Mainz - Alzey: Awanst Kleiner Sand / Panzerwerk (FMKS)

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Kilowatt
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Mainz - Alzey: Awanst Kleiner Sand / Panzerwerk (FMKS)

Beitrag von Kilowatt »

Hallo zusammen,

habe soeben erstmals Fotos beladener Waggons im alten Panzerwerks-Gleisanschluss im Web entdeckt - wenn auch als Senkrechtluftbild:

Unter http://www.mainz.de/WGAPublisher/online ... _stadtplan findet man links unten die "Themenauswahl" und darin neuerdings auch ein s/w-Luftbild von 1974. (Es wird erst sichtbar, wenn man schon recht nah herangezoomt hat.) Wenn man entlang der Alzeyer Strecke "fährt", entdeckt man schon kurz hinterm Hbf westlich der Strecke die großen Panzer-Hallen sowie zwei Gruppen von Schwerlastwagen (6 + 7 Wagen, davon 3 leer). Im Gleisanschluss auf der anderen Seite der Strecke hingegen habe ich kein (Bahn-) "Leben" entdeckt.

Irgendwo habe ich mal einen Buchfahrplan der entsprechenden Bedienungsfahrt gesehen, evtl. sogar in meinem Archiv. :D Ich meine, die Üg fuhr von Mainz aus gegen 10 Uhr hin und eine knappe Stunde später direkt wieder zurück. Erlebt habe ich das leider nie, denn mit dem Ende des Kalten Krieges kam schon in den 1990ern auch das Ende der Panzertransporte. Aber die (seltenen) Panzerzüge nach Gonsenheim waren sicher akustisch ähnlich eindrucksvoll - bis auch sie 2003 eingestellt wurden.

Die Gleise verschwanden zwischen 2000 und 2010; das Gelände östlich der Strecke beherbergt heute ein Baseballstadion, westlich der Strecke wurden die Hallen 2006 abgerissen, alsbald der Bahnübergang (incl. höhengleicher Kreuzung mit der meterspurigen Straßenbahn) zugeteert und schließlich ein nicht ganz billiges Wohngebiet namens Gonsbachterrassen (heute auch als "Lego-City" bekannt) aus dem Boden gestampft. Die Verbindung zwischen Panzerwerk und Streckengleis führte direkt neben dem Biergarten der Maletengarde vorbei, welcher wiederum günstig am "Fahrrad-Hauptweg" durchs landschaftlich nette Gonsbachtal liegt, welches auch die Bahnlinie nutzt. In diesem Bereich lässt sich die Trasse heute noch erahnen.

Hat jemand Fotos von diesen Anschlüssen, als noch Betrieb herrschte?

Viele Grüße,
kW
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Hannum
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Re: Mainz - Alzey: Awanst Kleiner Sand / Panzerwerk (FMKS)

Beitrag von Hannum »

Interessante Entdeckung!

Auch westlich des Bahnhofs Gonsenheim stehen in der 1974er Ansicht drei Güterwagen in einem Gleisanschluss. Um was handelte es sich denn da?

Gruß
Hannum
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Aartalbahner
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Re: Mainz - Alzey: Awanst Kleiner Sand / Panzerwerk (FMKS)

Beitrag von Aartalbahner »

Hallo Hannum,
sind das die Güterwagen, die du meinst.
Bild
BHF Gonsenheim 01.09.2012
Bild
BHF Gonsenheim 01.09.2012
und noch zwei Bilder, zum Thema Gleisanschluß Panzerwerk.
Bild
Richtung Hauptstrecke. 25.07.2005
Bild
Richtung ex.Panzerwerk (heute Gonsbachterrassen) 25.07.2005
mfg
Herbert
Rechtschreibfehler sind wie Unkraut,
sie säen sich immer wieder
auf´s Neue aus.
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Kilowatt
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Re: Mainz - Alzey: Awanst Kleiner Sand / Panzerwerk (FMKS)

Beitrag von Kilowatt »

Hallo zusammen,

die Fotos von Aartalbahner zeigen nicht die von Hannum im Luftbild 1974 entdeckten drei Wagen im Gla westlich des EG Gonsenheim, sondern die G-Wagen, die ja viele Jahre lang am alten Güterschuppen östlich des EG standen. Die DB hatte den Schuppen, nachdem sie ihn nicht mehr benötigte, verkauft, und der neue Besitzer nutzte das (sehr stabile) Gebäude als Lager ("der ist für die Ewigkeit gebaut") und ebenso die an dessen Rampe stehenden G-Wagen, deren Puffer übrigens entfernt wurden - offenbar, um sie enger aneinander schieben und als "langen Gang" verwenden zu können. Nur das mit der Ewigkeit wurde nichts, das Bauwerk musste vor ein paar Jahren einem Supermarkt weichen. In Google-Maps (Foto von Ostern 2003) sind jedoch der alte Schuppen und die G-Wagen noch gut zu erkennen. Was die Hannum'schen Wagen westlich des EG taten, ist mir auch nicht klar. Ich habe zwar einen Gleisplan vom Januar 1975, doch dort steht am fraglichen Gleis nichts von Gla oder sonstwas vermerkt, nur die auch im Luftbild zu sehende hohe Mauer ist eingezeichnet.

