Oh wie schön ist...

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Basaltlunkerschotter
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Re: Oh wie schön ist...

Beitrag von Basaltlunkerschotter »

beklemmende und zugleich bemerkswerte Fotos. Der schwarz/weiss-Effekt unterstützt die Stimmung. Szenen gut festgehalten.
Dazu passt ein Text, der erst gestern "im web geteilt" wurde.

http://www.n24.de/n24/Nachrichten/Wirts ... ombe-.html

Irgendwo tief im Archiv habe ich auch noch ein paar DIL-Fotos.
ich wollt, es wäre Abend und die Preußen kämen
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Dieselpower
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Re: Oh wie schön ist...

Beitrag von Dieselpower »

TroubadixRhenus hat geschrieben:Dann lass es ihn doch nerven. Mir sprichst Du hier aus vollster Seele.

Na ja - zumindest ein kleiner Rest Menschlichkeit gibt es sogar noch trotz Estw, wenn man sich etwa im Bereich Troisdorf - Porz -Gremberg auf GSM-R teilweise an der Stimme erkennt, und sich mit den Kolleginnen/Kollegen in Duisburg mit Vornamen anspricht. Das Verhältnis Privatbahn - DB Netz Mitarbeiter ist übrigens sogar deutlich besser geworden als vor etwa 15 Jahren, wo man als Privater oft wie das letzte A... behandelt wurde. Das muss man dann auch mal sagen. Dass man sich da mit Ute, Sven oder Anja - auch wenn man sich nie gesehen hat - beim Fertigmelden auf GSM-R einen schönen Urlaub oder ein schönes Wochenende wünscht, hätte es damals kaum gegeben.

Und die Reste der "Nebenbahnidylle" gibt es ja auch noch teilweise, ebenso wie die Kollegialität auf großen Rangierbahnhöfen oder Bahnhöfen mit Anschlussgleisen. Denke ich da an Weißenturm, wo der Fdl noch vor Ort sitzt (die linke Rheinstrecke scheint vom Estw-Wahn noch ausgenommen, vielleicht will man sich ja doch einen kriesenfesten Schienenkorridor vorhalten). Je nach dem was da für Personal sitzt und man hat es eilig denkt man sich sogar schon mal: "Mist", weis man doch, dass man sich beim Schlüsselwegbringen mit dem Kollegen/der Kollegin garantiert festquatschen wird.

Man kann leider immer nur versuchen das Beste aus der Sache zu machen, auch wenn das stellenweise durch die sich weiter ausbreitende Cyber- und Plastikeisenbahn schwerer wird.
100% Zustimmung - Noch gibt es sie, die kleinen Reste...wie z.B. auch bei uns hier oben. Für das diesjährige Sommerfest der HLB Netz Westerwald (vormals vectus) haben sich auch etliche Fdl angemeldet, da wir auch auf allen Stellwerken Einladungen ausgehangen hatten. Bei der Weihnachtsfeier in Altenkirchen sind sogar noch zahlreiche Bundesbahn-Pensionäre dabei, Lokführer, Güterbodenbeschäftigte, Schaffner...doch auch hier schwebt uns ja das Damoklesschwert des EStw-Drecks über dem Haupt. Die Keimkrebszelle wird Westerburg sein, fernbedient von Langenhahn. Sowas ist meist der Anfang vom Ende...ansonsten kann ich Erlebnisse wie die obigen voll bestätigen.

Dann hält sich ja immer noch das Gerücht, Private bilden schlechter aus, als der große globale Konzern. Nun gut, daß es da schwarze Schafe geben mag - kein Sprechen drüber...! Aber nach 20 Jahren haben sich viele "Ihseböhner" andere Brötchengeber gesucht, der ex-WEBA-Kutscher fährt nun bei der HLB, den DB-Regio-Kollegen hat es zu Abellio verschlagen, der HGK-Lokführer ist jetzt Alleinunterhalter und der ex-Fdl vom Netz fährt nun selbst Lok....das hat sich doch alles derart vermischt, da kann man doch gar keinen Schluß mehr aus dem Aussteller des Führerscheins auf das Ausbildungsniveau ziehen. Davon abgesehen habe ich schon manchem Fdl den "korrekten" Befehlstext nach einem sinnlos vollgekritzelten und dann entsorgten Vordruck vorkauen müssen....nur mal nebenbei.

