Hunsrückquer- und Hochwaldbahn

Rolf
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Re: Erhalt von Hunsrück-und Hochwaldbahn

Beitrag von Rolf »

Da der Hahn nach wie vor im Zusammenhang mit einer möglichen Reaktivierung der Oststrecke steht, ganz unabhängig davon, was man persönlich davon hält, möchte ich die letzten Meldungen zum Thema nicht vorenthalten:
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/u ... 10313.html
Ich frage mich allerdings auch, wieso der Hahn immer noch 16 Mio. Defizit produziert, während Weeze, ein ähnlich strukturierter Flughafen, in 2015 mehr als eine Mio. Euro Gewinn meldet. Irgendwas läuft am Hahn gewaltig falsch.
Horst Heinrich
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Re: Erhalt von Hunsrück-und Hochwaldbahn

Beitrag von Horst Heinrich »

Rolf hat geschrieben: Irgendwas läuft am Hahn gewaltig falsch.
Mit dem bescheidenen Sachverstand des Nationalökonomen, der auch Zahlen und Strukturen kennt, die sonst nicht in die allgemeine Berichterstattung einfließen, kann ich grob vermelden, daß der Hahn ein gewaltiger Geldausgabeautomat für Steuermittel ist, an dem sich die verschiedensten Interessengruppen weidlich seit Jahrzehnten bedienen ohne jegliche Bereitschaft und Veranlassung, auf die abgeräumten Konten auch jemals etwas einzuzahlen. Geschaffen haben ihn -unter Ausnutzung fehlenden Sachverstandes bei den 1991 plötzlich ohne jegliches, qualifiziertes Personal in die Regierungsverantwortung gefallenen Sozialdemokraten- verschiedenste Interessengruppen, von abgehalfterten "Managern" anderer Flughäfen über regionale Unternehmer mit "Beziehungen" bis hin zu stark bis gefährlich nahe involvierten Landes- und Regionalpolitikern, vom Landtagspräsidenten -der keine 15 Luftlinie vom Flughafen zuhause ist- bis hin zu diversen Abgeordneten unterschiedlichster Couleur.

Daß das Parlament eigentlich laut Verfassung die Regierung kontrollieren soll, scheint den Herrschaften leider entfallen zu sein.

Externe Kontrollinstanzen wie etwa Jochen Riebel oder Heinz Rethage wurden entweder mundtot gemacht oder geschaßt.

Selbst die Koblenzer Staatsanwaltschaft, die im Zuge der Schumacher-Ermittlungen angefangen hat, den ersten von einem dutzend verdächtiger "Koffer" aufzumachen (2013) hat resigniert, um das ganze rechtlich sauber aufzuarbeiten, müßte ein halbes Dutzend Staatsanwälte alle anderen Arbeiten liegenlassen, so verworren ist das ganze strukturiert.
Und das geht ja angesichts einer immer knapper werdenden Personaldecke auch nicht.

Auch die Aussage des derzeitigen Flughafenchefs ("... Öffentlichkeit gefährdet den Verhandlungserfolg mit potentiellen Käufern"...) ist sehr beredt und vielsagend. So darf vielleicht ein privater Unternehmer reden und denken, nicht aber der Sachwalter öffentlichen Eigentums - ein solches Selbstverständnis paßt eher zum Absolutismus als in eine "Demokratie".
Erst recht, wenn Asiaten im Spiel sind, die bekanntermaßen nichts machen, was ihnen nicht einen ausschließlichen und überragenden Gewinn einbringt, wobei die Rahmenbedingungen keine Rolle spielen, erst recht, wenn sie rechtsstaatlicher Natur sind.

Aber in Sachen Hahn gibt es keine kritische Opposition, selbst die parlamentarische bzw. politische Opposition ist in das Geschehen verstrickt oder partizipiert auf andere Weise vom Hahn, z.B. in dem Verwandte hier untergebracht sind, indem Sponsorengelder für Vereine eingenommen werden, in denen man im Vorstand tätig ist o.ä.

Bleibt noch die Presse - aber von diesem Sammelsurium journalistischer Provinzschlafmützen reden wir jetzt lieber nicht. Hier wird die alljährliche Teilnahme am Spanferkelessen des Landrates oder das "Du", das einem ein Verbandsbürgermeister angeboten hat als Krönung der journalistischen Laufbahn angesehen. Na denn Prost!

