Noch eine Mobilitätsstudie...

Horst Heinrich
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Noch eine Mobilitätsstudie...

Beitrag von Horst Heinrich »

diesmal von der Uni Trier.
Sie wird morgen vorgestellt.

Kleinbusse und Sammeltaxis als künftiges Rückgrat der öffentlichen Infrastruktur... :?

http://www.volksfreund.de/nachrichten/r ... 79,4376317

Anmerkung:
Ich bin enttäuscht, welch einen eingeengten Blick die jungen "Kollegen" hier haben.
Wenn sie die von ihnen selbst formulierte Fragestellung -Sicherstellung einer öffentlichen Mobilität vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und zurückgehender persönlicher finanzieller Ressourcen im (Renten-) Alter- ernst genommen hätten, hätte an einer Untersuchung des Potentials der Bahnstrecke eigentlich kein Weg vorbeigeführt.
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
JK
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Re: Noch eine Mobilitätsstudie...

Beitrag von JK »

Es ist doch ganz einfach, die jungen 'Kollegen' und auch die anderen haben die Bahn einfach aus dem Blickwinkel verloren, ihre Fortbewegung tun sie entweder per Auto oder Flugzeug, Bahn kommt in ihrem Gedankengang als Atlternative nicht mehr vor.....
jojo54
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Re: Noch eine Mobilitätsstudie...

Beitrag von jojo54 »

Horst Heinrich hat geschrieben:diesmal von der Uni Trier.
Sie wird morgen vorgestellt.

Kleinbusse und Sammeltaxis als künftiges Rückgrat der öffentlichen Infrastruktur... :?

http://www.volksfreund.de/nachrichten/r ... 79,4376317

Anmerkung:
Ich bin enttäuscht, welch einen eingeengten Blick die jungen "Kollegen" hier haben.
Wenn sie die von ihnen selbst formulierte Fragestellung -Sicherstellung einer öffentlichen Mobilität vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und zurückgehender persönlicher finanzieller Ressourcen im (Renten-) Alter- ernst genommen hätten, hätte an einer Untersuchung des Potentials der Bahnstrecke eigentlich kein Weg vorbeigeführt.
Die Sache ist doch ganz einfach - an der Bahn hat man keine Interesse. Das sollte man endlich einsehen und nicht gebetsmühlenartig mit immer den gleichen Argumenten kommen. Fahrt doch mal entlang der Hochwald- und Hunsrückbahn und befragt die Bevölkerung und die Kommunen zum wirklichen Interesse an der Bahn. Die Antwort will sich hier im Forum doch keiner eingestehen, vor allem dann nicht, wenn es unbelehrbare und verbohrte Eisenbahnfreunde sind. Irgendwann ist auch mal der Zeitpunkt gekommen, wo man sagen sollte, es reicht. Bei diesem Punkt bin ich mittlerweile angekommen.

Auch wenn ich es an anderer Stelle schon mal gesagt habe, hier nochmals meine Meinung: Das Ende für sämtliche Bemühungen zum Erhalt der Bahnstrecken in dieser Region kam mit dem Rückzug der Hochwaldbahngruppe. Das hätte für die sich bemühenden Personen und Vereine nicht schlimmer kommen können.


Nachdenkliche Grüße
jojo54
Bernd Heinrichsmeyer
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Re: Noch eine Mobilitätsstudie...

Beitrag von Bernd Heinrichsmeyer »

Vollkommen richtig: Wir haben versucht, das Leben der Strecken zu verlängern, um Entscheidungsträgern die Zeit zu geben, die notwendigen Beschlüsse zu fassen. Es war vollkommen klar, dass ohne Zuschüsse der Betrieb nicht dauerhaft aufrecht erhalten werden kann. Wie oft musste man bei Brückenprüfungen bangen, was der Gutachter nun sagt und wie es weitergehen kann. Es war auch 2003 schon klar, dass aus Saarbrücken keine Hilfe zu erwarten ist. Bei einem Termin im Ministerium sagte man mir in bestem Saarländisch, dass man unser Projekt sehr befürwortet und dass man das gaaanz toll findet. Aber Geld habe man keins. Aus Mainz kamen um 2003 herum noch halbwegs vernünftige Töne. Da war schon mit einem Zuschuss zur Sanierung der "bösen" Brücke vor Hermeskeil (km 51,700, bis zum letzten Tag meine Nemesis) zu rechnen. Die Hochwaldbahn hätte man, wenn Mainz mit der Brücke mitgespielt hätte, vielleicht noch retten können. Am Ende haben die Herrschaften aber sogar unser Notsanierungskonzept unterlaufen, was die Brücke nochmals 10 Jahre gerettet hätte.
Im Hunsrück hingegen sollten ja die Kommunen ran und wir haben die Tür von 2008 - 2013 offen gehalten. Das ist aber eingeschlafen und wir Rolf richtig schreibt, das will dort keiner die Bahn mehr will. Politische Feigenblätter hin oder her.

