Salonwagen, die am Mittelrhein fuhren

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St. Goar
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Salonwagen, die am Mittelrhein fuhren

Beitrag von St. Goar »

Hallo Modellbahnfreunde,

es wird Zeit nach den vielen Modellautos auch mal wieder einen Modelleisenbahnwagen zu zeigen.

Salonwagen Salüge 801 (ex. 10 205)

Dieser Salonwagen mit der Nummer 10 205 wurde 1937 von Wegmann & Co. in Kassel gebaut. Der Waggon war eine sehr moderne geschweißte Kontruktion. Bei einer Länge von 23,5 Metern wog er 63,8 Tonnen.
Ende 1937 war der Salonwagen im Zug von Hermann Göring unterwegs. Der "10 205" war zu NS-Zeiten in Berlin stationiert. Zwischen den Einsätzen stand der Wagen häufig im Bahnhof "Wildpark" in Potsdam bereit. Wenn eine Sonderfahrt angesetzt wurde, lief der Waggon im Zugverband mit weiteren 14 Wagen. Immer war ein Vorzug im Einsatz. Ab Kriegsbeginn kamen Sonderplattformwagen mit Flackgeschützen an beiden Zugenden zum Schutz vor Tieffliegern zum Einsatz.
Nach 1945 wurde der Salonwagen vom amerikanischen Hochkommissar genutzt. Später wurde er von Bundeskanzler Konrad Adenauer unter anderem 1957 und 1961 für den Wahlkampf eingesetzt. Heimatbahnhof des Wagens war nach 1945 Köln (Bdf). Anfang der 60er Jahre dürfte der Salonwagen Gummiwulstübergänge bekommen haben. Natürlich hat er seine alte Nummer schon seit 1966 verloren. Aus "10 205 Köl" war kurzfristig im März 1966 noch "10 305 Köl" geworden, bis die Umstellung auf Computer-Nummern daraus "51 80 89-40 305-0" machten. Ab 1972, in der Zeit von Bundeskanzler Willy Brandt, dann "51 80 89-80 305-1" und die Bezeichnung Salüge 801. Immer noch war der Waggon bei der BD Köln, jedoch im Heimatbahnhof Köln Hbf hinterstellt. Am Modell ist das Untersuchungsdatum 13.4.72 angeschrieben.
Ab 1974 konnte der Salonwagen von Privatpersonen gemietet werden.
Heute steht der Wagen in Bonn im Haus der Geschichte. Am 5. Oktober stellte ein Kran den "Kanzlerwagen" in das Untergeschoss des Museums auf. Vor dort wird er keine weitere Fahrt mehr antreten können.

Modell Märklin Nr. 43257 (Sonderpackung Willy Brandt)

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Zum Vergleich:

Salonwagen 4üe-37 Nr. 10 205 (Epoche III)

Modell Liliput Nr. 385101

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Gruß aus Bielefeld

Gerhard Kutziewski
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St. Goar
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Re: Salonwagen, die am Mittelrhein fuhren

Beitrag von St. Goar »

Hallo Modellbahnfreunde,

ein ehemaliger Salonwagen, der am Mittelrhein unterwegs war:

Speisewagen DSG WR6ügh 152

Der Speisewagen mit der Nummer 51 80 88-40 227-7 wurde als Salonspeisewagen Salon R6üe-40 gebaut. Er hat Drehgestelle der Bauart "Görlitz" mit jeweils drei Achsen. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam der Waggon zunächst in den Dienst der US-Army. Dort nutze ihn von 1947 bis 1949 der General Lucius D. Clay. Am 10.12.1951 wurde der Speisewagen an die DB abgegeben und von der DSG aufgearbeitet. Damals hatte er eine rubinrote Lackierung (RAL 3003). Zunächst war die Bezeichnung WR6üe-40 angeschrieben. Ab 1966 bekam der Waggon eine UIC-Beschriftung unterhalb der DSG-Anschrift. Die alte Bezeichnung WR6ügh 152 war ebenfalls noch angeschrieben. Ein Jahr zuvor bekam er eine Lackierung in bordeauxrot (RAL 3004). 1970 wurden die Zierstreifen und die DSG-Anschrift entfernt. Auf den Seiten stand danach nur noch "Speisewagen". In der Modellausführung hat der Wagen bereits Gummiwulst- statt der ursprünglichen Faltenbalgübergänge. An den Dachenden sind die Aussparungen für die Rücklichthalterungen nicht mehr vorhanden.

