Eifelquerbahn

jojo54
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Re: Hat die Eifel-Querbahn überhaupt noch eine Chance ?

Beitrag von jojo54 »

Von Seiten der örtliche Bevölkerung besteht ebenfalls keinerlei Interesse.

Zudem geht doch jegliche Initiative (wenn überhaupt) vom Land aus. Haben sich die Kommunen und die Landkreise schon mal wirklich positiv zur Bahn geäußert ?

(siehe auch Thread: Kylltalradweg)

MfG
jojo54
Horst Heinrich
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Re: Hat die Eifel-Querbahn überhaupt noch eine Chance ?

Beitrag von Horst Heinrich »

jojo54 hat geschrieben:Von Seiten der örtliche Bevölkerung besteht ebenfalls keinerlei Interesse.

Zudem geht doch jegliche Initiative (wenn überhaupt) vom Land aus. Haben sich die Kommunen und die Landkreise schon mal wirklich positiv zur Bahn geäußert ?

(siehe auch Thread: Kylltalradweg)

MfG
jojo54
Ich sehe gerade im Bereich Tourismus doch auch deutliche kommunale Bekenntnisse zur Eifelquerbahn.
Problem ist nur, daß kommunale Mandatsträger wenig Ahnung und Erfahrungen im Bereich Eisenbahn haben.

Schon die rein rechtliche Komponente verstehen die meisten nicht, für sie existiert immer noch die Bundesbahn.
Es müßte sich schon jemand sehr in die Materie vertiefen, um zu durchschauen, was der Unterschied zwischen Zugverkehr zwischen Andernach und Kaisersesch und Zugverkehr zwischen Kaisersesch und Gerolstein ist, welche Rolle hier wie dort Bund, Länder, Kommunen, EIU, EVU, Zweckverbände, der Deutsche Bahn spielen.

Dann wäre dem Kreistags- oder VG-Ratsmitglied mal zu erklären, was er gewissermaßen als Gegenleistung für seinen kommunalen Zuschuß bekommt.
Beispielsweise schon einmal keine Mitspracherecht hinsichtlich des Verkehrsangebotes, der Fahrplangestaltung, des Fahrzeugeinsatzes, die Kommunen sind weder am EIU beteiligt, noch am EVU.
Sie zahlen praktisch lediglich, etwas zu sagen haben sie nicht viel.
Das ist einem Mandatsträger nur schwer zu vermitteln.

Er wird sich auch daran stören, daß er mit 15% in der Mithaftung ist z.B. für Bauwerke, Stichwort: Brücke bei Pelm.
Was passiert, wenn weitere Sanierungskosten entstehen, etwa bei 100 Jahre alten Kunstbauwerken?
Jeder kommunale Mandatsträger hat Angst vor solchen unberechenbaren "Hypotheken".

Nur wenige sehen -so wie wir hier- in einer Eisenbahnstrecke auch eine wichtige Daseinsvorsorge, einen unschätzbaren Verkehrsweg, eine Option, die es zu erhalten gilt.
Die meisten übrigen Menschen sehen hier erst einmal "den Staat" in der Pflicht, zuvorderst den Bund.

Daher setze ich ein Stück weit auf in die angekündigte Förderrichtlinie.
Hoffentlich wird sie zuallererst als Handreichung für den kommunalen Mandatsträger konzipiert, als Leitfaden zur Entscheidungsfindung, als Antwort auf die drängendsten Fragen und nicht als Hochglanzwerbung für die Visionen einer Infrastrukturpolitik des Landes.
Dem Bürger vor Ort wie auch dem kommunalen Entscheidungsträger muß klar werden, wie künftig die Bahnstrecke vor Ort finanziert, gesichert und betrieben werden kann.
Dann können Bürger vor Ort und kommunale Mandatsträger entscheiden, ob sie dies wollen oder auch nicht.
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
jojo54
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Re: Hat die Eifel-Querbahn überhaupt noch eine Chance ?

