Nationalpark & Bahn

Bernd Heinrichsmeyer
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Bernd Heinrichsmeyer »

Ich möchte nichts zerreden und auch nicht als der Besserwisser auftreten. Allerdings habe ich ja doch einige Einblicke, die die restlichen Diskutanten zumeist nicht haben.

Die Annahmen zum Center Parc sind einfach falsch. Wenn man den CenterParc andienen will, dann kann das nur auf Basis einer Touri-Bahn geschehen. Im Gegensatz zum Ballermann-Eurostrand, wo es weitgehend um die verstärkte Zuführung alkoholhaltiger Flüssigkeiten geht ;-), ist die Zielgruppe der Center Parcs eine andere. Da kommen insbes. Familien mit Kindern hin. Und diese reisen zu 99% mit dem Pkw an, davon wieder ca. 70% aus den Niederlanden. Diese Zielgruppe steigt nicht auf den Zug um, und das kann jeder Familienvater nachvollziehen, der weiß, was man mit den kleinen Monstern so alles mitschleppen muss. Also: Eurostrand und CenterParc sind Äpfel mit Birnen verglichen. Der Zug als Anreisemittel könnte für die Zielgruppe der Incentive Touris geeignet sein, auf die ja das Land hofft (also Naherholungssuchende und Tagestouristen). Nun ist es ja nicht weit vom Bf. Türkismühle nach Gonnesweiler. Das könnte man zur Not sicher betreiben - ist nur eine Brücke drin und die ist ganz ok. Aber sind wir auch da ehrlich: Die meisten werden mit ihrem Auto kommen oder in Türkismühle in den Bus Umsteigen, der direkt zum Parc fährt.

Ansonsten: Die Vision des betriebsfähigen Gesamterhaltes der Strecke Türkismühle - Büchenbeuren (-Langenlonsheim) teile ich. Ich stimme auch fast allen Pro-Argumenten zu. Ich habe seit 1998 für den Erhalt dieser Bahnstrecke gekämpft und eben jene Vision verfolgt. Und da mussten sehr viele Hürden genommen werden und wir sind extrem weit vorangekommen. Mit dem AUS für den Ankauf war dann aber klar, dass die öffentliche Hand nicht mitzieht. Und alleine kann man das vergessen. Vor allem: Es fand ja jahrelang ein reger Austausch mit der öffentlichen Hand statt. Die Visionen liegen dort ja auf den Tischen - umfangreich ausgearbeitet und dargestellt. Der Nationalpark ist nicht die große Sensation und Neuigkeit - das wird kein nennenswertes Umdenken auslösen. Ich habe mir neulich die Mühe gemacht, alle Investitionen in die Strecken seit 1998 zusammenzurechnen. So "all inclusive", also auch Maschinen, die gekauft wurden usw.. Das ist eine nennenswerte siebenstellige Zahl. Und trotzdem hat es nicht gereicht.

Mit der bahnfeindlichen Landesregierung in Mainz und einer Fachabteilung im zuständigen Ministerium, die die Bahn in der Fläche explizit zu Verhindern sucht, ist außerdem schwer ein großer Wurf zu machen. Denn dort fehlen die Visionen in den Köpfen der (durch unsere Steuerzahler finanzierten) Mitarbeiter.

Daher mein Vorschlag, den kleinsten gemeinsamen realistisch erzielbaren Nenner zu suchen. Und das sollte der Erhalt der Infrastruktur sein. Und diese ist auch nach einigen Jahren noch reaktivierungsfähig - siehe Morbach - Büchenbeuren (lag 6 Jahre brach) und Morbach - Hermeskeil (lag 11 Jahre brach).
Bernd Andreas Heinrichsmeyer
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Horst Heinrich
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Horst Heinrich »

An dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön an Bernd, nicht nur für dieses vollkommen stimmige Fazit, sondern auch für seinen jahrelangen Einsatz um diese Strecke, an dem ich die Ehre hatte, ein paar Jahre mitzuwirken.
Es ist richtig, 2010 standen wir nur eine Handbreit vom großen Erfolg entfernt. Es lag nur an einem einzigen, vollkommen -in meinen Augen- verfassungsfeindlichen Mainz-Trierer Veto, einem Eingriff in die kommunale Selbstverwaltung.
Ansonsten wäre das Streckenstück Morbach-Büchenbeuren heute befahrbar und in guten Händen und mit dem, was Bernd via HWB weitgehend vergeblich in das Projekt gepumpt hat, wäre auch der Abschnitt Hermeskeil-Türkismühle inzwischen wieder "unter Dampf".
Schade, daß die Strecke nicht am Nürburgring, am Fritz-Walter-Stadion oder am Hochmoselübergang liegt, dann hätte man die paar läppischen Millionen mehr ohne weiteres akquirieren können, diesmal mit dem Segen aus Mainz.
Es ist aber auch der politischen Situation in diesem Bundesland geschuldet, daß es keine nennenswerte Opposition gegen eine solche (Verkehrs-) Politik gibt. Die Koalition beackert ihre Lieblingsthemen und bedient ihre Stammklientel, die Opposition zeigt sich kraft-und visionslos, die Liberalen, einst auch eisenbahnfachlich in Rheinland-Pfalz bestens motiviert und agil, betrachten vorwiegend Wunden leckend selbstkritisch seit 3 Jahren sich selbst - wo soll hier ein frecher innovativer Einsatz zum Thema "Verkehrswende" herkommen?
Mehrere Strecken in Rheinland-Pfalz, die im 21.Jahrhundert eine verkehrspolitisch zentrale Rolle spielen könnten, sind wegen ein paar läppischer Millionen akut stillegungsgefährdet.
Unter einer rot-grünen Landesregierung, die sich -mangels fachlicher und intellektueller Masse- von einer ministerialbürokratischen, teils fossilen Administrative ins Handwerk hineinregieren läßt!
Und die hier so meisterhaft auf hohem Niveau ausmanövrierten Mandatsträger merken gar nicht, wie ihnen geschehen ist, weil sie nicht mal eine Weihnachtsansprache ohne fremde Hilfe hinbekommen.
Mit diesen "Verhinderern", die als eine Art Schattenkabinett teils seit 30 Jahren ihre Bahnen ziehen, ohne daß sie sich von der Legislative beeindrucken lassen, muß man auf eine aristokratisch-intellektuelle Art umgehen und sie kurzerhand von oben herab kalt stellen. Doch dazu fehlt den Mainzer Leitfiguren ganz einfach das Format, mögen sie sich auch noch so stolz Minister oder Staatssekretär schimpfen.
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
Bernhard Reifenberg
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Bernhard Reifenberg »

Katarina Barley,
für den Wahlkreis Trier als Mitglied der SPD in den Bundestag gewählt,
wurde in die " Parlamentiergruppe Schienenverkehr" gewählt bzw. entsandt.
Heute fand die Konstituierende Sitzung statt.

Mit ihr kann man sehr gut sprechen.



https://fbcdn-sphotos-h-a.akamaihd.net/ ... 8167_o.jpg



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Pablo
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Pablo »

Bernhard Reifenberg hat geschrieben:Katarina Barley,
für den Wahlkreis Trier als Mitglied der SPD in den Bundestag gewählt,
wurde in die " Parlamentiergruppe Schienenverkehr" gewählt bzw. entsandt.
Heute fand die Konstituierende Sitzung statt.
Hallo Bernd,

danke für den Hinweis. Ich habe mir deinen Text für eine FB-Meldung "geliehen" :mrgreen:
Bernd Heinrichsmeyer
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Bernd Heinrichsmeyer »

