SPNV-Nord: Machbarkeitsstudie für ETLO- und H2-Fahrzeuge

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eta176
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SPNV-Nord: Machbarkeitsstudie für ETLO- und H2-Fahrzeuge

Beitrag von eta176 »

Der Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Nord (SPNV-Nord) hat am 9.6.2020 nachfolgende
Pressemitteilung herausgegeben:

Engagement für alternative Antriebsformen auf der Schiene im Norden von Rheinland-Pfalz nimmt Gestalt an
Machbarkeitsstudie zum Pilotbetrieb eines Batterie- und eines Wasserstoff-Zuges beauftragt


Elektromobilität einschließlich der Möglichkeit zur Nutzung erneuerbarer Energiequellen ist heute schon gelebte Realität
im Schienenpersonennahverkehr (SPNV), dessen Verkehrsleistung bundesweit zu über 80% elektrisch und damit lokal emis-
sionsfrei erbracht wird. Damit leistet der SPNV einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der klimapolitischen Ziele.
Trotz fortschreitender Elektrifizierung des Streckennetzes werden auch auf lange Sicht nicht alle Strecken im SPNV elek-
trifiziert werden können.
Um hier dennoch eine Abkehr vom Betrieb mit Dieselfahrzeugen erzielen zu können, werden Fahrzeuge mit alternativen
Antriebsformen benötigt, die ihren Strom aus Energiespeichern beziehen.
Dabei existieren derzeit zwei wesentliche Technologiepfade, die aus Sicht der Branchenakteure im SPNV weiterverfolgt
werden sollten. Dies sind zum einen Brennstoffzellenfahrzeuge („Wasserstoff-Züge“) und zum anderen batterie-elektri-
sche Züge („Batterie-Züge“). Diese beiden Antriebstechniken stecken zwar immer noch in der Erprobungsphase, liefern
aber bereits Ergebnisse, die zuversichtlich stimmen lassen.

Auch in Rheinland-Pfalz werden einige SPNV-Strecken auch auf Dauer nicht elektrifiziert werden können. Deshalb setzt
sich das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau (MWVLW) gemeinsam mit den beiden SPNV-
Zweckverbänden für den Einsatz alternativer Antriebformen im SPNV ein. 
Vor diesem Hintergrund hat der SPNV-Nord in der Sitzung der Verbandsversammlung im August 2019 beschlossen, eine
Machbarkeitsstudie zur Praxistauglichkeit von alternativen Antriebsformen in Zusammenarbeit mit dem MWVLW zu ver-
geben, deren Beauftragung jetzt erfolgt ist.

„Aus Sicht des SPNV-Nord und des Landkreises Ahrweiler begrüßen wir sehr, dass im Rahmen der Machbarkeitsstudie
alternative Antriebe im Norden von Rheinland-Pfalz getestet werden sollen und die Ahrtalbahn mit dabei ist,“ so Land-
rat Dr. Jürgen Pföhler, Verbandsvorsteher des SPNV-Nord und Verbandsdirektor Thorsten Müller. „Damit können wir
wertvolle Erfahrungen zum Einsatz der zukunftsfähigen Techniken in unserem Verbandsgebiet gewinnen und einen
wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.“

Ziel ist es, zur Erreichung der klimapolitischen Ziele im Kontext der Energie- und Verkehrswende auch auf der Schiene
perspektivisch auf den Einsatz von Dieselfahrzeugen in Rheinland-Pfalz zu verzichten.

Gegenstand dieser Studie ist die Untersuchung der Rahmenbedingungen (Finanzierung, Zeitrahmen etc.) eines Test-
betriebs von einem Batterie- und einem Wasserstoff-Zug im SPNV-Nord. Als Teststrecken sollen die Ahrtalbahn Remagen–
Ahrbrück
, die Pellenz-Eifel-Bahn Andernach – Kaisersesch sowie Strecken des Westerwaldnetzes der 3LänderBahn
genauer unter die Lupe genommen werden.
Entgegen geäußerter Befürchtungen bedeutet dies keine Abkehr von den Plänen zur Elektrifizierung der Ahrtalbahn,
an der seitens des SPNV-Nord gemeinsam mit dem MWVLW festgehalten wird.

Da es bisher nur ansatzweise Erfahrungen mit alternativen Antrieben im Schienenverkehr gibt, werden Pilotprojekte
besonders benötigt. Dabei sollen keine neuen Fahrzeuge entwickelt, sondern von der Industrie angebotene Lösungen
auf ihre Alltagstauglichkeit näher getestet werden, um Erfahrungen für die Anwendung bei späteren Vergaben zu gewinnen.

Die Machbarkeitsstudie stellt die Grundlage für den geplanten Testbetrieb eines Batterie- und Wasserstoff-Zuges im
Norden von Rheinland-Pfalz dar. Durch die Pilotanwendungen soll sich gemeinsam mit den beteiligten Eisenbahnunter-
nehmen genauer mit den innovativen Antriebstechniken vertraut gemacht und geklärt werden, wie sie sich unter realen
Betriebsbedingungen vor Ort verhalten.
Das Engagement für alternative Antriebsformen im Norden von Rhein-land-Pfalz wird von Seiten des MWVLW ausdrücklich
begrüßt und unterstützt, das als Projektpartner auch an der anstehenden Umsetzung der Machbarkeitsstudie beteiligt sind.

