Gastarbeiterzug nach Köln-Deutz

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St. Goar
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Gastarbeiterzug nach Köln-Deutz

Beitrag von St. Goar »

Hallo MoBa-Freunde,

zum Jahresabschluss ein Beitrag zu "Gastarbeiterzügen" der "Wirtschaftswunder-Jahre" und danach. Ab 1955 kamen die ersten italienischen Gastarbeiter nach Deutschland. Zumeist mit dem Zug über Strecken von über 2000 Kilometer. Um die Weihnachts- und Neujahrzeit sind solche Züge häufig gefahren, um den "Gastarbeitern" einen Besuch ihrer Familien zu ermöglichen.

Hier ist ein Leer-Zug mit Altbauwagen im Sommer 1972 in Richtung Klön-Deutz unterwegs, der Gastarbeiter aus den Fordwerken abholen und nach Lecce bringen soll.

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Von diesen Zügen, die in den 50er-, 60er-, 70er- und 80er-Jahren so häufig unterwegs waren, gibt es im Netz nur wenige Bilder. Ich gehe davon aus, dass die FS zumindest ab und an Wagen dafür gestellt hat. Die Masse der Züge wurde wohl mit DB-Material gefahren.
Wer was dazu hat, den bitte ich um Informationen. :idea:

Ich wünsche allen Forianern einen guten Rutsch in neue Jahr und alles Gute in 2012. :D :D :D
Gruß aus Bielefeld

Gerhard Kutziewski
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St. Goar
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Re: Gastarbeiterzug nach Köln-Deutz

Beitrag von St. Goar »

Hallo Markus,

vielen Dank für Deine guten Wünsche fürs neue Jahr. Ich wünsche Dir auch alles Gute für 2012.

Bei den Bildern mit den Gastarbeiterzug habe ich italienische Wagen auf die Straße gestellt und nicht an Ford gedacht. Daher hier für Dich ein Ford-Modell aus 1972: :wink:

Ford Granada I

Im März 1972 wurde der Granada in Genf auf dem großen Autosalon vorgestellt. Der Wagen war Nachfolger des 20M/26M aus der internen Baureihenserie P7. Der Granada konnte mit einer Leistung von 48 kW bis 101 kW erworben werden. Besonders schick das schwarze Vinyldach bei dem Modell der Oberklasse.

Wiking 0791 02 28
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Ob der Wagen in Köln gebaut wurde? ich vermute eher nicht. Aber Ford ist Ford. :D
Gruß aus Bielefeld

Gerhard Kutziewski
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Kilowatt
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Re: Gastarbeiterzug nach Köln-Deutz

Beitrag von Kilowatt »

> Von diesen Zügen, die in den 50er-, 60er-, 70er- und 80er-Jahren so häufig unterwegs waren, gibt es im Netz nur wenige Bilder.
> Ich gehe davon aus, dass die FS zumindest ab und an Wagen dafür gestellt hat. Die Masse der Züge wurde wohl mit DB-Material gefahren.
> Wer was dazu hat, den bitte ich um Informationen.

Hallo Gerhard,

habe eben durch Zufall Deinen Beitrag entdeckt - kenne zwar Deine Seiten über Deine tolle Anlage, wusste aber nicht, dass Du auch hier im MRF (sehr) aktiv bist. Die Gastarbeiterzüge habe ich in den 80ern gerne am Rhein "gejagt" und ab und zu gesichtet, nur leider selten gefilmt und nie fotografiert. Charakteristisch war meiner Erinnerung nach:

- lange Züge (ca. 13-15 Wagen)
- nur Wagen 2. Klasse (z.T. auch Liegewagen), keine Gepäck- oder gar Schlaf- oder Speisewagen
- Wagen einer einzigen Bahnverwaltung, zumeist DB, gelegentlich auch FS (ob es auch SNCF oder JZ gab, weiß ich leider nicht, das Gros der Züge fuhr aber auch von/nach Süditalien)
- Verkehrstage jeweils zu Beginn und Ende der Weihnachts-, Oster- und Sommerferien, letztere nicht nur bezogen auf die Schule, sondern auch auf die Werksferien bedeutender Betriebe
- Zugnummern D 159xx
- mehrstündige Verspätungen auf der Fahrt nordwärts

Wenn Du konkrete Sichtungen haben möchtest, kann ich mal mein Archiv durchsuchen, da müsste ich einige Zugbildungen notiert haben.