Außerdem zum Thema Luftbilder: Das erwähnte Schwarzweiß-Bild von 1974 zeigt nicht nur etliche Panzer(wagen) im Gla "Kleiner Sand", sondern auch gleich zwei Panzerzüge im Mainzer Hbf/Gbf. Da die Züge Dieselloks und Mannschaftswagen aufweisen, läge nahe, dass es sich um einen Abtransport von einem Manöver handelt. Gab es sowas in Mainz-Gonsenheim oder müssten die Züge von der Nahe gekommen sein?

Die Zugbildungen (beide Loks stehen in Richtung Südosten):
--> Zug 1 (steht in Höhe ehem. ETA-Ladegleise / Abzweig Hafenbahn, also da, wo heute Aldi und Lidl am Bismarckplatz sind):
212 + 1 Bm (o.ä.) + 16 leere Panzertransportwagen (Rlmmps o.ä.)
--> Zug 2 (Lok steht am "Kölner" Ende des Bahnsteigs 4/5):
212 + 3 Bm (o.ä.) + 20 mit je 1 Panzer beladene Panzertransportwagen + 10 mit je 2 kurzen Militärfahrzeugen beladene Wagen (evtl. K-Wagen?).

Beeindruckend im 1974er-Foto auch die Masse an diversesten Güterwagen, die im Güterbahnhof herumstehen. Heute sind viele der Gleise verschwunden, ein neues "Wohnquartier M 1" ensteht, das Vlexx-Bw ist 2014 entstanden, und die restlichen verbliebenen Gleise dienen dem nächtlichen Abstellen von Regionalzügen sowie tagsüber einzelnen Bauzügen und ab und zu auch Güterzügen, die in Mainz Hbf behandelt werden, um dann Richtung Hafen, Mombach (Ineos Paraform) oder Weisenau (Sojamühle) verteilt zu werden. Wenn man bedenkt, dass Mainz Hbf (neben Bischofsheim) in den 1960er-Jahren noch Ausgangspunkt von Dg-Zügen nach Köln-Gremberg war... Aber das ist eigentlich ein anderes Thema.

Zum Thema Militärzüge habe ich noch zwei kurze Notizen gefunden, die ich mir nach einem Gesprächsabend mit altgedienten Mainzer Eisenbahnern am 2.12.2011 gemacht hatte - ob sich da "Eisenbahnerlatein" mit reingemischt hat, vermag ich nicht zu sagen, aber nett finde ich die Begebenheiten in jedem Fall:

- Einst fuhr nachts um 3 ein schwerer (1300 Tonnen?) Panzerzug (bespannt mit 212, eine 260 schob) bei nieseligem Herbstwetter die Steigung hoch von Mainz Hbf nach Gonsenheim und - das Einfahrsignal zeigte Rot. Der Lokführer fluchte; nach 20 Minuten bekam er Grün und den Zug mit viel Glück und Liebe wieder in Gang; die Getriebeöltemperatur der armen 212 erreichte über 90 Grad. Der Fdl, zur Rede gestellt, was das denn solle, erklärte: Nicht er, sondern der Schrankenwärter habe verschlafen. Und da der Bahnübergang im Durchrutschweg liegt, konnte er die Einfahrt nur stellen, wenn der Bü geschlossen ist.

- Als noch Rübenzüge fuhren (also vor 1995), müssen in Klein-Winternheim (oder Marienborn?) einmal 7 mit Zuckerrüben beladene E-Wagen "entlaufen" sein. Der Fdl in Gonsenheim legte Hemmschuhe, die immerhin 4 Wagen dazu brachten, die Böschung herunterzustürzen, doch die anderen 3 sausten weiter. Mit großem Glück schafften sie noch die enge (nur für 70 km/h zugelassene) Kurve hinter Mainz-Waggonfabrik (nicht auszudenken, wenn sie dort auf die parallele Hauptstraße mit der Straßenbahnlinie geflogen wären), bis sie schließlich im Mainzer Gbf auf einen Hemmschuh prallten, von dem zwar danach nicht mehr viel übrig war, der sie aber zum Halten brachte. (Plan B war gewesen, die Wagen Richtung Worms zu schicken, auf dass sie sich dort irgendwo "totlaufen".)

- Außerdem hörte ich, dass das Mainzer Panzerwerk (Abzw. Kleiner Sand) seinerzeit jeden Vormittag per Sperrfahrt bedient wurde; transportiert wurden nicht nur Panzer, die ins US-"AW" mussten, sondern auch Kohle für das werkseigene Kraftwerk, und zwar in E-Wagen, weil die Amerikaner keine Fc-Wagen haben wollten! Nun ja, Personal ist ja beim Militär relativ "billig", und ein bisschen Krafttraining muss man seine Leute eh machen lassen...

Übrigens, ich habe mir aus den "Mosaikstücken" des 1974er-Luftbildes, die man unter http://www.mainz.de/service/co-stadtplan.php abrufen kann, mal ein zusammenhängendes größeres Bild zusammengestückelt. Wer sich diese Arbeit nicht selbst machen möchte, kann mir gerne eine PN schicken. Der Gonsenheimer Bahnhof allerdings ist auf dem Bild wie leergefegt: weder G-Wagen am Schuppen noch Militärverladung an der Rampe - nur die o.g. drei Wagen von Hannum.

Viele Grüße,
kW

Edit 17:38 Uhr: Habe soeben bemerkt, dass die Aartalbahner-Wagen nicht die von Hannum gemeinten sind und habe den ersten und letzten Absatz entsprechend umgebaut.
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