Nationalpark & Bahn

Westeifelbahner

Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Westeifelbahner »

saarepi hat geschrieben:Ich überlege noch in welche Partei ich eintreten soll! :?:
...wenn ich darauf eine Antwort hätte... - ich werde sie in diesem meinem Leben wohl nicht mehr finden.
Gruß Westeifelbahner
Nils
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Nils »

Ich finde, das ist ein sehr guter Beitrag geworden. Vielen Dank an alle Beteiligten!
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Horst Heinrich
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Horst Heinrich »

Wie ist dieser Beitrag wohl bei Nichteisenbahnfans, also beim "normalen" Bürger angekommen?
Eine objektive Bestandsaufnahme mag da jeder für sich einmal machen, wobei Bilder oftmals sehr viel mehr bewirken als Worte: Auf der einen Seite die Bahn mit ihrer morbiden Tristesse, auf der anderen Seite der eloquente, gut gekleidete Bürgermeister von Nohfelden, der die Forderungen der Jetzt-Zeit formuliert.
Dann werden Fakten in den Raum geworfen, die wie ein abgebrochenes Stück Stahlbeton in den Matsch einschlagen:
Die Politik wünscht einen weiteren Radweg/ 2 Millionen Sanierungskosten/seit 1969 für den Personenverkehr stillgelegt (das sind 45 Jahre!!!)/ kein absehbares Betreiberinteresse/zuletzt nur spärlicher Güterverkehr/"alter Schienenbus"/ Eisenbahnromantiker (klingt hier irgendwie wie ein Schimpfwort) /Ertüchtigung auf 80 km/h um mit dem Auto konkurrieren zu können (jeder, der die Strecke kennt, weiß, das dies de facto unmöglich ist) usw.
Wie gesagt, es kommt nicht auf uns an, sondern auf den gewöhnlichen Bürger und für den ist wohl nach diesem Bericht klar: Hier hängen Nostalgiker einer Phantasterei nach, die nicht mehr zeitgemäß ist.
Vollkommen unterschlagen werden -aber das ist in der heutigen Zeit ja anscheinend normal- die Möglichkeiten, die sich mit der Strecke in Zukunft ergeben, nicht nur im Hinblick auf den Nationalpark, sondern im Hinblick auf die Verkehrsplanung im 21.Jahrhundert. Die Möglichkeit, hier mit vergleichsweise geringen Kosten wieder Personenverkehr zu etablieren, der eine echte Alternative zum Individualverkehr ist oder die Möglichkeit, dem drohenden Kollaps im straßengebundenen Güterverkehr vorzubeugen (prognostizierter Anstieg bis zum Jahr 2025 um noch einmal 60 Prozent) wird nicht erwähnt.
Der ganze Bericht bedient nichts anderes als die kurzsichtigen Konzepte einer kurzsichtigen (Spaß-) Gesellschaft und stellt sie Eisenbahnenthusiasten gegenüber, denen der Realitätssinn unterschwellig abgesprochen wird.
Das mag -wie gesagt- auch einem gesellschaftlichen Wandel und dem veränderten Wertebewußtsein geschuldet zu sein, denn vor 20, 30 Jahren war diese Gesellschaft für solche Themen viel offener und auch kritischer.
Das Bewußtsein, auch mit einer nachhaltigen Verkehrspolitik positiv in den Schutz unserer Ressourcen eingreifen zu müssen, ist ja allerorten geschwunden. Heute hat Eisenbahn nur dort eine Chance, wo sie mehr individuellen Nutzen bringt als das Auto, das kann man unisono feststellen.
Daß einer den Zug etwa aus ökologischen Gründen benutzt, kommt nur noch vereinzelt vor.
Der SR-Bericht ist daher für mich zu einem großen Teil auch Spiegelbild des veränderten gesellschaftlichen Anspruches, nämlich etwas vorwiegend für kurze, überschaubare Perioden zu erwarten.
Gestern Bahnverkehr, heute Radweg, was morgen sein wird: Das sehen wir dann mal...
Dennoch auch von meiner Seite den Initiatoren des Berichts, allen voran Patrick, ein großes Dankeschön.
Auf die Gestaltung bzw. Intention eines solchen Beitrages hat natürlich der Initiator keinen Einfluß, auch ein eigentlich der Objektivität und Wahrhaftigkeit verpflichtetes Redaktionsteam ist den gesellschaftlichen Strömungen bzw. den eigenen Positionierungen und natürlich den politischen Mehrheiten unterworfen.
Und diese politische Mehrheit -das haben wir ja hier schon öfter festgestellt- ist weder in Rheinland-Pfalz noch im Saarland sehr bahnfreundlich eingestellt.
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
Nils
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Nils »

