Hunsrück und Hochwald August 2015

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TroubadixRhenus
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Re: Hunsrück und Hochwald August 2015

Beitrag von TroubadixRhenus »

Die Löschung gewisser Beiträge (auch meiner eigenen zum Offtopic) hatte ich in meinem ersten Schrieb angeregt und finde es auch im Nachhinein gut. Ein schaler Nachgeschmack bleibt allerdings aus verschiedenen Gründen... :?

Vielleicht sollte man das eliminierte Thema entweder in einem Extra-Tread diskutieren (denn um das Thema kommt vermutlich niemand herum). Auf jeden Fall sollte man aber versuchen Anspielungen in eigentlich harmlosen Bahnthreads zu vermeiden, leider. Denn zumindest ich behalte mir vor, zu zweifelhaften Ansichten und Verallgemeinerungen auch weiterhin Contra zu geben, unabhängig von Personen und Urspungsthemen. Aber, wie gestern Abend gesagt: Ich könnte auch ohne Mittelrheinforum überleben.
jojo54
Präsident der Deutschen Bundesbahn B11
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Re: Hunsrück und Hochwald August 2015

Beitrag von jojo54 »

Von meiner Seite ebenfalls vielen Dank für die Löschung gewisser Beiträge.

MfG
jojo54
jojo54
Präsident der Deutschen Bundesbahn B11
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Re: Hunsrück und Hochwald August 2015

Beitrag von jojo54 »

Stand so ähnlich in der vergangenen Woche auch in der Rhein-Zeitung, Teilausgabe Hunsrück.
Dieser Beitrag war aber nicht zu verlinken.

MfG
jojo54
Westeifelbahner

Re: Hunsrück und Hochwald August 2015

Beitrag von Westeifelbahner »

Die Diskussion um die tatsächlichen Kosten bzw. Risiken eines Trassensicherungsvertrag ist an anderer Stelle leider schnell zum Erliegen gekommen. Für mich bleibt die Frage, ob für 90.000 EUR im Jahr nicht auch andere Dritte in Frage kämen, welche die "Trassensicherung" mindestens ebenso gut wie die DB AG leisten könnten.

Man denke mal daran, wie viele Vereine Woche für Woche ehrenamtlich Museumsbahnen betriebsfähig (!) instandhalten und teilweise sogar noch Pacht zahlen statt Zuschüsse zu erhalten. Auch die Infrastruktur-Akteure im Hunsrück hätten sicher ab 2008 noch weit mehr erreichen und leisten können, wenn ihre ehrenamtliche Arbeit zum Infrastrukturerhalt ähnlich finanziell unterstützt worden wäre.
Und 90.000 EUR ist viel Geld - je nach dem, was der Vertragspartner dafür tatsächlich leisten oder nicht leisten muss. Immerhin dreht sich der Streit in der Westeifel um die Frage, ob die Kommunen noch Geld dafür verlangen dürfen, wenn andere die Infrastruktur erhalten...

Mir geht es nicht darum, ob der rote Riese ein paar Peanuts mehr oder weniger bekommt. Ich habe nur weiterhin Zweifel, ob dauerhaft eine Trassensicherung erreicht werden kann, wenn dafür so viel Geld wie hier diskutiert gezahlt werden soll - nur damit etwas nicht geschieht (hier: der Rückbau). Das erscheint mir politisch nach wie vor sehr schwer in der heutigen, nun mal schnelllebig orientierten Zeit zu vermitteln.

Gruß Westeifelbahner
Horst Heinrich
Oberrat A14
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Re: Hunsrück und Hochwald August 2015

Beitrag von Horst Heinrich »

Wie eine "Trassensicherung" a la DB aussieht, kann man sich zwischen Langenlonheim und Büchenbeuren ansehen, wo sich einmal für zwei Tage im Jahr ein Skl hin verirrt, dessen Besatzung gerade soviel freischneidet, daß der Skl selbst durchpaßt.