Am Ende standen die Betreiberfirma (kein Verein) HEB GmbH und der Förderverein mit einer Handvoll Leuten da - alleine gegen eine Herkulesaufgabe. Die heute aktiven Vereine gab es da noch nicht. Die neuen Initiativen entstanden, als ich kommuniziert habe, dass ich keine Lust mehr habe. Die nach Außen kommunizierte Uneinigkeit und die schwindende Mitwirkung im Förderverein haben in der Politik dann endgültig die "Rollläden runter gelassen".

Fazit: Das Thema ist, wie es Rolf schreibt, durch. Da braucht man sich nicht mehr zu Lamentieren und gleiche Argumente im gleichen Gewand immer wieder ins Feld zu führen. Es wird kommen wir im Ruwertal. Da bin ich mit meiner Familie gerne unterwegs, denke oft an die Fahrten mit unserem VT 55 dort und muss doch manchmal hart schlucken, weil es so bitter ist.

Wenn ein Wahnsinniger wie ich, der mit sehr, sehr hoch gepokertem Blatt einen siebenstelligen Betrag mit dem Projekt verzockt hat (ich müsste nie wieder arbeiten, hätte ich davon die Finger gelassen) und der das Projekt unbedingt halten wollte (durch alle Gewitter der Wirtschaftskrise immer daran festgehalten) .... wenn der am Ende aufgibt, dann ist die Luft für eine Bahnzukunft in Hochwald und Hunsrück dünn. :( :( :(
Bernd Andreas Heinrichsmeyer
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Rolf
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Re: Noch eine Mobilitätsstudie...

Beitrag von Rolf »

jojo54 hat geschrieben:... Die Sache ist doch ganz einfach - an der Bahn hat man keine Interesse.
Das ist sicher richtig, liegt aber m. E. vorrangig daran, dass die Leute im Hunsrück schon lange keine Erfahrung (mehr) mit einer (modernen) Bahn machen können. Es läuft ja bahntechnisch schon seit Jahrzehnten nichts mehr, jedenfalls nicht für Normalnutzer (Pendler), so dass man sich ans Auto gewöhnt und keine Augen mehr für mögliche Alternativen hat. Das kann man den Leuten nicht verdenken. Wenn die Bahn zum Hahn eines Tages modernisiert und reaktiviert sein wird, werden die Einwohner im östlichen Hunsrück schnell merken, welche Vorteile eine modernisierte Bahn mit Taktverkehr und zeitgemäßen Zügen bringt. Und das wird dann auch den westlichen Teil der Strecke in ein positiveres Licht rücken. Ob das reicht, weiß ich auch nicht, denn das größte Problem sehe ich darin, die Züge westlich des Hahn voll zu bekommen, denn ein Ausflugsverkehr mit V/max 50 km/h wird dem Bus nur schwer Konkurrenz machen können. Da darf man sich nichts vormachen.
In diesem Zusammenhang möchte ich an ein Gespräch mit dem mit gut bekannten Bürgermeister von Marmagen/Nettersheim erinnern. Er beschrieb die Bahn als großen Standortvorteil für den Ortsteil Nettersheim. Er meinte, dass gerade wegen der Bahnverbindung viele Familien aus Köln nach Nettersheim ziehen, weil die Anbindung an die Metropolen (wir wollen Bonn nicht vergessen) vergleichsweise gut ist. Der Bevölkerungsschwund in Nettersheim sei weit weniger ein Problem als andernorts in der Eifel. Den Wert einer Bahnverbindung Land-Metropole erkennen die Leute eben nur, wenn sie vorhanden und gut nutzbar ist. In der Eifel weiß man um den Nutzen der Bahnverbindung. Ein Bewusstsein dafür muss im Hunsrück ja erst geschaffen werden. Negativ hinzu kommt der derzeitige jämmerliche Zustand der Strecke; der wirkt eher abschreckend. Weniger bahnaffine Menschen (und das dürften weit über 90% sein) werden sich dort kaum etwas anderes als einen rumpelnden Schienenbus vorstellen können. Das alles macht die Sache so schwierig, die Leute in der Provinz von den Vorzügen der Bahn zu überzeugen. Wenn die Bahn aber einmal fährt, wird sie kaum einer mehr missen wollen. Ich denke daher, zuerst muss unbedingt die Reaktivierung Langelosheim-Hahn erfolgen; hier müsste besonders Druck gemacht werden. Wenn auf diesem Streckenast endlich eine zeitgemäße Bahn fährt, werden die (geringen) Chancen für den westlichen Rest der Strecke steigen. Ob das reicht, möge jeder selbst beurteilen.
hochwald
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Re: Noch eine Mobilitätsstudie...

