Sprendlingen- Fürfeld

Antworten
Horst Heinrich
Oberrat A14
Beiträge: 2194
Registriert: Sa 18. Okt 2008, 23:07

Sprendlingen- Fürfeld

Beitrag von Horst Heinrich »

Wenigstens eine Kommune erweist dieser interessanten Nebenbahn die Ehre einer etwas längeren Erwähnung auf seiner Homepage: Badenheim.
http://www.badenheim.de/site/index.php?article_id=45
Dabei sind die Erinnerungen an das "Bawettche" besonders zwischen Sprendlingen und Wöllstein bei vielen Zeitzeugen noch präsent, denn bis zum 31.07.1973 gab es hier noch Güterverkehr.
An diesem Tag oblag es dem Lokführer/Rangiererteam Hammer/Schweikhard, die letzten Wagen von der Strecke abzufahren, dann war auch hier nach 86 Jahren Schluß.
Letzter Hauptkunde waren übrigens die Ziegelwerke Jungk, die sich auch vehement gegen die Stillegung wehrten. Doch die A 61 war schon im Bau und den Bau einer Eisenbahnunterführung wollte man sich ersparen. Also kauften Land und Bund dem Unternehmen zwei Lastzüge für die Auslieferung ihrer Produkte, das im Gegenzug dann auf den Gleisanschluß verzichtete.
Eine Verkehrspolitik, die sich ab den 1970er Jahren wie eine Krankheit in der Bundesrepublik ausbreitete.
Im Garten der Fa. Jungk steht übrigens eine Dampflok.
http://www.juwoe.de/de/mediathek-downlo ... -juwoe.php
Sie verkehrte allerdings nicht auf der Strecke, denn die Strecke war normalspurig, die Dampflok hingegen hat eine Spurweite von 750 mm. Auch besaß das Unternehmen keine Werksbahn und hatte auch keinen direkten Gleisanschluß, obwohl die Ziegelwerke 1888 mit entscheidend für den Bau der Strecke waren.
Verladen wurde immer direkt im Bahnhof in der Ortsmitte, was ich selbst noch erlebt hatte.
Eigentlich ein umständliches Unterfangen, denn der Werksverkehr mußte ständig die stark befahrene B 420 queren.
Dennoch hielt das Unternehmen bis zum Schluß am Bahnversand fest. Vorbildlich!
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
Horst Heinrich
Oberrat A14
Beiträge: 2194
Registriert: Sa 18. Okt 2008, 23:07

Re: Sprendlingen- Fürfeld

Beitrag von Horst Heinrich »

Den 100.Geburtstag feierte jetzt die Dampflok im Garten der Firma Jungk in Wöllstein.
http://www.allgemeine-zeitung.de/lokale ... 146639.htm
Bemerkenswert auch der im Bericht erwähnte Kaufpreis, den die Familie Jungk 1975 für das Fahrzeug der DDR-Reichsbahn hinblättern mußte: 7000 DM, das entsprach dem Gegenwert von 70.000 Ost-Mark und der heutigen Kaufkraft von ca. 12000 Euro.
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
Florstädter
Amtsrat A12
Beiträge: 1222
Registriert: Do 9. Sep 2010, 21:14

Re: Sprendlingen- Fürfeld

Beitrag von Florstädter »

Moin Horst ,

danke für die Erinnerungen .

Die Streckenführung läßt sich auch heute noch erkennen ,
auch die Gebäude stehen noch .
In Wöllstein ( meine Frau war von dort ) lag der Bahnhof entgegen
vieler Nebenbahnen mitten im Ort .
Von Wöllstein bis Fürfeld war die Trasse schon in den 80ern ein Radweg ,
vom Ortsausgang an ansteigend , erst frei dann durch den Wald bis Fürfeld .
Das Alte Fürfeld liegt in einem Tal , das Tal mitsamt Fürfeld wird mittels
eines Sandsteinviaduktes überquert .
Der Endbahnhof lag gleich hinter der Brücke ,
sozusagen in erhabener Ortsrandlage .

