Frage zur Hunsrück(quer)bahn 2018 ??

Horst Heinrich
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Re: Frage zur Hunsrück(quer)bahn 2018 ??

Beitrag von Horst Heinrich »

Axel kron hat geschrieben:Ob man dort etwas über die "Bild-Zeitung" erreichen könnte :?: :?: Damit mal eine große Anzahl von der Bevölkerung etwas darüber erfährt :!: :!:

Sorry, aber es ist ja nur eine Idee von mir. :oops: :oops:
Die BILD-Zeitung ist leider ein Medium, das weder von den politisch Verantwortlichen noch vom Leser selbst ernst genommen wird.
Zudem ist sie eine bundesweit erscheinende Zeitung, für die das Thema Hunsrückquerbahn wahrscheinlich zu unbedeutend ist. Man müßte das ganze in einen überregionalen Kontext stellen wie:
"Immer mehr Bahnstrecken auf dem Land drohen zu verfallen", dann könnte man -mit einem maßgeschneiderten Text- das Beispiel der Hunsrückquerbahn exemplarisch darstellen.

Aber ob das was bringt?
Inzwischen wurden unzählige Zuständigkeits- und Entscheidungsebenen geschaffen, die sich gegenseitig die Schuld zuschieben können:

Bund (als Gestalter der Eisenbahnpolitik dieser Republik),
Bahn (als Eigentümer der Strecke),
Land (als Gestalter der Eisenbahnpolitik des Bundesländer),
Landeseisenbahnaufsicht (als Genehmigungsbehörde),
Zweckverband Schienenpersonennahverkehr (als Zuschußgeber),
die Kreise (als Mitgestalter der Verkehrspolitik vor Ort)
die Gemeinden (als potentielle Eigentümer),
die ADD (als Kommunalaufsichtsbehörde),
das (potentielle) Eisenbahninfrastrukturunternehmen,
das (potentielle) Eisenbahnverkehrsunternehmen,
ein Förderverein (als Dachorganisation der Ehrenamtlichen).

Und am Ende gibt es weder einen konkreten Schuldigen für die Misere noch einen konkret Zuständigen für deren Behebung.
Das ist alles so gewollt, denn so kann man sich als Verantwortlicher stets gut verstecken.

Wie will man all das, was zu dieser Thematik zu wissen nötig ist, in einen Bildzeitungsartikel quetschen?

Und obendrein:
Was nutzt es, wenn immer mehr Leute bundesweit davon erfahren, die Bürger aber vor Ort, die es betreffen müßte, aber desinteressiert bleiben :(
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Axel kron
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Re: Frage zur Hunsrück(quer)bahn 2018 ??

Beitrag von Axel kron »

Sollte man nicht mal die Geschäftsführung vom Flughafen Hahn anschreiben und fragen , wann die Bahn zum Hahn kommt ?? Oder wann das Kerosin per Bahn angeliefert wird ?? Dann könnte man doch gleichzeitig auch die anderen Bahnkunden bedienen. Und dem Sägewerk in Hochscheid noch ein Bahnanschluß gemacht , und es wäre noch ein Kunde mehr.

Oder ????

Es ist ja mal nur eine Idee von mir.

Gruß Axel
Horst Heinrich
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Re: Frage zur Hunsrück(quer)bahn 2018 ??

Beitrag von Horst Heinrich »

Axel kron hat geschrieben:Sollte man nicht mal die Geschäftsführung vom Flughafen Hahn anschreiben und fragen , wann die Bahn zum Hahn kommt ?? Oder wann das Kerosin per Bahn angeliefert wird ?? Dann könnte man doch gleichzeitig auch die anderen Bahnkunden bedienen. Und dem Sägewerk in Hochscheid noch ein Bahnanschluß gemacht , und es wäre noch ein Kunde mehr.

Oder ????

Es ist ja mal nur eine Idee von mir.

Gruß Axel
Lieber Axel, es schmerzt, immer wieder mit anzusehen, wieviel Menschen hier gute Ideen vortragen und es schmerzt noch mehr, diese Ideen ständig mit der traurigen Realität zu "ersticken".

Die Geschäftsführung am Hahn ist gerade dabei, den Flughafen schlechthin zu retten und die diversen betriebswirtschaftlichen (z.B. personellen) "Altlasten" abzuarbeiten.
Was das Kerosin betrifft: Hier ist man gerade in Verhandlungen über die Wiederinbetriebnahme des NATO-Pipeline-Anschlusses und der Pipeline-Mitnutzung und auch die Tage von Fruytier sind gezählt, denn die Nadelholzsägerei im Hunsrück geht nach dem 25-jährigen "Umbau" der regionalen Wälder unweigerlich dem Ende entgegen.