Dabei sagt der pragmatische Ansatz Herrn Staatssekretär Andy Becht besonders zu, der dazu meint: „Während die anderen
Projekte durchweg auf den vollständigen Ansatz der neuen Technologien setzen und Dieselzüge maximal als Rückfallebene
dienen, sieht der rheinland-pfälzische Ansatz gerade auch den Vergleich mit der bewährten Dieseltechnik vor, so dass ein
vollständiges Bild über die Einsatzreife der neuen Techniken gewonnen werden kann. Damit können auch Fragen wie Robust-
heit, Praxistauglichkeit sowie betriebliche und personelle Auswirkungen direkt erfahren werden.“

Zur Auswahl eines geeigneten Dienstleisters für die Studie erfolgte eine freihändige Vergabe im Wettbewerb mit Anforderung
von Angeboten bei sechs qualifizierten Beratungsunternehmen. Nach Prüfung und Bewertung der fünf fristgerecht eingereich-
ten Angebote hat Anfang Mai 2020 die Ramboll Deutschland GmbH https://de.ramboll.com/ueber_uns den Zuschlag für die
Durchführung der Machbarkeitsstudie zu Pilotprojekten mit Fahrzeugen mit alternativen Antrieben im SPNV-Nord erhalten.

Die Ramboll Deutschland GmbH ist das Kompetenzzentrum für den öffentlichen Nahverkehr innerhalb der internationalen Ram-
boll-Gruppe. Die Machbarkeitsstudie zu Pilotprojekten mit Fahrzeugen mit alternativen Antrieben im SPNV-Nord betreut das
erfahreneTeam Mobility & Rail aus Berlin mit Herrn Michael Holzhey als Projektleiter.

„Es ist konsequent, dass der SPNV-Nord die verfügbaren Techniken der Industrie für alternative Antriebe im konkreten Feld-
einsatz erproben will, um Erfahrungen für längerfristige Investitionsstrategien zu sammeln,“ betont Herr Holzhey. „Neu ist
hierbei der explizite pluralistische Ansatz. Während andere Aufgabenträger von vornherein auf eine bestimmte Technologie
setzen oder die Technologiefrage in einer abstrakten Ausschreibung versuchten zu entscheiden, erlaubt der rheinland-pfälz-
ische Ansatz bewusst einen unmittelbaren Quervergleich der Technologien im täglichen Einsatz.“
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Nach meiner Kenntnis soll auf der ausgewählten Eifel-Pellenz-Strecke (Andernach-Kaisersesch) der Brennstoffzellen-ET getestet
werden. Aus welchen Gründen man aber die - nur einseitig an 15kV angebundene - Ahrtalstrecke und nicht die RB23 zwischen
Mayen Ost und Limburg und damit die (bereits seit 1908 erfolgreich mit Akku-Triebwagen befahrene) Lahntalbahn einbindet, er-
schließt sich mir nicht. Gerade diese Linie bietet mit mehreren 15kV-Abschnitten (Andernach-Niederlahnstein, Wendebahnhof
Limburg/Lahn) ein ideales Testfeld. Auch der RE25 wäre bestens für einen solchen Test geeignet, da dort die 15kV-Abschnitte
Limburg-Eschhofen und Wetzlar-Gießen noch hinzu kommen würden. (Das geht aber wahrscheinlich nicht, weil dann Strecken
"im Ausland" befahren werden müssten :roll: )
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Dieselpower
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Re: SPNV-Nord: Machbarkeitsstudie für ETLO- und H2-Fahrzeuge

Beitrag von Dieselpower »

Das Netz der 3-Länder-Bahn wäre aber auch gut geeignet. Auf der Siegstrecke Akkus laden, über den Ww bis Limburg fahren, dort wieder laden (z.B. im tagsüber angemieteten Gleis 144) oder ein Umlauf durchs Hellertal per Batterie und zurück nach Dillenburg bzw. Betzdorf zum Laden über Siegen bzw. umgekehrt...

Deshalb erschließt sich mir auch nicht ganz der Bohei, der darum gemacht wird, die Parameter sind doch bekannt....Machbarkeitsstudie - und die kostet soviel wie drei neue Triebwagen...einmal mehr wird der teure Wasserkopf des "modernen Nahverkehrs" deutlich. Immerhin hat sich ein wenig Ehrlichkeit in den Artikel hinein gemogelt - in Form des einen Wörtchens "lokal": der Strom für die Akkus oder die für Wasserstoffgewinnung erforderliche Energie müssen ja auch irgendwo erzeugt werden...
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Re: SPNV-Nord: Machbarkeitsstudie für ETLO- und H2-Fahrzeuge

Beitrag von jojo54 »

"Machbarkeitsstudie" ist das neue Zauberwort für alle Probleme.

MfG
jojo54
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