Nationalpark & Bahn

Bernd Heinrichsmeyer
Amtmann A11
Beiträge: 877
Registriert: Di 11. Jul 2006, 20:00
Kontaktdaten:

Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Bernd Heinrichsmeyer »

Westeifelbahner hat geschrieben:Meine Befürchtung ist nur, dass derzeit - zumindest aus Sicht vieler Gemeinden - auch ein privates Unternehmen fehlt, welches konkret und ernsthaft den Betrieb der Gesamtstrecke übernehmen würde, wenn ... Millionen EUR zur Verfügung ständen... Sprich: Das EIU, an das sich der Bürgermeister aus Simmern betreffend seines Wunsches einer Schienenanbindung an den Nationalpark wenden könnte
Also das haben wir (HEB Hunsrück Eisenbahninfrastruktur GmbH) explizit den anliegenden Kommunen und Kreisen angeboten (nicht aber Simmern, da bislang für uns in SBBN Schluss war). Ein EIU, das lediglich Betreiber im Sinne einer Geschäftsbesorgung ist, wird sich finden lassen.

Horst hat es zutreffend geschrieben: Die Kommunen sind heute ganz froh, dass man 2009/2010 nicht zum Kauf kam. Und die Morbacher Haltung haben inzwischen auch die anderen. Wenn man heute ganz ehrlich ist, dann haben der damalige Bürgermeister von Morbach und wir einen Zug in Gang gebracht, von dem die anderen Kommunen gar nicht so recht wussten, wie es ihnen geschah - und schwups, schon waren sie mit drauf. Die damals tätigen Personen hatten die Weitsicht und haben gesagt "egal was in der Zukunft kommt, das regeln wir dann, jetzt erst mal Fakten schaffen". Dieses "Überholmanöver" hat die ADD lanciert vom zuständigen Ministerium erfolgreich unterlaufen und zack - der Zug stand still.

Brückenbauwerke kann man in Pachtverträgen mit der DB Netz nicht einfach im IST-Zustand zurückgeben, wenn die Brücke am Einstürzen ist. Das sehen die Verträge nicht vor. Auch wenn eine Brücke ohne Verkehr ist, so fallen Kosten an. Wir haben in 7 Jahren rund 35.000 EUR nur in Brückenprüfungen und deren Nebenkosten investiert. Das sind alles Summen, die man nicht aus der Welt reden kann. Im Übrigen liegt der Schlüssel zum Erfolg im Eigentum außerhalb der DB AG. Alleine schon wegen den Bestimmungen des §6 AEG. Eine langfristige Pacht käme dem vmtl. gleich, würde aber nichts am Problem ändern.

Eisenbahninfrastruktur gehört per se in öffentliche Hand, da stimme ich absolut zu. Dazu findet sich aber politisch keine Mehrheit und von der GroKo erwartet wohl eh niemand eine große Entscheidung.

Die stillgelegten Strecken werden von DB Services Immobilien GmbH im Auftrag des Eigentümers DB Netz verwaltet. Fachliche Prüfungen (z.B. Brückeninspektionen) macht die DB Netz selbst. Wenn der Sicherungsvertrag nicht kommt, verwertet die DB erst mal den Oberbau. Da dürfte abzüglich der Abbaukosten ca. eine Mio. EUR bei rum kommen. Defekte Brücken kann der Eigentümer ohne Genehmigung nach § 23 AEG im Sinne der Verkehrssicherung niederlegen. Wenn diese Dinge erfolgt sind, wird ein Antrag auf Genehmigung nach §23 AEG m.E. Erfolg haben. Wer will ernsthaft ein Verfahren nach §6 AEG für eine abgebaute Strecke einleiten, um so das 23er Verfahren zu behindern?