Beitrag von hochwald »

Naja Mohnheim ist schon länger in Pension in Trier .... :cry:
Horst Heinrich
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Re: Noch eine Mobilitätsstudie...

Beitrag von Horst Heinrich »

jojo54 hat geschrieben:[Die Sache ist doch ganz einfach - an der Bahn hat man keine Interesse.
Da gebe ich Dir -was die Bevölkerung betrifft- recht, auch ich erlebe entlang der Strecke dieses Stimmungsbild.
Diese ablehnende Grundstimmung habe ich aber auch vor 30 Jahren zwischen Alzey und Kirchheimbolanden, Monsheim-Grünstadt, Bingen-Armsheim, Kaiserslautern-Lauterecken usw. usw. erlebt.
Das lag daran, daß die Bevölkerung "ihre" Strecke als abgehalftertes Relikt aus dem 19.Jahrhundert erlebt hat mit mehrstündigen Zugpausen während des Tages.
Auch die Hunsrücker sehen das so - ist aber auch kein Wunder, sieht man sich die Anlage(n) an und den mehr oder minder hilflosen Versuch, ihnen nach zum Teil 40 Jahren Ruhepause mit viel Improvisationswillen, ein paar Enthusiasten und mit wenig Kapital im Rücken Leben einzuhauchen, ein Versuch, der sich nun -was augenfällig ist- noch einmal wiederholen soll, was aber -ohne den beiden Vereinen zu nahe treten zu wollen- nun auch wieder zwangsläufig scheitern muß.

Die Zukunft der Strecke liegt darin, ein moderner Verkehrsweg zur Erschließung strukturschwacher Räume, zur Anbindung von Hunsrück und Hochwald an Rhein-Main und Saar-Nahe-Lor und Lux zu werden.
Dann wird er auch von der Bevölkerung geschätzt, angenommen und als Instrument der Daseinsvorsorge begriffen.

Und das werde ich, wie gesagt versuchen, wissenschaftlich zu beweisen, eine Aufgabe, die selbstredend die Volkswirtschaftslehre übernehmen kann, die aber -siehe oben- auch Geowissenschaftler und Raumplaner beherrschen müßten, wenn sie mit ihrem Handwerkszeug umgehen könnten.
Aber ich habe dem federführenden Team von Christian Muschwitz von der Uni Trier -Muschwitz war übrigens enger Mitarbeiter von Heiner Monheim- bereits eine ausführliche eMail geschrieben.

Ansonsten: Volle Zustimmung zu Rolfs Ausführungen mit einer Ausnahme. Parallel zur Reaktivierung Langenlonsheim-Hahn muß die Reaktivierung Türkismühle-Büchenbeuren angegangen werden, nicht nacheinander.
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Bernd Heinrichsmeyer
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Re: Noch eine Mobilitätsstudie...

Beitrag von Bernd Heinrichsmeyer »

Horst Heinrich hat geschrieben:Die Zukunft der Strecke liegt darin, ein moderner Verkehrsweg zur Erschließung strukturschwacher Räume, zur Anbindung von Hunsrück und Hochwald an Rhein-Main und Saar-Nahe-Lor und Lux zu werden.
Genau diese Option wurde im Südabschnitt bereits im Jahre 2002 durch die sehr bahnfreundlich eingestellten Mitarbeiter des Gutachterbüros Gehrmann untersucht. Das Gutachten liegt mir vor. In diesem Zusammenhang stellte Gehrmann fest, dass die Verkehrsströme der Region quer zur Bahnstrecke und also auch quer zur Hunsrückbahn verlaufen. Außerdem gibt es nur schwache Verkehrsbeziehungen aus Hochwald und Hunsrück Richtung Saarbrücken.
Am stärksten sind diese Richtung Trier, Luxemburg und Wittlich. Und das die Hunsrückbahn keine Quer- sondern eine Längsbahn ist (sie verläuft längs über den Hunsrück), hat sie die falsche Ausrichtung. Wenn jemand aus Idar-Oberstein nach Wittlich will, wird er kaum über Saarbrücken fahren ... .

Jedenfalls kam Gehrmann in seiner Kosten-Nutzen-Rechnung zu einem ökonomischen Ergebnis von deutlich unter 1 (1 ist der break even point, an dem sich Kosten und Nutzen volkswirtschaftlich die Waage halten). Gehrmann konnte daher nur Ausflugs- und Güterverkehr empfehlen.