Ich hoffe, ich konnte etwas Aufklärung in die für Außenstehende in der Tat etwas unerklärliche Tatsache bringen, daß hier seit 23 Jahren nur Minus gemacht wird.

Übrigens für Wirtschaftsinteressierte:
Inzwischen wird bei einem Verkauf des Flughafens auch an den "terminus technikus" eines "negativen Kaufpreises" gedacht, was nichts anderes bedeutet, daß etwa jemand 60 Millionen Euro Steuermittel dafür bekommt, daß er den Flughafen Hahn z.B. für 16 Millionen Euro kauft.
Damit wird auch klar, warum sich sparsame chinesische "Investoren" für den Hahn interessieren. Schon beim "Kauf" wird ein Gewinn von 44 Millionen Euro erzielt... :o

Immer wieder auch -wenn es um Hintergrundinformationen geht- interessant: http://www.fluglaerm.de/hahn/index.html
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
Rolf
Oberamtsrat A13
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Re: Erhalt von Hunsrück-und Hochwaldbahn

Beitrag von Rolf »

Horst Heinrich hat geschrieben:
Rolf hat geschrieben: Irgendwas läuft am Hahn gewaltig falsch.
Mit dem bescheidenen Sachverstand des Nationalökonomen, der auch Zahlen und Strukturen kennt, die sonst nicht in die allgemeine Berichterstattung einfließen, kann ich grob vermelden, daß der Hahn ein gewaltiger Geldausgabeautomat für Steuermittel ist, an dem sich die verschiedensten Interessengruppen weidlich seit Jahrzehnten bedienen ohne jegliche Bereitschaft und Veranlassung, auf die abgeräumten Konten auch jemals etwas einzuzahlen. Geschaffen haben ihn -unter Ausnutzung fehlenden Sachverstandes bei den 1991 plötzlich ohne jegliches, qualifiziertes Personal in die Regierungsverantwortung gefallenen Sozialdemokraten- verschiedenste Interessengruppen, von abgehalfterten "Managern" anderer Flughäfen über regionale Unternehmer mit "Beziehungen" bis hin zu stark bis gefährlich nahe involvierten Landes- und Regionalpolitikern, vom Landtagspräsidenten -der keine 15 Luftlinie vom Flughafen zuhause ist- bis hin zu diversen Abgeordneten unterschiedlichster Couleur.

Daß das Parlament eigentlich laut Verfassung die Regierung kontrollieren soll, scheint den Herrschaften leider entfallen zu sein.

Externe Kontrollinstanzen wie etwa Jochen Riebel oder Heinz Rethage wurden entweder mundtot gemacht oder geschaßt.

Selbst die Koblenzer Staatsanwaltschaft, die im Zuge der Schumacher-Ermittlungen angefangen hat, den ersten von einem dutzend verdächtiger "Koffer" aufzumachen (2013) hat resigniert, um das ganze rechtlich sauber aufzuarbeiten, müßte ein halbes Dutzend Staatsanwälte alle anderen Arbeiten liegenlassen, so verworren ist das ganze strukturiert.
Und das geht ja angesichts einer immer knapper werdenden Personaldecke auch nicht.

Auch die Aussage des derzeitigen Flughafenchefs ("... Öffentlichkeit gefährdet den Verhandlungserfolg mit potentiellen Käufern"...) ist sehr beredt und vielsagend. So darf vielleicht ein privater Unternehmer reden und denken, nicht aber der Sachwalter öffentlichen Eigentums - ein solches Selbstverständnis paßt eher zum Absolutismus als in eine "Demokratie".
Erst recht, wenn Asiaten im Spiel sind, die bekanntermaßen nichts machen, was ihnen nicht einen ausschließlichen und überragenden Gewinn einbringt, wobei die Rahmenbedingungen keine Rolle spielen, erst recht, wenn sie rechtsstaatlicher Natur sind.