Noch etwas zum Kerosin-Transport auf der Schiene:
Dazu müßte die gesamte Strecke einer Luxussanierung (letzte Kostenschätzung: 120 Millionen Euro) unterzogen werden und die zu erwartenden Bürgerproteste besonders dort, wo die Strecke 4 Meter an Schlaf- und Kinderzimmern vorbeiführt, mag ich mir gar nicht ausmalen...
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jojo54
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Re: Frage zur Hunsrück(quer)bahn 2018 ??

Beitrag von jojo54 »

Hallo,

Recherchen meinerseits in den letzten Wochen haben ergeben, dass es -abgesehen von Eisenbahnfreunden- von keiner Seite ein klares Bekenntnis zum Erhalt der Hunsrück-Querbahn und der Hochwaldbahn gibt. Man dreht und wendet sich, redet sich raus und verweist auf andere Institutionen.

Sollte es anders sein, so wäre ich für entsprechende Hinweise dankbar.

Auch die Vertreter der Medien wollen nicht, weil es keine wirklichen Neuigkeiten zu berichten gibt. Ferner habe ich das Gefühl, dass man ein wenig verstimmt ist, weil in der Vergangenheit die Situation oftmals positiver dargestellt worden ist, als sie tatsächlich war und man sich deshalb ein wenig verschaukelt fühlt. So hat es zumindest ein Redakteur anklingen lassen.

MfG
jojo54
JK
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Re: Frage zur Hunsrück(quer)bahn 2018 ??

Beitrag von JK »

In diesem Dokument:

http://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Anlage ... cationFile

habe ich dies gefunden:

NBS/ABS Mosel-Hunsrück-Nahe-Bahn
Pünderich DB – Hahn Flughafen – Langenlonsheim – Gensingen-Horrweiler
NBS Mohna-Bahn Pünderich DB – Hahn Flughafen, Vmax 120 km/h
ABS Hunsrückquerbahn Hahn Flughafen – Langenlonsheim, Vmax 120 km/h NBS Gensinger Spange Langenlonsheim – Gensingen-Horrweiler, Vmax 120 km/h :

Da stelle ich mir doch einige Fragen ! Ist der Bundesverkehrswegeplan eine Liste für den Weihnachtsmann ?
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Steffen
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Re: Frage zur Hunsrück(quer)bahn 2018 ??

Beitrag von Steffen »

JK hat geschrieben: Da stelle ich mir doch einige Fragen ! Ist der Bundesverkehrswegeplan eine Liste für den Weihnachtsmann ?
Keineswegs - der Weihnachtsmann erfüllt auch den einen oder anderen Wunsch.

Alles was im Bundesverkehrswegeplan nicht gerade im dringlichen Bedarf auftaucht, kann man auch gleich als Träumerei abtun.

Ein paar nicht realisierte Beispiele (Bahn und Straße) aus der Region:
1973 schaffte es eine mögliche Neubaustrecke Kaiserslautern-Ludwigshafen in den Plan.
Die A8 von Karlsruhe nach Pirmasens oder die A60 von Mainz über Wörrstadt, Gau-Bickelheim quer über den Hunsrück zur A1 wurde auch nie gebaut. Diese Planungen finden sich abgewandelt aber zumindest im Hochmoselübergang wieder.
Viele Grüße
Steffen
Horst Heinrich
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Re: Frage zur Hunsrück(quer)bahn 2018 ??

Beitrag von Horst Heinrich »

jojo54 hat geschrieben: Ferner habe ich das Gefühl, dass man ein wenig verstimmt ist, weil in der Vergangenheit die Situation oftmals positiver dargestellt worden ist, als sie tatsächlich war und man sich deshalb ein wenig verschaukelt fühlt. So hat es zumindest ein Redakteur anklingen lassen.

MfG
jojo54
Das ist mal wieder typisch - einige Medienvertreter wußten, als ich mit ihnen sprach, nicht mal, daß es hinter Büchenbeuren überhaupt noch Gleise gibt und wie die Strecke ab hier generell verläuft.
Von einem Lokaljournalisten erwarte ich auch, daß er interessante Themen selbst recherchiert und sich nicht von hin und wieder in Bahnerkreisen kolportierten Durchhalteparolen beeinflussen läßt, die es sicher ab 2011 immer mal wieder gegeben hat und wo die Realität gelegentlich mal etwas rosiger dargestellt wurde, als sie es war.
Internet-Zugang hat aber jede Redaktion - allein der regelmäßige Blick in dieses Forum hätte jeden Redakteur mit den nötigen Informationen versorgt und auch Anregungen für interessante Reportagen geliefert.