Beitrag von jojo54 »

Horst Heinrich hat geschrieben:h lese aus dem Zeitungsartikel keinen Grund zur Hoffnung heraus, denn selbst eine Wiederinbetriebnahme 2016 wird als fraglich dargestellt:
Zitat aus dem Bericht:
Das Land hatte in einem Schreiben an die Kreisverwaltung im Februar betont, dass wohl erst für 2016 wieder mit einer Aufnahme des Tourismusverkehrs auf der Eifelquerbahn rechnet. So konkret möchte die Grüne das noch nicht sagen. "Einen genauen Zeitpunkt für die Wiedereröffnung kann derzeit leider noch nicht vorhergesagt werden", so Jutta Blatzheim-Roegler
Geradezu lächerlich auch das Zahlenspiel:
Erst werden 40 Millionen für die Ertüchtigung veranschlagt, dann 24,5 Millionen, dann wird nochmal heruntergerechnet, diesmal auf 18,5 Millionen...
Das ganze hat ein sehr dilettantisches Geschmäckle.
Anscheinend haben die historisch niedrigen Kreditmarktzinsen den politischen Sachverstand mehr denn je vernebelt.
Selbst wenn der (vorläufig) letzte Ansatz stimmen sollte, wär das ein kommunaler Anteil von 2,8 Millionen Euro.
Beim worst case müßten die Kommunen 6 Millionen stemmen.
Dafür muß in den kommunalen Parlamenten erst einmal geworben werden und in vielen Gremien stehen die Zeichen diesbezüglich auf Sturm.
Und was ist, wenn die prognostizierten Kosten überschritten werden, wenn nachverhandelt, nachfinanziert werden muß?

Dann wäre da noch die Rolle von Bund und DB.
Sie können sich zurücklehnen und sich freuen, wie ihnen mit Landes- und kommunalen Steuergeldern das Eigentum auf Vordermann gebracht wird.
Ein finanzpolitisches Kabinettstück, das hoffentlich keine Schule macht, sonst läßt sich der Bund bald auch noch Autobahnen und Bundesstraßen von Ländern und Gemeinden sanieren.

Meine Prognose?
Der Verkehr auf der Eifelquerbahn wird nicht wieder aufgenommen.
2016 nicht und auch danach nicht.

Wenn ich so manchen Kommentar hier lese, komme ich mir so vor, als wäre ich beim Pfarrer oder Schullehrer. Am 28.08. prognostiziert der Autor, dass der Zugverkehr auch nach 2016 nicht wieder aufgenommen wird und einen Tag später sieht er plötzlich
deutliche kommunale Bekenntnisse zur Eifelquerbahn. Was ist denn nun Sache ??? Zugverkehr ja oder nein.

MfG
jojo54
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Wolfgang Riedel
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Re: Hat die Eifel-Querbahn überhaupt noch eine Chance ?

Beitrag von Wolfgang Riedel »

Hallo zusammen,

also wenn ich mir die Diskussionen über die Eifelquerbahn hier so ansehe..., das sind fast die gleichen Aussagen und Argumente , wie bei der Hunsrückbahn.

Die Kommunen werden für die Sanierung zur Kasse gebeten. Die haben aber kein Geld, folglich wird vorerst keine Sanierung kommen.

Auch ist in unserer "Autofahrer - Region" keiner bereit mehr auf die Bahn umzusteigen. Warum auch, die Bahn hat in den vergangenen Jaren und Jahrzehnten ihr Fahrgäste "vergessen". Fahrplanausdünnung, scheibchenweise Stillegung, der Bus fährt parallel zur Bahn die Orte an..., die Liste könnte man beliebig fortsetzen.

Ich sehe - und das mögen mir bitte alle hier im Forum verzeihen - keine Zukunft mehr für die Eifelquerbahn und auch nicht für die Hunsrückquerbahn.

Der Bahnverkehr ruht dort mitunter schon jahrelang und da hat auch die Bevölkerung ihre Eisenbahn vergessen. Die Strecken die bereits wieder reaktiviert und vertaktet wurden, dort wird das Angebot auch dankend angenommen.

Aber solche Strecken, die jetzt noch nicht reaktiviert sind...., da sehe ich kaum Chancen :cry: :cry: .

Viele Grüße

Wolfgang Riedel
Horst Heinrich
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Re: Hat die Eifel-Querbahn überhaupt noch eine Chance ?

Beitrag von Horst Heinrich »

jojo54 hat geschrieben: Wenn ich so manchen Kommentar hier lese, komme ich mir so vor, als wäre ich beim Pfarrer oder Schullehrer. Am 28.08. prognostiziert der Autor, dass der Zugverkehr auch nach 2016 nicht wieder aufgenommen wird und einen Tag später sieht er plötzlich
deutliche kommunale Bekenntnisse zur Eifelquerbahn. Was ist denn nun Sache ??? Zugverkehr ja oder nein.