Fazit: Die DB Netz ermittelt aktuell die Kosten der Trassensicherung (also liegen lassen, nix dran verändern, Verkehrssicherung wahrnehmen). Diese legt sie vmtl. noch im 1. Quartal den Ländern vor. Diese entscheiden dann Ja oder Nein. Wenn Nein, dann ist m.E. nichts mehr zu machen.
Bernd Andreas Heinrichsmeyer
http://www.heinrichsmeyer.com
Rolf
Oberamtsrat A13
Beiträge: 1583
Registriert: Do 1. Feb 2007, 21:39
Kontaktdaten:

Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Rolf »

Bernd Heinrichsmeyer hat geschrieben:...Und Leute, wer ernsthaft irgendwo ankommt, und die Hunsrückbahn mit SPNV bedienen will, der muss damit rechnen, vor die Tür gesetzt zu werden. Jedes AST oder ein Kleinbus ist wirtschaftlicher. SPNV ist Unsinn und daran werden auch 20 oder 30 Jahre nichts ändern, da die notwendige Masse an Fahrgästen fehlt. ...
Das ist natürlich überall das Problem der Nebenstrecken in der bevölkerungsarmen Provinz, ob im Hunsrück, in der Eifel ... Dort wohnen einfach zu wenige Menschen, um die Züge im regulären SPNV mit Taktverkehr voll zu bekommen. Da muss dann schon noch etwas Besonderes hinzu kommen, touristisches Potential, ein Nationalpark, Güterverkehr o. ä., um den Erhalt der Strecke zu erreichen.

Für den Abschnitt Langelonsheim - Hahn sehe ich aber durchaus Potential auch im SPNV. Ich denke mal, der Flughafen Hahn könnte immer noch um die 250.000 Fahrgäste/Jahr beisteuern. Am Beispiel Weeze, einem ähnlich großen und in vielfacher Hinsicht gut vergleichbaren Flughafen, den ich sehr gut kenne (meine Urheimat ist Weeze und ich pflege die guten, alten Kontakte dort hin), habe ich mal das Potential hochgerechnet. Die Bahn nach Weeze befördert pro Zug im Schnitt ein bis zwei Dutzend Fluggäste im Halbstundentakt. Und das, obwohl anschließend noch ein Shuttlebus die letzten 4 km zum Flughafen übernehmen muss (wechselnd mit dem Bahnhof Kevelaer). Die Anreise per Bahn ist also deutlich unkomfortabler als sie es im Falle der Hunsrückbahn wäre, denn die soll ja bis zum Flughafen führen, wenn sie denn kommt. Dennoch bringt die Bahn in Weeze etwa 5-10% der Kunden zum Flughafen bzw. wieder zurück. Gemessen an den Fluggastzahlen komme ich so, je nach Jahr, auf rund 100.000 bis 200.000 Fahrgäste pro Jahr für Weeze, vorsichtig kalkuliert (das Flughafenmanagement hat höhere Zahlen geschätzt). Mit der direkten Verbindung zum Hahn wäre die Hunsrückbahn deutlich attraktiver als die kombinierte Bahn-Bus-Verbindung nach Weeze. Da das Fluggastaufkommen etwa gleich groß, die Verbindung aber attraktiver ist, lege ich 50 % drauf und komme auf ein Potential für Hahn, das um die 200.000 Fahrgäste, vielleicht sogar bei 250.000 liegt. 600, 700 oder sogar 1000 Fahrgäste pro Tag halte ich im Fall der Hunsrückbahn daher für durchaus realistisch, selbst dann, wenn der Flughafen Hahn nicht wieder wachsen sollte (was ich in Anbetracht von 380 bestellten bzw. optionierten neuen Jets durch den Hauptkunden Ryanair, Europas größter und profitabelster Airline, für durchaus möglich halte). Täglich 1000 Fahrgäste zusätzlich (!) zu den Fahrgästen aus der Region sind doch schon eine Hausnummer, finde ich. Ob das zusammen reicht, um die Züge ausreichend voll zu bekommen und um die Damen und Herren in Mainz zu überzeugen, weiß ich nicht. Aber wenn der Bund doch den Löwenanteil der Streckenerneuerung finanziert, würde ich in Mainz nicht lange zögern. Die Gelegenheit kommt vielleicht nie wieder.
Mattias
Betriebsassistent A5
Beiträge: 174
Registriert: Sa 30. Mai 2009, 12:33

Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Mattias »

In meinen Augen hinkt der Vergleich von Weeze und Hahn. Auf der einen Seite habe ich mit Ruhrgebiet, Kölner Raum und Niederrhein als Einzugsgebiet eine riesige Population in relativer Nähe, auf der anderen Seite ein räumlich gesehen weitas größeres Gebiet. Auch wenn Ryanair unschlagbar günstig ist (sofern ich nur Handgepäck habe), ist die Fahrt nach Hahn für mich schon ein Grund, lieber ein paar Euro mehr zu investieren und ab Frankfurt mit BA zu fliegen. Die Anzahl derer, die in angemessener Zeit per Zug dorthin kämen, ist im Vergleich zu Weeze wesentlich geringer, bei Flügen in den Tagesrandlagen scheidet der Zug praktisch für alle aus.
Gruß
Mattias
Rolf
Oberamtsrat A13
Beiträge: 1583
Registriert: Do 1. Feb 2007, 21:39
Kontaktdaten:

Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Rolf »

Mattias hat geschrieben:In meinen Augen hinkt der Vergleich von Weeze und Hahn.
Vergleiche haben immer etwas Vereinfachendes, klar. Ich denke aber schon, dass bei allen Unterschieden gewisse Grundtendenzen erkennbar sind.
Mattias hat geschrieben:In meinen Augen hinkt der Vergleich von Weeze und Hahn. Auf der einen Seite habe ich mit Ruhrgebiet, Kölner Raum und Niederrhein als Einzugsgebiet eine riesige Population in relativer Nähe, auf der anderen Seite ein räumlich gesehen weitas größeres Gebiet.
Dafür gibt es am Niederrhein auch mehr Konkurrenz unter den Flughäfen der Umgebung (Köln/Bonn, Düsseldorf, Maastricht, Eindhoven, Amsterdam). Entscheidend ist einzig und allein die unter den jeweiligen (unterschiedlichen) Bedingungen resultierende Nutzerzahl, und die ist eben ungefähr gleich. Sogar das Marktsegment stimmt überein (Billigflug, Ryanair). Und wie am Hahn, stammen die meisten Fluggäste eben nicht aus der Region, sondern aus den Metropolen in der Umgebung. Und dieses Fluggäste müssen irgendwie zum Flughafen kommen. Ein erheblicher Teil kommt in Weeze eben mit dem Zug.
Mattias hat geschrieben:In Auch wenn Ryanair unschlagbar günstig ist (sofern ich nur Handgepäck habe), ist die Fahrt nach Hahn für mich schon ein Grund, lieber ein paar Euro mehr zu investieren und ab Frankfurt mit BA zu fliegen. Die Anzahl derer, die in angemessener Zeit per Zug dorthin kämen, ist im Vergleich zu Weeze wesentlich geringer, bei Flügen in den Tagesrandlagen scheidet der Zug praktisch für alle aus.
Auch hier gilt: Entscheidend ist nicht, was man selbst tut, sondern wie viele Nutzer einen Flughafen tatsächlich nutzen. Und die Zahlen sind nun mal sehr ähnlich, völlig unabhängig davon, was man selbst bevorzugen würde. Der Weg von Weeze nach Köln/Düsseldorf, um nur die wichtigsten Metropolen zu nennen, aus denen Fluggäste kommen, ist ähnlich weit wie der von Hahn in die Rhein/Main-Region. In den Tagesrandlagen fällt die Bahn nach Weeze ebenfalls weg. Am Niederrhein herrscht auch Nachtruhe bei der Bahn. Ich sehe hier durchaus große Ähnlichkeiten.

Ich bin sicher, dass eine Bahn direkt zum Hahn attraktiver ist als die umständliche Verbindung Bahn/Bus nach Weeze. Die Busverbindung von Weeze nach Düsseldorf ist deutlich schneller und ohne Umsteigen auch bequemer. Dennoch nutzen so viele Fluggäste die Bahn; ich bin selbst immer wieder erstaunt (aus familiären Gründen bin ich relativ oft in Weeze und fahre auch häufig mit dem Zug. Die Situation beobachte ich schon seit Jahren sehr genau). Offenbar hat die Bahn einen hohen Stellenwert bei den Fluggästen, unabhängig davon, dass die Bahn im Einzelfall (Weeze) sogar die eher ungünstige Alternative ist.