Wenn das nun auch der Standard für Türkismühle-Hermeskeil werden soll und dafür die unglaubliche Summe von 90.000 Euro über einen Zeitraum von zwei Jahren an die DB überwiesen wird, dann nenne ich das mal eine grandiose Lizenz zum Gelddrucken.
Die Kosten- und Leistungsrechner der DB waren schon immer Spezialisten im Absahnen bzw. im Kaputtrechnen einer Strecke, hier werden ungeprüft theoretische Parameter zugrunde gelegt, vom Bundespolizeibeamten der entlang der Strecke mal einen BÜ-Unfall aufnehmen muß, weil ein Schmalspurvettel in den Schotter gerast ist bis hin zum Vorhalten seltener Ersatzteile für 60 Jahre alte Lo-Anlagen.

Ziel der DB-Kalkulation ist nicht, Hilfe zum Erhalt einer Infrastruktur zu leisten, sondern auch dort noch richtig Geld zu verdienen, wo schon lange kein Zugverkehr mehr stattfindet.
Dabei sitzt der Konzern als Eigentümer der Infrastruktur am langen Hebel, er kann ja ständig den Abbau in den Raum stellen und damit Druck ausüben.
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
Westeifelbahner

Re: Hunsrück und Hochwald August 2015

Beitrag von Westeifelbahner »

Horst Heinrich hat geschrieben:Wie eine "Trassensicherung" a la DB aussieht, kann man sich zwischen Langenlonheim und Büchenbeuren ansehen, wo sich einmal für zwei Tage im Jahr ein Skl hin verirrt, dessen Besatzung gerade soviel freischneidet, daß der Skl selbst durchpaßt..
Und das ist noch viel!
Langenlonsheim - Büchenbeuren ist aufgrund des rechtlichen Status und der politischen Agenda sicherlich noch einmal ein anderes Thema als irgendeine für Zugfahrten komplett und b.a.w. dauerhaft gesperrte Nebenbahn, an welcher der Eigentümer kein Interesse mehr hat.
Ich kenne mehrere Strecken, die in den 90er Jahren per Trassensicherungsvertrag "gesichert" wurden, auf denen sicher nicht einmal mehr ein Skl gefahren ist.
Horst Heinrich hat geschrieben:Die Kosten- und Leistungsrechner der DB....
Es geht um einen kaum näher bezifferbaren Personalaufwand, wofür ein sehr großer Konzern ohne Mitbewerber einen Preis ansetzen kann. Das sind üblicher Weise sicher keine Bedingungen, die ein optimalen Marktpreis erhoffen lassen......
Was die Kalkulation angeht, nehme ich an, dass hier auch mit Opportunitätskosten gerechnet wird. Den konkreten Fall kenne ich nicht. In mir bekannten, älteren Fällen wurde ein Betrag X angesetzt, der kurzfristig durch Abbau + Verkauf erzielt werden könnte. Auf dieser fiktiven Grundlange haben dann die Finanzleute den "Schaden" berechnet, der dem Eigentümer entsteht, wenn er von dieser Möglichkeit nicht Gebrauch macht - und dies in die Kosten der Trassensicherung eingebracht.
Und da geht es eben um Beträge, die sich nicht wesentlich von der Höhe einer Pacht durch Dritte unterscheiden.
Horst Heinrich hat geschrieben:Dabei sitzt der Konzern als Eigentümer der Infrastruktur am langen Hebel, er kann ja ständig den Abbau in den Raum stellen und damit Druck ausüben.
Ja und Nein.
Theoretisch ist das sicherlich so.
Praktisch kann ich nur davor warnen die Verhandlungsposition der Anliegergemeinden zu unterschätzen. Nach allem, was ich erlebt habe, sitzen erstens beim roten Riesen auch Leute, die sehr genau wissen, was geht und was nicht geht. Also zum Beispiel, dass sich Grundstücke ohne Freistellung nach §23 AEG nur sehr, sehr schwer auf dem Markt verkaufen lassen. Und auch, dass eine Freistellung nach §23 AEG nicht kommen wird, wenn man mit bahnfreundlichen Kommunalpolitikern auf Konfrontationskurs geht. Realistisch weiß man auch, dass stilllgelegte Bahnstrecken ohne Reaktivierungsaussichten in der Mehrzahl der Fälle an Kommunen, Kreise oder Bundesländer verkauft werden. Denn so viele andere Interessenten gibt es meist auch nicht, wenn sich der Eigentümer mit möglichst wenig Aufwand von einer ganzen Bahnstrecke mit allen verbunden Hinterlassenschaften einer über 100jährigen Eisenbahngeschichte trennen will (bspw. sanierungsbedürftige Brücken, Altlasten im Oberbau usw.).
Nicht zuletzt sei auch noch der politische Weg erwähnt: Da die DB AG im Bundeseigentum ist und der Bund als Eigentümer durchaus Einfluss darauf nehmen kann, was das Unternehmen tut oder nicht tut...