MfG
jojo54
Die Sache ist schnell erklärt.
Kommunale Bekenntnisse zur Bahn gibt es, man kann sie z.B. in dem von Rolf verlinkten Zeitungsbericht nachlesen.
Problematisch wird es aber werden, die Kommunen für eine finanzielle Beteiligung zu begeistern.
Insofern bergen meine Aussagen keinen Widerspruch.
Die Kommunen hätten es schon gerne, wenn der Zug wieder fährt, allein aus touristischen Gründen, nur möchten sie hierfür nicht das Portemonnaie öffnen.
Das Land wird aber von dieser kommunalen Beteiligung nicht abrücken, alleine schon, um keinen Präzedenzfall zu schaffen.
Ich halte daher meine Prognose aufrecht: Auch nach 2016 kein Zugverkehr.
Nicht, weil man ihn nicht will, eher, weil das Konstrukt der Förderrichtlinie nichts taugt.
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Rolf
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Re: Hat die Eifel-Querbahn überhaupt noch eine Chance ?

Beitrag von Rolf »

Horst Heinrich hat geschrieben:...weil das Konstrukt der Förderrichtlinie nichts taugt.
Sehr richtig. Genau die ist das Problem! Allerdings wird ja offenbar noch verhandelt. Vielleicht bieten die Kommunen ja, sagen wir mal, 5% Beteiligung. Wenn das Land dann bei den 85% bleibt und nur 10% fehlen, wird es auch im autofixierten Deutschland schwer zu vermitteln sein, dass eine Reaktivierung an 10% nicht gedeckten Kosten scheitert. Das wäre kein gutes Zeugnis für die Politik. Die Förderrichtlinie ist ja noch recht neu und dürfte nicht in Stein gemeißelt sein; sie kann ja auch angepasst werden, wenn sie sich als unpraktikabel erweist. Mir scheint, hier wird im Vorfeld bewusst taktiert, Zahlen werden in den Raum gestellt und wieder korrigiert, und das könnte auch eine Art Poker im Vorfeld eines Showdown sein. Wer dabei zu früh seine Karten auf den Tisch legt, hat schon verloren - und zahlt drauf. Bei der gemischten Finanzierung irgendwelcher Bahnhofsmodernisierungen läuft es doch auch so ähnlich. Ich bin zwar auch sehr besorgt, ob das mit der Reaktivierung klappt, aber m. E. ist der Zug noch nicht endgültig abgefahren. Warten wir mal ab, was da im Herbst raus kommt.
Westeifelbahner

Re: Hat die Eifel-Querbahn überhaupt noch eine Chance ?

Beitrag von Westeifelbahner »

Rolf hat geschrieben:Allerdings wird ja offenbar noch verhandelt. Vielleicht bieten die Kommunen ja, sagen wir mal, 5% Beteiligung. Wenn das Land dann bei den 85% bleibt und nur 10% fehlen, wird es auch im autofixierten Deutschland schwer zu vermitteln sein, dass eine Reaktivierung an 10% nicht gedeckten Kosten scheitert. Das wäre kein gutes Zeugnis für die Politik. Die Förderrichtlinie ist ja noch recht neu und dürfte nicht in Stein gemeißelt sein; sie kann ja auch angepasst werden, wenn sie sich als unpraktikabel erweist. Mir scheint, hier wird im Vorfeld bewusst taktiert, Zahlen werden in den Raum gestellt und wieder korrigiert, und das könnte auch eine Art Poker im Vorfeld eines Showdown sein. Wer dabei zu früh seine Karten auf den Tisch legt, hat schon verloren - und zahlt drauf. Bei der gemischten Finanzierung irgendwelcher Bahnhofsmodernisierungen läuft es doch auch so ähnlich. Ich bin zwar auch sehr besorgt, ob das mit der Reaktivierung klappt, aber m. E. ist der Zug noch nicht endgültig abgefahren. Warten wir mal ab, was da im Herbst raus kommt.
Auf welche Annahme stützt sich diese Spekulation?
Seit bald einem Jahr steht im Raum, dass das Land maximal 85% zahlt.
Und es ist nix bekannt, dass sich daran irgendetwas ändern soll.
Wollte das Land mit den Kommunen über den Förderanteil verhandeln, bräuchte es keine Förderrichtlinie.
Und würde das Land in der Eifel doch auf einmal 95% zahlen, wäre dies gegenüber den anderen Projekten mit einer Förderung von maximal 85% nicht darstellbar.
Gruß Westeifelbahner
Horst Heinrich
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Re: Hat die Eifel-Querbahn überhaupt noch eine Chance ?

