Nationalpark & Bahn

Bernd Heinrichsmeyer
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Bernd Heinrichsmeyer »

Pablo hat geschrieben: Bezüglich Ihrer Fragen an das Starterteam darf ich Ihnen mitteilen, dass Ihre Fragen über den Trierischen Volksfreund auch das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten erreicht haben und von dort geantwortet wurde.
Schön. Und was hat mal von dort geantwortet?
Bernd Andreas Heinrichsmeyer
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Bernd Heinrichsmeyer
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Bernd Heinrichsmeyer »

Hallo,

zu der Diskussion über die Ökologie der Bahnstrecke, Förster, Jagdpächter usw. möchte ich noch etwas ergänzen. In meinem Büro stehen zwei dicke Ordner, einer ganz, einer halbvoll, mit "Problemkorrespondenz" zu unserer Wiederinbetriebnahme der Strecke in 2008 und 2009. Einiges ist von Anwohnern, das Meiste kam von öffentlichen Stellen wie den Forsten und den Ortsgemeinden, Kreisverwaltungen, untere Naturschutzbehörde usw..

Natürlich ist die Strecke durchgehend als Eisenbahninfrastruktur gewidmet und natürlich kann man bei Gericht diesen Umstand erstreiten (mal eine Befahrbarkeit und eine Betriebsgenehmigung vorausgesetzt - für letztere wäre man ja auch schon bei Gericht, siehe Westeifelbahn). Wir sehen jedoch auch, dass - siehe Wutachtal - die Ökos sogar eine in Betrieb befindliche Bahnstrecke kaltstellen können, weil deren von Menschenhand geschaffenen Eisenbahntunnel nun das Zuhause von Fledermäusen sind. In unserer Bananenrepublik ist es also wirklich so, dass ein Eisenbahntunnel nicht als solcher benutzt werden darf, weil Viecher darin leben - die da ja auch nix zu suchen hatten und ohne den Bahnbau auch keinen Tunnel fänden .... .

Was will ich damit sagen? Es hilft nichts, diese Einwände mit kalter Schulter und Verweis auf die Rechtslage zu ignorieren. Man muss mit ruhigen, sanften und wohl überlegten Argumenten an die Ökos und die Jagtpächter und andere Bedenkenträger zugehen. Die Front gegen die Bahn ist stark, mit lauten Worten ist sie nicht zu bezwingen. Das geht nur mit verdammt guten Argumenten.
Bernd Andreas Heinrichsmeyer
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Horst Heinrich
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Horst Heinrich »

Im letzten Jahr feierten wir den 300.Jahrestag des Nachhaltigkeitsgedankens (Hans von Carlowitz), mehr als 220 Jahre besteht die erste forstliche Fakultät (Tharandt - Heinrich Cotta) und der älteste Verein, der sich mit Recht Naturschutzverband nennen darf, der deutsche Forstverein, ist auch schon 115 Jahre alt und damit älter als all die Trittbrettfahrer, die rund um das Thema Umwelt gerade in den letzten Jahren hinzugekommen sind.
Forstleute können also sehr selbstbewußt behaupten, sich in der Natur auszukennen, vielleicht mehr, als manch ein selbsternannter Naturschützer.
Dennoch ist mir in Hunsrück und Hochwald kein Forstmann bekannt, der den -hier übrigens völlig überraschend im Jahre 2007 ausgerechnet in der Einflugschneise eines Flughafens und ausgerechnet auf der Erweiterungsfläche des Bundesstraße 327- aufgetauchten Mopsfledermäusen nicht zutrauen würde, kurzerhand bei Störung ihres Habitats auf ein anderes auszuweichen. Außerdem ist es sehr seltsam, daß diese Tierchen nun ausgerechnet den Hoxeler Tunnel besiedeln sollen, andere Wohnungsangebote, z.B. die zuhauf vorhanden sind, z.B. seit Jahrzehnten verlassene Schiefer- oder Eisenerzstollen jedoch verschmähen. Seltsam ist auch, daß immer erst einmal meist mit Pkw über viele Kilometer angereiste Auswärtige Entdecker einer solch seltenen Art sind, währenddessen Menschen, die in der Region täglich und über mehrere Kilometer zu Fuß unterwegs sind, z.B. Förster, sich meist gar nicht glücklich schätzen dürfen, dieser Tiere ansichtig zu werden.
Doch sicher liegt das daran, daß man eben vor lauter Wald keine Bäume mehr sieht oder daß man wegen der Vielzahl der in den Abendstunden um einen herumschwirrenden Fledermausarten die bedrohten kaum noch wahrnimmt.
Ich habe auch in den vielen Jahren in deutschen Wäldern gelernt, daß sich hier sehr viele Menschen etabliert haben, denen es weniger um den Wald und die hier lebenden Arten geht als um die Möglichkeit, sich hier persönlich oder institutionell und nicht zuletzt finanziell lukrativ zu etablieren.
Nicht zuletzt ist das ganze auch eine Frage der gesellschaftlichen Wertigkeit.
An der Spaßbahn von ein paar "Verrückten" läßt sich ja relativ folgenlos kompromißlos Umweltschutz bis zum Äußersten exerzieren, der große Monopolist würde sich seine Tunnel mit Sicherheit nicht stillegen lassen und das letzte, was hier eine Mopsfledermausfamilie sehen würde, wäre die überdimensionale Frontscheibe des Tunnelprüfzuges.
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
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Pablo
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Pablo »