Viele Grüße,
kW
YouTube-Kanal von FilmemacherKilowatt mit Filmen von den frühen 80ern bis heute - Schwerpunkte räumlich: Rheinland (Region Köln bis Kreis KH), Schweiz / thematisch: "bunte" internationale Züge, Nachtzüge, Nebenbahnen, Postzüge, ...
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Dieselpower
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Re: Gastarbeiterzug nach Köln-Deutz

Beitrag von Dieselpower »

Also ich erinnere mich, daß es auch einen Hellas-Express gab, der auch griechische und jugsolawische (grüne) Liege- und tatsächlich auch einen türkischen Schlafwagen (dunkelblau) dabei hatte...Bin mir ganz sicher, so was mal in Köln Hbf gesehen zu haben....

Die hatten immer sehr interessante Bemerkungen im Kursbuch...:
"Dient vorrangig dem Reiseverkehr von Gastarbeitern, mit starker Verspätung ist ebenso zu rechnen, wie mit nicht dem gewohnten Standard von Komfort und Sauberkeit..." (sinngemäß) - wenn man so was heute schreiben würde....uiuiuiui... :roll:
„Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“
Albert Einstein
"Ich bin, wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich...!"
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St. Goar
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Re: Gastarbeiterzug nach Köln-Deutz

Beitrag von St. Goar »

Hallo Kilowatt und Dieselpower,

vielen Dank für die Informationen zu den Gastarbeiterzügen am Mittelrhein. :D
Natürlich bin in an konkreten Zubildungs-Unterlagen interessiert. Wenn Du, kW, mal etwas Zeit hast, such doch mal einen Zug mit FS-Wagen heraus. Würde den Zug, sofern ich das Rollmaterial besitze, nachstellen.
Gruß aus Bielefeld

Gerhard Kutziewski
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eifelhero
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Re: Gastarbeiterzug nach Köln-Deutz

Beitrag von eifelhero »

St. Goar hat geschrieben:
Ford Granada I

Wiking 0791 02 28
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Ob der Wagen in Köln gebaut wurde? ich vermute eher nicht. Aber Ford ist Ford. :D
Der Granada wurde von 1972-1985 in Köln gebaut,
danach in Dagenham/England
Mein Vater hatte damals einen Granada V6 als Kombi (Tunier),
als Führerscheinneuling ( auf dem Golf)hatte Ich beim Rückwärtsfahren mit dem Teil immer das Gefühl, die Heckscheibe ist 20 m entfernt vom Fahrersitz. :lol:
In der Nachbarschaft wohnt ein Opa, der fährt noch täglich ohne H-Kennzeichen mit der versoffenen Kiste.
Doppelvergaser heißt halt auch doppelter Spritverbrauch. :roll:
gruß aus der Eifel
Heinz

Am besten halten wir die Welt einfach mal kurz an und lassen die ganzen Idioten aussteigen.
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Kilowatt
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Re: Gastarbeiterzug nach Köln-Deutz

Beitrag von Kilowatt »

Ok, ich suche mal. Habe auch je ein Video von einem DB- und einem FS-Gastarbeiterzug; versuche mal, die in Youtube einzustellen.

@Dieselpower: Achtung, der "Hellas-Express" (Dortmund - Athen, fuhr über viele Jahre - bis zum Ausbruch des Jugoslawien-Krieges) war ein ganz normaler Regelzug, der täglich verkehrte! (Die Gastarbeiterzüge fuhren ja nur an wenigen Tagen im Jahr - als Sonderzüge.) Aber die Zugbildung des Hellas habe auch ich genau so in Erinnerung, wie Du schreibst. Das waren noch Züge!