Beitrag von Horst Heinrich »

Rolf hat geschrieben: ... und das könnte auch eine Art Poker im Vorfeld eines Showdown sein.
Lieber Rolf, ich weiß nicht, ob Du Poker spielst, aber die Akteure der Landes-Bahnpolitik haben allesamt weder das Format, noch das Zeug dazu, ein solches Spiel zu meistern, deshalb weise ich im Namen aller Pokerspieler diese Assoziationen zurück.
Bei den Leuten, die gerade in Mainz das Sagen haben, reicht es nicht mal für eine entspannte Partie Mau Mau. 8)

Aber ernsthaft.
Die besagte Förderrichtlinie -so sie denn kommt- sehe ich im Kern als nicht verhandelbar an.
Was in der Nordpfalz gilt (Zellertalbahn) muß auch in der Eifel gelten, wenn also das Land die Kommunen entlang der Eifelquerbahn mit weniger als 15% davonkommen ließe, würde ich als Landrat in Kirchheimbolanden bzw. Alzey hier auf den Gleichheitsgrundsatz pochen und meine Gelder entsprechend zurückfordern.

Ich habe eher den Eindruck, die Förderrichtlinie ist eine Konstruktion, Bahnverkehr dort zu verhindern, wo ihn das Land nicht haben will, denn ob Eifelquer- oder Hunsrückquerbahn, hier wie dort stehen die Kommunen finanziell mit dem Rücken an der Wand.
Allein an der kommunalen Finanzausstattung werden hier selbst für die Kommunen wünschenswerte Bahnprojekte scheitern.

Ich nenne einmal zur Erläuterung ein aktuelles Beispiel.
In Morbach (an der Hunsrückquerbahnstrecke) gab es dieser Tage einen spektakulären Gefahrgutunfall.
Jeder war froh, daß die Hilfsdienste -gut ausgestattet- der Lage in nur wenigen Stunden Herr wurden.
Jetzt stelle ich mir gerade vor, der Landrat muß demnächst erklären, daß wegen der Kostenbeteiligung an einer faktisch seit 40 Jahren im regulären Personenverkehr stillgelegten Bahnstrecke die längst fällige Ersatzbeschaffung für ein Katastrophenschutzfahrzeug verschoben werden muß.
Ich glaube, das wäre seine letzte Amtszeit gewesen.
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Westeifelbahner

Re: Hat die Eifel-Querbahn überhaupt noch eine Chance ?

Beitrag von Westeifelbahner »

Ich teile den Eindruck von Wolfgang Riedel insofern, dass hier vielfach die gleichen Aspekte wie zur Hunsrückquerbahn angesprochen werden.

Doch - wie schon bei Jünkerath-Losheim diskutiert - finde ich das viel zu pauschal, da auch die Situation der Eifelquerbahn eine ganz andere Andere ist:

Es fängt bei den Zahlen an. Die diskutierten 5 Millionen EUR für Türkismühle - Büchenbeuren beziehen sich auf über 70 Kilometer Strecke. Demgegenüber wird bei der Eifelquerbahn über etwas mehr als 53 Kilometer diskutiert, deren Sanierung mehr als das Doppelte kosten soll. Ein Betrag wie beispielsweise 13 Millionen EUR für 53 Kilometer Touristikstrecke ist gar nicht so wenig...
Wird - wie ja derzeit Stand der Dinge - nicht mehr von SPNV gesprochen, kommt man bei einem Betriebszeitraum von 20 Jahren auf deutlich über eine halbe Millionen EUR Investitionskosten, die ein Betriebsjahr durchschnittlich kostet. Und das ganz ohne Berücksichtigung eventueller Zusatzkosten oder Risiken. Hinzu kommen dann aber definitiv noch die Betriebskostenzuschüsse.
Horst Heinrich hat geschrieben:Problem ist nur, daß kommunale Mandatsträger wenig Ahnung und Erfahrungen im Bereich Eisenbahn haben.Schon die rein rechtliche Komponente verstehen die meisten nicht, für sie existiert immer noch die Bundesbahn.
Das mag für die Hunsrückquerbahn gelten, nicht aber für die Eifelquerbahn. Die Eifelquerbahn wurde seit vielen, vielen Jahren von einem privaten Infrastrukturunternehmen aus Gerolstein betrieben. Und dessen Geschäftsführer dürfte in der Vulkaneifel hinreichend bekannt sein. Ich traue Kommunalpolitikern ja viel zu, aber das nicht: Wer in der Eifel in einem Gemeinderat sitzt, der kennt auch das regionale Eisenbahnunternehmen, das die Eifelquerbahn so viele Jahre bedient hat.
Der erste Planzug, der rund 20 Jahre nach der Stilllegung am 30.06.2001 in Daun abfuhr, wurde vom damaligen Dauner Bürgermeister abgewunken. Was in der Osteifel Rang und Namen hatte, war im gleichen Jahr bei der Eröffnung in Kaisersesch.
Über die Jahre wurde viel an, auf und neben der Eifelquerbahn bewegt. Dazu wäre es sicher nicht gekommen, wenn die Bürgermeister im Telefonbuch nach der Bundesbahnzentrale gesucht hätten...
Wenn man allein bedenkt, wie oft über Bau und Lage neuer Haltepunkte in Dockweiler oder Höchstberg in diversen Gremien verhandelt wurde...
Oder daran, was Ulmen für die wöchentlichen Dampflokfahrten geboten hat...
Nein, wer in den Gemeinden entlang der Eifelquerbahn was zu sagen hat, der kennt auch die Rahmenbedingungen sehr genau.

Es ist eben etwas anderes, ob es um eine Strecke geht, die teilweise seit sehr vielen Jahren stilllgelegt ist bzw. nur wenige Jahre auf einem Teilabschnitt touristisch bedient wurde, oder um eine Strecke, die über ein Jahrzehnt wieder fest zum Verkehrsangebot der Eifel gehörte.
Horst Heinrich hat geschrieben:Es müßte sich schon jemand sehr in die Materie vertiefen, um zu durchschauen, was der Unterschied zwischen Zugverkehr zwischen Andernach und Kaisersesch und Zugverkehr zwischen Kaisersesch und Gerolstein ist, welche Rolle hier wie dort Bund, Länder, Kommunen, EIU, EVU, Zweckverbände, der Deutsche Bahn spielen.
Auch das trifft in dieser Form keinesfalls zu.
Der ehemalige Dauner Landrat ist - wenn man das so sagen darf - verbittert abgetreten, nachdem u. a. der Dauner Kreistag eingefordert hatte das Abstimmungsverhalten des Landrats auf Sitzungen des ZSPNV Rlp Nord im Vorfeld abzusprechen. Die Fraktionen im Kreistag waren und sind also beispielsweise bestens darüber informiert, was der Zweckverband ist, was er tut und welche Bedeutung er hat.
Horst Heinrich hat geschrieben:Dann wäre dem Kreistags- oder VG-Ratsmitglied mal zu erklären, was er gewissermaßen als Gegenleistung für seinen kommunalen Zuschuß bekommt.
Beispielsweise schon einmal keine Mitspracherecht hinsichtlich des Verkehrsangebotes, der Fahrplangestaltung, des Fahrzeugeinsatzes, (...)
Letzteres stimmt.
Richtig ist auch, dass die VG formal kein Mitspracherecht am Verkehrsangebot und der Fahrplangestaltung hat.
De facto ist die Eifelquerbahn aber von 2001 bis 2012 jährlich ab Frühbar bis in den Spätherbst an Wochenenden, Feiertagen und Zusatzterminen im 2h-Takt bedient worden und dabei sinniger Weise so, dass möglichst Anschlüsse erreicht wurden. Die Damen und Herren in den Räten werden also etwa diese Vorstellung davon haben, wenn weiterhin ein saisonaler Touristikverkehr angestrebt wird.
Und das ist ja auch das, was der ZSPNV sicher wieder bestellen würde.
Darüber hinaus besteht über die Landräte die Möglichkeit darauf Einfluss zu nehmen. Der Weg vom Bürgermeister der VG bis zum Landratsamt ist beispielsweise in Daun bequem per Fuß zu schaffen, um das Vorgehen zu besprechen. Ich sehe da keine Probleme.
Horst Heinrich hat geschrieben:die Kommunen sind weder am EIU beteiligt, noch am EVU.
Hier wird ein Punkt angesprochen, der mir auch in der Diskussion um die Förderrichtlinie zu kurz kommt:
Wenn ich öffentliche Förderung beantrage, ist in Deutschland ein Eigenanteil üblich.
Da wir hier von Millionen reden, sieht die Förderrichtlinie beim Beispiel Zellertalbahn vor: Die Kommunen sind Eigentümer der Infrastruktur und übernehmen daher auch den Eigenanteil. EVU/EIU sind in einem solchen Modell nur Dienstleister im Auftrag der Kommunen.
Ich persönlich finde ein Konstrukt, in dem eine Infrastruktur durch eine rein private Bahn als EIU betrieben wird, aber zugleich 85% Landesmittel und 15% kommunale Mittel bei einer Großinvestition eingezahlt werden, grundsätzlich problematisch. Das hat nix mit einzelnen Bahngesellschaften zu tun, sondern damit, dass ich ein großer Feind vom neumodischen PPP bin. Erschreckende Beispiele gibt es genug!
Horst Heinrich hat geschrieben:Was passiert, wenn weitere Sanierungskosten entstehen, etwa bei 100 Jahre alten Kunstbauwerken?
Jeder kommunale Mandatsträger hat Angst vor solchen unberechenbaren "Hypotheken".
Stimmt, dieses Argument wird immer wieder genannt.
Es stimmt aber auch, dass die Damen und Herren bei anderen Themen wesentlich risikofreudiger sind...