Horst Heinrich hat geschrieben:An dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön an Bernd, nicht nur für dieses vollkommen stimmige Fazit, sondern auch für seinen jahrelangen Einsatz um diese Strecke, an dem ich die Ehre hatte, ein paar Jahre mitzuwirken.
Lieber Horst, ich danke Dir für diesen Kommentar. In vielen Punkten waren und sind wir einer Meinung, in manchen gab es Differenzen. Ich kann es heute ehrlich zugeben, dass ich mir stets bewusst war, wie hoch ich mein "Blatt spiele" und dass hohe Risiken von mir in Kauf genommen wurden, da ich an das Ziel geglaubt habe und die Brücke bis zum Ankauf gebildet werden sollte. Vor eben jenen Risiken hast Du mich immer gewarnt. Es war eben jene Vision, eine Bahnstrecke langfristig und nachhaltig zu erhalten. Heute hagelt es Prügel von allen Seiten. Das ist schon bitter. Bitter ist es auch, wenn man als ehemaliger Kämpfer für den Erhalt der Strecken nun zu deren Totengräber wird. Ich fühle mich vmtl. ein bisschen wie jene Kollegen, die in den 1970er Jahren in ihren BWs ihre Dampfloks als eine ABM zerlegen mussten.
Horst Heinrich hat geschrieben:Es ist richtig, 2010 standen wir nur eine Handbreit vom großen Erfolg entfernt.
Victory was within our grasp .... ein Ausspruch eines meiner Lieblingsschauspieler. Genau so ist es. Wie haben wir gezittert und geackert wegen der Entscheidung der VG Hermeskeil, wo es im Gegensatz zu Thalfang und Morbach kein Durchwinken gab. Und dann lagen alle Beschlüsse vor. Von allen Parteien. Und DB hatte ihr Angebot mehrmals nachgebessert. Es hätte nur noch ein Notartermin erfolgen müssen. Es war eine Millisekunde .... und dann kam die aus der Fachabteilung in Mainz gesteuerte ADD zum Zug. Da kann man nur das böse SCH-Wort verwenden.
Wäre es zum Ankauf gekommen, dann wäre trotz Inso der HWB vmtl. der Förderverein nicht zerfallen und vmtl. würde man heute auf der Gesamtstrecke zumindest mit Bauzügen durchfahren. Sicher hätte man sich wieder zusammengerauft.

Es war ein kleiner Moment in der Geschichte, an der die Sache hätte gedreht werden können. Schade und sehr bitter!
Zuletzt geändert von Bernd Heinrichsmeyer am Mi 9. Apr 2014, 13:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Horst Heinrich »

saarepi hat geschrieben:Wenn ich das also richtig verstehe,dann haben nur die Bürger und die Politiker Fehler gemacht?
Das hat -zumindest was das Kommunale betrifft- keiner behauptet, denn hier haben ja die Bürger und Politiker in Gestalt der gewählten Legislative der drei Kommunen ihre "Hausaufgaben" gemacht und den Ankauf auch rechtlich korrekt durch Abstimmungen in den kommunalen Räten manifestiert, bisweilen freilich mit "Bauchschmerzen", aber immerhin mehrheitlich.
Die unrühmliche Rolle übernahm dann die Verkehrsabteilung des Ministeriums in Mainz, indem sie auf die ADD Einfluß nahm, den Kommunen den Ankauf mit rechtlich fragwürdigen Konstruktionen zu verbieten.
Die Rolle dieses "Schattenkabinetts" in der Eisenbahnpolitik des Landes hat ja unlängst Jörg Petry in Sachen Westeifelbahn ausführlich dargelegt. Nicht nur rhetorisch, sondern auch fachlich und politisch ein lesenswertes Glanzstück, das hier abgeliefert wurde.
viewtopic.php?f=33&t=45827&p=176240#p176240
Natürlich haben nach diesem Torpedo aus der untersten Schublade die meisten Aktiven rund um HWB und Förderverein auch schnell resigniert. Denn nicht jeder hat die Kraft, sich -und das noch ehrenamtlich- mit saturierten Betonköpfen zu streiten.
Wenn es schon gewählte Minister und Abgeordnete der Regierungskoalition nicht schaffen, die ihnen eigentlich unterstellte Administrative an die Kette zu legen...
Wie ich schon ausführte, alles eine Frage des persönlichen Formates, denn wir hatten auch schon Verkehrsminister, die waren nicht krankhaft auf Konsens und Ausgleich getrimmt, sondern sie traten intern und extern sehr selbstbewußt auf und fegten mißliebe Ministerialbeamte zur Not auch reihenweise hinaus, wenn sie sich weigerten, die politischen Beschlüsse der
Legislative umzusetzen.
Noch etwas zu @ivieo810's Beitrag.
Die Zellertalbahn ist in den meisten Betrachtungsgegenständen nicht mit der Hunsrückquerbahn zu vergleichen.
Alles ist hier anders, von der Topographie über die baulichen Gegebenheiten bis hin zur Bevölkerung. Die Menschen hier sind sehr aufgeschlossen und phantasievoll, sie sind politisch engagierter und fordern viel vehementer etwas, von dem sie überzeugt sind, ein als die Menschen in Hunsrück und Hochwald.
Rheinhessen ist zudem wirtschaftlich leistungsfähiger als der Hunsrück, eine Verbandsgemeinde Monsheim etwa kann 100.000 Euro mit Leichtigkeit aufbringen, für die Verbandsgemeinde Thalfang etwa bedeutet dieser Betrag fast schon den Ruin, um es mal überspitzt auszudrücken.
Für die Ertüchtigung hin zum EBA-Standard, also auch so, daß ohne weiteres ÖPNV nachgerüstet werden könnte, sind für die Zellertalbahn knapp 3 Millionen Euro veranschlagt, Anteil für alle Kommunen ca. 450.000 Euro.
Im Hunsrück reden wir schon von gut 900.000 Euro für eine einzige Brückensanierung.
Zwar könnte auch zwischen Türkismühle und Büchenbeuren für vergleichsweise wenig Geld wieder Zugverkehr realisiert werden, für 3 Millionen indes ist das nicht zu machen und -wie gesagt- der politische Druck ist hier gegenüber den rheinhessischen Verhältnissen äußerst bescheiden.
Danke auch an @Bernhard für diesen Tipp.
Auf den ersten Blick macht die Frau einen aufgeschlossenen und unkonventionellen Eindruck.
Vielleicht sollte man sie schon allein für die Bestandssicherung der Strecke kontaktieren. Möglicherweise ist da auf bundespolitischer Ebene etwas zu erreichen.
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Horst Heinrich
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Horst Heinrich »