Ich schreibe das, weil ich das alles in der Westeifel erlebt habe. Auch dort gab es über Jahre das Szenario, das der Gleisabbau Gerolstein - Prüm drohe. Er war sogar bereits beim EBA beantragt. Doch gekommen ist er nicht - und das hatte am Ende nichts mit dem Trassensicherungsvertrag zu tun, sondern mit dem Agieren von Kommunalpolitikern wie bspw. der damalige MdL Weinandy, die dann später Bürgermeisterin von Prüm wurde. Sie hat in der "heißen Phase" sicherlich entscheidend zum Erhalt der Westeifelbahn beitragen können ohne hier zu sehr ins Detail gehen zu wollen. Ob sie das heute noch gerne liest, weiß ich auch nicht, aber ich denke, dass es die Bahngleise ohne ihr Engagement nicht mehr geben würde. Und das ist das, was eigentlich zählt: Das Engagement derer, die kommunalpolitisch aktiv sind - nicht das, was Papier vereinbart oder nicht vereinbart wird.

Siehe auch Efq: Laut unbestätigter "TV"-Meldung vom Frühsommer ist diese Strecke ja angeblich auch bereits von der DB AG den Kommunen zum Kauf angeboten worden. Man weiß, wo zahlungsfähige potenzielle Käufer sitzen... Und mich würde nicht wundern, wenn auch hier irgendwann ausgerechnet der Vulkaneifelkreis zuschlägt.

Vieles ist auch einfach Verhandlungstheater. Als damals die Kaufverhandlungen zwischen der VG Prüm und der DB AG gescheitert waren, wurden auch diverse Szenarien entworfen, während die Gleise NICHT abgebaut wurden, sondern schließlich doch an die VG Prüm verkauft wurden...

Gruß Westeifelbahner
Horst Heinrich
Oberrat A14
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Re: Hunsrück und Hochwald August 2015

Beitrag von Horst Heinrich »

Westeifelbahner hat geschrieben: Und das ist das, was eigentlich zählt: Das Engagement derer, die kommunalpolitisch aktiv sind - nicht das, was Papier vereinbart oder nicht vereinbart wird.
Und da sehe ich im Hunsrück schwarz.
Ich habe in der vorletzten und letzten Woche mit kommunalen Mandatsträgern rund um Nonnweiler/Hermeskeil auch über die Bahn gesprochen, hier hatte zwar jeder die "roten Ausflugsschienenbusse" irgendwie ins Herz geschlossen, aber einen wichtigen Anteil an der Verkehrsgestaltung sieht man hier nicht.
Das Auto steht im Vordergrund - leider auch in puncto Nationalpark.
Was mir bei meiner Bereisung aufgefallen ist und auch von Kollegen bestätigt wird: Das Straßennetz im Nationalpark ist in einem äußerst schlechten Zustand, hier gab es teilweise 30 und mehr Jahre keine Grundsanierung mehr, nur Flickwerk.
Wer z.B von Morbach "quer" rüber fährt ins saarländische Eisen, wird ordentlich durchgeschüttelt, lediglich die Bundesstraßen(269, 327,422) sind in einem relativ guten Zustand.
Auch hier könnte die Bahnstrecke helfen: Für einen relativ geringen Betrag könnten hier Tausende bequem in den Park hinein und wieder hinaus gebracht werden.
Da wiederum geben mir die Kommunalpolitiker recht, sehen aber den Staat in der Pflicht und nicht die Kommunen, die ja ohnehin -von halbwegs lukrativen Industriestandorten abgesehen- über teils gravierende Einnahmeausfälle zu klagen haben, die nicht zuletzt -verrückte Welt- aus den veränderten Verhältnissen im Wald herrühren.