Aber in Sachen Hahn gibt es keine kritische Opposition, selbst die parlamentarische bzw. politische Opposition ist in das Geschehen verstrickt oder partizipiert auf andere Weise vom Hahn, z.B. in dem Verwandte hier untergebracht sind, indem Sponsorengelder für Vereine eingenommen werden, in denen man im Vorstand tätig ist o.ä. ...
Wie stets bei @Horst Heinrich ein sehr lesenswerter Beitrag. Bleibt anzumerken, dass es das Wesen der Demokratie ist, dass Politiker keine Fehler zugeben können, was wir gerade auch auf Bundesebene erleben. Denn wenn Politiker einen Fehler zugeben und ihre begangenen Fehler sogar korrigieren, werden sie mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht wieder gewählt. Und wenn sie nichts anderes können als Politik zu machen, ist der mögliche Absturz sehr tief, womöglich sogar existenziell. Also werden Fehler geleugnet, vertuscht oder schön geredet (s. Hahn). Gravierende Kurskorrekturen sind mit Zunahme des Anteils der Berufspolitiker, die nichts anderes können, immer selten geworden. Gravierende Kurskorrekturen werden, wenn überhaupt, allenfalls nach der Wahl vorgenommen und im besten Fall auch nur dann, wenn durch die Wahl zudem ein Regierungswechsel erfolgt. Ansonsten gilt weitgehend ein "weiter so", oder noch euphemistischer "Kurs halten". Inzwischen sind die etablierten Parteien aber weitgehend auf einer politischen Linie und verteilen die lukrativen Pöstchen schön harmonisch nach Proporz, so dass gravierende Kurskorrekturen (Reformen) auch immer die eigene Klientel treffen und damit zunehmend unwahrscheinlich werden. Traurig, aber wahr. Vor diesem Hintergrund sehe ich die Situation der Bahn zum Hahn als Glück im Unglück. Der Hahn wird von der Politik auf Teufel komm raus am Leben gehalten werden, da bin ich ganz sicher. Deswegen wird der Hahn immer einen gewissen Beitrag an Fahrgästen zu einer (hoffentlich) eines Tages reaktivierten Bahn liefern. Womöglich ist der Fahrgastbeitrag des Hahn sogar das nötige Scherflein an Nachfrage, das die Politik bewegen könnte, die Bahn zu reaktivieren. Primär sehe ich die Bahn auch als sinnvoll für die Erschließung des ländlichen Raumes im Randbereich der Metropolregion Rhein/Main; dieser Ballungsraum ist derart "dicht", dass eine attraktive Bahnanbindung in das mittelferne Umfeld absolut Sinn macht. Wenn der Hahn und seine Förderung durch das Land dazu beiträgt, das Ziel einer Reaktivierung zu erreichen, sehe ich das als willkommenes Trostpflaster für das Millionengrab Hahn.
Horst Heinrich
Oberrat A14
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Re: Erhalt von Hunsrück-und Hochwaldbahn

Beitrag von Horst Heinrich »

Am Arsch der Welt tummeln sich mitunter die interessantesten Leute, so z.B. heute nach einer Jagdgesellschaft, zu der ich aus alter Verbundenheit eingeladen war, ohne wirklich mich dazugehörig zu fühlen - aber man lädt halt gerne auch forstliche und politische Exoten ein, wenn man sich von ihnen nicht nur originellen Smalltalk, sondern vielleicht auch fachliche Erkenntnisse z.B. zum Thema Rotwild erhofft.

Unter den illustren Gästen waren auch viele (landes-) politische Insider, von denen nicht wenige überzeugt waren, daß das nächste publikumswirksame Infrastrukturprojekt ein Radweg zwischen Langenlonsheim und Türkismühle sein wird.
Die Idee einer Bahnreaktivierung über 120 km Länge, deren Kosten mit 200 Millionen Euro wahrlich vorsichtig geschätzt sind, wird nahezu von jedem in das Reich der märchenhaften Utopie verwiesen, zumal -auch das wurde ja hier schon erörtert- 95% der Bürger dagegen wären.

Ich bin daher heute wieder um ein Stück Illusion ärmer geworden und ich befürchte, daß der nächste Zug, den ich hier im Hunsrück zu sehen bekomme, der Abbauzug sein wird.

Ohne den Leuten um die HEB näher treten zu wollen: Dieses Engagement rund um Morbach wird zwar zur Kenntnis genommen, aber weitgehend mit einem mitleidigen Lächeln quittiert - man sieht hier eine kostengünstige Vorbereitung des Radwegebaus.
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jojo54
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Re: Erhalt von Hunsrück-und Hochwaldbahn

Beitrag von jojo54 »

An anderer Stelle habe ich es schon mal gesagt und hier sage ich es nochmals:

Horst, bitte nicht immer nur sticheln und stänkern, sondern den Leuten in Morbach auch mal eine Chance geben.
In einiger Zeit wird man sehen, was man dort auf die Reihe bringt und dann sollte man urteilen.