Bernd Heinrichsmeyer hat geschrieben:
Pablo hat geschrieben: Bezüglich Ihrer Fragen an das Starterteam darf ich Ihnen mitteilen, dass Ihre Fragen über den Trierischen Volksfreund auch das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten erreicht haben und von dort geantwortet wurde.
Schön. Und was hat mal von dort geantwortet?
Die Antwort des Ministeriums soll es morgen im Trierischen Volksfreund geben (Ausgabe Hochwald und Hunsrück).
Westeifelbahner

Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Westeifelbahner »

Ähm...
Das Ministerium kommuniziert nur (oder zunächst?) über die Presse mit den Bürgern, die sich mit einer Petition an das Land wenden?
:?: :?: :?:
Gruß Westeifelbahner
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Pablo
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Pablo »

Die Presse war wohl schneller beim Umweltministerium als der Bürgerbeauftragte, der sich ja zuerst ans Infrastrukturministerum gewendet hat. Ich denke mal, dass ich die Antworten dann auch offiziell vom Bürgerbeauftragten per Brief bekomme.
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Pablo
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Pablo »

Und hier ist der Artikel aus dem Volksfreund.
Rheinland-Pfalz ist für den Erhalt (wenn auch noch nicht klar wie er finanziert werden soll), das Saarland möchte einen Radweg haben.
Zu den Investitionen: 2,3 Mio. € in den nächsten 5 Jahren für 42 km Eisenbahn (ohne den Abschnitt Hermeskeil-Morbach).
Zum Vergleich: Der B41-Überflieger bei Fischbach (Idar-Oberstein) hat 7 Mio. € gekostet. Hier ging es um 1,5 km Straße!!!

http://www.volksfreund.de/nachrichten/r ... 79,3854538
Westeifelbahner

Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Westeifelbahner »

Ich bin positiv überrascht, dass

im Gegensatz zu der zitierten Antwort aus der Petition ( http://forum.hunsrueckquerbahn.de/viewt ... 9&start=48 ) hier nicht in Frage gestellt wird, dass die zur Diskussion stehenden Investitionskosten mit den für touristische Schieneninfrastrukturen vorgesehenen Infrastrukturmittel finanzierbar wäre.

Daher: Wie hoch sind denn die Investitionskosten auf saarländischer Seite?

Nehmen wir mal an: Eine NE-Bahn pachtet die Strecke ab Landesgrenze RLP bis zum Saarland und führt touristische Verkehre bis Hermkeil oder gar Morbach/Büchenbeuren durch, nachdem das Land RLP die notwendigen Investitionen in Rheinland-Pfalz gefördert hat. Wäre das finanziell darstellbar? Oder sind auch zwingend Zuschüsse für Investitionen im Saarland notwendig?