Der Waggon kam in Sonderverkehren zum Einsatz. Dabei lief er in Regierungszügen, Charter- oder Messezügen mit. Jedoch kam er auch als Reserve- und Trainingswagen für Küchen- und Servicepersonal zum Einsatz. Bis 1973 konnte der WR im Betrieb gesichtet werden.

Laut Modellbeschriftung gehört der Waggon zur BD Frankfurt und ist Frankfurt (M) stationiert. Das Untersuchungsdatum 18.12.67 ist angeschrieben. Mit 60 Tonnen ist der Speisewagen besonders schwer.

Modell Liliput Nr. L385531

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Leider ist das Modell etwas hochbeinig. :(
Mal sehen, ob andere Radsätze eine Verbesserung bringen. :idea:
Gruß aus Bielefeld

Gerhard Kutziewski
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Günter T
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Re: Salonwagen, die am Mittelrhein fuhren

Beitrag von Günter T »

Hallo Gerhard,

das von Dir geschilderte Problem der "Hochbeinigkeit" gehe auch ich primär durch einen Radsatztausch an. Hierbei wechsle ich die Achsen mit einem Radscheibendurchmesser (ohne Spurkranz) von 11 mm durch solche mit reichlich 10 mm aus.
Ganz ausgezeichnete Erfahrungen habe ich mit dem folgenden Hersteller gemacht:
http://www.das-service.de/modellbahn-radsatz/
Die Verarbeitung ist sehr sauber - z.B. keine Grate an den Achsspitzen -. Fast alle meine Wagen mit neuen Radsätzen laufen jetzt merklich leichter. Natürlich muss man auf eine korrekte Achsbreite achten: Roco + Liliput 24,75 mm, Piko 24,4 mm ... Da ich jetzt alle gängigen Größen an meinem Basteltisch vorrätig habe, macht eine "Revision" richtig Spaß.
Die Firma ist meiner Meinung nach auch preiswerter als Ersatzteillieferungen der großen Moba-Hersteller.

Wenn das nicht hilft, dann könnte man an der Drehgestellauflage (für den Drehgestellzapfen) Material abtragen - ist aber heikel.
Generell - aber das weißt Du bestimmt - nähert man sich mit solchen Maßnahmen dem neuen Problem der Kurvengängigkeit des Drehgestells, das - wenn es jetzt zu dicht am Wagenboden liegt - am Wagenkastenrahmen hängen bleiben kann.

Danke für Deine sehr informativen und anregenden Berichte.

Es grüßt Dich

Günter
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Zuglaufschild vom Sommer 1998 (Regelmäßige Wochenendfahrten mit der 01 1531-1
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St. Goar
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Re: Salonwagen, die am Mittelrhein fuhren

Beitrag von St. Goar »

Hallo Modellbahnfreunde,

habe den sechsachsigen Speisewagen in einen Regierungszug eingestellt.

@ Günter
Ganz herzlichen Dank für Deinen Tipp zu einem Hersteller von Radsätzen. :D
Hast Du den Wagen mal vor die Linse bekommen? Leider gibt es so wenige Fotos von dem Vorbildwaggon. :?

1966: Regierungszug mit sechsachsigen Speisewagen

Die Salonwagen der Bundesregierung waren Mitte der 60er Jahre noch häufig im Einsatz. Diese Zugkomposition hat kein konkretes Vorbild. Jedoch könnte ein Zug so ähnlich unterwegs gewesen sein. Eine Kasten-E 10 darf die Gäste Richtung Bonn fahren. Hinter der Lokomotive läuft ein A4üe Schürzenwagen.

E 10 158 der BD Frankfurt zieht die Waggons

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Der Salonwagen des Kanzlers ist mit UIC-Beschriftung unterwegs. Ebenso der Speisewagen WR6ügh 152 mit seinen sechsachsigen Drehgestellen der Bauart "Görlitz". Der Waggon war 1940 als Salonwagen gebaut worden. Über den Einsatz bei der US-Army kam der WR Ende 1951 zur DB, wo er aufgearbeitet wurde und bis 1973 für die DSG im Einsatz war. Ein weiterer ehemaliger Salonwagen und ein neuer Liegewagen bilden das Zugende.

Roter sechsachsiger Speisewagen in der Zugmitte

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In dem Speisewagen fuhren einst hohe Militärs durch die Lande.

Im bordeauxroten WR6ügh 152 ist keine Essenszeit

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Gruß aus Bielefeld

Gerhard Kutziewski
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