Kurzum: Ich bin gerade aufgrund meiner "Weezer Erfahrungen" sicher, dass der Flughafen Hahn, auch wenn er nicht so gut läuft wie erhofft und insgesamt als Millionengrab ein großes Ärgernis ist, einen erheblichen Beitrag leisten kann, um die Züge im SPNV voll zu bekommen. Die Region würde von einer reaktivierten Bahn ungemein profitieren, vorausgesetzt, dass die Züge zum Hahn auch die "Unterwegshalte" im Hunsrück angemessen bedient. Aber davon darf man ja ausgehen.
Mattias
Betriebsassistent A5
Beiträge: 174
Registriert: Sa 30. Mai 2009, 12:33

Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Mattias »

Hallo Rolf,
nach deinen Kriterien hat Hahn mit Frankfurt, Köln / Bonn, Düsseldorf und Saarbrücken ebenfalls einiges an Konkurrenz. Der entscheidende Unterschied für mich ist: Ich bin in 1 1/2 Std vom Flughafen Weeze in Düsseldorf, in 2 Stunden in Köln. Wie lange würde ich brauchen, um nach Frankfurt zu gelangen? ich habe mal im Kursbuch von 1974 geblättert, da hat es reine Fahrzeit von Büchenbeuren bis Langenlonsheim ca. 1 3/4 Stunden benötigt. Wie lange würde eine Durchbindung bis Mainz dauern? Und dann ist man eben in Langenlonsheim, und nicht in einer Großstadt mit entsprechendem Drehkreuz. Natürlich könnte man die Strecke ertüchtigen, aber viel an Zeit lässt sich nicht herausholen.
Gruß
Mattias
Rolf
Oberamtsrat A13
Beiträge: 1583
Registriert: Do 1. Feb 2007, 21:39
Kontaktdaten:

Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Rolf »

Mattias hat geschrieben:Hallo Rolf,
nach deinen Kriterien hat Hahn mit Frankfurt, Köln / Bonn, Düsseldorf und Saarbrücken ebenfalls einiges an Konkurrenz. Der entscheidende Unterschied für mich ist: Ich bin in 1 1/2 Std vom Flughafen Weeze in Düsseldorf, in 2 Stunden in Köln. Wie lange würde ich brauchen, um nach Frankfurt zu gelangen?
Gruß
Mattias
Hallo Matthias,
mit Shuttlebus und Umsteigen brauche ich i. d. R. länger von Weeze Flughafen bis Düsseldorf bzw. Köln (1,5 bzw. 2 Std. reichen nicht ganz). Ich denke, die Fahrtzeiten zum Hahn wären ähnlich lang, vielleicht geringfügig länger. Die Bahn ist trotz langer Fahrtzeiten ein beliebter Zubringer für Flughäfen. Daran besteht kein Zweifel.
Gruß
Rolf

PS: Bevor hier wieder die Diskussion los bricht: Der Flughafen Hahn ist ein Millionengrab und deswegen in der Tat ein großes Ärgernis, ganz klar. Aber er wird bestehen bleiben, ob wir wollen oder nicht. Für den östlichen Hunsrück ist der Flughafen jedoch immer noch die große Chance auf eine Reaktivierung der Strecke (und am Ende profitiert davon womöglich auch der westliche Rest der Strecke). Ich würde das hier nicht ohne Not zerreden wollen. Am 13.1. kommt Michael O'Leary nach Hahn zu einer Pressekonferenz, wie in einschlägigen Foren berichtet wird. In der Regel hat er dann auch Großes zu verkünden. Ich rechne mit einer deutlichen Aufstockung des Programms. Ryanair hat 380 neue Jets (!) geordert, und in 2015 kommen schon einige Dutzend zur Auslieferung. Ryanair ist höchst profitabel und treibt die Konkurrenz nach einem kleinen Durchhänger (wegen fehlender Flugzeuge) vor sich her. Außerdem will Ryanair seinen Marktanteil in Deutschland von derzeit 4% auf bis zu 20% steigern, wie erst jüngst im Handelsblatt zu lesen war:

http://www.handelsblatt.com/unternehmen ... 92554.html

Da der Flughafen Frankfurt für Ryanair zu groß und damit tabu ist, rechne ich stark damit, dass Hahn profitieren wird. Früher oder später. Deswegen kann ich den Damen und Herren in Mainz nur raten, sich das Geld in Berlin zügig abzuholen und die Strecke zu reaktivieren. Eine bessere Gelegenheit, sich Strukturpolitik des Landes vom Bund finanzieren zu lassen, gibt es doch gar nicht.
Bernd Heinrichsmeyer
Amtmann A11
Beiträge: 877
Registriert: Di 11. Jul 2006, 20:00
Kontaktdaten:

Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Bernd Heinrichsmeyer »