Leider trifft es zu, daß das Thema "Bahn" im Hunsrück weitgehend eingeschlafen" ist, politisch sowieso.

Oft beobachte ich sogar ein Messerwetzen analog zu anderen Regionen.
Gegen eine Bahn, die mitten durch die Dörfer führt, formiert sich immer häufiger Widerstand, besonders im Abschnitt Simmern-Büchenbeuren.

Noch etwas zu den Neu- und Ausbauplänen der Verkehrsträger der Region - ob Straße oder Schiene.
Ich wollte, heute Nacht käme eine Fee vorbei und würde mir all die Millionen unters Kopfkissen legen, die die unzähligen Planungsvarianten in den letzten 40 Jahren gekostet haben, ohne daß nur eine Schippe Erde bewegt wurde.
Es wären genug Geld für eine hochkarätige Sanierung des Abschnittes Türkismühle-Büchenbeuren vorhanden und wahrscheinlich noch einige Millionen übrig.

Vor einiger Zeit räumte ein alter Bekannter -zuletzt Vermessungsdirektor- sein Büro.
Da er wußte, daß ich nun im Idarwald wohne, übergab er mir ein stattliches Aktenpaket.
Es war das erste Projekt, das er in den späten 1970er Jahren an seinem neuen Dienstort geleitet hatte.
Die Planung der A 60 von Bingen über Bad Kreuznach - Kirn - Rhaunen - Bernkastel - Wittlich usw.
Ein gigantisches Projekt mit unzähligen Kunstbauten aus Stahlbeton.
Kostenpunkt: Etwa 500 Millionen Mark
Die Planung war bis zur Baureife gediehen.
Planungskosten: 17 Millionen Mark...
Es war die Zeit der Stillegung Simmern-Hermeskeil.
Mit diesen 17 Millionen hätte man die Strecke fast bis heute betriebsfähig erhalten können.

Auch das wäre mal eine Zeitungsreportage wert.
Das Sommerloch naht...

Die Hunsrückquerautobahn...
Bild
Zuletzt geändert von Horst Heinrich am Fr 13. Jun 2014, 17:32, insgesamt 1-mal geändert.
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Westeifelbahner

Re: Frage zur Hunsrück(quer)bahn 2018 ??

Beitrag von Westeifelbahner »

... wenn da nur nicht die Sache mit dem "Reden" und dem "Machen" wäre... Wenn es nach dem "Reden" ginge, würden auch schon auf der Efq längst wieder Züge fahren. Vgl. Versprechen der GRÜNEN Landespolitik bei der "Infoveranstaltung" im Bw Gerolstein. Doch wenn es nach dem "Machen" geht, liegt die Förderung des Schienenverkehres in der Zuständigkeit eines anderen Ministeriums, dass diesbezüglich nun wahrlich andere Zeichen sendet. Und das ungestört von der rot-grünen Landespolitik...

Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich kenne Frau Höfken. Ich habe eine große Anerkennung für ihre politischen Leistungen im Zeitraum vom Ende der 90er Jahre bis in die Mitte des folgenden Jahrzehnts. Mehr noch: Ich glaube zu wissen, dass es die Westeifelbahn Gerolstein - Prüm heute ohne das damalige Engagement von Frau Höfken nicht mehr geben würde. Die Gleise wären um 2005 abgebaut worden.
So habe ich keinen Zweifel am Interesse des Umweltministeriums für Schienenprojekte. Doch leider vernehme ich eben auch, dass seit der letzten Wahl rein gar nix geschehen ist, was ich als eine schienenverkehrsfreundliche Landespolitik bezeichnen würde. Auch von Frau Höfken habe ich diesbezüglich LEIDER nur Aussagen, aber keine Taten mehr erlebt.

Ich persönlich glaube daher nicht, dass sich hier etwas tun wird. Der schwarze Peter liegt im Infrastrukturministerium und liegt da offen aber "gut". Doch wer Hoffnung hat, soll sie haben. Sofern mir ein Tipp zusteht, so würde ich einfordern, dass verbindliche Absprachen zum weiteren Vorgehen getroffen werden (Termin für den nächsten Kontakt, was ist bis dahin zu tun?) und darauf bestehen mich nicht mit reinem Blabla hinhalten zu lassen.