Kurz mal ein direkter Link zum Video: http://sr-mediathek.sr-online.de/index. ... startvid=4

Und Herr Veit darf mir gerne mal vorrechnen, dass eine Umnutzung der Bahntrasse zum Radweg billiger ist als eine Instandstetzung der Bahnstrecke. Volkswirtschaftlich funktioniert das nicht. "Öffentliche Mittel in der erforderlichen Höhe" sind hier nur über EU-Fördermittel zu akquirieren, dass weiß Herr Veit wohl sehr genau. Mit dem kleinen Unterschied, dass er es für unverantwortlich hält, im volkswirtschaftlichen Sinne zu handeln, und ich es für unverantwortlich halte, wie durch europäische Fördermittel Eisenbahninfrastruktur zu Radwegen degradiert wird. Welche Lobby-Politik mag da nur dahinter stecken?
Warum gibt´s denn beim großen Vorbild Amerika kein leistungsfähiges Schienennetz mehr? Alles, was da gut funktioniert hat, wurde in den 60er Jahren von Reifenherstellern aufgekauft und stillgelegt.

Ich finde es aber gut, wie in dem Bericht herausgestellt wird, dass in RLP die Trasse erstmal erhalten werden soll. Vielleicht regt das ja auch im Saarland zum Nachdenken an...

Und den letzten Satz würde ich nicht allzu ernst nehmen. Wir werden eben als Eisenbahn-Romantiker gesehen, nicht als Visionäre.

Otto Normalbütger sieht doch einen Bericht, in dem Herr Veit nicht mal 20 Sekunden für einen Radweg argumentiert. Im Rest der guten 3 Minuten wird erklärt, welches Potential eine Bahnstrecke hat. Ich hätte da schlimmeres erwartet...
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Horst Heinrich
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Horst Heinrich »