So sind die fetten Jahre der intensiven Nadelholzproduktion im Hochwald unweigerlich vorbei - die nächsten Erträge reifen erst in der nächsten und übernächsten Bevölkerungsgeneration heran.
Die Kommunen haben also einfach kein Geld für "ihre" Bahnstrecke - Engagement für sie vor Ort kann man sich also vielfach abschminken.
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
Horst Heinrich
Oberrat A14
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Re: Hunsrück und Hochwald August 2015

Beitrag von Horst Heinrich »

saarepi hat geschrieben:Horst argumentiert immer von der wirtschaftlichen Seite wie Nadelholzproduktion usw.
Das ist ja im Forstbereich u.a. auch meine Aufgabe, die Gemeinden wollen wissen, was sie an Einnahmepotentialen noch von "ihrem" Wald zu erwarten haben.
Und die "wirtschaftliche Seite" ist natürlich Rückgrat jeglicher Überlegungen, auch im Bahnbereich.

Umverteilungstheoretiker vergessen immer, daß auch Steuereinnahmen vorwiegend über den Saldo von Aufwand und Ertrag erwirtschaftet werden. Das Schlagwort "Geld ist genug da..." greift hier zu kurz, denn man müßte anfügen "...aber in den falschen Händen." Doch das ist ein politisches, ja globales Problem und das hängt dem Ratsmitglied aus Nonnweiler, Bosen oder Hermeskeil zu hoch. Er will für sich überschaubare Konzepte, die Zeit für soziale, gar politische Revolutionen sind vorbei - da hat die globale Verblödungsmafia ganze Arbeit geleistet.

In diesem Zusammenhang hat man es sich gefallen lassen, daß viele Unternehmen in "globalen Konzernen aufgehen", wie Du richtig schreibst, und sich daher den Errungenschaften unserer sozialen Marktwirtschaft entziehen können.
Das ganze konnte aber passieren, weil der Deutsche des 21.Jahrhunderts so unpolitisch und uninformiert ist wie nie zuvor.

Das ist aber für den Beigeordneten X aus Sötern eine eher akademische Diskussion.
Ihm fehlen in den nächsten Jahren 50.000 Euro Einnahmen aus dem Wald und die können z.Zt. nicht kompensiert werden.
Wenn er sich also entscheiden soll, 20.000 Euro in den Bahnhaltepunkt zu investieren oder 20.000 Euro in den Kindergarten, wird er sich für den Kindergarten entscheiden nicht zuletzt mit dem Argument: Die Bahn ist ja eigentlich Sache des Staates und mir sind die Kinder der Gemeinde näher als ein Schienenbus.

Übrigens:
Die Junge Union Nonnweiler hat eine Facebook-Umfrage zum Thema "Zukunft der Hochwaldbahn" gestartet.
Immerhin!

http://www.volksfreund.de/nachrichten/r ... 90,4304623
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Westeifelbahner

Re: Hunsrück und Hochwald August 2015

Beitrag von Westeifelbahner »

Ja, so ist es: Der politische Wille zählt. Mit den Finanzen lässt sich vieles medial begründen, aber vor allem kommt es erst mal darauf an, was überhaupt wirklich gewollt ist. In meinem Prümer Beispiel kostete das Engagement von MdL Weinandy für den Erhalt der Eisenbahninfrastruktur Kommunen und Land gar nix.

Die "Umfrage", was die Leute auf Facebook wollen, halte ich in dieser Hinsicht eher für das Gegenteil eines Willens sich für den Erhalt der Bahnstrecke einzusetzen. Auch das kenne ich aus der Westeifel. Denn die scheinbar so demokratische Frage bewirkt, dass der Ist-Zustand (Gewidmete Eisenbahninfrastruktur) zunächst mal in Frage gestellt wird. Ob nachher etwas mehr Leute dafür oder dagegen sind, spielt am Ende eigentlich keine Rolle. Was bewirkt wird, ist auf jeden Fall, dass die Diskussion ins Rollen kommt, ob der Ist-Zustand erhalten werden soll oder nicht. Und damit die Steilvorlage, um irgendwann mal im Rat offen über einen Radweg auf der Bahntrasse diskutieren zu können....

Gruß Westeifelbahner
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