Für den Abschnitt Hahn - Mainz - Frankfurt wurde auch ohne Flughafen ein nennenswertes Verkehrsaufkommen errechnet. Da stimmen die Verkehrsströme wieder (aus dem Hunsrück von und nach Rhein-Main).
Bernd Andreas Heinrichsmeyer
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Bernd Heinrichsmeyer
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Re: Noch eine Mobilitätsstudie...

Beitrag von Bernd Heinrichsmeyer »

Der SunParc bringt 0,01% Reisende im ÖPNV. Das Klientel der CenterParcs kommt mit Familie und Auto. Es ist illusorisch, dass da was mit der Bahn kommt. Wenn ja, dann steigen die in STM aus und nehmen eine Shuttle zum Park. Für den Nationalpark gilt doch das Gleiche. Die Leute kommen mit ihrem Auto. Alles andere ist Wunschdenken. Eine Bahn als Highlight im Park kann Touristen binden, aber als SPNV ist das einfach unsinnig. Und das sehen die Zweckverbände in Rh-P so, die VGS in SB, sowie die Gebietskörperschaften.

Ich habe wiederholt vor der Forderung nach SPNV gewarnt. Das ist ein Wolkenkuckucksheim.
Bernd Andreas Heinrichsmeyer
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Horst Heinrich
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Re: Noch eine Mobilitätsstudie...

Beitrag von Horst Heinrich »

Mager, mager die (vorläufigen) Ergebnisse der Studie und die vom Trierischen Volksfreund gewählte Überschrift könnte auch den Extrakt eines Urologen-Kongresses zum Thema Leistungsfähigkeit im Alter beschreiben: Näher zusammenrücken, um mobil zu bleiben... :?

http://www.volksfreund.de/nachrichten/r ... 79,4379627

Und noch etwas zum Gehrmann-Gutachten und der vermeintlichen Chancenlosigkeit des ÖPNV.
Natürlich haben die befragten Bürger ihre Antwort nach dem Status quo der Jahre um das Jahr 2000 gegeben: Einer seit 24 Jahren für den Pv stillgelegten Strecke in einem Betriebsverfahren aus dem 19.Jahrhundert und 30 Jahre alten Fahrzeugen gibt natürlich niemand auch nur den Hauch einer Chance.
Selbst die Rheinstrecken hätten dieses Schicksal zu erwarten.

Man muß der Bevölkerung eine stündlich getaktete Konzeption mit modernen Fahrzeugen und optisch wie funktional aufgewerteten Haltestellen vorstellen und dann noch einmal fragen.
Ich möchte auch noch einmal den Blick auf erfolgreich reaktivierte Strecken richten, z.B. Monsheim-Grünstadt - da hat man Ende der 1980er Jahre auch nach dem Ergebnis der Bürgerbefragungen die Strecke abgeschrieben.
Die Reaktivierung wurde aber dennoch vollzogen, weil sie zum Programm der damaligen Landesregierung gehörte und nachdem der VT 628 im Stundentakt verkehrte, stieg interessanterweise auch die Nachfrage gewaltig an.

Heute würde diese "Mobilitätsstudie" ganz anders ausfallen.

Hier wird aber ein weiteres Dilemma unserer weitverbreiteten politischen Degeneration deutlich:
Noch in den 1990er Jahren hat die Politik auch mal etwas riskiert, z.B. mit einem Reaktivierungsprogramm dem Bürger Optionen geschaffen, es floß in einer Art coup de foudre leidenschaftliches Interesse in politische Weichenstellungen ein, die Menschen wurden begeistert und zogen letztlich mit, obwohl auch damals schon an jeder Ecke die Berufsbedenkenträger herumstanden und sich einmischten.
Heute sind politische Aktionen so leidenschaftlich wie grauer Hausstaub, alles wird zu Tode gegutachtert, es werden auch die absurdesten Folgen abgeschätzt, es wird versucht -notfalls auch mit einer esoterischen Akribie, die an den Gebrauch einer Glaskugel erinnert- auf den Cent genau Kosten und Nutzen zu ermitteln und über einen bis zum Exzess aufgeblähten Rechtsweg kann selbst der Bürger noch versuchen, die Reaktivierung einer zwei Kilometer entfernten Bahnstrecke zu verhindern, der geschützte Regenwurmarten in seinem Komposthaufen sein eigen nennt.

