Horst Heinrich hat geschrieben:Wie eine "Trassensicherung" a la DB aussieht, kann man sich zwischen Langenlonheim und Büchenbeuren ansehen, wo sich einmal für zwei Tage im Jahr ein Skl hin verirrt, dessen Besatzung gerade soviel freischneidet, daß der Skl selbst durchpaßt..
Und das ist noch viel!
Langenlonsheim - Büchenbeuren ist aufgrund des rechtlichen Status und der politischen Agenda sicherlich noch einmal ein anderes Thema als irgendeine für Zugfahrten komplett und b.a.w. dauerhaft gesperrte Nebenbahn, an welcher der Eigentümer kein Interesse mehr hat.
Ich kenne mehrere Strecken, die in den 90er Jahren per Trassensicherungsvertrag "gesichert" wurden, auf denen sicher nicht einmal mehr ein Skl gefahren ist.
Horst Heinrich hat geschrieben:Die Kosten- und Leistungsrechner der DB....
Es geht um einen kaum näher bezifferbaren Personalaufwand, wofür ein sehr großer Konzern ohne Mitbewerber einen Preis ansetzen kann. Das sind üblicher Weise sicher keine Bedingungen, die ein optimalen Marktpreis erhoffen lassen......
Was die Kalkulation angeht, nehme ich an, dass hier auch mit Opportunitätskosten gerechnet wird. Den konkreten Fall kenne ich nicht. In mir bekannten, älteren Fällen wurde ein Betrag X angesetzt, der kurzfristig durch Abbau + Verkauf erzielt werden könnte. Auf dieser fiktiven Grundlange haben dann die Finanzleute den "Schaden" berechnet, der dem Eigentümer entsteht, wenn er von dieser Möglichkeit nicht Gebrauch macht - und dies in die Kosten der Trassensicherung eingebracht.
Und da geht es eben um Beträge, die sich nicht wesentlich von der Höhe einer Pacht durch Dritte unterscheiden.
Horst Heinrich hat geschrieben:Dabei sitzt der Konzern als Eigentümer der Infrastruktur am langen Hebel, er kann ja ständig den Abbau in den Raum stellen und damit Druck ausüben.
Ja und Nein.
Theoretisch ist das sicherlich so.
Praktisch kann ich nur davor warnen die Verhandlungsposition der Anliegergemeinden zu unterschätzen. Nach allem, was ich erlebt habe, sitzen erstens beim roten Riesen auch Leute, die sehr genau wissen, was geht und was nicht geht. Also zum Beispiel, dass sich Grundstücke ohne Freistellung nach §23 AEG nur sehr, sehr schwer auf dem Markt verkaufen lassen. Und auch, dass eine Freistellung nach §23 AEG nicht kommen wird, wenn man mit bahnfreundlichen Kommunalpolitikern auf Konfrontationskurs geht. Realistisch weiß man auch, dass stilllgelegte Bahnstrecken ohne Reaktivierungsaussichten in der Mehrzahl der Fälle an Kommunen, Kreise oder Bundesländer verkauft werden. Denn so viele andere Interessenten gibt es meist auch nicht, wenn sich der Eigentümer mit möglichst wenig Aufwand von einer ganzen Bahnstrecke mit allen verbunden Hinterlassenschaften einer über 100jährigen Eisenbahngeschichte trennen will (bspw. sanierungsbedürftige Brücken, Altlasten im Oberbau usw.).
Nicht zuletzt sei auch noch der politische Weg erwähnt: Da die DB AG im Bundeseigentum ist und der Bund als Eigentümer durchaus Einfluss darauf nehmen kann, was das Unternehmen tut oder nicht tut...
Ich schreibe das, weil ich das alles in der Westeifel erlebt habe. Auch dort gab es über Jahre das Szenario, das der Gleisabbau Gerolstein - Prüm drohe. Er war sogar bereits beim EBA beantragt. Doch gekommen ist er nicht - und das hatte am Ende nichts mit dem Trassensicherungsvertrag zu tun, sondern mit dem Agieren von Kommunalpolitikern wie bspw. der damalige MdL Weinandy, die dann später Bürgermeisterin von Prüm wurde. Sie hat in der "heißen Phase" sicherlich entscheidend zum Erhalt der Westeifelbahn beitragen können ohne hier zu sehr ins Detail gehen zu wollen. Ob sie das heute noch gerne liest, weiß ich auch nicht, aber ich denke, dass es die Bahngleise ohne ihr Engagement nicht mehr geben würde. Und das ist das, was eigentlich zählt: Das Engagement derer, die kommunalpolitisch aktiv sind - nicht das, was Papier vereinbart oder nicht vereinbart wird.
Siehe auch Efq: Laut unbestätigter "TV"-Meldung vom Frühsommer ist diese Strecke ja angeblich auch bereits von der DB AG den Kommunen zum Kauf angeboten worden. Man weiß, wo zahlungsfähige potenzielle Käufer sitzen... Und mich würde nicht wundern, wenn auch hier irgendwann ausgerechnet der Vulkaneifelkreis zuschlägt.
Vieles ist auch einfach Verhandlungstheater. Als damals die Kaufverhandlungen zwischen der VG Prüm und der DB AG gescheitert waren, wurden auch diverse Szenarien entworfen, während die Gleise NICHT abgebaut wurden, sondern schließlich doch an die VG Prüm verkauft wurden...
Gruß Westeifelbahner