Rolf hat geschrieben:Deswegen kann ich den Damen und Herren in Mainz nur raten, sich das Geld in Berlin zügig abzuholen und die Strecke zu reaktivieren. Eine bessere Gelegenheit, sich Strukturpolitik des Landes vom Bund finanzieren zu lassen, gibt es doch gar nicht.
Eine weise Aussage. Dem ist nichts hinzuzufügen :!:
Bernd Andreas Heinrichsmeyer
http://www.heinrichsmeyer.com
Mattias
Betriebsassistent A5
Beiträge: 174
Registriert: Sa 30. Mai 2009, 12:33

Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Mattias »

Rolf hat geschrieben:
...Ryanair hat 380 neue Jets (!) geordert, und in 2015 kommen schon einige Dutzend zur Auslieferung. Ryanair ist höchst profitabel und treibt die Konkurrenz nach einem kleinen Durchhänger (wegen fehlender Flugzeuge) vor sich her. Außerdem will Ryanair seinen Marktanteil in Deutschland von derzeit 4% auf bis zu 20% steigern, wie erst jüngst im Handelsblatt zu lesen war:

http://www.handelsblatt.com/unternehmen ... 92554.html
Natürlich sind das jetzt nur Spekulationen, aber ich denke, Hahn wird der Verlierer sein. Die anderen in dem Artikel genannten Flughäfen haben neben der Lage (Einzug, Infrastuktur) einen weiteren großen Vorteil. Sie sind Drehkreuze, und genau das braucht Ryanair. Die Möglichkeit, mit anderen Airlines zu vielen Destinationen weltweit zu kommen, ohne den Flughafen zu wechseln. Das kann Hahn nicht bieten, er ist einfach zu isoliert.
Gruß
Mattias
Horst Heinrich
Oberrat A14
Beiträge: 2194
Registriert: Sa 18. Okt 2008, 23:07

Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Horst Heinrich »

Noch mal zur Erinnerung:

Bei einem Streckenneubau ab Langenlonsheim (Kostenpunkt aktuell etwa 120 Millionen Euro) und dem Kopfmachen in Bingen ist eine Reisezeit Mainz-Hahn von 1 h 30 min. anvisiert.
(RE mit Halten in Langenlonsheim, Stromberg, Rheinböllen, Simmern, Kirchberg und Hahn)
Das sind etwa 35 Minuten mehr, als der aktuell verkehrende Shuttlebus benötigt.

Nach DB-Tarif würde eine Rückfahrkarte 33,- Euro kosten. (Bus: 16 Euro).
Andere Fahrscheinvarianten (z.B. Tagesticket) müßten zwischen DB, RNN und VRM verhandelt werden.

Inzwischen ist man sich einig, daß zur Erhöhung der Akzeptanz bei den Anwohnern weitere Halte notwendig wären, z.B. in Guldental, Windesheim, Argenthal, Sohren und Büchenbeuren.
Einer ausgleichenden Erhöhung der Strecken-Hg allerdings sind durch die Topographie Grenzen gesetzt.

Langfristig muß man sich wohl zwischen einem schnellen Flughafenzubringer und einer Regionalbahn entscheiden.

Die Bevölkerung ist überwiegend negativ zur Bahn eingestellt, in einigen Orten gibt es bereits jetzt teils massiven Widerstand, z.B. in Windesheim, Simmern und Sohren, mit weiteren Interventionen ist zu rechnen, vor allem wegen der typischen Emissionen, aber auch wegen der geplanten Auflassung von ca. 40 Bahnübergängen (Landwirtschaft).

Immer wieder wird auch auf die autobahnähnlich ausgebaute B 50 verwiesen ("Wir brauchen die Bahn nicht").

Selbst wenn es die Bahn Richtung Bingen gäbe, die Anbindung des Flughafens in die anderen Himmelsrichtungen
(Koblenz, Trier, Saarbrücken) ist und bleibt bescheiden.

All das wissen auch potentielle Investoren und ohne die gigantischen (Quer-) Subventionen wäre auch Ryanair hier bereits abgesprungen.
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
Rolf
Oberamtsrat A13
Beiträge: 1583
Registriert: Do 1. Feb 2007, 21:39
Kontaktdaten:

Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Rolf »