Gruß Westeifelbahner
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Pablo
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Pablo »

Laut Ausschreibung der Strecke (http://www.hochwaldbahn.de/infrastruktu ... ruktur.pdf) sind über 2 Mio. nötig, davon 990.000 € für die Brücke bei km 51,7, die ja noch in RLP liegt.
Westeifelbahner

Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Westeifelbahner »

Umgekehrt. Wenn wir mal annehmen, dass sich für RLP tatsächlich Fördermöglichkeiten ergeben würden und alles nur vom Erhalt der Anbindung an Türkismühle abhinge:
Wie hoch sind die Investitionen, welche im Streckenteil des Saarlandes aufgebracht werden müssten?
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Pablo
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Pablo »

Wenn ich nicht daneben liege:

Für das Saarland:
Türkismühle - Landesgrenze ca. 1 Mio. €

Für Rheinland-Pfalz:
Brücke km 51,7 ca. 1 Mio. €
Hermeskeil-Morbach: aktuell keine Kostenschätzung
Morbach-Büchenbeuren ca. 300.000 €
Also 1,3 Mio. + x
Horst Heinrich
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Horst Heinrich »

Pablo hat geschrieben:Wenn ich nicht daneben liege:

Für das Saarland:
Türkismühle - Landesgrenze ca. 1 Mio. €

Für Rheinland-Pfalz:
Brücke km 51,7 ca. 1 Mio. €
Hermeskeil-Morbach: aktuell keine Kostenschätzung
Morbach-Büchenbeuren ca. 300.000 €
Also 1,3 Mio. + x
Das sind alles schöne Gedankenspiele, aber sie nutzen nichts, das Land Rheinland-Pfalz will nicht, die Kommunen wollen nicht, das Saarland will nicht.
Geradezu dreist, aber nur zu symptomatisch für diese Mainzer Chaoskoalition die Aussagen zum Eigentumserwerb:
Die Kommunen sollen die Strecke kaufen oder pachten!
Soweit waren wir schon mal: Nicht mal 500.000 Euro wollte die DB für 50 km Strecke, ein Schnäppchen erster Güte, allein der Grund und Boden ist das Vierfache wert, für den hochwertigen Stahl (Schienen und Schwellen) hätte man noch einmal locker 500.000 Euro erlösen können, in den Kommunen war auch unter diesen Prämissen (Abbau der Strecke als ultima ratio)der Ankauf beschlossene Sache, dann das Veto von Mainz.
Jetzt sollen die Kommunen die Strecke plötzlich doch wieder kaufen.
Das ist Kindergarten live, aber, wie gesagt, symptomatisch für die unreifen Knaben und Mädchen in Mainz, die das Land versuchen zu regieren, wie sie einen Kindergeburtstag feiern.
Alle Fakten liegen auf dem Tisch:
Kaufpreis der Strecke Hermeskeil-Büchenbeuren: Ca. 500.000 Euro
Kaufpreis der Strecke Türkismühle-Hermeskeil: Ca. 250.000 Euro
Kosten der Instandsetzung Türkismühle-Morbach (Ziel: Befahrbarkeit für Touristikzüge) Ca. 3.0 Millionen Euro.
Macht zusammen: Ca. 3, 75 Millionen Euro:
Kommunaler Anteil: 562.500 (500.000 Euro waren bereits haushaltsmäßig tituliert)
Landesanteil: 3.187500 Euro (Geld wäre im aktuellen Haushalt verfügbar)
Es müßten noch 62.500 Euro aufgebracht werden, sicher aber eine zu vernachlässigende Größe.
Wo ist das Problem?
Die zwei ehemaligen Verkehrsminister Brüderle und Bauckhage hätten entschieden: Das machen wir!
Ein "roter" Verkehrsminister würde sagen: Da müssen wir noch mal ein Gutachten in Auftrag geben.
Der "grüne" Koalitionspartner würde einwenden: Wir brauchen zuvor noch eine Machbarkeitsstudie
Und noch ein paar Jahre früher hätte es weder eines liberalen, noch roten Verkehrsministers, noch eines grünen Koalitionspartners bedurft.
Da hätte ein schwarzer Ministerpräsident drei Anrufe getätigt:
Einen in Simmern, einen in Morbach und einen in Hermeskeil und am Montagmorgen hätte ein verdutzter Verkehrsminister einen Zettel auf dem Schreibtisch gefunden:
"Sache wird -wie skizziert- abgewickelt."
Aber solche Zeiten sind in Määnz ja vorbei, einige sagen: Glücklicherweise.
Ich will keine Parteipolitik machen.
Frage sich das aber einmal wirklich jeder ehrlich selbst.
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
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