saarepi hat geschrieben:Also dort müssen wir ansetzen und den Beteiligten klar machen, Druck aufzubauen, damit der Bund wieder seine Aufgaben erfüllt.
Und spätestens hier sind wir auf einem politischen Feld angelangt, das wir im Rahmen unserer Möglichkeiten und auch über dieses Forum nicht beackern können, nämlich bei der Frage, welche Aufgaben ureigene Pflichten des Staates sind, welche weder delegiert noch privatisiert werden dürften, weil nämlich die verfassungsmäßig garantierte Grundversorgung und die Gewährleistung annähernd gleicher Lebensbedingungen nicht mehr garantiert ist.
Die Bereitstellung einer lebensnotwendigen Infrastruktur für alle Bürger, ob Energie, Telekommunikation, Verkehr, Gesundheitsfürsorge u.ä. ist marktwirtschaftlich nicht zu organisieren, am wenigsten in einem Land von der Struktur unseres Bundeslandes. Das sage ich auch sehr bewußt als klassisch liberal denkender, gelernter Volkswirt.
Der Hunsrück-Nahe-Mosel-Raum wird nie annähernd die Ausstattung geboten bekommen, wie beispielsweise Rheinhessen, obwohl hier wie dort gleich viel Menschen leben.
Dennoch gebietet unser Grundgesetz, den Menschen in Neuhütten nicht schlechter zu stellen als den in Mainz.
Wie die Realität aussieht, brauche ich aber nicht weiter zu vertiefen.
Um bei der Bahn zu bleiben.
Auch hier zeigt sich sehr deutlich: Um die prosperierenden Regionen reißen sich die Verkehrsunternehmen, den dünn besiedelten Raum überläßt man gerne dem Staatsbetrieb oder aber schränkt den Verkehr noch weiter ein.
Wieso erhält ein Mainzer Stadtteil für 84 Millionen Euro eine Straßenbahnlinie zusätzlich zum üppigen Busverkehr und für den Eifeler Bürger hat man nicht einmal ein fünftel dieses Betrages übrig, um eine 50 km lange Bahnstrecke zu erhalten?
Man könnte noch unzählige Beispiele dieser Art auflisten.
Als Fazit bleibt: Unter den aktuellen Paradigmen der Politik stellt sich der Bürger auf dem Land weitaus schlechter als vor 50 Jahren in einer Zeit, die man als rückständig glaubte überwinden und mit einer modernen Wirtschaftsordnung ausstatten zu müssen.
Jeder, der diese Zeit noch erlebte, wünscht sie sich sehnlichst zurück, auch in anderen Bereichen des Lebens.
Der Metzger um die Ecke, der Bäcker anstelle des Backautomaten, der Hausarzt vor Ort, der zur Not auch am Ostersonntag kam, die allseits präsente Gendarmerie, die die Straftat schon "roch", bevor sie begangen wurde, die Volksschüler, die mit 14 mehr wußten, als die heutigen 20-jährigen Abiturienten, der Briefträger, der jeden persönlich kannte und nicht zuletzt der Schienenbus, der zwar nur 6 mal am Tag verkehrte, aber dafür auch bei Schnee und Eis.
Aber solange uns die Wahl zwischen fünf gleich schlechten Dienstleistern als größerer Gewinn verkauft wird als das Vorhandensein eines einzigen, aber zuverlässigen Monopolisten, muß der Verbraucher mit den Auswüchsen dieser Wirtschaftsweise zurecht kommen und bei ständig steigenden Preisen mit einer permanenten Verschlechterung des Service und und seiner Existenzbedingungen leben.
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Pablo
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Pablo »