Nachdenkliche Grüße !

jojo54

Zur Ergänzung meiner Ausführungen:

Hier die Kopie eines Beitrages aus der Rhein-Zeitung vom 23.01.2016, den ich gerade dort fand.


Eisenbahnfreunde schneiden Strecke frei

Arbeitseinsatz Vereine inspizieren die Trasse

M Hunsrück. Am heutigen Samstag sind sie wieder im Einsatz, die Mitglieder der Vereine „Pro Hochwald- & Hunsrückbahn“ und „Historische Eisenbahn Hunsrück“. Sie finden sich um 10 Uhr am Bahnhof Morbach ein, um die zugewachsene und stillgelegte Bahnstrecke zwischen Morbach und Thalfang frei zu schneiden.

Die Genehmigung der DB Netz AG für Vegetationsarbeiten haben die Vereine eingeholt. Die DB hat grünes Licht gegeben. Bereits am vergangenen Wochenende waren die Vereinsmitglieder an der Bahnlinie aktiv. Die Zeit drängt, denn Grünschnittarbeiten sind nur bis Ende Februar möglich, weil nach dem Naturschutzgesetz die Brutzeiten der Vögel zu berücksichtigen sind. Daher wurden die Arbeiten unverzüglich aufgenommen, nachdem die Genehmigung vorlag. Freiwillige Helfer fanden sich am vergangenen Samstag in Morbach ein, um zum ersten Mal an der Strecke aktiv zu werden.

Vorrangiges Ziel ist der Profilschnitt und das Freischneiden von Bauwerken, wie kleinen Brücken, Durchlässen und Stützmauern. Sinn und Zweck der Arbeiten an der stillgelegten Bahnstrecke ist die Inspektion der Trasse mit entsprechender Dokumentation.

„Natürlich funktioniert ein solches Projekt nur mit der ehrenamtlichen Arbeit von Freiwilligen“, sagt Markus Göttert, stellvertretender Vorsitzender des Vereins Pro-Hunsrückbahn. Auch am heutigen Samstag sind wieder freiwillige Hände gefragt, um die Arbeiten zu unterstützen. Bis Ende Februar treffen sich die freiwilligen Helfer jeden Samstag um 10 Uhr am Bahnhof Morbach.

Auch anderweitige Unterstützung ist gefragt. Neue Mitglieder sind willkommen, ebenso Sachspenden, wie Gemisch für Zwei-Takt-Motoren oder ein Zuschuss für die Vereinskasse. Besucher können sich gern ein Bild vom Streckenzustand und dem Fortschritt der Arbeiten machen.
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Samstag, 23. Januar 2016, Seite 12 (0 Views)
Horst Heinrich
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Re: Erhalt von Hunsrück-und Hochwaldbahn

Beitrag von Horst Heinrich »

jojo54 hat geschrieben: Horst, bitte nicht immer nur sticheln und stänkern, sondern den Leuten in Morbach auch mal eine Chance geben.
Ich stänkere und stichele nicht, ich gebe nur weiter, was ich persönlich erlebt habe.
Unter maßgeblichen Leuten ist nicht einer, der eine Bahnreaktivierung ernsthaft vertritt und politisch unterstützt, vielmehr spukt jetzt -ich erwähnte es bereits- wieder verstärkt der Radweg in den Köpfen herum, offenbar glaubt man, hier mehr Stimmen an Land ziehen zu können.

Die Menschen, die sich hier voller Euphorie durch das Dickicht der Strecke quälen, genießen meine Hochachtung, schließlich habe ich das ganze ja auch schon einmal aktiv hinter mir (2009), ich befürchte halt nur, daß man an höchster Stelle, und dazu zähle ich auch den Eigentümer DB, dieses Engagement nur ausnutzt.
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Westeifelbahner

Re: Erhalt von Hunsrück-und Hochwaldbahn

Beitrag von Westeifelbahner »

