Lokführer im Bw Westburg und Höhen-West. Direkt nach dem Wehrdienst und kurzer Gefangenschaft kehrte er zurück in die Heimat. Da es im zerstörten Deutschland durch den Wiederaufbau genügend Arbeit gab, kam es dazu das er einen Arbeitsplatz bei der Bahn bekam. Schon 1946 hat er begonnen im Bw Höhen-West Lokomotiven instand zusetzen. Im Jahr 1948 nach erfolgreicher Ausbildung zum Lokheizer versah er seinen Dienst beim Bw Westburg auf der BR 39,44 und 94.
1950 absolvierte er die Laufbahnprüfung zum Lokomotivführer der Reserve. Seine Dienst bestritt er nun als Ablöser auf den Baureihen 38, 39, 44, 50, 78 und 94 beim Bw Westburg. Im Jahre 1962 wurde dann die Hauptstrecke im Bf. Westburg elektrifiziert. Da die neuen elektrischen Lokomotiven nicht mehr so oft auf den Rampen der Hauptstrecke nachgeschoben werden mussten, kam es zu einem Personalüberhang beim Bw Westburg. Der nun zum Oberlokführer beförderte Hellmuth machte eine Einweisung zum Lokleiter und disponierte nun die Loks des Bw Westburg und der Bw-Ast. Höhen-West. Westburg besaß zu dieser Zeit noch einen beachtlichen Bestand an Lokomotiven der BR41, 44, 50, 78 und 94. Der Ast. Höhen-West waren 3 Lokomotiven der BR94 zugeteilt. Schon im Sommer 1963 kamen die ersten "roten" Dampfvernichter mit der Bezeichnung V100 nach Westburg und lössten hier einige Dampfer auf der nicht elektrifizierten Hauptbahn von Westburg nach Kolenberg ab. Auf der elektrischen Hauptbahn die durch Westburg führt fuhren mittlerweile grüne und blaue "Neubau" Lokomotiven der Reihe E10, E40, E41 und E50 die zwar im Bw Westburg manchmal wendeten aber sonst keine "Arbeit" brachten.
Langsam zeichnete sich ab, das Westburg eine Heimatdienststelle für Dieselloks werden sollte.
Helmuth der selbst in Höhen wohnt, hatte von den "Bürodienst" auf der Lokleitung die Nase voll und konnte sich eine freie Stelle im Lokfahrdienst in der Bw-Ast. Höhen-West ergattern. Sein erster Dienstplan vom Sommer 1964 hatte einige Leistungen auf den Nebenbahnen die rund um Höhen West abzweigten. Seine Arbeitstiere waren nun die Baureihe Vt98 und die Starleistung zur Hauptverkehrszeit auf der BR78.

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Bild: Helmuth Minimann auf der Drehscheibe Höhen-West mit "seiner" 78 die Zuglok der Starleistung P4831. Das Bild wurde von seinem Heizer Walter Preisermann abgelichtet. Der Lokschuppen Höhen-West ist zu jener Zeit noch sehr gepflegt.

Der Buchfahrplan des P 4831 von 1964 den Helmuth Minimann noch in seiner Sammlung hat.
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...herrlich ging es damals hier her ;-)

Die Dampferzeit in Höhen-West hielt noch bis 1966/67. Zum Sommerfahrplan beherrschten nun die Loks der BR V100 und Vt98 die Strecken um Höhen-West. Der legendäre P4831 wurde nun von einer V100 des Bw Westburgs befördert. Selten kamen noch Dampfer nach Höhen-West. Einzige Leistungen wurden mit der BR50 des Bw Westburgs befördert (Militärverkehr zur Kaserne "Knallrauch" in Höhen). Auch die Jahre des Wirtschaftswunder machten nicht halt und so hatte fast jeder deutsche Bürger ein PKW in der Garage. Für die Züge zwischen Westburg und Höhen-West reichte nun ein "Ferkeltaxi" vollkommen aus und auf der Strecke von Höhen-West nach Marienburg gingen 1969 die Lichter aus. Somit war nun Höhen-West nur noch von Westburg zu erreichen.

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Die V100 1215 des Bw Westburg an der Tankstelle der Ast. Höhen-West (1967)

Ab 1970 kamen auch die Militärzüge nicht mehr mit Dampf, sondern wurden von "Großdiesel" der BR 216 des Bw Westburg geführt. Westburg selbst hat nun zum Mai 1970 die letzte Dampflok abgestellt und besitzt mit 23 Exemplaren der BR 216 genügend Loks. Auch die BR 212 hat einen Bestand von 11 Maschinen in Westburg erreicht. Für die Rangierarbeiten im Gbf und kleine Übergaben besitzt Westburg 5 Loks der BR 260.

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Die 216 199 und 212 215 in der Bw-Ast. Höhen-West (1970)

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Die 216 141 in der Ast. Höhen-West (1972). Links steht Helmuth sein Opel Commodore A.

Noch im Sommer 1972 lies sich Helmuth wieder nach Westburg versetzten, da es für die Personale der Ast. Höhen-West nicht gerade gut mit Beförderungen aussah und er im Bw Westburg einen Hauptlokführer Posten abstauben konnte.

Doch diese Geschichte wollte er mir beim nächsten Treffen erzählen ;-)

Gruß Martin
InterCargo
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Re: Eine (fast) wahre Geschichte....