Aktualisierter Bericht in der Nahe-Zeitung:

http://www.rhein-zeitung.de/region/loka ... 35338.html
Horst Heinrich
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Horst Heinrich »

32 hauptamtliche "Ranger" (Anmerkung von mir: Die jährlich alleine Personalkosten von rund zwei Millionen Euro verursachen) sollen künftig den Besuchern den neuen Nationalpark "erklären".
http://www.volksfreund.de/nachrichten/r ... 04,3848649
Höchste Zeit also, beim Nationalparkbüro in Birkenfeld mal die Bahn ins Spiel zu bringen, meine ich.
Wenn die Damen und Herren ihre Sache richtig machen, dürfte die Strecke ja bereits Gegenstand der Erörterungen gewesen sein, denn sie ist ja unübersehbar und bis letztes Jahr gab es hier auch Zugverkehr.
Soweit ich jedoch aus meinen bisherigen Kontakten mit dem hiesigen Forstpersonal schließen kann, hält sich das Wissen um die Bahn sehr in Grenzen, viele haben zwar noch die Strecke im Güterverkehr erlebt (Holztransporte), sie ist jedoch weitgehend aus dem Bewußtsein gestrichen.
Man sollte sie daher wieder ins Spiel bringen.
Da ich ein unverhohlener Gegner des Nationalparkes und auch der entsprechenden (Forst-)Politik, die dahinter steckt, bin, kann ich mich leider trotz fachlichen Hintergrundes nicht anbieten, diesen Kontakt herzustellen.
Vielleicht übernimmt mal einer der hier aktiven Forianer aus dem Raum Birkenfeld diesen Erstkontakt.
Interessant wäre auch, mal zu erfahren, wie das Nationalparkteam zur Bahnstrecke steht.
Über die in diesen Kreisen bestehenden Radwegüberlegungen (Dunger/Manz/Egidi) hab ich ja schon berichtet, aber es gibt ja noch andere Menschen, die hier etwas zu sagen haben.
Einen Zugverkehr in Gestalt eines Stundentakt-ÖPNV freilich wünscht sich kein Förster in Hunsrück und Hochwald, das kann ich mit Gewißheit sagen. Eine Touristenbahn, die in das Nationalpark-Konzept eingebunden ist, wäre schon eher konsensfähig, wenn auch nur etwa 8 km der gesamten Strecke (zwischen Thalfang und Hoxel) überhaupt auf Nationalparkgebiet liegen.
Und so ist das Team zu erreichen:
http://www.nationalpark.rlp.de/ein-nati ... daten.html
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Pablo »

Horst Heinrich hat geschrieben: Vielleicht übernimmt mal einer der hier aktiven Forianer aus dem Raum Birkenfeld diesen Erstkontakt.
Interessant wäre auch, mal zu erfahren, wie das Nationalparkteam zur Bahnstrecke steht.
Habe dem Starterteam eine Mail geschickt und nachgefragt wie die Einstellung zum Thema Nationalpark & Bahn ist.
Horst Heinrich
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Horst Heinrich »