jojo54 hat geschrieben:Eisenbahnfreunde schneiden Strecke frei
Schade, dass diese Meldung hier fast untergeht.
Sie hätte doch einen eigenen Thread verdient!
Ich bin dankbar für dieses Engagement und drücke euch die Daumen, dass sich noch weitere Helfer finden.
Die Außenwirkung solcher Aktivitäten ist nicht zu unterschätzen. Auch wenn so ein Freischnitt nur ein kleiner Mosaikstein der Bemühungen ist, so ist es nun mal das, was im wahrsten Sinne des Wortes "ins Auge fällt". Es macht "in der Denke" der Leute viel aus, ob man auf einer Bahnstrecke Aktivitäten beobachten kann und diese "gut" oder "verwildert" aussieht. Ich habe selbst unzählige Diskussionen erlebt, in denen gestandene Männer und erfahrene Unternehmer ernsthaft irgendwelche Birken für das entscheidende Reaktivierungsproblem hielten. Barrieren im Gleis und im Kopf.
Horst Heinrich hat geschrieben:ich befürchte halt nur, daß man an höchster Stelle, und dazu zähle ich auch den Eigentümer DB, dieses Engagement nur ausnutzt.
Das halte ich für unwahrscheinlich, da ich keinen Nutzen für den Eigentümer sehe. Üblicher Weise ist es dem doch völlig gleichgültig, wie die Vegetation auf der stilllgelegten Strecke aussieht.
Horst Heinrich hat geschrieben:Am Arsch der Welt tummeln sich mitunter die interessantesten Leute, so z.B. heute nach einer Jagdgesellschaft, zu der ich aus alter Verbundenheit eingeladen war, ohne wirklich mich dazugehörig zu fühlen - aber man lädt halt gerne auch forstliche und politische Exoten ein, wenn man sich von ihnen nicht nur originellen Smalltalk, sondern vielleicht auch fachliche Erkenntnisse z.B. zum Thema Rotwild erhofft.Unter den illustren Gästen waren auch viele (landes-) politische Insider, von denen nicht wenige überzeugt waren, daß das nächste publikumswirksame Infrastrukturprojekt ein Radweg zwischen Langenlonsheim und Türkismühle sein wird.
Die Idee einer Bahnreaktivierung über 120 km Länge, deren Kosten mit 200 Millionen Euro wahrlich vorsichtig geschätzt sind, wird nahezu von jedem in das Reich der märchenhaften Utopie verwiesen, zumal -auch das wurde ja hier schon erörtert- 95% der Bürger dagegen wären..
Ich kenne diese Jagdgesellschaft nicht, aber in der Eifel gehören die Jagdgesellschaften überwiegend zu dem oberen Fünftel der Einkommensklasse, die sich üblicher Weise grundsätzlich sehr wenig für SPNV, ÖPNV und ähnliche Themen interessiert. Hier würde ich nicht unbedingt die Befürworter einer Eisenbahnstrecke suchen, zumal eine Eisenbahn naturgemäß dem ein oder anderen Jäger eh ein Dorn im Auge ist. Das Revier ohne Bahnstrecke ist doch mehr Wert.
Unvergessen der Jäger, der seinerzeit seinen Jägerstand auch einfach mal auf stilllgelegten Bahngleise in der Westeifel gestellt hat, weil "SEIN REVIER".
Horst Heinrich hat geschrieben:Ohne den Leuten um die HEB näher treten zu wollen: Dieses Engagement rund um Morbach wird zwar zur Kenntnis genommen, aber weitgehend mit einem mitleidigen Lächeln quittiert - man sieht hier eine kostengünstige Vorbereitung des Radwegebaus.
Manchmal meine ich, dass die erfolgreichsten Projekte privater Eisenbahnfreunde da entstanden, wo sie besonders viel belächelt worden. Vgl. "die Verrückten vom Pressnitztal" mit einer seinerzeit überaus utopischen Idee, die längst Realität wurde.

Gruß Westeifelbahner
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Re: Erhalt von Hunsrück-und Hochwaldbahn

Beitrag von TroubadixRhenus »

Die Sache erinnert mich an unseren "Kampf" vor 20 Jahren um den Erhalt der Strecke Siegburg - Lohmar. Damals stand ich auch jede freie Minute mit der Heckenschere auf der Strecke. Heute ist die Piste an einigen wenigen Stellen Fahrradweg, meist aber völlig zugewachsen und im Ortsbereich Lohmar vollständig überbaut. Für mich persönlich hat das Enggement allerdings trotzdem weitreichende erfreuliche Folgen, denn diverse Kontakte haben letztlich dazu geführt, dass ich heute meine Brötchen bei der Eisenbahn verdiene. Und wie es das Schicksal wollte bin ich sogar einige Jahre auf dem bis heute befahrenen Reststück Siegburg - Anst Siegwerk unterwegs gewesen... :lol:

Na ja - ist ne andere Geschichte...