Gruß Westeifelbahner
Westeifelbahner

Re: Hat die Eifel-Querbahn überhaupt noch eine Chance ?

Beitrag von Westeifelbahner »

Rolf hat geschrieben:Vielleicht springen die Kommunen ja über ihren Schatten, oder das Land legt noch eine Schippe drauf; es scheint ja Spielraum zu geben. Dass ich es ebenfalls als Unding betrachte, dass der Bund keine Verantwortung übernimmt, wurde ja schon an anderer Stelle diskutiert.
Mit der derzeitigen Haushaltsplanung des Landes RLP wären die Reaktivierung von Brex und Efq zu stemmen. Mir kann man nicht erzählen, dass sich das Land 85% für Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe leisten kann, aber für den restlichen 15% das Geld fehlt.
Nein, es ist eine politische, keine finanzielle Entscheidung, dass das Land nur 85% zahlen will.
Gruß Westeifelbahner
Rolf
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Re: Hat die Eifel-Querbahn überhaupt noch eine Chance ?

Beitrag von Rolf »

Westeifelbahner hat geschrieben:...Mir kann man nicht erzählen, dass sich das Land 85% für Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe leisten kann, aber für den restlichen 15% das Geld fehlt.
Mir auch nicht (s. u.)!
Westeifelbahner hat geschrieben: Auf welche Annahme stützt sich diese Spekulation?
Seit bald einem Jahr steht im Raum, dass das Land maximal 85% zahlt.
Und es ist nix bekannt, dass sich daran irgendetwas ändern soll.
Wollte das Land mit den Kommunen über den Förderanteil verhandeln, bräuchte es keine Förderrichtlinie.
Und würde das Land in der Eifel doch auf einmal 95% zahlen, wäre dies gegenüber den anderen Projekten mit einer Förderung von maximal 85% nicht darstellbar.
Gruß Westeifelbahner
Wahrscheinlich hast Du Recht, dass das Land nicht an seiner Förderrichtlinie rütteln lassen will. Bliebe das Land aber bei der Haltung, max. 85% zu finanzieren, wäre das vermutlich das Aus für die Eifelquerbahn (EQB), weil die Kommunen kaum ein paar Millionen für die Strecke hinblättern können bzw. wollen. Ich habe daher auch nur begrenzte Hoffnung, dass es doch zu einer Einigung kommt. Meine begrenzte Hoffnung basiert darauf, wie geschrieben, dass eine Nichteinigung wegen ein paar Prozentpunkten ein der Wählerschaft schwer vermittelbares Politikum wäre. Man stelle sich doch mal vor, die Kommunen bieten 5% an, das Land bleibt bei 85% und letztendlich fehlen 10% (das ist nur ein Beispiel). Was würde das denn für Schlagzeilen bringen? Für beide Seiten wäre das eine kaum vermittelbare Peinlichkeit, die man zu vermeiden trachten sollte (das hoffe ich jedenfalls). Diese begrenzte Hoffnung beruht auch auf den Stellenwert der Bahnstrecke, was Du an anderer Stelle aus meiner Sicht treffend geschildert hast: Die Eifelquerbahn ist 12 Jahre zuverlässig von der VEB betrieben worden, die hier Großartiges geleistet hat. 20.000 Touristen und mehr wurden jährlich über diese schöne Strecke durch die Eifel befördert (und mit einer besseren Vermarktung sind auch noch viel mehr drin, da bin ich sicher). Die Bahn ist damit noch ziemlich präsent in den Köpfen (weswegen jedes weitere Jahr