Lieber Erhard,
nicht schimpfen oder ärgern, ich gebe nur hier die Grundstimmung wieder, die ich zwischen Hermeskeil und Büchenbeuren in den letzten Jahren erleben durfte. Gerade zwischen Hermeskeil und Morbach wurde es um die Strecke seit ihrer Stillegung 1998 sehr ruhig, teilweise hatte sich die Natur Terrain sehr schnell zurückerobert, gerade das Wild schätzte dieses "Lichtband" sehr und auch der pflanzliche Artenreichtum war schon beachtlich. Der Reaktivierungstrupp 2009 wurde da bereits weitgehend als ein gewaltiger Eindringling angesehen, ich führte viele Gespräche mit erbosten Förstern, Waldbesitzern, Jagdpächtern und Naturliebhabern. Da ich mit diesen Leuten fachlich auf Augenhöhe argumentieren konnte, war das Eis auch schnell gebrochen, dennoch konnte ich alle Argumente gegen die Bahn auch nachvollziehen. Die Bahntrasse stellt hier die einzige, gut erschließende Infrastruktur in einem ansonsten schwer zugänglichen Gelände dar, entsprechende Vorbehalte gab es dagegen, daß hier schon bald regelmäßig Zugverkehr aufgenommen wird, der die in 11 Jahren gewachsenen Gefüge wieder durcheinander bringt.
Ich hatte z.B. viele Gespräche mit einem Jagdpächter bei Pölert, der jährlich einen fünfstelligen Pachtbetrag an die ansonsten recht arme Gemeinde überweist, ein Betrag, den diese Gemeinde auch dringend benötigt und der nicht so ohne weiteres zu kompensieren ist. Für den Fall einer Wiederaufnahme des Schienenverkehrs kündigte er die sofortige Kündigung der Pacht an. Ähnliche Äußerungen kamen von einem halben Dutzend weiterer Jagdpächter bis Büchenbeuren, die Einnahmeausfälle der Gemeinden hätten sich sehr schnell auf über 100.000 Euro jährlich summiert.
Beträge, die den Betroffenen niemand ersetzt, auch nicht die potentiellen Besucher eines Nationalparks.
Szenenwechsel. Bei Morbach/Hinzerath durchläuft die Strecke ein Naturschutzgebiet, ökologisch sehr wertvolle "Hangbrüche". Diese Feuchtgebiete jedoch beeinträchtigen langfristig die Sicherheit des Zugverkehrs, denn der staunasse Boden führt regelmäßig -daher der Name- zu Brüchen im Baumbestand, den man eigentlich entlang der Strecke aus Sicherheitsgründen großzügig zurücknehmen müßte. Ein unlösbarer Widerspruch? Hier die gewünschten Bruchgebiete, dort eine Gefährdung des Zugverkehrs.
Nur zwei Beispiele von vielen Vorbehalten gegen die Bahn, die ich nicht alle teile, aber die ich nachempfinden kann und sie deshalb hier auch mal erwähne, damit man sich in Diskussionen darauf einstellen kann.
Eine weitere Problematik ist etwa aus forstlicher Sicht die Fledermauspopulation im Hoxeler Tunnel. Auch hier teile ich nicht alle Argumente der Fledermausschützer, dennoch werden sie auf den Plan treten, aber letztlich auch dafür sorgen, daß hier Radwegepläne ad acta gelegt werden.
Förster sind nicht grundsätzlich gegen die Bahn in Wäldern, nur wo Reaktivierungen Ökosysteme, die sich in den letzten Jahren gebildet haben, beschädigen könnten, fühlt man sich auch auf den Plan gerufen.
Und daß eine Bahnstrecke weitaus weniger schädlich ist als eine Straße, dafür muß vielfach erst noch das Bewußtsein geschaffen werden.
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Pablo »

Pablo hat geschrieben:
Horst Heinrich hat geschrieben: Vielleicht übernimmt mal einer der hier aktiven Forianer aus dem Raum Birkenfeld diesen Erstkontakt.
Interessant wäre auch, mal zu erfahren, wie das Nationalparkteam zur Bahnstrecke steht.
Habe dem Starterteam eine Mail geschickt und nachgefragt wie die Einstellung zum Thema Nationalpark & Bahn ist.
Antwort des Starterteams:

Bezüglich Ihrer Fragen an das Starterteam darf ich Ihnen mitteilen, dass Ihre Fragen über den Trierischen Volksfreund auch das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten erreicht haben und von dort geantwortet wurde.
Gesperrt