Das merkt man z.B., wenn ein Fdl gaaaaanz vorsichtig andeutet, daß in einer betrieblichen Situation zwar gefahrlos, aber nicht ganz regelkonform gearbeitet werden könnte, um einen Ablauf zu beschleunigen. Erst der skeptische Frageton, dann ein ganz anderer, erleichterter Tonfall, wenn der Tf als erfahrener Kollege z.B. antwortet: "Ja klar, ist ja noch eine Rangierfahrt, kein Thema...!" :twisted:
Erst gestern wieder erlebt - gleich in zwei verschiedenen Fällen... :wink:

Mach ich allerdings auch nur, wenn ich mir 100%ig sicher bin, daß das ohne Gefahr ablaufen kann, und ich mich auf die anderen Beteiligten verlassen kann.... :mrgreen:
„Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“
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Dieselpower
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Re: Oh wie schön ist...

Beitrag von Dieselpower »

Basaltlunkerschotter hat geschrieben:beklemmende und zugleich bemerkswerte Fotos. Der schwarz/weiss-Effekt unterstützt die Stimmung. Szenen gut festgehalten.
Dazu passt ein Text, der erst gestern "im web geteilt" wurde.

http://www.n24.de/n24/Nachrichten/Wirts ... ombe-.html

Irgendwo tief im Archiv habe ich auch noch ein paar DIL-Fotos.
Das eine bedenklich stimmende ist der Pro-Kopf-Ausgabenvergleich, das andere Besorgniserregende dieses Artikels ist jedoch die latent mitschwingende, euphorische Technikhörigkeit. Nicht aus Sorge um meinen Beruf, sondern mehr aus Sorge um die Zukunft der Bahn würde ich eher auf Beibehaltung der Schnittstelle "Mensch" setzen. Nichts spricht dagegen, die angesprochenen Systeme (gemeint ist wohl LZB und ETCS) zur Information und Überwachung der Fahrtparameter zu nutzen, sich jedoch bei der Steuerung ganz auf den Computer zu verlassen, würde ich nicht gutheißen. Eine Sensibilisierung für energiesparende und vorausschauende Fahrweise (dazu gehört ein gemäßigtes Tempo, wenn man immer wieder auf den vorausfahrenden Zug aufläuft, ebenso, wie eine zeitige Signalbedienung durch den Fdl) sind hierzu ebenso notwendig, wie eine brauchbare Systemtechnik. Wenn ein Blockabschnitt EStw-softwarebedingt lange später erst durch Hauptsignal (Ks) freigegeben wird, als nötig, liegt doch hier das Problem...wenn ich mir manche "klassisch signalisierten" Strecken mit ihrem Verkehrsaufkommen ansehe, wenn fähige Fahrdienstleiter Dienst tun, brauchen wir den Technikschmonzes gar nicht. Nur mal angenommen, so eine Klimaanlage in einem Hauptstellrechnerraum gibt den Geist auf (was natürlich niiiieee passieren kann), schon dreht sich kein einziges Rad im Umkreis von 50 km mehr...übertrieben, ich weiß, aber ich kenne auch andere Fälle: Nadelöhr Südbrücke in Köln. Bei manchen Fdl stand man sich die Räder eckig, andere schafften es, drei miteinander in Konflikt geratene Zugfahrten durch flinke Finger und Nutzen des Gleiswechselbetriebes ohne Halt hindurchzumogeln...(klassisch signalisiert mit Spurplantechnik in Bonntor - ist das noch, oder auch schon versaut???)

Wenn man einfach alles in Schuß hält, und nicht überall Gleise, Weichen und Signale zurückbaut, gibt auch die "Technik aus der Kaiserzeit", wie man sie gern belächelnd in den Medien bezeichnet, einen hohen Netzdurchsatz her - oder will jemand bezweifeln, daß das Netz früher leistungsfähiger war, als heute? Denkt nur an die unzähligen verschiedenen Güterzuggattungen, welche auf allen möglichen Strecken fuhren, und auch noch tausende Kunden bedienten, sich dabei aber mit N-, E- und D-Zügen das Gleis teilten...