Die Gegner einer Streckenreaktivierung brauchen nur ins WWW zu schauen und sie erhalten schon eine Fülle von Ratschläge für die Umnutzung zu einem Radweg einschließlich Finanzierungsmodell.
Z.B. hier:
http://www.nationaler-radverkehrsplan.d ... ml?id=2050
Und die EU-Fördertöpfe sind prall gefüllt.
Man könnte schon jetzt für das gleiche Geld, das eine bescheidene Wiedertüchtigung der Strecke Türkismühle-Morbach für Touristik- und gelegentlichen Güterverkehr kosten würde, einen Radweg bekommen, mit dem Unterschied, daß die Reaktivierung komplett an Kommunen und deutschem Fiskus hängen bliebe, der Radweg aber zu 80% förderfähig wäre.
Zudem darf man die Bevölkerung nicht vergessen, die ist in den betreffenden Regionen zum überwiegenden Teil gegen die Bahn eingestellt und kann sich stattdessen für einen Radweg begeistern.
Auch hier feiern wie überall in der Gesellschaft totgeglaubte sozialistische Ideale fröhliche Wiederauferstehung:
Das kollektive, gelenkte Freizeitarrangement auf einem sauber geteerten, steigungsarmen staatlichen Fahrradkorso steht allemal höher im Kurs, als das Abenteuer, sich seine Ausflugstrecke selbstständig zu erkämpfen.
FDGB und FDJ lassen grüßen.
Kein anderes Konzept verfolgen doch die inflationär ausgewiesenen "Steige" und nicht zuletzt der Nationalpark.
Von Station zu Station soll der Mensch gewissermaßen durch ein ökologisches Disneyland gelenkt und gelegentlich seines sauer verdienten Geldes entledigt werden: Ob es ein Biergarten ist oder eine virtuelle Tierstimmenpräsentation mit Münzeinwurf. 50 Meter abseits des (Rad-) Weges gäbe es Natur pur zum Nulltarif. Doch das ist nicht en vogue: Sören oder Laura könnten sich ja schmutzig machen.
Zum Abschluß geht es noch einmal in den Nationalparkshop. Zur Erinnerung an den gelungenen Tag gibt es hier für 9.99 Euro dann eine wunderschöne felis silvestris Made in Taiwan aus Kunstfaser, reichlich chemisch konserviert, während der echte Artgenosse unter die Räder der nachhause strebenden Blechkarawane kommt.
Leider sind es genau diese Zeitgenossen, die -freudig sekundiert von den üblichen Altvelozipedophilen- auch den Radweg befürworten, während eine leistungsfähige Schieneninfrastruktur leichtfertig aufgegeben wird.
"Denn sie wissen nicht, was sie tun", könnte man da -weil bald Ostern ist- unter Zubilligung verständnisvoller Milde sagen, wenn es nicht zum Haare raufen wäre.
Aber gegen die kurzsichtigen Paradigmen der Spaßgesellschaft sind Visionäre gleichsam machtlos.
Denn auch die politisch Verantwortlichen bedienen diesen oberflächlichen Mainstream allzu gerne, die Halbwertszeit ihrer Konzepte reicht gerade über die kommende Legislaturperiode, also lange genug, um wiedergewählt zu werden.
Weichenstellungen von epochaler Bedeutung wie der Erhalt einer Bahnstrecke werden als nicht mehr "zielführend" angesehen: Der Nutzen könnte sich ja erst nach der nächsten Wahl erweisen.
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Pablo
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Pablo »

Horst Heinrich hat geschrieben: Man könnte schon jetzt für das gleiche Geld, das eine bescheidene Wiedertüchtigung der Strecke Türkismühle-Morbach für Touristik- und gelegentlichen Güterverkehr kosten würde, einen Radweg bekommen, mit dem Unterschied, daß die Reaktivierung komplett an Kommunen und deutschem Fiskus hängen bliebe, der Radweg aber zu 80% förderfähig wäre.
Die 48 Km von Trier nach Hermeskeil haben 10,5 Mio € gekostet. Wird dieser Wert als Basis genommen, wären hier bei etwa der Hälfte (22 Km), ca. 5 Mio € fällig.
Die Kosten für die Ertüchtigung der Bahnstrecke werden mit mindestens mehreren 100.000 € und bis zu 3 Mio € angegeben (was ich in den letzten Monaten hier und in der Presse gelesen und gehört habe). Dabei geht es um 73 Km Eisenbahn.
Außerdem gibt es bereits einen Radweg von Hermeskeil nach Bierfeld. Wie viele Radwege brauchen wir denn, die parallel verlaufen?
Meiner Meinung nach wird ein Radweg wesentlich mehr Kosten, als die Ertüchtigung der Bahn.

Noch was zum Rad: Derzeit wird eine Mountainbike-Route vom Idarkopf zum Bostalsee, quer durch den zukünftigen Park eingerichtet.
Horst Heinrich hat geschrieben:Zudem darf man die Bevölkerung nicht vergessen, die ist in den betreffenden Regionen zum überwiegenden Teil gegen die Bahn eingestellt und kann sich stattdessen für einen Radweg begeistern.
Dem stimme ich nicht zu. Seitdem Anzeigen geschaltet wurden, TV, Radio und Zeitung berichteten wurde ich desöfteren auf diese Sache angesprochen. Es war keiner dabei, der meinte "das ist alles Mist, das kannst du vergessen". Viele wünschten mir Erfolg und fanden die Idee Nationalpark & Bahn klasse. Ich wurde sogar zu Hause angerufen, weil sich jemand informieren wollte. Auch bei der Facebook-Aktion gibt es immer wieder Nachrichten von Bürgern der Region, die für den Erhalt sind.
Fast 600 Personen haben sich bisher bei der Petition beteiligt, dass sind nicht nur Eisenbahnfans und Ehefrauen von Eisenbahnfans.
Nils
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Nils »

Zum Glück wurde den EU-Radweg-Förderungen von rheinland-pfälzischer Seite ja jetzt etwas entgegengestellt. 23 Millionen € für Eisenbahninfrastrukturen ohne regulären Verkehr ist doch schon mal eine Hausnummer. Und der Anteil, denn die Kommunen hierbei bringen müssen, ist soweit ich weiß unter den 20%, die für einen Radweg aufgebracht werden müssten.