Mattias hat geschrieben:...Natürlich sind das jetzt nur Spekulationen, aber ich denke, Hahn wird der Verlierer sein.
Das glaube ich nicht. Frankfurt ist keine Alternative, aus vielen Gründen. Frankfurt passt nicht zum Ryanair-Konzept. Aber warten wir mal die PK am 13.1. ab.
Mattias hat geschrieben:... Die anderen in dem Artikel genannten Flughäfen haben neben der Lage (Einzug, Infrastuktur) einen weiteren großen Vorteil. Sie sind Drehkreuze, und genau das braucht Ryanair. Die Möglichkeit, mit anderen Airlines zu vielen Destinationen weltweit zu kommen, ohne den Flughafen zu wechseln. Das kann Hahn nicht bieten, er ist einfach zu isoliert.
Gruß
Mattias
Ryanair fliegt nur im Point-to-Point-Verkehr. Anschlussflüge gibt es bei Ryanair grundsätzlich nicht. Im Gegenteil, gerade durch das Konzept ohne Umsteigeverbindungen erreicht Ryanair (FR) seine hohe Pünktlichkeit. FR hat auch keine Kooperationspartner für Anschlussflüge. Ryanair hat damit keinen Bedarf für Drehkreuze. Daran wird sich auch nicht so schnell etwas ändern. Natürlich braucht Ryanair Hubs (Basen), aber dafür sind die dezentralen Flughäfen besonders geeignet, weil hier kaum Konkurrenz in die Quere kommt und die Kosten niedrig sind. Die Ryanair-Hubs sind fast alle an dezentralen Standorten. In Deutschland sind das nur Bremen, Weeze, Karlsruhe/Baden-Baden und Hahn (Köln mit einem Flieger nur im Winter). Hahn ist der einzige davon mit einer 24-Stunden-Genehmigung und somit ein Juwel für Ryanair, da Hahn systembedingt unverzichtbar ist (fast alle Umleitungen gehen bei Verspätungen nach Hahn, wenn die anderen Flughäfen bereits Nachtruhe haben. Darauf kann FR nicht verzichten). Das wird auch so bleiben. FR interessiert sich neuerdings deswegen für die Metropolen, weil man nur dort einen Teil der 380 (!!!) bestellten neuen Flugzeuge unterbringen kann und weil man nur dort den Etablierten Marktanteile abjagen kann. Das ist das Ziel. Deswegen wurde zuletzt auch der Service deutlich verbessert. Ryanair wird den Markt weiter kräftig aufmischen. Mit den alten dezentralen und den neuen zentralen Zielen. Die Lufthanseaten und Co. werden sich noch umschauen! Nach allem, was ich in Weeze und andernorts in den letzten Wochen in Erfahrung bringen konnte, dürfte auch Hahn von der Trendwende profitieren. Weeze bekommt bis 2016 eine kräftige Aufstockung. Warum nicht der Hahn? Die Flughäfen wurden bisher immer gleich behandelt. Daher rechne ich auch für Hahn mit einem Zuwachs. Ich bin daher inzwischen wieder deutlich zuversichtlicher als noch vor einigen Monaten. Am meisten freut mich, dass es damit noch mehr gute Gründe gibt, die Bahn zum Hahn endlich zu reaktivieren. Mainz sollte jetzt endlich handeln!
Rolf
Oberamtsrat A13
Beiträge: 1583
Registriert: Do 1. Feb 2007, 21:39
Kontaktdaten:

Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Rolf »

Horst Heinrich hat geschrieben:Noch mal zur Erinnerung:

Bei einem Streckenneubau ab Langenlonsheim (Kostenpunkt aktuell etwa 120 Millionen Euro) und dem Kopfmachen in Bingen ist eine Reisezeit Mainz-Hahn von 1 h 30 min. anvisiert.
(RE mit Halten in Langenlonsheim, Stromberg, Rheinböllen, Simmern, Kirchberg und Hahn)
Das sind etwa 35 Minuten mehr, als der aktuell verkehrende Shuttlebus benötigt. ...
Mag sein, aber wie man in Weeze sieht, ist die Bahn trotz längerer Fahrzeiten sehr beliebt. Außerdem enden die Züge vom Flughafen im Bahnhof und man kann direkt umsteigen. Das spart Zeit und verkürzt die Wege gegenüber dem Bus, der im besten Fall irgendwo auf den Bahnhofsvorplatz ankommt. Und wenn man nicht gerade den unsäglichen Lint anschafft, dürfte die Bahn auch zuverlässiger sein. Und bequemer dürfte die Bahn allemal sein, wenn man nicht gerade Talente mit den grässlichen Hartschalensitzen anschafft. Es spricht immer noch verdammt viel für die Bahn!
Horst Heinrich hat geschrieben:...Nach DB-Tarif würde eine Rückfahrkarte 33,- Euro kosten. (Bus: 16 Euro)...
Dabei muss es ja nicht bleiben!
Horst Heinrich hat geschrieben:...Langfristig muß man sich wohl zwischen einem schnellen Flughafenzubringer und einer Regionalbahn entscheiden...
Das denke ich auch. Aber das dürfte ja auch machbar sein.
Horst Heinrich hat geschrieben:...Die Bevölkerung ist überwiegend negativ zur Bahn eingestellt, in einigen Orten gibt es bereits jetzt teils massiven Widerstand, z.B. in Windesheim, Simmern und Sohren, mit weiteren Interventionen ist zu rechnen, vor allem wegen der typischen Emissionen, aber auch wegen der geplanten Auflassung von ca. 40 Bahnübergängen (Landwirtschaft)...
Die Vorurteile resultieren m. E. vorwiegend aus Unkenntnis. Daher ist Aufklärung von Nöten. Und wenn die Bahn erst mal da ist, werden die immensen Vorteile der Bahn (für die Bewohner der Region!!!) als Zubringer zur Rhein-Main-Region sicher schnell deutlich. Die Kritik wird dann ebenso schnell verstummen. Ich kann nur hoffen, dass die Politiker in Mainz den entsprechenden Mumm haben, sich da durchzubeißen. Langfristig wird man ihnen dafür danken!
Horst Heinrich hat geschrieben:...ohne die gigantischen (Quer-) Subventionen wäre auch Ryanair hier bereits abgesprungen.
Ja klar, aber der Flughafen ist jetzt nun mal da und er wird auch weiter da bleiben. Dafür wird das Land schon sorgen. Mehr sollte uns im Zusammenhang mit der Bahnstrecke doch erst mal nicht interessieren. Ich möchte dringend raten, sich über das Subventionsgrab Hahn an anderer Stelle zu beschweren und hier im Eisenbahnforum den positiven Effekt der Situation wahrzunehmen. Wer den Hahn zerredet, zerredet letztendlich auch die Bahnstrecke. Ohne den Flughafen bräuchten wir hier nicht über eine Reaktivierung zu diskutieren. Das hat Bernd Heinrichsmeyer hier schon vor Jahren deutlich gemacht; und er muss es wissen!
Horst Heinrich
Oberrat A14
Beiträge: 2194
Registriert: Sa 18. Okt 2008, 23:07

Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Horst Heinrich »

Rolf hat geschrieben:... aber der Flughafen ist jetzt nun mal da und er wird auch weiter da bleiben. Dafür wird das Land schon sorgen. Mehr sollte uns im Zusammenhang mit der Bahnstrecke doch erst mal nicht interessieren. Ich möchte dringend raten, sich über das Subventionsgrab Hahn an anderer Stelle zu beschweren und hier im Eisenbahnforum den positiven Effekt der Situation wahrzunehmen. Wer den Hahn zerredet, zerredet letztendlich auch die Bahnstrecke. Ohne den Flughafen bräuchten wir hier nicht über eine Reaktivierung zu diskutieren. Das hat Bernd Heinrichsmeyer hier schon vor Jahren deutlich gemacht; und er muss es wissen!
Mittelfristig wird der Flughafen verschwinden, Zweibrücken war der Anfang.
Gerade eben wurde ein weiteres Unternehmen am Hahn geschlossen - ein Caterer.
Wieder 30 Arbeitslose mehr.
Der "Jobmotor" fährt nur noch auf einem Zylinder und wird nach der Landtagswahl 2016 vermutlich komplett stehen bleiben.
Übrigens reagieren die Hunsrücker bereits, viele Menschen vor Ort suchen für sich bzw. ihre Kinder bereits Beschäftigungsalternativen, richten dabei ihr Interesse auch in das Rhein-Main-Gebiet.

Die Reaktivierung -darüber sind sich alle Fachleute einig- macht gerade auch dann Sinn, wenn der Flughafen in die Knie geht, denn sie wäre eine zusätzliche Attraktivität der Wohnregion Hunsrück und eine ÖPNV-Anbindung an die Rhein-Main-Region, die noch einmal besonders interessant wird, wenn es ab 2018 sechs Jahre lang zu Engpässen auf der A 61 im Zuge eines Brückenneubaus kommt.
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
Gesperrt