Gruß Westeifelbahner
Bernd Heinrichsmeyer
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Re: Frage zur Hunsrück(quer)bahn 2018 ??

Beitrag von Bernd Heinrichsmeyer »

An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass das gegenwärtige Engagement wirklich bewundernswert ist und meine Anerkennung findet. Wenn ich hier kritische Einwürfe verfasse, dann nicht, um Dinge kleinzureden, sondern um auf Realitäten hinzuweisen, denen ich mich ja in der Vergangenheit stellen musste und die zu der sehr traurigen Entscheidung geführt haben, die Strecken stillzulegen. Eine Entscheidung, zu der wir uns nur sehr schwer durchringen konnten.

Die Saarländer (ich bin ja selbst ein halber) sind ein prima Volk und viel offener, als viele Einwohner des Hunsrücks. Es mag am französischen Einfluss liegen oder weil das Saarland so oft zwischen den Machtbereichen hin und her geschubst wurde. Aber auch die können das Geld nicht drucken. Es ist etwas pervers: Im Saarland gibt es zumindest weitgehend einen Willen, aber klamme Finanzen, in Rh-P gibt es keinen Willen, dafür aber finanzielle Möglichkeiten ... .

Die Ochsentour durch alle Bürgermeisterbüros, allen Landräten und allen öffentliche relevanten Stellen haben wir ja nun über ein Jahrzehnt hinter uns gebracht - mehrmals (in Morbach gab es alleine 2008 insgesamt 14 Gesprächstermine, habe es zum Spaß gerade nochmals nachgeschaut). Und die Unterlagen waren auch perfekt - ein richtiger Prospekt mit Langeplan und der Einzeichnung von Rad- und Wanderwegen, touristischen Highlights usw.. Alles sehr aufwendig in unzähligen Stunden erarbeitet. Dazu gab es Teilnahmen an Infoveranstaltungen, Radio- und Fernsehbeiträge, Presseartikel und und und. Den politischen Mandatsträgern sind also alle Fakten hinreichend bekannt. Dennoch hat all dieses immense Engagement und diese massive Informationskampagne nicht dazu geführt, dass man sich letztlich zum Kauf der Strecke durchgerungen hat.
Im Vorfeld der Stilllegungsanträge haben wir nochmals die politische Wetterlage abgeklärt. Von niemandem kam eine eindeutige Aussage. Die meisten Stellen haben noch nicht einmal auf unser Anschreiben reagiert. Es tut mir ganz ehrlich in der Seele weh, aber die Sachlage ist: Die Strecke ist politisch tot und die Aasgeier sind schon da (siehe Radwegplanung).
Bernd Andreas Heinrichsmeyer
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Horst Heinrich
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Re: Frage zur Hunsrück(quer)bahn 2018 ??

Beitrag von Horst Heinrich »

Bernd Heinrichsmeyer hat geschrieben: Dennoch hat all dieses immense Engagement und diese massive Informationskampagne nicht dazu geführt, dass man sich letztlich zum Kauf der Strecke durchgerungen hat.
So stimmt das nicht ganz.
Die Kommunen -mit Ausnahme der VG Kirchberg- haben dem Kauf sehr wohl allesamt zugestimmt, nicht einstimmig, aber mehrheitlich.
Selbst der Kirchberger Anteil konnte von den potentiellen Erwerbern noch nachfinanziert werden.
Am Ende wäre der Ankauf SSBN-Morbach für gerade einmal knapp 500.000 Euro über die Bühne gegangen.
Ein Schnäppchen für die künftigen Eigentümer, das EIU sowie für das EVU und den Förderverein.
Als Volkswirt hätte ich persönlich da allerhöchstens Bauchschmerzen im Hinblick auf den Ausverkauf des Volksvermögens gehabt und im Hinblick auf die Einnahmeseite bei der DB -allein der recyclingfähige Altmetallanteil und der miterworbene Grund und Boden waren um einiges mehr wert- aber diese nationalökonomischen Bedenken habe ich schnell überwunden.
Denn immerhin wäre die Strecke ja gerettet worden und weiterhin in öffentlichem Eigentum geblieben.