Im Klartext: Durch dieses Programm wird Eisenbahninfrastruktur günstiger als Radwege! Aber das muss man erstmal an die Öffentlichkeit bringen. Und leider fehlt im Saarland ein entsprechendes Programm. Hier muss daran gearbeitet werden, dass die Strecke zumindest solange erhalten bleibt, wie es dauert, im rheinland-pfälzischen Teil einen funktionierenden Verkehr aufzubauen...
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Westeifelbahner

Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Westeifelbahner »

Pablo hat geschrieben:Die 48 Km von Trier nach Hermeskeil haben 10,5 Mio € gekostet. Wird dieser Wert als Basis genommen, wären hier bei etwa der Hälfte (22 Km), ca. 5 Mio € fällig.
Vergleichswerte aus meiner Region:
Radweg Prüm - Pronsfeld - St.Vith (Bau 2007): 2,5 Millionen EUR für 30 Kilometer. Die kommunalen Kosten für den Radweg Prüm - St.Vith betrugen 680.000 EUR, welche die VG Prüm übernommen hat.
Geplanter Radweg Prüm - Gerolstein: 2,8 Millionen EUR für 23 Kilometer.
Gruß Westeifelbahner
PS: Ich finde klasse, was sich aus der Petition für eine Bewegung zum Erhalt der Hunsrückbahnen entwickelt hat. Es ist aus meiner Sicht schon ein erheblicher Erfolg, wenn Ratsvertreter wahrnehmen, dass es hier weiterhin Bemühungen, Konzepte und Optionen gibt! Vor einigen Wochen wäre sicher noch unvorstellbar gewesen, dass es auch nur ein solches Interview noch zum Thema gegeben hätte...
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Pablo
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Pablo »

In der heutigen Saarbrücker Zeitung, Lokalausgabe St. Wendel wird über die Hochwaldbahn berichtet. Es handelt sich um den gleichen Bericht, der am 28.03. im Volksfreund veröffentlicht wurde.

http://www.saarbruecker-zeitung.de/sz-b ... 99,5210597
Bernd Heinrichsmeyer
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Bernd Heinrichsmeyer »

Pablo hat geschrieben:In der heutigen Saarbrücker Zeitung, Lokalausgabe St. Wendel wird über die Hochwaldbahn berichtet. Es handelt sich um den gleichen Bericht, der am 28.03. im Volksfreund veröffentlicht wurde.

http://www.saarbruecker-zeitung.de/sz-b ... 99,5210597
Ist vom gleichen Redakteur (Strouvelle). Der TV gehört zur SZ Gruppe. Da gibt es immer wieder mal Recycling.
Bernd Andreas Heinrichsmeyer
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Bernd Heinrichsmeyer
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Bernd Heinrichsmeyer »