Die Kursbuch-Bemerkung dazu hieß allerdings lediglich (sinngemäß, und auch nur in Richtung Norden): "internationaler Zug mit langem Laufweg, mit gewohnter Pünktlichkeit kann nicht gerechnet werden" - von Gastarbeitern stand da nix, die hatten ja auch nur selten Gelegenheit, diesen Zug zu benutzen. Er diente wohl eher dem Verkehr junger InterRailer - ähnlich wie der "Viking-Express", den es in den 80ern mal von Paris über Köln und Kopenhagen nach Helsingör gab, als Entlastung zum Nord-Express speziell für die (jungen) Menschen, die direkt mit der Fähre nach Schweden weiter wollten: http://vonderruhren.de/aachenbahn/seiten/viking.php

Was es aber in den 80ern durchaus an dezenten Warnungen im Kursbuch gab, war der Hinweis für die wochenendlichen Bundeswehr-Züge von Köln und dem Ruhrgebiet nach den Standorten in Norddeutschland: "Zug ist besonders auf die Reisebedürfnisse von Bundeswehrangehörigen abgestimmt" oder so ähnlich las man damals bei Fußnote 90...

Beide Fußnoten für sich allein könnte man wohl auch heute noch so schreiben - wenn es die internationalen Langläufer noch gäbe. Bundeswehrzüge gibt es ja noch ein paar ganz wenige, glaube ich.

Viele Grüße,
kW
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St. Goar
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Re: Gastarbeiterzug nach Köln-Deutz

Beitrag von St. Goar »

Hallo kW,

ein gefilmter Gastarbeiterzug wäre sicher ein Rarität und würde nicht nur mich sehr interessieren. Schließlich wäre es ja ein Zeitdokument mit Seltenheitswert.

Hier noch Vorstellungen von mir, wie so ein Zug ausgesehen haben könnte:

Gastarbeiter-Sonderzug 1978

Einige Jahre später ist ein Sonderzug nach Köln-Deutz schon mit besserem Wagenmaterial von der FS gebildet worden. Die Carrozze sind vom Typ X und auf jeden Fall für den Auslandsverkehr zugelassen. Es können durchaus 14 Wagen hinter der Elektrolokomotive sein. Wenn der Zug voll besetzt die Fahrt Richtung Süden antreten wird, könnten folgende Ziele angefahren worden sein: Napoli, Salerno, Battipaglia, Reggio di Calabria, Pescara, Foggia, Bari, Brindisi oder Lecce.
Nach einer Fahrzeit von mehr als 24 Stunden waren die „Urlauber“ bestimmt froh, den Zug verlassen zu können.

Zuglokomotive am Mittelrhein ist dieses mal eine BR 110 in klassischer blauer Farbgebung

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Die Masse der Wagen gehört der 2. Klasse an. Es sind im Zug auch A- und AB-Wagen zu finden. Ob die Arbeiter den Mehrpreis für die Fahrkarte zahlen konnten oder wollten?

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Auf jeden Fall wirken die D-Zug-Wagen der FS mit ihren goldenfarbenen Türen sehr elegant.

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Die A- und AB-Wagen sind nach Deinen Beobachtungen wohl unrealistisch. Bei Wagenmangel könnten sie aber für die 2. Klasse freigegeben worden sein.

Bin schon auf den Film gespannt.
Gruß aus Bielefeld

Gerhard Kutziewski
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Horst Heinrich
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Re: Gastarbeiterzug nach Köln-Deutz

Beitrag von Horst Heinrich »

Hallo zusammen,
mit Begeisterung schaue ich immer wieder nach dem Thread, schließlich war ich jahrzehntelang im Rheintal "zuhause".

Eines fällt mir auf.
Weder bei den Bm in Bingerbrück noch St.Goar gab es in der abgebildeten Zeit einen geschlossenen, hellgrauen T-2-VW-Bus, sondern Pritschenwagen, zumeist Doppelkabinen.
Auch das DB-Zeichen mit rotem Band auf der Tür ist mir so erst ab der T-3-Generation bekannt, zuvor waren die Fahrzeuge in aller Regel dunkel-anthrazit und hatten nur das DB-Zeichen oder den Schriftzug "Deutsche Bundesbahn".