Beitrag von InterCargo »

Hallo Martin,

interessant erzählte Geschichte der Wirtschaftswunderjahre, ich freue mich schon :D auf die Fortsetzung!

Freundlich grüßt der

InterCargo
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216
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Re: Eine (fast) wahre Geschichte....

Beitrag von 216 »

Habe eben wieder paar neue (alte) Bilder bekommen.
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Wochenendruhe in der Ast. Höhen-West. Die 212 215 gibt es immer noch.... (Bildarchiv Helmuth Minimann)

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Der morgendliche Eilzug der sogar über Westburg hinaus fährt. Die 212 215 haben wir hier wieder vor der Linse bekommen. Sie wird wohl nicht mehr lange ihr rotes Farbkleid tragen ;-) (Bild 1982 an der Ausfahrt Höhen-West)

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Blick 1982 von dem Gütergleis in die Ast. Höhen-West. Hier wird eben 212 349 gestartet.

Gruß Martin ;-)
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Re: Eine (fast) wahre Geschichte....

Beitrag von 216 »

Beim durchforsten alter Fotos ist folgendes Bild aufgetaucht!
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Dieses Bild ist vermutlich von dem alten Laternenmast im Bw aufgenommen worden.
Es zeigt 216 199 und 212 215 mit einer weiteren 212 auf der Bw Zufahrt.

:wink:
InterCargo
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Re: Eine (fast) wahre Geschichte....

Beitrag von InterCargo »

216 hat geschrieben:Beim durchforsten alter Fotos ist folgendes Bild aufgetaucht!
Bild
Dieses Bild ist vermutlich von dem alten Laternenmast im Bw aufgenommen worden.
Es zeigt 216 199 und 212 215 mit einer weiteren 212 auf der Bw Zufahrt.

:wink:
Hallo Martin,

eine schöne kleine und vor allem typische Tankstelle der Deutschen Bundesbahn :shock: Besonders gut gefällt mir auch die Betoneinfassung zw. den beiden Gleisen rechts von der Tankstelle. Dies deutet darauf hin, das schon bereits 1986 dort eine Betonwanne mit Ölabscheider unter dem Tankgleis installiert war. :wink:

Auch sieht man den Maschinen gerade im Dachbereich um die Auspuffanlagen herum den alltäglichen schweren Dienst vor Reise- und Güterzügen der Deutschen Bundesbahn im Bereich Höhen West an. :mrgreen:

Bitte zeige uns noch ein paar Bilder, damit wir das ganze Geschehen noch weiter analysieren können :wink: :!:

Freundlich grüßt der

InterCargo
eifelhero
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Re: Eine (fast) wahre Geschichte....

Beitrag von eifelhero »

Jetzt muß ich doch mal nach dem Maßstab fragen.
gruß Heinz
gruß aus der Eifel
Heinz

Am besten halten wir die Welt einfach mal kurz an und lassen die ganzen Idioten aussteigen.
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Re: Eine (fast) wahre Geschichte....

Beitrag von 216 »

eifelhero hat geschrieben:Jetzt muß ich doch mal nach dem Maßstab fragen.
gruß Heinz
1/87 oder besser gesagt H0

HIER sind einige Bilder vom Bauabschnitt der "vergammelten" Bw-Anlage

Gruß Martin
eifelhero
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Re: Eine (fast) wahre Geschichte....

Beitrag von eifelhero »

Hast du bei dem Lokschuppen die Ziegelsteine,an den Stellen,wo der Putz abgeplatzt ist, graviert oder mit eingegossen?
gruß Heinz
gruß aus der Eifel
Heinz

Am besten halten wir die Welt einfach mal kurz an und lassen die ganzen Idioten aussteigen.
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Re: Eine (fast) wahre Geschichte....

Beitrag von 216 »

eifelhero hat geschrieben:Hast du bei dem Lokschuppen die Ziegelsteine,an den Stellen,wo der Putz abgeplatzt ist, graviert oder mit eingegossen?
gruß Heinz
Hallo Heinz, die Ziegelsteine habe ich mit eingegossen. Das Urmodel habe ich in einer Arbeit von ca. 10 Stunden graviert und dann als Silikonform angefertigt. Mit dieser Silikonform ist es nun möglich diesen Schuppen immer wieder in verschiedenen Anordnungen (Anzahl der Stände oder anderer Gradabgang) zu erstellen. Auch als Bau für eine Rechteckwagenhalle musste diese Form schon herhalten. Als Giesmittel nehme ich meistens Gips, manchmal auch Resinharz (z.B. bei den Holzträgern im Schuppen).

Gruß Martin
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Re: Eine (fast) wahre Geschichte....

Beitrag von 216 »

Heute habe ich mal wieder ein paar neue Bilder bekommen.
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1988 steht 216 199 mit dem E3493 zur Abfahrt im Gleis 1 des Bahnhofs Höhen-West.
Das Bahnhofsgebäude befindet sich auf der Stützmauer und der Zugang zu den Bahnsteigen erfolgt mit dem "Eisernen Steg".

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1998 wurden wieder einmal Militärzüge von der Knallrauch-Kasere abgefahren. Die 232 pausiert zu dieser Zeit im ehemaligen Bw und wartet auf die Fertigstellung des Zuges. Die Vegetation hat so langsam das ehemalige Bw erobert und die Sonne stand bei diesem Bild schon recht tief..

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Im Herbst 2002 kommt es zu einem Treffen zwischen 225 051 und einer der letzten V100 in dieser Region.

:wink:
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