Westeifelbahner hat geschrieben:
Pablo hat geschrieben:Die 48 Km von Trier nach Hermeskeil haben 10,5 Mio € gekostet. Wird dieser Wert als Basis genommen, wären hier bei etwa der Hälfte (22 Km), ca. 5 Mio € fällig.
Vergleichswerte aus meiner Region:
Radweg Prüm - Pronsfeld - St.Vith (Bau 2007): 2,5 Millionen EUR für 30 Kilometer. Die kommunalen Kosten für den Radweg Prüm - St.Vith betrugen 680.000 EUR, welche die VG Prüm übernommen hat.
Geplanter Radweg Prüm - Gerolstein: 2,8 Millionen EUR für 23 Kilometer.
Also Hermeskeil - Türkismühle wird keinesfalls für 5 Mio zu realisieren sein (wenn durchgehend auf der Bahntrasse). Im Ruwertal war es so teuer, weil 38 Brücken "bearbeitet" werden mussten. Zum Teil durch Neubauten, zum Teil durch aufwendiges Sanieren der Bauwerke. Das wird im weiteren Verlauf der Strecke genauso sein (18 Brücken, 1 Tunnel, davon 2 Brücken und der Tunnel mit großem Sanierungsbedarf). Alles andere ist Augenwischerei. Und da rund 10 Jahre vergangen sind, wird es mit Sicherheit ohnehin teurer.
Die Kostenschätzungen für die anderen Wege erscheinen mir "aus dem Bauch heraus" als sehr optimistisch. Wenn es in der Westeifel und via Belgien vergleichsweise günstig war, dann hat man sicher weniger Brücken in den Weg eingebunden und hier und da die Trasse verlassen.

Ein Radweg ist also in keinem Fall eine billige Sache und wir alle wissen, dass hinterher die großen Nachträge kommen, wenn der Baubeginn erfolgt ist (damit die Entscheidungsträger zunächst von einer günstigen Ausführung zur positiven Abstimmung überzeugt werden und dann später "aus der Nummer nicht mehr rauskommen" und die Nachträge abnicken). Der Ruwertalradweg sollte Stand Planung 1998 genau 10 Mio DM (Achtung: Deutsche Mark) kosten. 6 - 7 Jahre später wurde halt einfach nur die Währung vertauscht, dann waren es 10,5 Mio EUR (also 20,54 Mio DM). Also bloß eine Verdopplung der Kosten ... macht ja nix, kann ja mal passieren.
Bernd Andreas Heinrichsmeyer
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Bernd Heinrichsmeyer »

Nils hat geschrieben:Zum Glück wurde den EU-Radweg-Förderungen von rheinland-pfälzischer Seite ja jetzt etwas entgegengestellt. 23 Millionen € für Eisenbahninfrastrukturen ohne regulären Verkehr ist doch schon mal eine Hausnummer. Und der Anteil, denn die Kommunen hierbei bringen müssen, ist soweit ich weiß unter den 20%, die für einen Radweg aufgebracht werden müssten.
Bezogen auf Rh-P ist das sicher richtig, aber das Projekt müsste dann auch kommunal vorangebracht werden. Das Land wird nicht kommen und es von sich aus angehen. Aber wenn man sich die Sachlage vor Ort in den Rathäusern anschaut, dann muss man erkennen, dass ein solches Engagement nicht mehr zu erwarten ist. In Hermeskeil ist das Thema per Ratsbeschluss vom Tisch. Man will den Radweg. In Morbach sitzt ein höflicher, sehr freundlicher Bürgermeister seit einigen Jahren hinter seinem Schreibtisch, der mit der Eisenbahn nichts anfangen kann. Er sagt gegenüber den Medien aus, man sehe das Land in der Verantwortung. Über das Schweigen aus Thalfang ist kein Wort zu verlieren.
Fazit: Bestenfalls in Morbach gibt es noch ein winziges Fünkchen Hoffnung, wobei die nun eingenommene passive Haltung und die Erwartung an das Land dafür sprechen, dass man auf diesem Wege aus der Nummer rauskommen will. Wir Horst Heinrich auch schon ausgeführt hat: Das Zuschussmodell mit einem Eigenanteil der Gebietskörperschaften ist eine Farce. Dabei ist es egal, ob es 10, 15 oder 20% Eigenanteil sind. Diese sind (Morbach sicher ausgenommen, weil sehr solvent) von den Gemeinden aufgrund von Haushaltssperren und Fremdverwaltungen nicht zu leisten. Dabei ist es zumeist auch egal, ob es effektiv 50.000 oder 500.000 EUR sind.

