Steinebach-Bindweide, 26.08.2005, kurz nach 4 Uhr morgens...
Ich bereite WEBA 5 zur Fahrt nach Betzdorf vor, wir bekommen Fahrerlaubnis und mit atemberaubenden Geschwindigkeiten von bis zu 30 km/h geht es talwärts...der Westerwald schläft noch, zumindest seine menschlichen Bewohner. Die Tiere sind wenig gefährdet wegen des Bimmelbahntempos....
Im Scheuerfelder Tunnel das übliche Geschwirr der Fledermäuse im Scheinwerferlicht, plötzlich macht es leise "Patsch" an der Scheibe, und trotz des nur leichten Aufpralls zucke ich erschrocken zusammen....auf dem Vorbau liegt eine Fledermaus...
Kurze Zeit später - sie schien nur etwas benommen von dem Aufprall - krabbelt sie mit eingeklappten Flügelchen hin und her. In Scheuerfeld macht der Zugführer die Ankunftsmeldung, während ich den kleinen Bruchpiloten mit Handschuhen vorsichtig in eine Glühlampenschachtel ohne Deckel bugsiere, und ins Führerhaus hole. Nun bekommt der kleine eine Lokmitfahrt spendiert.
Beim Rangieren in Betzdorf ist die Schachtel plötzlich leer, Batman krabbelt auf dem Schaltschrank herum, es ist immer noch dunkel, und er scheint mir sehr aktiv zu sein. Ich erwäge eine Umquartierung in eine größere Box, was aber bis Scheuerfeld warten muß, dort wird ein leerer Karton eines Modems sein neues Interims-Zuhause. In Ermangelung kleiner Insekten biete ich ihm einen Krümel Schwarzbrot an, was jedoch wenig Interesse bei ihm weckt. Inzwischen ist es hell genug für ein Foto:
Langsam geht die Schicht zu Ende...ich nehme Batman mit heim, wo ich mich schlau machen werde, was Fledermäuse brauchen, ja, tatsächlich: Für sowas ist das Internet auch zu gebrauchen, ich kontaktiere einen Fledermausexperten, der mir sagt, daß Wasser sehr wichtig sei. Mit einer Injektionsspritze versuche ich mein Glück - viel zu große Tropfen...mit der Schleifmaschine verliert eine Kanüle binnen Sekunden ihre scharfe Spitze, nun sind die Tropfen kleiner, die ich dem Tierchen an das kleine Mäulchen heranführe und siehe da, es trinkt. Nach einiger Zeit ist der Durst gestillt, ich rufe den Experten noch einmal an, der mir rät, das Tier zur gewohnten Umgebung zurückzubringen, wenn es augenscheinlich unverletzt ist. Da Freitag ist, und ich am Wochenende frei habe, ziehe ich einen abendlichen Motorradausflug in Erwägung, warte jedoch noch auf meine Freundin, die schon ganz neugierig ist, und erst nach der Arbeit zu mir kommt.
Schließlich wird die Schachtel sicher und druckgeschützt im Tankrucksack verstaut, und Kurs Scheuerfeld eingeschlagen. Ein Anruf beim Zugleiter - der letzte Zug ist durch, nichts mehr zu erwarten, und so befreien wir den kleinen Bruchpiloten, setzen ihn auf einen Handschuh, und gehen Richtung Portal....Dämmerlicht und entsprechend lange Belichtung vereiteln ein besseres Bild:
Das federleichte Tierchen wird durch die Handschuhe kaum realisiert, nach einigen Schritten in den Tunnel hinein wird es dunkler, meine Freundin sagt: "Ich glaube, er bewegt sich...", während ich glaube, hochfrequente leise Töne zu vernehmen. Auf einmal ruft sie: "Weg...er ist weg!". Und tatsächlich, fürs menschliche Auge nicht mehr erkennbar hat er wohl mit seinen Kumpels Kontakt aufgenommen und verschwindet in der künstlichen Höhle...
"Mach's gut, kleiner Freund, und beim nächsten mal besser aufpassen...!", rufe ich ihm nach. Wir gehen zum Motorrad und fahren heim...