Auch bei den anderen Meistereien, Sm, Nm, Hbm, Ssm etc., die hier regelmäßig arbeiteten, herrschten Pritschenwagen vor.
Die "Starkstromer" hatten sogar mittelgroße Magirus-Lkw im "Portfolio", Saturn-Rundhauber und Saturn-Eckhauber, ebenfalls in anthrazit.
Als Fahrer fungierten übrigens zumeist nicht mehr voll für den sonstigen Dienst taugliche Arbeiter, insofern war die "alte DB" auch so etwas wie ein sozialer Arbeitgeber. Wenn es irgendwie ging, wurde keiner fallen gelassen, selbst kriegsversehrte, einarmige Schrankenwärter gab es an der Rheinstrecke, z.B. am Posten 16 oder Posten 24 noch Ende der 1970er Jahre.
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
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Kilowatt
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Gastarbeiterzüge im Mittlerheintal

Beitrag von Kilowatt »

Hallo zusammen (insb. Gerhard),

habe drei alte Filmaufnahmen von Gastarbeiterzügen (1982/84) in meinem Bestand gefunden sowie eine ganze Reihe von Wagenreihungs-Notizen (1988/89). Da diese sicher nicht nur für die MoBa-Abteilung des MRF interessant sein dürfte, habe ich meine gesammelten Erkenntnisse als Antwort an einen DSO-Thread gehängt: http://www.drehscheibe-online.de/foren/ ... sg-7536912

Quintessenz ist, dass "meine" Züge wirklich nur aus Sitz-/Liegewagen 2. Klasse bestanden (noch nicht mal ein AB hat sich reingemogelt) und bis auf eine Ausnahme im Wesentlichen aus Wagen einer Bahnverwaltung bestanden, allerdings hatte ich bei der Wagenzahl etwas hoch gegriffen - die Sichtungen zeigen, dass es meist "nur" 12-13 Wagen waren. Ich kann auch nur zu den 80er Jahren was sagen, in den 70ern wusste ich noch nichts von diesen seltenen Zügen (1978 waren vielleicht auch deklassierte AB dabei), und 1991 fuhr (lt. DSO) der letzte seiner Art. Details incl. Sichtungstage, Uhrzeiten und Verspätungen habe ich in DSO verewigt. Der Einfachheit halber verlinke ich aber die Filme auch hier (so viel Text liest eh kaum jemand ;o)

Video: 2 Gastarbeiterzüge 1982 bei Bonn: https://youtu.be/o0EPTweBVG0
Video: Gastarbeiterzug 1984 nahe Gotthard: https://youtu.be/r-2AwQaDbv0

Aus der Erinnerung meine ich, dass die meisten Züge von/nach Dortmund fuhren, allerdings war gerade bei den beiden gefilmten der Startbahnhof Bielefeld - was es nicht alles gibt! ;-)

Viele Grüße,
kW
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Kilowatt
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Fußnoten als Warnung bei Hellas-Express und Bundeswehr-IC's

Beitrag von Kilowatt »

PS: Zu der von Dieslpower angeregten Frage nach den Fußnoten habe ich mal alte Fahrpläne durchwühlt. Ergebnis:

Der "Hellas-Express" hielt in den 1970ern in Richtung Norden nur zum Aussteigen und trug in dieser Richtung eine schwarze Raute mit einer "1)". Die Fußnote dazu lautete wörtlich (z.B. Sommer 78, KBS 610):
  • "Internationaler Reisezug mit langem Laufweg; mit normaler Pünkt-
    lichkeit und dem üblichen Komfort kann nicht gerechnet werden".
In Richtung Süden hielt er nur zum Einsteigen und trug ein "R 1)":
  • "platzkartenpflichtig für Reisende nach dem Ausland
    Zug dient vorrangig dem Verkehr nach den Balkanländern"
Von 1980 bis Sommer 1988 (letzter Verkehrszeitraum) fehlte der Hinweis zu langem Laufweg, Püntklichkeit und Komfort; es tauchte nur noch die Fußnote Richtung Süden mit Platzkartenpflicht und Balkan-Vorrang auf, die im Laufe der Jahre leicht abgewandelt wurde zu
  • "Platzkarten erforderlich für Reisende nach dem Ausland;
    Zug dient vorrangig dem Verkehr in die Balkanländer"
Im Sommer 1988 durfte man auf der Fahrt nach Süden sogar innerhalb Deutschlands wieder aussteigen, was auf der Fahrt nach Norden immer noch verboten war, so dass der entfallene Pünktlichkeitshinweis zumindest keinem innerdeutschen Reisenden zum Verhängnis geworden ist. Übrigens fuhr der D 410 im S '88 ohne Halt zwischen Mainz und Bonn-Beuel!