Ich finde das Engagement im Hunsrück allerdings absolut beeindruckend und sinnvoll, auch wenn man sich zuweilen wie ein Sisyphus fühlt! Gleichwohl: Überschwänglichen Optimismus zu verbreiten, dass die Sache zum Erfolg führt, scheint derzeit wohl leider nicht so angebracht zu sein. Solange weder Politik noch (vor allem) die Bevölkerung in überwiegenden Teilen dahinter steht, solange kann man kaum gewinnen.

Die Meinung einer "Jagdgesellschaft" ist zwar sicher interessant, aber allzuviel würde ich da nicht drauf geben. Ich kenne keine Jäger aus dem Hunsrück, und habe ansonsten nur wenig Kontakt mit diesen Leuten, aber ihnen geht der Ruf vorraus, doch eher sehr konservative Werte zu pflegen. Auch wenn ich privat bzw. dienstlich einige Leute mit Jagdschein kenne, und ich mit denen keine Probleme habe - wenn ich mit dem Fotoapparat im nichturbanen Gelände unterwegs bin, gehe ich aufgund einiger Erfahrungen Begegnungen mit diesem Klientel lieber aus dem Weg. :wink:
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Re: Erhalt von Hunsrück-und Hochwaldbahn

Beitrag von Pablo »

Westeifelbahner hat geschrieben: Schade, dass diese Meldung hier fast untergeht.
Sie hätte doch einen eigenen Thread verdient!
Ich bin dankbar für dieses Engagement und drücke euch die Daumen, dass sich noch weitere Helfer finden.
Die Auß im Gleis und im Kopf.
Vielen Dank!
Horst Heinrich
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Re: Erhalt von Hunsrück-und Hochwaldbahn

Beitrag von Horst Heinrich »

TroubadixRhenus hat geschrieben:Die Meinung einer "Jagdgesellschaft" ist zwar sicher interessant, aber allzuviel würde ich da nicht drauf geben.
Ich will jetzt nicht über die Jagd referieren, zumal auch wir Forstleute zu der typischen Jägerklientel ein eher distanziertes Verhältnis haben, aber im konkreten Fall kamen da schon einige politisch bedeutsame Leute zusammen und ich nutze solche Gelegenheiten immer ganz gerne, um auch mal Stimmungsbilder zu diversen Themen "einzufangen" und dabei kam eben auch die Hunsrück(quer)bahn ins Gespräch.
Über meinen Eindruck habe ich berichtet - nicht mehr und nicht weniger.

Bilde sich ein jeder selbst sein Urteil - auch ob sein Engagement in der Sache eher zu einer Bahnreaktivierung oder zu einem Radweg beiträgt.
Eines ist sicher: Unter denen, die einst die Bahn auf ihren politischen Fahnen stehen hatten -was teils aber auch schon Jahre und Jahrzehnte her ist-, ist nicht einer, der sich für den Erhalt der Strecke stark macht und diese Leute belügen auch ganz gezielt ehrenamtliche Enthusiasten, allein schon, um noch ein paar Stimmen einzuheimsen.

In Wirklichkeit weiß doch jeder, daß die Strecke in absehbarer Zeit in SLN und STM vom Netz genommen wird.
Und als Antwort höre ich dann z.B.: Das kann man ja auch wieder ändern...
Na ja, wer's glaubt.
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Re: Erhalt von Hunsrück-und Hochwaldbahn

Beitrag von TroubadixRhenus »

Horst Heinrich hat geschrieben:...zumal auch wir Forstleute zu der typischen Jägerklientel ein eher distanziertes Verhältnis haben...
Das habe ich auch schon bemerkt. :wink:
Habe da auch immer ein Briefchen der Forstverwaltung Nastätten in der Tasche, seitdem mich mal ein Herr mit grünem Filzhut des Rheinsteigs verweisen wollte, nachdem ich den Sonnenuntergang fotografiert hatte... Der war doch wirklich der Meinung es stünde im Bundesjagdgesetz, dass der gemeine Bürger 1 Stunde vor Sonnenuntergang Wald und Flur zu verlassen habe... OK! Ist ein anderes Thema... Wenn Du magst, schicke ich Dir die Story gerne mal per PN. :mrgreen:
jojo54
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Re: Erhalt von Hunsrück-und Hochwaldbahn

Beitrag von jojo54 »

Kurz-Info aus dem Trierischen Volksfreund, Teilausgabe Hunsrück, vom 26.01.2016.

http://www.volksfreund.de/nachrichten/r ... 80,4424989

MfG
jojo54
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