Sinn und Folgen eines ESTW an der Lahn

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Dieselpower
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Re: Sinn und Folgen eines ESTW an der Lahn

Beitrag von Dieselpower »

Ist mir ja völlig klar, daß die Bahn nicht 300 Jahre lang mit Form(schönen) Signalen und Einheitselloks aus den 50ern fahren kann, die Frage war ja auch vielmehr, ob es immer diese schnellebige Computersch...e sein muß, bei der schon nach zwei Versionen nichts mehr kompatibel ist, und man monatelang immer neue Kinderkrankheiten ausmerzen muß.
„Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“
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Dieselpower
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Re: ESTW Untere Lahn [Sammel]

Beitrag von Dieselpower »

jojo54 hat geschrieben:Ein neuer Beitrag aus der Nassauischen Neuen Presse (Limburg) vom 13.04.2015.

http://www.nnp.de/lokales/limburg_und_u ... 80,1351452

MfG
jojo54

Bin ich froh, daß mir dieser Anblick nun nicht mehr regelmäßig zugemutet wird....
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Re: ESTW Untere Lahn [Sammel]

Beitrag von tobias_rath »

Dieselpower hat geschrieben:Bin ich froh, daß mir dieser Anblick nun nicht mehr regelmäßig zugemutet wird....
Man kann's natürlich auch übertreiben... Aber ist alles Geschmackssache ;)
Viele Grüße
Tobias
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Dieselpower
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Re: ESTW Untere Lahn [Sammel]

Beitrag von Dieselpower »

Was heißt denn "übertreiben"? Wenn Du die Lahntalbahn nur mit klassischen Bahnsteigen, Telegrafenleitungen, Formsignalen und Fahrdienstleitern kennst, und jetzt von "neuen Bahnsteigen, Ks-Signalen & Co." liest, und das Bild von dem Betonklotz in Nassau dazulegst, an die widerlichen aufgeständerten Kabelkanäle denkst, und rekapitulierst, welch optische Einbuße die (betrieblich ja durchaus positive) Einführung von GSM-R mit seinen "attraktiven" Schalthäuschen und "dezenten" Masten schon gebracht hat, freue ich mich, die Strecke nun wenigstens noch in halbwegs guter Erinnerung zu behalten. Irgendwie ist für "Ästhetik" halt kein Geld da - obwohl ein wenig Ästhetik mit Sicherheit auch nicht soooo viel teurer wäre. Schau nur mal über die Grenzen, und damit es nicht heißt "Der immer mit seiner Insel" - schau dir halt mal z.B. Pepinster an, einen Keilbahnhof in Belgien zwischen Verviers und Liège...wo anders geht es auch in "nett anzusehen" - warum wird bei uns alles so steril und potthäßlich modernisiert???
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Re: ESTW Untere Lahn [Sammel]

Beitrag von TroubadixRhenus »

Fällt mir wieder ein älterer Song von Wolfgang Niedeckens "BAP" ein:

"Saison der Container"

https://www.youtube.com/watch?v=-D4TPx6Wyy4

Und weil den Text vermutlich nicht jeder versteht:

http://www.bap.de/start/musik/songtexte ... -container

Handelt von der bereits vollzogenen und drohenden Entmenschlichung, sowie dem "plattmachen" gewachsener Strukturen, hier im Falle der Kölner Südstadt, die in vielen Bereichen progressiv und schleichend weiter betrieben wird. Unter dem Deckmantel von Rationalisierung, Fortschritt, Wirtschaftlichkeit und ein paar oberflächlichen "Annehmlichkeiten" versucht man dem gemeinen Volk dies alles schmackhaft zu machen - oft mit Erfolg.
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Re: ESTW Untere Lahn [Sammel]

Beitrag von Horst Heinrich »

Dieselpower hat geschrieben: Irgendwie ist für "Ästhetik" halt kein Geld da ..
Einspruch des Nationalökonomen, es geht hier nicht um Ästhetik, wir können ruhig ganz streng die Kostenseite betrachten, dann aber -wie ich schon öfters andeutete- bitte die makroökonomischen Kosten und nicht rein betriebswirtschaftlichen.

Ein EStw macht die ganze Strecke und den Betrieb um keinen Cent günstiger, im Gegenteil, für die Gesellschaft wird das ganze ein teurer Spaß, denn es bricht allein an der Lahn eine Wertschöpfung im sechsstelligen Bereich jährlich weg.
Eigentlich müßte man das ganze den Fans der Bahnrationalisierung einmal explizit vorrechnen, damit ein für alle mal mit dem gebetsmühlenhaften Schwachsinn von der besseren, weil effektiveren modernen Bahn aufgeräumt wäre, aber die Gefahr ist zu groß, daß so eine wissenschaftlich korrekte Ausarbeitung dann als Plagiat in irgendeiner modernen Masterarbeit landet (was mir schon zwei Mal passiert ist - aber sei's drum).
Hier praktisch das Vorwort zu einer früheren makroskopischen Berechnung über die Wertschöpfung eines Bahnhofes mittlerer Größe für den, den es interessiert).
http://www.das-rad-und-schiene-forum.de ... ung#p16249

Die Gesellschaft wird sich noch einmal nach dem seit 100 Jahren bewährten Betriebsverfahren, sich multifunktional verantwortlich fühlendem Vor-Ort-Personal (Fahrdienstleiter wie Udo Meister in Balduinstein haben die Aufgaben von gleich vier Mitarbeitern übernommen: Betrieb, Gebäudemanagement, Räum- und Streudienst, Kundenberatung) und vor allem nach deren konstanter Wertschöpfung zurücksehnen.
Nur ein Beispiel.