(Epilog: in den Sommern 1989 und 1990 verkehrte durchs Mittelrheintal statt des Hellas-Express der weitgehend aus JZ-Material gebildete D 294/295 "Jugoslawia-Express" zwischen Dortmund und Belgrad. Im Winterfahrplan 1990/91 taucht er noch mit einem einzigen (umlaufbedingten) Verkehrstag auf, dem 30.IX. - danach war für immer Schluss mit täglichen Direktzügen von Dortmund zum Balkan, fortan musste man in München umsteigen.)

Subtile Warnungen, was für Züge den ahnungslosen Reisenden erwarten, gab es aber im Bereich der speziell für Wehrpflichtige eingesetzten Wochenend-IC's und -D-Züge, speziell zwischen Köln/Ruhrgebiet (selten auch Koblenz) und den Standorten in Norddeutschland. Diese Züge waren während der 1980er nur an ihren Laufwegen und Verkehrstagen (nur Fr bzw. nur So) zu erkennen, die D-Züge meist auch am Fehlen von 1. Klasse und Speisewagen, die IC's an Namen wie "Seestern", "Seemöwe", "Albatros", "Kranich", "Kormoran" und wie sie alle hießen. In den frühen 80ern fuhren sie sogar z.T. als Eilzug (z.B. Flensburg - Köln).

In den Fahrplänen Sommer 1990 und Winter 1990/91 fehlen die Bw-IC's plötzlich im Kursbuch, während sie in den Aushangfahrplänen (und im Heft Ankunft/Abfahrt) weiterhin erscheinen, dort aber mit der Warnung:
  • "Besonders geeignet für Bundeswehr-Familienheimfahrt".
Die Bw-D-Züge erscheinen weiterhin überall - aber ohne Warnung.

Vom Sommer 1991 an sind dann sowohl IC's als auch D-Züge mit der (nunmehr in die Mehrzahl transformierten) Warnung
  • "Besonders geeignet für Bundeswehr-Familienheimfahrten"
versehen. Eine Stichprobe für 1996 zeigte, dass dies auch dann noch so war. Es war allerdings die Fußnote 30 - nicht 90, wie ich fälschlicherweise in Erinnerung hatte. :-)

Zum Abschluss noch drei Links zu schönen Bildern vom Hellas-Express Ende der 80er-Jahre mit bunten Balkan-Wagen und dem von Dieselpower erwähnten TCDD-WL:
http://www.drehscheibe-online.de/foren/ ... 17,4591414
http://www.drehscheibe-online.de/foren/ ... 31,7081041
http://www.drehscheibe-online.de/foren/ ... 17,5314532

Viele Grüße,
kW
Zuletzt geändert von Kilowatt am So 6. Sep 2015, 14:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Dieselpower
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Re: Gastarbeiterzug nach Köln-Deutz

Beitrag von Dieselpower »

Aha, also doch....ich dachte schon, ich werde langsam alt. Diese Hinweise gab es tatsächlich - das Kursbuch war früher so was für mich, wie die Bibel für den Pfarrer. Wie ein Urlaubskatalog ohne Bilder (oder nur mit ganz wenigen... :mrgreen: ). Da konnte ich stundenlang drin blättern, und von Bahnreisen träumen.

Heute wird gescrollt statt geblättert, umgestiegen statt Direktverbindungen rausgesucht und die Bilder dazu gibt's frei Haus. Einzige Gemeinsamkeit: Eine Bahnfernreise ist immer noch Anlaß zum Träumen - nicht selten sind es Albträume... :lol:

Bundeswehr-ICs wurden gern am Wochenende in Köln-Kalk Pbf abgestellt, sie bestanden meistens NUR aus Bm235-Abteilwagen und immerhin einem Avmz111 (ganz selten der Eurofima-Avmz207) für die 1. Klasse.
„Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“
Albert Einstein
"Ich bin, wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich...!"
Konrad Adenauer
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