Dann aber kam das Land und hat über seinen verlängerten Arm ADD den Kommunen den Ankauf aus den bekannten Gründen untersagt.
Es gibt es zwei Hauptgründe für diese Intervention des Landes.
Da wäre zum einen das auch hier schon mehrfach zur Sprache gekommene faule Spiel der Eisenbahnabteilung im Verkehrsministerium und sicher auch die grundsätzliche Sorge des Landes, daß sich im Hunsrück ein öffentlicher Eisenbahnverkehr etabliert, der wiederum zuschußberechtigt ist und das in einer Region, die konträr zur
politischen Konstellation in der Mainzer Landesregierung "aufgestellt" ist.

Normalerweise lassen sich die Gemeinden daher solche Eingriffe in die kommunale Selbstverwaltung nicht gefallen.
Daß die Kommunen hier aber ohne jeden Protest die Segel gestrichen haben, mag daran liegen, daß ihnen bei dem ganzen Projekt sowieso nicht wohl war, vielleicht hatten sie auch nicht die Kraft zu qualifiziertem Widerstand.
Überall gärte es, in Thalfang beispielsweise war der gesamte VG-Rat zerstritten, was schließlich auch zum vorzeitigen Abschied des Bürgermeisters führte. Der Morbacher Bürgermeister saß schon auf gepackten Koffern Richtung Wittlich und in Hermeskeil lieferten sich die in zwei Gruppen gespaltenen Konservativen (FWG und CDU) ständige Gefechte.
Von der dortigen SPD mußte ich mir -nebenbei bemerkt- den absurden Vorwurf machen lassen, daß hier ein privater Unternehmer (HWB) mit einer öffentlichen Strecke auf Kosten der Kommunen seinen Reibach machen wolle.
Das könne man als Sozialdemokraten nicht unterstützen.
Die DDR läßt grüßen... :shock:
Wie dem auch sei, die Kommunen betrieben die Ankaufsabsichten vielleicht etwas nachlässig und ohne große Kenntnis der Materie, aber die Beschlüsse waren rechtskräftig gefaßt.

Ich muß noch etwas zur Rolle des Landes bei dem ganzen Trauerspiel loswerden.
Die Einflußnahme über die ADD war ein klarer Amtsmißbrauch.
Auch die Frage, ob die verfassungsmäßig garantierte kommunale Finanz- und Planungshoheit hier verletzt worden ist, hätte man mal (zur Not gerichtlich) klären lassen können.
Die von der ADD vorgeschobene Sorge um die kommunalen Finanzen war mehr als durchsichtig herbeikonstruiert.
Die beteiligten Kommunen hatten nämlich in einer Voranfrage noch grünes Licht für den Ankauf erhalten, zudem haben sie in anderen Bereichen ähnlich gewagte Investitionen im Rahmen von sogenannten freiwilligen Leistungen getätigt - dort aber seltsamerweise beanstandungsfrei.

Wie dem auch sei: Das Konzept von 2011 war schlüssig, es hat die Kommunen überzeugt und es hätte den Erhalt der Strecke bedeutet.
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Bernd Heinrichsmeyer
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Re: Frage zur Hunsrück(quer)bahn 2018 ??

Beitrag von Bernd Heinrichsmeyer »

Da muss ich kurz noch ein wichtiges Detail ergänzen, denn so, wie es Horst Heinrich schreibt, ist es nicht vollständig. Die ADD untersagte des Kreisen ihren Zuschuss an die Gemeinden. Die Gemeinden haben den Kaufpreis mit der DB daraufhin nochmals um die Summe dieses nicht gezahlten Zuschusses gedrückt. Also wäre die Zahllast der Gemeinden, die von der Weisung der ADD nicht betroffen waren, gleich geblieben. Gekauft haben sie dann trotzdem nicht.
Bernd Andreas Heinrichsmeyer
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Sebbel
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Re: Frage zur Hunsrück(quer)bahn 2018 ??

Beitrag von Sebbel »

Moin!

Mich erschreckt es, das wirklich noch Befürworter für den Ankauf der Strecke der HQB existieren. Das kann doch nicht euer Ernst sein??? Die Bahnstrecke gehört schon dem Steuerzahler, also warum wollt ihr nochmal kaufen??? Wir sollten froh sein, das hier blockiert und eine Steuergeldverschwendung verhindert wurde!!!

Wenn ihr tatsächlich einen guten Plan samt Finanzierung für Verkehr zwischen Türkismühle-Hermeskeil-Büchenbeuren habt, dann wird es Leute bei der Bahn und beim Land RLP geben, die euch die Strecke entsprechend sanieren. Sprechen die Zahlen eures Plans ein klares "geldverschwendendes" Wort, müsst ihr eure Emotionen bändigen und das Projekt begraben.

Manchmal muss man etwas beenden und von vorne beginnen!!!
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