Gruß Uwe
Manche Leute haben das Bahlsen-Syndrom: Sie haben einen an der Waffel und sie gehen einem auf den Keks
Horst Heinrich
Oberrat A14
Beiträge: 2194
Registriert: Sa 18. Okt 2008, 23:07

Re: Sprendlingen- Fürfeld

Beitrag von Horst Heinrich »

Hallo Uwe, danke für die Rückmeldung.
Mein Onkel war Anfang der 1970er Jahre Lokführer in Bingerbrück, gelegentlich wurde er auch für Arbeitszüge und Nahgüterzüge in der Region eingesetzt, in dieser Zeit verschlug es ihn immer wieder auch nach Wöllstein, in den Ferien durfte ich ihn ab und zu begleiten. Ich kann mich an einige Fahrten Sprendlingen-Wöllstein noch erinnern. Gefahren wurde meist mit einer Köf II, der Oberbau war schon sehr schlecht, mehr als 20 km/h war nicht mehr drin.
Auf dem kurzen Streckenstück gab es nicht weniger als drei gefährliche Bahnübergänge, davon zwei über stark befahrene Bundesstraßen (B 50 und B 420), daneben noch einen unübersichtlichen zwischen Badenheim und Wöllstein. Die Kleinlok pfiff sich regelrecht die Seele aus dem Leib, die Autofahrer waren fast noch rücksichtsloser als heute.
In Wöllstein hielten wir dann in der Tat mitten im Ort, gegenüber des Bahnhofs gab es damals noch das Amtsgericht, im Hof stand ab und zu die berühmte "grüne Minna".
Direkt am Bahnhof war eine Landhandlung (ich glaube sie hieß Pitthan), der wurden im Herbst Brikett zugestellt und im Jahreslauf auch Düngemittel und "Wingertstickel". Direkt am Bahnhof gab es auch eine typisch rheinhessische "Wertschaft", natürlich schon vormittags geöffnet (Frühschoppen), in die auch "eingekehrt" wurde.
Daß der Onkel und sein Rangierer hier auch Bier und Schoppen zu sich nahmen, war damals nichts Ungewöhnliches, heute undenkbar. Für mich gab's natürlich Sinalco. 8)
Woran ich mich trotz angestrengten Nachdenkens nicht mehr erinnern kann, ob der Kontakt mit dem Fdl Sprendlingen noch über eine Fs-Leitung erfolgte oder ob das Betriebsverfahren dem einer Anschlußbahn entsprach.
In Sprendlingen gab es noch die signalisierte Ausfahrt aus Gleis 4, an ein Einfahrsignal aus Richtung Wöllstein kann ich mich aber nicht mehr erinnern. Vielleicht weiß ein Mitforianer hier noch Bescheid.
Was für eine beschauliche Welt inmitten der immer hektischer werdenden Zeit, inzwischen auch schon mehr als 40 Jahre her...
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
Florstädter
Amtsrat A12
Beiträge: 1222
Registriert: Do 9. Sep 2010, 21:14

Re: Sprendlingen- Fürfeld

Beitrag von Florstädter »

so klein ist die Welt :D

es müßen aber mehr als 3 BÜ gewesen sein , die Innerörtlichen ( zB. Wöllstein )
kommen ja auch noch hinzu .
Bei dem BÜ zwischen Badenheim und Wöllstein kann ich mir die Gefährlichkeit
gut vorstellen , vor allem wenn Straßen und Schienenverkehr zusammen aus
Richtung Badenheim kamen , der BÜ verlief ja sehr schräääääg über die Straße .

Den Pitthan gibt es immer noch ?? ist aber mehr ein Baustoffhandel auf dem
alten Bahnhofsgelände .
Aber einen Raiffeisen Landhandel gab / gibt es , hatten die vielleicht Bahnanschluß ??

Leider hab' ich es damals noch nicht so mit dem Knipsen gehabt , meine
Schwiegerleute auch nicht , schade :(

Aber vielleicht gibt es ja an dieser Stelle doch noch Bilder zu sehen ,
es würde mich freuen .

Gruß Uwe
Manche Leute haben das Bahlsen-Syndrom: Sie haben einen an der Waffel und sie gehen einem auf den Keks
Benutzeravatar
stellwerk
Obersekretär A7
Beiträge: 257
Registriert: Di 17. Apr 2007, 17:44
Kontaktdaten:

Re: Sprendlingen- Fürfeld

Beitrag von stellwerk »

Hallo,
unter http://rgebhard.de/seite490.htm gibt es noch ein paar Bilder
zur ehem. Strecke - wird aber bald noch ergänzt.

Gruß

Rodrigo
Benutzeravatar
Aartalbahner
Hauptschaffner A4
Beiträge: 125
Registriert: Fr 12. Jul 2013, 18:53

Re: Sprendlingen- Fürfeld

Beitrag von Aartalbahner »

Hallo zusammen.
habe zwei Bilder aus dem Jahr 2004 auf meiner Festplatte gefunden.
Bild
Im Appelbachtal 16.04.2004
Bild
Brücke in Neu-Bamberg 16.04.2004
Schade, dass die schon für ein Radweg gebraucht wird, wäre sonst ein schöne Brücke über die Wiesbaderner Flachstraße. :wink:
mfg
Herbert
Rechtschreibfehler sind wie Unkraut,
sie säen sich immer wieder
auf´s Neue aus.
Antworten