Wie gesagt, nicht aus Sorge um meinen Beruf bin ich so technikskeptisch (technikfeindlich will ich noch nicht mal sagen, aber ich glaube einfach, daß die Lücke zwischen der Theorie der Ingenieure und der Praxis des harten 365-Tage-Bahnbetriebs immer weiter auseinanderklafft, die Ergebnisse sieht man allerorten!), nein, deshalb nicht, "meine" Eisenbahn gibt es ohnehin kaum mehr, ich könnte mir inzwischen auch vorstellen, Hausmeister zu werden, oder es in einem eisenbahnfreundlichen Land noch mal zu probieren. Es ist einfach das blinde Vertrauen in die Technik, welches durch Vorfälle wie den Germanwings-Flug 4U9525 oder das Versagen des Lokführers in Santiago de Compostela permanent angefeuert wird. Leider werden jedoch Fälle, bei denen die ach so tolle High-Tech Sch.... gebaut hat, nicht mal ansatzweise so aufgebauscht. Beispiele? Gern...Siemens City-Sprinter 5001 der KVB und Air France Flug 447 (sowie tausend andere Ereignisse).

Übrigens...mein neues Auto hat ACC (Adaptive Cruise Control) und Automatikgetriebe, es könnte bis aufs Lenken alles alleine machen - ich traue der Technik (Abstandseinhaltung, Geschwindigkeitsregelung, Notbremsassistent, Spurhaltung...) exakt 3 cm weit, die Entfernung meines Fußes vom Bremspedal...komfortabel so weit, aber der Kopf bleibt im erhöhten Aufmerksamkeitsmodus! Und die verlorene Ladung vom LKW oder die Glassplitter (Öllache) auf der Fahrbahn erkennt auch Kollege Computer nicht, oder zu spät!!!
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Re: Oh wie schön ist...

Beitrag von TroubadixRhenus »

Dieselpower hat geschrieben:Nadelöhr Südbrücke in Köln. Bei manchen Fdl stand man sich die Räder eckig, andere schafften es, drei miteinander in Konflikt geratene Zugfahrten durch flinke Finger und Nutzen des Gleiswechselbetriebes ohne Halt hindurchzumogeln...(klassisch signalisiert mit Spurplantechnik in Bonntor - ist das noch, oder auch schon versaut???)

Wenn man einfach alles in Schuß hält, und nicht überall Gleise, Weichen und Signale zurückbaut, gibt auch die "Technik aus der Kaiserzeit", wie man sie gern belächelnd in den Medien bezeichnet, einen hohen Netzdurchsatz her - oder will jemand bezweifeln, daß das Netz früher leistungsfähiger war, als heute? Denkt nur an die unzähligen verschiedenen Güterzuggattungen, welche auf allen möglichen Strecken fuhren, und auch noch tausende Kunden bedienten, sich dabei aber mit N-, E- und D-Zügen das Gleis teilten...
Ist noch! Kann man übrigens auch üben:

http://www.stellwerksim.de/shot/see_413.jpeg

Wie gesagt, nicht aus Sorge um meinen Beruf bin ich so technikskeptisch (technikfeindlich will ich noch nicht mal sagen, aber ich glaube einfach, daß die Lücke zwischen der Theorie der Ingenieure und der Praxis des harten 365-Tage-Bahnbetriebs immer weiter auseinanderklafft, die Ergebnisse sieht man allerorten!), nein, deshalb nicht, "meine" Eisenbahn gibt es ohnehin kaum mehr, ich könnte mir inzwischen auch vorstellen, Hausmeister zu werden, oder es in einem eisenbahnfreundlichen Land noch mal zu probieren. Es ist einfach das blinde Vertrauen in die Technik, welches durch Vorfälle wie den Germanwings-Flug 4U9525 oder das Versagen des Lokführers in Santiago de Compostela permanent angefeuert wird. Leider werden jedoch Fälle, bei denen die ach so tolle High-Tech Sch.... gebaut hat, nicht mal ansatzweise so aufgebauscht. Beispiele? Gern...Siemens City-Sprinter 5001 der KVB und Air France Flug 447 (sowie tausend andere Ereignisse).

Sehe ich genauso! Absolut! Technik sollte immer dem Menschen dienen und ihn unterstützen, aber niemals in solchen Bereichen völlig autark agieren können, denn neben Fehlern im System gibt es ja auch immer noch die Möglichkeit der Manipulation.

Ein und beiden gut bekannter Kollege machte nach 4U9525 sogar den Vorschlag, man müsse es doch technisch so einrichten, dass man Flugzeuge in so einem Fall vom Boden aus zwangssteuern können, so dass aus einer Linienmaschine eine Art "Drohne" wird. Allerdings fände ich soetwas dan doch etwas abenteuerlich. Schliesslich könnte sich so ein"Bodenpilot" ja auch als "Gefährlich" entpuppen.
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