Ich denke, auch die Wähler und Bürger erwarten in Sachen Mobilität wieder eine Politik der fundierten Richtlinienkompetenz, Entscheidungsträger, die auch mal risikobereit sind, um ihrem Volk etwas Nützliches zu schaffen und die nicht aus lauter Angst, mal einen Fehler zu machen, gar nichts mehr machen.
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
Rolf
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Re: Noch eine Mobilitätsstudie...

Beitrag von Rolf »

Horst Heinrich hat geschrieben:... Einer seit 24 Jahren für den Pv stillgelegten Strecke in einem Betriebsverfahren aus dem 19.Jahrhundert und 30 Jahre alten Fahrzeugen gibt natürlich niemand auch nur den Hauch einer Chance.
Selbst die Rheinstrecken hätten dieses Schicksal zu erwarten.

Man muß der Bevölkerung eine stündlich getaktete Konzeption mit modernen Fahrzeugen und optisch wie funktional aufgewerteten Haltestellen vorstellen und dann noch einmal fragen.
Ich möchte auch noch einmal den Blick auf erfolgreich reaktivierte Strecken richten, z.B. Monsheim-Grünstadt - da hat man Ende der 1980er Jahre auch nach dem Ergebnis der Bürgerbefragungen die Strecke abgeschrieben.
Die Reaktivierung wurde aber dennoch vollzogen, weil sie zum Programm der damaligen Landesregierung gehörte und nachdem der VT 628 im Stundentakt verkehrte, stieg interessanterweise auch die Nachfrage gewaltig an.....
Das sehe ich genauso und bringt das Problem in Sachen Akzeptanz m. E. genau auf den Punkt. Wenn es in der Vorstellung/Erinnerung der Bevölkerung in Sachen Bahn (im Hunsrück und andernorts) nur blasse Erinnerungen bzw. verquere Vorstellungen von altmodischen, langsamen, gelegentlich (und nicht nach Takt) verkehrenden Schienenbussen gibt, muss man sich nicht wundern, wenn die Akzeptanz dafür sehr, sehr gering ist. Im Hunsrück kennt die jüngere Generation die Bahn doch gar nicht mehr, und die ältere nur als völlig veraltetes, nicht mehr konkurrenzfähiges Verkehrsmittel (Schienenbus aus den 50er Jahren). Ich möchte daher mal die etwas ketzerische Behauptung in den Raum stellen, dass nostalgische Verkehre mit altem Material (rumpelnde, langsame Schienenbusse) diese Vorstellung noch erhärten können. Beim Schienenbus schlägt vielleicht das Herz des Bahnnostalgikers höher (auch bei mir), beim kaum bahnaffinen Anwohner, der zum Umstieg auf die Bahn animiert werden soll, mit Sicherheit aber nicht. Im Gegenteil, es könnten sogar die falschen Vorstellungen (Bahn = altmodisch) erhärtet werden. Deswegen sehe ich es als so wichtig an, dass eine moderne Bahn zum Hahn schnellstmöglich realisiert wird. Die Hunsrücker würden dann sehr schnell merken, wie nützlich eine moderne Bahn ist. Die Akzeptanz wird mit Sicherheit gewaltig steigen, wie in dem von Horst Heinrich erwähnten Beispiel. Und das würde dann auch auf den Rest der Strecke positiv ausstrahlen. Ob es reicht, um auch für diesen Teil eine Reaktivierung zu erreichen, ob im ÖPNV (utopischer Idealfall) oder mit nostalgischen Saisonverkehren (weniger utopisch), sei mal dahin gestellt. Ich bin aber offen gestanden skeptisch, was den letzten Rest einer Bahnstrecke in der hintersten Provinz angeht, nicht zuletzt wegen der nicht vorhandenen Geldmittel, um die Infrastruktur zu sanieren bzw. zu erhalten. Der Staat hat ganz andere "Baustellen", die nun mal höhere Priorität genießen. Das schmerzt, ist aber nun mal so.
Westeifelbahner

Re: Noch eine Mobilitätsstudie...

Beitrag von Westeifelbahner »

Da jetzt hier schon mehrfach Gutachter Gehrmann erwähnt wurde, will ich doch mal ergänzen, dass Gehrmann-Gutachten auf anderen Strecken durchaus zu dem Ergebnis einer Empfehlung der SPNV-Reaktivierung kamen. Zum Beispiel auf der Eifelquerbahn.

Ansonsten denke ich auch, dass es auch im Hunsrück hinreichend Beispiele dafür gibt, dass selbst Kommunen durchaus noch mehr als genug Geld zum Ausgeben haben, wenn sie es denn wollen (In Hermeskeil findet sich dafür ja ein gutes Beispiel...).

Gruß Westeifelbahner
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