Stillstand kontraproduktiv ist). Und die Kommunalpolitik hat sich mit der Strecke und ihrer Wiederbelebung für den touristischen Verkehre identifiziert. Ergänzend möchte ich an das tolle Bahnfest in Ulmen erinnern und an die millionenschwere Sanierung des Abschnitts zwischen Ulmen und Kaisersesch (m. W. noch zu 100% vom Land finanziert). Somit ist schon viel Geld (Landesmittel!) und Herzblut in die Strecke geflossen. Die Strecke hat einen vergleichsweise hohen Stellenwert (nicht im ÖPNV, aber im touristischen Bereich und im Gütertransport). Es wäre ein Schlag ins Gesicht der Aktiven und der Steuerzahler, wenn man diese Strecke jetzt wegen ein paar fehlender Prozente fallen lassen würde. Mehr noch, es wäre eine Blamage, die Millionen für die o. g. Sanierung wären in den Sand gesetzt. Genau wegen dieser vorausgehenden Millionen-Investition des Landes ist die EQB auch kein Präzedenzfall, sondern ein Sonderfall, der Abweichungen von der Förderrichtlinie legitimieren würde. Ich kann es daher einfach nicht glauben, dass die Sanierung an ein paar Prozenten scheitern könnte. So blöd können die Beteiligten doch nicht sein! Ich hoffe einfach auf die Vernunft! Und: Wenn die Fronten wirklich fest zementiert wären, bräuchte man sich doch gar nicht mehr an den Tisch zu setzen. Und: Wäre ich Kommunalpolitiker, würde ich auch nicht laut Hurra schreien, wenn ich mich plötzlich mit 15 % an einer Bahnstrecke beteiligen soll. Ich würde mich auch desinteressiert und finanzschwach darstellen, in der Hoffnung, möglichst wenig zur Kasse gebeten zu werden. Alles andere wäre dämlich. Man sollte die Lokalpolitiker nicht unterschätzen; vielleicht sind sie doch gute Bluffer. Und: Was wir hier betreiben, ist natürlich alles Spekulation, wenn auch vielfach gut und logisch begründet. Was hinter den Kulissen wirklich abgesprochen und gemauschelt wird, und was am Ende heraus kommt, bleibt abzuwarten. Für mich ist es ein Gebot der Vernunft, die Strecke zu erhalten. Deswegen bleibe ich sehr verhalten optimistisch, dass es doch noch eine einvernehmliche Lösung geben wird.
Horst Heinrich
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Registriert: Sa 18. Okt 2008, 23:07

Re: Hat die Eifel-Querbahn überhaupt noch eine Chance ?

Beitrag von Horst Heinrich »

Rolf hat geschrieben: Wäre ich Kommunalpolitiker, würde ich auch nicht laut Hurra schreien, wenn ich mich plötzlich mit 15 % an einer Bahnstrecke beteiligen soll.
Das Grundgerüst der Förderrichtlinie sieht keine kommunale Beteiligung an der Strecke vor, sondern vielmehr daß die Kommunen die Strecke kaufen oder pachten und sich das Land dann mit 85 % beteiligt.
Das ist etwas anderes, denn damit gehen Risiko und Haftung auf die Kommunen über.
Das meinte ich mit meiner Aussage, daß die Kommunen keine Erfahrung im Bahnbetrieb haben, aber plötzlich als Verantwortliche für eine Infrastruktur dastehen.
Auch wenn mit der VEB ein erfahrenes und konzessioniertes EVU zur Verfügung stünde, den Kommunen bliebe die im Prinzip die Rolle des EIU.
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