Ein A-8-Fahrdienstleiter hat im Laufe seines Lebens neben seinen originären Aufgaben in der Betriebsabwicklung und im Erhalt von Vermögenswerten (z.B. indem ein klassizistischer Bahnhof eben nicht von Vandalen heimgesucht [siehe Simmern], sondern durch liebevolle Pflege erhalten wurde) nicht nur seinem Unternehmen nachweisbar Nutzen gebracht, der mit dem Gehalt kaum abgegolten wurde, auch die Gesellschaft hat langfristig profitiert:
Das Einfamilienhaus wurde abgezahlt, die Kinder haben in einem sozial gefestigten Milieu -und das in einer strukturschwachen Region- ihren Weg gemacht, nebenbei wurden -und das unentgeltlich- viele Stunden ehrenamtlicher Arbeit rund um Wohn- und Dienstort geleistet (Feuerwehr, Gemeinderat, Ortsbürgermeister, Vereinswesen etc.) und selbst
im Alter profitieren alle noch von dem pensionierten "anachronistischen" und "uneffektiven" Bundesbahnbeamten:
Die Enkelkinder bekommen noch Zuschüsse zu Führerschein, Auto oder zur Miete für die Studentenbude bzw. der ersten eigenen Wohnung als junger Arbeitnehmer. Umverteilung einmal anders.
Die bundesweit paar hundert angestellten EStw-Bediener in den Betriebszentralen fernab ihres sozialen Umfeldes können das alles gar nicht auffangen und nach 30 Jahren Dauerberieselung mit elektronischen Impulsen sowie optischer und akustischer Reizüberflutung wird für sie allenfalls eine Rente knapp über der Sozialhilfe herausspringen.
Aber Hauptsache die Regionalbahn zwischen Koblenz und Gießen kann nun für 30 Cent pro Zugkilometer günstiger betrieben werden, wobei die eingesparten 30 Cent mitnichten dem Finanzier des ganzen, dem Steuerzahler, zurückerstattet werden, sondern in den unendlichen Weiten der Zweckverbände, Aufgabenträger, Aufsichtsgremien und EVU's versumpfen.
Lahntalbahn 2015 - schöner, moderner, effektiver... wer's glaubt...
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
jojo54
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Re: Sinn und Folgen eines ESTW an der Lahn

Beitrag von jojo54 »

Die Dinge, bzw. die jetzt anstehenden Ereignisse wie im unteren Lahntal wird man nie und nimmer aufhalten können. Da helfen auch wortreiche Textbeiträge hier im Forum nicht weiter.

Für mich sind die ganzen Diskussionen mittlerweile nicht mehr nachvollziehbar. Es ist doch schon alles gesagt und immer wird noch auf die Tränendrüse gedrückt. Die Zeiten ändern sich. Das habe auch ich oft genung einsehen müssen.

Wer dennoch glaubt, dass er eine Chance hat, dem empfehle ich die beginnenden Planungen für Zentralstellwerke an der Oberwesterwaldbahn oder dem Abschnitt Limburg - Wetzlar auszubremsen und hierfür sein ganzes Engagement einzusetzen.

Vielleicht können dann noch Arbeitsplätze gerettet werden.

Nachdenklich
jojo54
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Re: ESTW Untere Lahn [Sammel]

Beitrag von Knipser1 »

Dieselpower hat geschrieben:Was heißt denn "übertreiben"? Wenn Du die Lahntalbahn nur mit klassischen Bahnsteigen, Telegrafenleitungen, Formsignalen und Fahrdienstleitern kennst, und jetzt von "neuen Bahnsteigen, Ks-Signalen & Co." liest, und das Bild von dem Betonklotz in Nassau dazulegst, an die widerlichen aufgeständerten Kabelkanäle denkst, und rekapitulierst, welch optische Einbuße die (betrieblich ja durchaus positive) Einführung von GSM-R mit seinen "attraktiven" Schalthäuschen und "dezenten" Masten schon gebracht hat, freue ich mich, die Strecke nun wenigstens noch in halbwegs guter Erinnerung zu behalten. Irgendwie ist für "Ästhetik" halt kein Geld da - obwohl ein wenig Ästhetik mit Sicherheit auch nicht soooo viel teurer wäre. Schau nur mal über die Grenzen, und damit es nicht heißt "Der immer mit seiner Insel" - schau dir halt mal z.B. Pepinster an, einen Keilbahnhof in Belgien zwischen Verviers und Liège...wo anders geht es auch in "nett anzusehen" - warum wird bei uns alles so steril und potthäßlich modernisiert???


Mit etwas guten Willen und vermutlich nur geringen Mehrkosten ginge es durchaus auch anders.
Die Kabelkanäle in grau, grün oder braun anstatt weiß wären deutlich weniger auffällig, und das es auch die GSM-R -Masten in Braun statt in dem hellen grau gibt kann man sich in und um Monreal anschauen - da stehen die nämlich....
Aber wenn dem zuständigen Sachbearbeiter der sich um die Ausschreibungen kümmert ein gewisses Maß an Sinn für Ästhetik in der Landschaft fehlt, er vermutlich auch noch nie im Lahntal war und die "farbgedeckte" Ausführung auch von keiner Kommune etc. gefordert wird - dann wird halt der Standard geliefert und verbaut.
Die Lahntalbahn soll zukunftsfähig und keine Museumsbahn werden, ok. Da bin ich mir dabei.
Mir ist auch lieber, da fahren in 20 Jahren noch Züge an GSM-R Masten vorbei als das an der Lahn nur ein Radweg entlang (dann ohnehin durch entsprechendes "Fachpersonal") geplünderten Telegraphenleitungen führt.
Aber es geht auch -bei gutem Willen- mit etwas mehr Sinn und Verstand..

meint

Guido
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