Der langen Rede kurzer Sinn: Solange ein Eigenanteil der Gemeinden erfolgen muss, kann man die Sache vergessen. Ausgenommen ist vielleicht eine von Morbach vorangetriebene Insellösung vornehmlich auf deren Gemeindegebiet.
Nils hat geschrieben:Im Klartext: Durch dieses Programm wird Eisenbahninfrastruktur günstiger als Radwege! Aber das muss man erstmal an die Öffentlichkeit bringen. Und leider fehlt im Saarland ein entsprechendes Programm. Hier muss daran gearbeitet werden, dass die Strecke zumindest solange erhalten bleibt, wie es dauert, im rheinland-pfälzischen Teil einen funktionierenden Verkehr aufzubauen...
Ohne Ansehen des zuständigen Bundeslandes sollten alle Eisenbahnfreunde nun darauf hinwirken, dass es nicht zu Rückbauten kommt und nicht zu einer Freistellung von Betriebszwecken (früher "Entwidmung" genannt). Bei Morbach - Hermeskeil wäre jederzeit ein Rückbau schon heute möglich. Eine Lösung könnte also sein, zunächst den Bestand der Strecken in stillgelegtem Zustand zu sichern.
Das Saarland wird auf weithin absehbare Zeit nicht wirtschaftlich dazu in der Lage sein, den Streckenanteil zu finanzieren, geschweige denn, ein mit Rh-P vergleichbares Konzept aufzustellen. Zwar ist der Wille in Saarbrücken durchaus klarer und deutlicher, als in Mainz, aber ohne Geld nutzt die beste Absicht nix. Hier müsste also Geld vom Bund, der EU oder einem reichen Privatier einfließen.

Und am Ende bleibt das Verkehrsbedürfnis. Es ist gering, da können wir die schönsten und besten Argumente anführen. Die Touristenbahn ist eine gute Sache, aber leider ist das aus Sicht der öffentlichen Hand nicht ausreichend, um Millionen zu investieren. Bezogen auf den CenterParc am Bostelsee kommt bei deren Zielgruppe ein Radweg sogar noch viel besser an. Der Güterverkehr könnte später, so die Bahn zum Hahn kommt, doch über diesen Streckenteil laufen. Aber auch dort muss ernüchtert festgestellt werden, dass selbst die wildesten Forderer des Bahnanschlusses, namentlich Fa. Frutyer aus Hochscheid, sehr leise geworden sind. Also auch dort wenig Hoffnung. Wir sind die Firmen ja alle durch - selbst große mit bahnaffinen Produkten sagen klipp und klar "nein danke" (das "danke" fehlt meist auch noch).
Das Holz, das wir früher in Hermeskeil umgeschlagen haben, schlagen wir seit 2013 in Ehrang um. Geht auch und da ist man direkt an der Hauptstrecke.

Aus nüchterner, emotionsloser Blickrichtung wird die Strecke verkehrlich nicht benötigt (und jetzt bitte gerne wieder auf mich "draufhauen", bin ich inzwischen gewöhnt). Das ist leider meine ernüchterte Erkenntnis, nachdem ich mehrere Millionen EUR vergeblich in den Erhalt der Strecken versenkt habe, in der Hoffnung, dass das Angebot auch Nachfrage schafft, und dafür auch privat Konsequenzen tragen musste. Aber: Man sollte sie im Sinne des verantwortungsvollen, nachhaltigen Wirtschaftens nicht achtlos abreißen. Heute können selbst die besten Wirtschaftsweisen nur begrenzt in die Zukunft sehen. Von den Politikern reden wir besser gar nicht, die schauen nur bis zum nächsten Wahltermin.

Wenn man sich jetzt - ich wiederhole mich - tatsächlich erzielbare Ziele setzen will, mit denen man von der Politik ernst genommen wird, muss man a) den Erhalt der Infrastruktur als stillegelegte Strecke fordern und darum kämpfen (Infrastruktursicherungsvertrag) und b) eine Insellösung für den Touri-Verkehr mit einem realistischen Konzept verfolgen. Ist dies erreicht, kann man an allem anderen politisch Arbeiten. Alles andere führt m.E. in das Reich der Utopie und eben genau an den Punkt, dass man öffentlich als "Spinner" angesehen und somit nicht ernstgenommen wird.
Bernd Andreas Heinrichsmeyer
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